Monatsarchiv: August 2011

web 2.0 und soziologie

interview mit sherry turkle auf der homepage der süddeutschen zeitung.
sherry turkle forscht seit jahren am MIT zu den gesellschaftlichen auswirkungen des internets und des web 2.0. es erscheint in den usa ein neues buch von ihr und sie führte im vorfeld eine menge interviews mit den nutzerInnen des webs. das ergebnis erstaunt nicht, aber es zeigt noch einmal auf, was geschehen müsste, damit das internet auch weiterhin für viele menschen attraktiv und interessant ist. denn was bisher viel zu wenig beleuchtet wird, das ist der widerstreit zwischen dem, als was uns das internet verkauft wird, und dem, wie wir die nutzung des netzes selber erleben.

sherry turkle bestätigt in ihrem interview, dass sich etliche menschen durch die formen der kommunikation im netz unter druck gesetzt fühlen. es ist aus ihrer sicht nicht eine automatische folge der technik, sondern eine frage, welchen umgang man mit der technik, mit dem werkzeug internet gelernt und erfahren hat. bei uns werden meist nur die technischen vorgehensweisen bei der verwendung des netzes vermittelt, vielleicht auch noch die rechtlichen grundlagen, aber viel zu selten wird aufgezeigt, wie meine eigenen (kommunikations)bedürfnisse auch befriedigt werden können. was passiert, wenn ich bestimmten trends nicht folge? verliere ich dann soziale kontakte? erscheinen mir die kontakte über das web 2.0 befriedigend? oder was muss ich anstellen, damit sie eine befriedigende form für mich annehmen?

turkle spricht mir aus dem herzen, wenn sie formuliert, dass sie die technik des netzes sehr schätzt, aber das gefühl hat (und sich durch ihre interviews auch darin bestätigt sieht), dass manche menschen die spannenden und interessanten seiten des internets für sich noch nicht entdecken konnten. und vor allen dingen, dass diese seiten auch kaum vermittelt werden. beim internet „lassen“ menschen zu sehr mit sich geschehen. um eine klare position zu dem medium einnehmen zu können, benötigt es anregungen und vermittlungen. es sollte ein bewusstsein für die eigenen anliegen in den vordergrund treten können, denn dann ist die digitale revolution wirklich eine zunahme an gesellschaftlicher teilhabe und eine form von weiteren freiheitsgraden.

ein diskussionswürdiges interview, das unter diesem link nachgelesen werden kann: http://www.sueddeutsche.de/digital/us-soziologin-sherry-turkle-ueber-das-digitale-zeitalter-ich-poste-also-bin-ich-1.1133783

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schreibgruppen selber gründen (01)

die eigene rolle festlegen

es kann die zeit kommen, da möchte man seine eigene schreibgruppe gründen. entweder lebt man an einem ort, an dem es noch keine schreibgruppen gibt oder es gibt zwar schreibgruppen, aber diese liegen einem nicht so oder man möchte einen thematischen schwerpunkt setzen. ich gehe hier davon aus, dass es sich bei der schreibgruppe um eine nicht-kommerzielle handeln soll, und versuche hier ein paar bedenkenswerte aspekte für eine schreibgruppen-gründung aufzuzeigen.

bevor man überhaupt andere interessentInnen sucht, sollte man ein paar vorüberlegungen anstellen. am wichtigsten scheint es mir, dass man sich gedanken darüber machen sollte, welche rolle man in der schreibgruppe einnehmen möchte. man kann sich von vornherein dafür entscheiden eine art anleitungsrolle zu übernehmen, man kann sich ebenso für eine basisdemokratische gruppe entscheiden, in der alle das gleiche mitspracherecht haben. welche verantwortungen möchte man also in der gruppe übernehmen? wie soll das aussehen, wenn die gruppe eine gewisse zeit existiert?

