schreibpädagogik und vielfalt

schreibgruppen sind gruppen, die ein riesiges potential an möglichkeiten bieten. im gegensatz zum beispiel zum sporttraining, zum kochkurs oder zur selbsthilfegruppe für alkoholiker, benötigt eine schreibgruppe ausschließlich zwei dinge: papier und einen stift (natürlich gibt es noch viele zusätzliche hilfsmittel, die auch verwendet werden können). mit diesen zwei dingen lässt sich anschließend die ganze welt erschreiben.

so gibt es schreibgruppen, die vielleicht nur kreatives oder biografisches schreiben im titel tragen und nicht mehr. dies ermöglicht es den gruppenleiterInnen ihre angebote an der gruppe auszurichten. und da eine solche vielfalt an möglichkeiten herrscht, müssen die gruppen nie enden, wenn dies nicht gewünscht ist (sicherlich ist dies abhängig vom zeitkontingent der schreibgruppenleitung und vieler anderer dinge).

daneben gibt es aber auch unendlich viele möglichkeiten, schreibgruppen zu bestimmten aspekten anzubieten. man kann die thematik des schreibens einkreisen und sich beim biografischen schreiben zum beispiel auf die kindheit konzentrieren oder beim kreativen schreiben auf das schreiben von fabeln. man kann nur eine einzige form von assoziationstechniken verwenden und schauen, was für ergebnisse dabei herauskommen, man kann ausschließlich über den eigenen wohnort schreiben, man kann ein wochenende lang miteinander schreiben, man kann eine feste anzahl von terminen für die schreibgruppe verwenden. die variationsbreite ist unerschöpflich und eigentlich nur abhängig vom interesse der schreibenden und von der fantasie der gruppenleitung.

vielfalt bestimmt auch den verlauf der schreibgruppe. so wie schon zur schreibberatung erwähnt, ist auch jede schreibgruppe anders. man wird es nie erleben, dass eine gruppe wie die vorherige agiert, dass sehr ähnliche texte entstehen oder auch nur einzelne gruppentreffen einen identischen verlauf nehmen. auf der einen seite ist dies eine tolle chance, all die möglichkeiten der menschlichen fähigkeiten auszuschöpfen und den einzelnen subjekten in der gruppe im laufe der zeit gerecht zu werden. auf der anderen seite fordert dies von den gruppenleitungen eine sehr flexible haltung.

es gehört also eine gelassenheit dazu, die es ermöglicht, sich an den rückmeldungen und haltungen der gruppenteilnehmerInnen zu orientieren, die nicht jedem menschen leicht fällt. man sollte darauf vertrauen können, dass nicht automatisch das chaos ausbricht, wenn man einmal einen teil der kontrolle über die gruppe abgibt. kreativität benötigt auch freiraum und die möglichkeit, sich ausbreiten zu können. wenn dies möglich ist, dann können schreibgruppen ein ort des ständigen wandels und die ergebnisse so vielfältig wie die teilnehmerInnen sein.

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