Tagesarchiv: 26. Mai 2011

schreibidee (261)

beim thema sucht gibt es einen effekt, der in den letzten posts schon angerissen und angedeutet wurde, aber noch nicht direkt thematisiert wurde. er tritt meist nur dann zu tage, wenn es zum entzug kommt und betrifft nicht die süchtigen. es geht um die co-abhängigkeit, in die nicht selten nahestehende menschen geraten. diese schreibidee soll zu „co-abhängigen texten“ anregen.

was passiert, wenn jemand co-abhängig ist? letztendlich kann sich die nahestehende person der bedürftigkeit des süchtigen menschen schwer entziehen, zieht sogar einen persönlichen positiven effekt daraus. dahinter steckt keine bösartigkeit, sondern meist handelt es sich um entstandene strukturen, die die sucht stützen. darum soll am anfang von den schreibgruppenteilnehmerInnen ein schon etwas längerer text verfasst werden, in dem ein hauptprotagonist, eine hauptprotagonistin große bedürftigkeit signalisiert. wie dies geschieht bleibt der fantasie überlassen, es muss sich auch nicht um süchtige protagonistInnen handeln, co-abhängigkeit kann auch in anderen zusammenhängen entstehen. die texte werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen.

danach werden die texte in der schreibgruppe ausgetauscht. nun ist von allen teilnehmerInnen eine nahestehende person zu wählen, deren gedanken notiert werden. was denkt jemand, der co-abhängig ist? welchen vorteil zieht jemand für sich daraus, dass es einem nahestenden menschen nicht gut geht und hilflosigkeit im raum steht? die teilnehmerInnen sollten sich möglichst in die lage der betroffenen versetzen. anschließend werden die texte in der schreibgruppe vorgetragen und beim feedback besteht raum, über die nachvollziehbarkeit der gedanken zu diskutieren. es sollte ausnahmsweise bei diesem thema in schreibgruppen auch raum bestehen, ausführlich zu diskutieren. zum einen handelt es sich um ein phänomen, dass sich als hoch emotionale handlung gut in geschichten einfügen lässt, aber auch eine hohe soziale brisanz für viele menschen besitzt.

zum abschluss kann dann die geschicht weitergeführt oder eine neue verfasst werden. die co-abhängigkeit wird durchbrochen, dadurch dass die süchtigen protagonistInnen ihre sucht in den griff bekommen, sich nicht mehr über hilflosigkeit und bedürftigkeit definieren. was geschieht in der zwischenmenschlichen beziehung dann? diese ereignisse können als geschichte geschildert werden oder vielleicht in einem dialog. sie werden zum ende der schreibgruppe ohne feedback vorgetragen.

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schreibberatung und sucht

es ist in beratungen nicht immer leicht festzustellen, ob die ratsuchenden vor dem termin substanzen zu sich genommen, um emotionen, bewusstsein oder stimmungen zu verändern. hier geht es nicht um die bewertung, ob dies ein persönliches problem darstellt oder nicht. es geht nur darum, ob man in diesen „zuständen“ der ratsuchenden eine sinnvolle beratung durchführen kann.

das schreiben hängt eng mit mentalen funktionen zusammen. doch auch unter beeinträchtigungen der mentalen fähigkeiten durch substanzen wurden große literarische werke verfasst und entwickelt. doch beraterInnen sind nicht unbedingt fähig abschätzen zu können, wie weit die restliche lebensgestaltung der klientInnen eine dauerlevel von mentalen veränderungen unterliegt. so kann zum beispiel unter psychopharmaka sehr wohl gelernt, gearbeitet oder gestaltet werden.

wichtigster aspekt einer schreibberatung oder auch einer beratung generell ist es meiner ansicht nach, es anzusprechen, wenn man den eindruck hat, jemand konsumierte vor der beratung leistungsverändernde substanzen. die schwierigkeit bei sucht besteht ja darin, dass die umwelt oft eine große hemmschwelle hat, dies zu thematisieren. Weiterlesen