generell muss einem bewusst sein, dass die teilnehmerInnen der schreibgruppe einem erst einmal eine rolle zuschreiben werden, ganz gleich, ob man die rolle einnehmen möchte oder nicht. als initiatorIn oder gründerIn der gruppe erhält man automatisch erst einmal eine leitungsrolle zugeschrieben. es ist damit zu rechnen, dass eine viele beim ersten treffen ganz erwartungsvoll anschauen werden, was man denn nun geplant habe. in diesem moment sollte man seine überlegungen zur eigenen rolle offenlegen. und man sollte bei den anderen nachfragen, ob sie damit einverstanden sind.

noch besser ist es, wenn man schon in dem ankündigungs- oder suchtext formuliert, wie man sich die zukünftige zusammenarbeit vorstellt. dann können sich die anderen schreibgruppenteilnehmerInnen überlegen, ob diese form der schreibgruppe für sie in frage kommt. dies verhindert lange diskussionen über die weiteren vorgehensweisen während der ersten gruppentreffen. und doch bleibt es dabei, man hatte als erstes die initiative ergriffen und erhält eine organisationsrolle.

wenn man nun zum beispiel eine basisdemokratische schreibgruppe gründen möchte, dann sollte man immer wieder, wenn einem die verantwortung für den weiteren verlauf übergeben wird, klar formulieren, dass man Weiterlesen

web 2.68 – digitales wörterbuch

die deutsche sprache entwickelt sich beständig weiter, worte verschwinden aus dem sprachgebrauch und andere tauchen auf. da ist es dann sehr hilfreich, wenn jemand all die informationen, die es gibt, zusammenstellt. dies geschieht schon längere zeit, war mir aber noch nicht bekannt. und als ich nun die seite des „digitalen wörterbuchs der deutschen sprache“ der berlin-brandenburgischen akademie der wissenschaften entdeckte, war vor kurzem die darstellung des wörterbuchs auf den neuesten digitalen stand gebracht worden.

man gebe auf der startseite einfach ein deutschsprachiges wort ein, zu dem man informationen sucht und erhält in kürzester zeit eine ganze palette an informationen. informationen aus einem thesaurus, aus einem etymologischen wörterbuch, eine stichwortwolke, verweise auf zeitungsartikel, die den begriff verwenden, statistik der verwendungen und vieles mehr. bei der freischaltung von cookies lassen sich weitere informationen hinzufügen und man erhält einen rundumblick zu einem einzigen wort.

dies kann sowohl beim schreiben als auch bei der korrektur eines textes sehr hilfreich sein. schön ist es, dass das web 2.0 es so einfach macht, die querverweise zusammenzustellen. also, für alle die schreiben, ein wunderbares werkzeug. zu finden ist es hier: http://www.dwds.de/ .

web 2.0 und lange texte

immer wieder kommt die diskussion auf, ob im web 2.0 lange texte angebracht sind. die zeichenreglementierung von twitter und sms reduziert meldungen und texte auf ein minimum. an die kurz-kurz-meldungen gewöhnt, empören sich manche menschen im netz über längere berichte. damit einher geht seit jahren die entwicklung in zeitungen und zeitschriften, reportagen oder artikel zu begrenzen. dies war erst einmal nicht der aufmerksamkeitsspanne der leserInnen geschuldet, sondern es war den kosten und bezahlungen der journalistInnen geschuldet, die nach zeilen bezahlt wurden.

da wurden die bilder größer, die überschriften nahmen mehr platz ein und der zeilenabstand wuchs beim relaunch an. das internet verstärkte mit seinen übertragungsgeschwindigkeiten und seinen überblicksstrukturen den hang zur kurzversion. ob es gewöhnung ist oder das so genannte „aufmerksamkeitsdefizitsyndrom“, das anscheinend um sich greift, das internet verkürzt die geduld, ein thema ausführlicher zu betrachten. dem motto „zeit ist geld“ folgend wird an allen ecken und enden suggeriert, dass in der kürze die würze liege.

