„lehruntauglich“
heutzutage verbreiten bildschirme in u-bahnen die wichtigen dinge aus der welt. und vor ein paar tagen flackerte auf einen die aussage „etliche prozent der schülerInnen in deutschland seien lehruntauglich“ herab. was für ein ätzendes wort. dies zeigt eigentlich schon, wie schülerInnen betrachtet werden: als gegenstand. wenn schuhe regenuntauglich, uhren wasseruntauglich oder fahrradlichter strassenuntauglich sind, dann kann man dies verstehen. doch schülerInnen können nicht lehruntauglich sein.
lernen ist ein subjektiver prozess. doch unser schul- und lehrsystem basiert auf verallgemeinerungen, um eine bestimmte form der wissensvermittlung durchführen zu können. schon lange gibt es andere vorstellungen von lehren und lernen. es gibt auch verschiedene vorstellungen, wie zwingend zeitliche abläufe sein müssen. ich schreibe nur kurz „summerhill“ als alternative form des üblichen lehrens und lernens, ein projekt, das der selbstbestimmung den vorrang gibt.
„lehruntauglich“ sagt jedoch aus, dass die jugendlichen nicht zur „lehre“ passen. andersrum wird ein schuh daraus: die „lehre“ passt oft nicht zum lernen und vor allen dingen zu den jugendlichen. es wäre zu wünschen, dass dies endlich einzug in viele pädagogische konzepte erhält. „lehruntauglich“ personalisiert vor allen dingen und bereitet den weg, junge menschen vom lernen schon sprachlich fern zu halten. wenn sie es nicht schon verlernt haben zu lernen, dann sorgt die wortwahl für den rest. und vor allen dingen: was macht man nun mit so einem wissenschaftlichen ergebnis?
einziges ziel sollte es sein, die lehre zu verändern. das wäre konsequent, könnte persönlichkeitszuschreibungen unterbinden und sollte die lehre als lernuntauglich befunden werden, kann sie abermals reformiert werden. dann muss auch nicht an den persönlichkeiten der lehrenden rumgekrittelt werden.