ja, man kann über helden schreiben, die mutig die welt, menschen oder auch nur den kanarienvogel retten. „mut“ taucht als motiv in geschichten immer wieder auf. doch viel interessanter scheint mir der blick darauf, wie viel mut es kostet, kreativ zu schreiben. das mag in den ohren mancher etwas seltsam klingen, ist es doch nur ein wenig geschichten schreiben, etwas, das in der vorstellung unbeteiligter in die kategorie „das machen frauen in der volkshochschule“ (nichts gegen hausfrauen) gehört.
hier fängt die sache mit dem mut schon an. es ist mutig, sich hinzusetzen, entgegen aller abwertender vorurteile, zum stift zu greifen und der eigenen fantasie freien lauf zu lassen. diejenigen, die diese vorstellung possierlich finden und das kreative schreiben mit schulfaufsätzen vergleichen, scheuen diese form des ausdrucks meistens. denn dabei handelt es sich um den zweiten mutigen schritt: persönliches in einen text einfließen zu lassen.
im vorfeld weiß man nie, was das schreiben mit einem macht. man kann sich ein thema vornehmen, recherchieren und nachdenken, einen plot entwickeln und dann feststellen, dass sich die geschichte in eine ganz andere richtung entwickelt, als man es sich vorstellte. schreiben birgt immer die chance (oder gefahr) in sich, dass dinge einfließen und handlungen geschehen, die im schreibfluss nicht kontrolliert werden können. schreiben kann auch einen mutige form des kontrollverlusts sein, und eben ein ausdruck ganz persönlicher gefühle.
wenn man das kreative schreiben in einer schreibgruppe praktiziert oder es wagt, texte von sich der öffentlichkeit preis zu geben, dann unternimmt man den nächsten mutigen schritt. denn die reaktion der anderen ist nicht vorhersehbar. zum einen möchte man ehrliche reaktionen (wer konnte denn als kind mit dem satz „das hast du aber schön gemacht“ jemals etwas anfangen?), zum anderen gibt man vielleicht viel persönliche preis, auch wenn das die anderen nicht wissen. kritik trifft in diesen momenten stärker als sonst, selbst wenn man sich bewusst macht, dass man den text preisgeben wollte.
heutzutage ist es aber ebenso mutig, sich offen und ehrlich über komplimente zu freuen, einen schritt weiter zu machen und den nächsten text zu verfassen, zu entscheiden, welches feedback man annehmen möchte und welches nicht und eventuell damit zu leben, dass der eigene text ganz anders verstanden wird, als man ihn meinte. kreatives schreiben ist eine der intensivsten ausdrucksformen, die dem menschen offen stehen. es bleibt weiterhin mutig, sich klar auszudrücken und gleichzeitig noch kreativität und fantasie raum zu geben. zum glück kann es in diesen momenten gleichzeitig ungemein befriedigend sein.