das steht meiner ansicht nach im widerspruch zu einer immer komplexeren welt, die ausführliche analysen, intensive diskurse und in die tiefe gehende untersuchungen benötigt, um sie überhaupt verstehen zu können. die schnell-schnell-haltung verstärkt die gesellschaftlichen schwierigkeiten, da viele lösungsvorschläge nur noch „just-in-time“ gemacht werden und wenig fruchten. es würde verwundern, wenn es in dieser welt der steten nachbesserungen nicht eine gegenbewegung geben. denn das internet bietet nicht nur geschwindigkeit, es bietet auch preiswerten (schreib)platz. seit dem html-code und den blogs benötigt text nicht mehr viel speicherkapazität.

und so widmete sich die süddeutsche zeitung dieser gegenbewegung in einem artikel und macht auf diverse seiten im internet aufmerksam, die es sich zur aufgabe gemacht haben, längeren texten genug raum zu geben. auch auf dem zeitschriftenmarkt gibt es schon seit einiger zeit eine gegenbewegung, die wieder auf ausführliche lektüre baut. da man sowieso nicht alles, was geschrieben wird, lesen kann, ist es eher eine frage der auswahl. die kann jede(r) für sich treffen. hier der artikel der sz: http://www.sueddeutsche.de/medien/medien-im-digitalen-zeitalter-journalismus-extralang-1.1135014 .

biografisches schreiben und eifersucht

es gibt sie immer noch, die eifersuchtsdramen, die nicht gut enden. dabei haben studentInnenbewegung und sexuelle revolution versucht klar zu machen, dass das konstrukt der monogamen zweierbeziehung ein gesellschaftliches ist und wir mit allem viel lockerer umgehen sollten. doch irgendwo ist da der haken und es funktioniert oft nicht so richtig.

da gibt es diejenigen, die im hinterkopf die mahnung haben, dass eifersucht „besitzdenken“ ist und ein anderer mensch nicht besessen werden kann. also stimmen sie ihren partnerInnen zu, dass man eine offene beziehung lebt. und eine(r) von beiden leidet dabei meist wie ein hund. nur um die partnerInnen zu halten entschließt man sich zur offenheit, die nicht lebbar scheint. und da gibt es die, die von anfang nur nach der oder dem einen suchen, prinz und prinzessin, die für den rest des lebens alle bedürfnisse erfüllen. sie stürzen sich in eine fesselnde monogamie, die ihnen im laufe der zeit die luft abschnürt. aber sie würden immer nach außen vertreten, dass es keine andere zusammenlebensform geben kann. selber gehen sie inzwischen fremd, sind aber auf jede(n) eifersüchtig, die sich ihren partnerInnen nähern.

nein, natürlich gibt es noch ganz viele andere spielarten des zusammenlebens. und doch scheinen allzu große ideale jeweils zu verletzen. es geht immer wieder um vertrauen, um absprachen, um verletztes vertrauen und vor allen dingen um verlustangst. hier bietet das biografische schreiben die möglichkeit, schreibend genauer hinzuschauen. in welchen momenten war man unfair? in welchen momentan waren andere zu einem unfair? aus der distanz haben sich die dramen und inszenierungen meist ein wenig beruhigt und es fällt einem leichter, den eigenen anteil an den schwierigkeiten zu erkennen.

denn in einer eifersüchtigen situation selber, da regieren emotionen, die schwer über rationale argumentationen zu erreichen sind. hier herrscht die angst vor eine situationen oder einen menschen an andere zu verlieren. diese vorstellung ist unerträglich, sie löst den gedanken aus, „ohne“ ist das leben unvorstellbar. was für ein irrtum, Weiterlesen

liste (64) – eifersucht

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „eifersucht„.

situationen in meinem leben, in denen ich am eifersüchtigsten war:

meine häufigsten reaktionen, wenn ich eifersüchtig bin:

das macht mich am schnellsten eifersüchtig:

wenn eifersucht „besitzdenken“ ist, dann wollte ich vor allem diese menschen besitzen:

die häufigsten vorgehensweisen, um meine eifersucht zu überwinden:

schnickschnack (99)

nächstes jahr ist es wieder so weit: die 13te documenta findet statt. erstaunlicherweise funktioniert das konzept einer großen ausstellung von zeitgenössischer kunst alle fünf jahre. noch spannender wird sie dadurch, dass jedes jahr jemand anderes als künstlerische leiterin oder künstlerischen leiter für die inhalte und den aufbau der ausstellung zuständig ist. dieses jahr ist es carolyn christov-bakargiev.

