Tagesarchiv: 3. Juli 2011

biografisches schreiben und vorurteil

der mensch braucht nur einen bruchteil von sekunden, um sich ein erstes bild von einem anderen menschen zu machen. der erste eindruck hat eine enorme bedeutung. untersuchungen haben ergeben, dass vieles am intuitiven ersten eindruck zutrifft. anscheinend haben wir ein gespür dafür entwickelt wer freund, wer feind, wer angenehm und wer unangenehm für uns ist. und doch fallen diese entscheidungen nicht frei von gesellschaftlich vermittelten einstellungen aus. da mag es eine biologische reaktion geben, doch genauso gibt es eine emotionale, beeinflusste reaktion.

„fremdes“ erscheint oft bedrohlich. wie weit mir aber etwas fremd erscheint, hat mit meinen vorherigen erfahrungen zu tun. und ob ich bestimmte erfahrungen gemacht habe, hat wiederum mit erziehung zu tun, mit dem umfeld, in dem ich lebe und mit dem, was ich lernen durfte. darum verfestigen sich vor allen dingen in autoritären gesellschaften gern vorurteile, da man ja nichts anderes kennt. und seien wir mal ehrlich, es gibt keinen menschen, der ohne vorurteile durch das leben wandert. wichtiger ist es, gelernt zu haben, diese schnell getroffenen urteile auch wieder revidieren zu können und zu dürfen. das heisst, auch den zweiten eindruck als wichtig zu erachten.

im biografischen schreiben kann man sich seinen vorurteilen, die man im laufe seines lebens hatte annähern. natürlich auch nur so weit, wie man sich selbst kritisch betrachten kann. das ist nicht ganz einfach, da es eben auch wieder von den gemachten erfahrungen abhängig ist. aber man kann beinahe „neutrale“ instanzen hinzuziehen. fragen sie doch einfach mal gute freunde, bei denen sie davon ausgehen können, dass die kein blatt vor den mund nehmen, was sie meinen, welchen vorurteilen sie raum geben. lassen sie die aussagen sacken, verstricken sie sich nicht in diskussionen darum.

man kann später für sich selber überlegen, ob man die einschätzung der anderen für sich annehmen möchte oder nicht. vielleicht geben die rückmeldungen einen hinweis auf weiße flecken in der eigenen wahrnehmung. aber, und dies finde ich ebenso wichtig, man muss aufpassen, sich nicht beständig selber zu verdächtigen. Weiterlesen

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liste (54) – urteil und vorurteil

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „urteil und vorurteil„.

meine liebsten vorurteile:

die häufigsten vorurteile, die andere mir gegenüber haben:

die besten urteile, die ich jemals gefällt habe:

urteile, mit denen ich absolut falsch lag:

vorurteile, die ich wirklich schlimm finde:

die häufigsten urteile, die andere mir gegenüber fällen (und denen ich irgendwie zustimmen kann):

schreibberatung und wissenschaftliches schreiben

es gibt kaum statistiken darüber, wie viele akademikerInnen entweder ihr studium oder ihre doktorarbeit abbrechen, weil das schreiben ihnen große probleme bereitet. aber es gibt untersuchungen, die zeigen, dass beinahe 50 prozent der studienabbrecherInnen der meinung sind, sie seien nicht gut bei schriftlichen studienarbeiten betreut worden. bei den nicht-abbrecherInnen sind immerhin beinahe 40 prozent der meinung. diese aussagen beinhalten zwar keine aussage über die betreuung beim eigentlichen schreibprozess, aber dieser spielt für viele mit großer wahrscheinlichkeit eine rolle.

es ist davon auszugehen, dass in bezug auf den forschungsgegenstand die betreuung durch andere wissenschaftlerInnen wahrscheinlich gegeben ist. denn viele schriftliche studienarbeiten dienen der zuarbeit zu größeren forschungsprojekten. hier gibt es ein originäres interesse der betreuenden. aber hilfestellungen bei schreibkrisen und schreibblockaden ist selten durch die betreuenden wissenschaftlerInnen vorgesehen. wenn nun die hochschule keine eigenen angebote zum wissenschafltichen schreiben macht, dann kann eine professionelle schreibberatung sinn machen.

natürlich kostet eine solche schreibberatung geld, aber ab einem gewissen punkt kann es hilfreich sein, abzuwägen: entweder sein studium abzubrechen, nicht zu beenden, doktorarbeiten nicht zu vollenden, oder sich hilfe zu suchen. das mag jetzt recht drastisch klingen, doch letztendlich ist nachhilfe während der schulzeit nichts anderes. und auch hier ist wieder von persönlichen schuldzuschreibungen zu abstrahieren. es geht meist nicht darum, dass die jungen wissenschaftlerInnen keine ahnung vom fach haben, sondern dass sie in den schulen und hochschulen nie gelernt haben, wie eine wissenschaftliche arbeit zu verfassen ist. und von hilfreichen schreibtechniken oder assoziationsmöglichkeiten haben sie noch nie etwas gehört.

das schreiben von hausarbeiten kann schon eine vorbereitung auf eine wissenschaftliche abschlussarbeit darstellen, doch diese stellen für viele studierende eine quälerei in ihren semesterferien dar. schreibberatung kann zwar nichts zum inhalt beisteuern (denn dies würde bedeuten, dass sich schreibberaterInnen in allen wissenschaftlichen feldern auskennen müssten), aber sie kann hilfestellung beim schreibprozess geben.

wenn jemand in eine beratung gefunden hat, dann ist dies der erste schritt, sich bewusst zu machen, dass es dinge gibt, die allein nicht bewältigbar sind. dies ist eine gute voraussetzung für die reduzierung der vorstellung, zu versagen. Weiterlesen