so entsteht eine mehrjährige „lücke“ zwischen den ausstellungen, die der vorbereitung der nächsten ausstellung dient. in der nähe von kassel lebende menschen konnten zwischen den großen events oft an den vorbereitungen durch vorträge, umbauten oder zwischenschauen teilhaben, doch andere menschen bekamen höchstens ein wenig in den feuilletons mit. da sei inzwischen das internet davor.

es gibt eine jetzt schon prall gefüllte homepage der nächsten documenta. da werden seit dem märz dieses jahres broschüren mit vorbereitenden texten und anderen arbeiten veröffentlicht. insgesamt bis zur eröffnung wohl 100 verschiedene broschüren. zudem finden sich viele links, texte und sogar eine bibliographie zu den vorbereitungen auf der seite. wenn man darüber schaut, dann kann man feststellen, dass im vorfeld der nächsten documenta ein philosopisch-künstlerisch-sozialwissenschaftlicher diskurs angeregt werden soll. viel dreht sich um die funktion der digitalen welt, aber auch der sprache, des schreibens, der kommunikation. ein spannender mix aus nicht allzu neuem und ganz neuem. die kombination stellt die basis eines kreativen ergebnisses dar. schmökern lohnt sich. und die zeit zwischen den documentas erscheint nicht gar so lang.

zu finden ist die webseite unter: http://d13.documenta.de/de/

selbstbefragung (117) – eifersucht

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die „eifersucht„.

  • auf wen sind sie momentan am eifersüchtigsten?
  • auf wen waren sie im laufe ihres lebens am eifersüchtigsten?
  • was machen sie, wenn sie eifersüchtig sind? beschreiben sie.
  • wer hatte anlass, auf sie eifersüchtig zu sein?
  • welche verhaltensweisen von partnerInnen oder freundInnen machen sie eifersüchtig? warum?
  • was meinen sie dazu, dass eifersucht nur besitzdenken sein soll?
  • welches waren die theaterreifsten szenen, die sie in ihren beziehungen erlebt haben?
  • sind die versöhnungen nach den szenen für sie angenehm oder unangenehm? warum?
  • kennen sie situationen, in denen sie nicht mehr wussten, was sie tun? welche?
  • mit wem würden sie sich heute gern versöhnen? warum tun sie es nicht?

web 2.0 und fühlen

das internet macht es schwer, etwas zu fühlen. nicht ohne grund mussten emoticons eingeführt werden, um überhaupt eine form des emotionalen ausdrucks zu finden. natürlich kann man seine emotionen auch schriftlich ausdrücken, doch diese form der kommunikation würde in vielen zusammenhängen der geschwindigkeit des internets widersprechen. selten lassen sich gefühle in drei worten so darstellen, dass die empfänger der botschaft sich in den zustand ihres gegenübers einfühlen können.

da war es nur eine logische konsequenz, dass das telefonieren oder auch kommunizieren mit gespräch und bild in die sozialen netzwerke des internets eingebunden werden. so bietet facebook seit kurzem diese möglichkeiten an. chat, mail oder twitter, sms und bloggen, all diese formen der schriftlichen kommunikation ermöglichen nur ein eingeschränktes fühlen und spüren, akustische signale ermöglichen schon mehr. der tonfall des gesagten erleichtert formen der empathie. noch einfacher wird das mitfühlen, wenn es gleichzeitig in beinahe-echtzeit aufnahmen von den gesprächspartnerInnen gibt. hier kommt zusätzlich die mimik ins spiel.

doch bis jetzt konzentriert sich im web 2.0 vieles auf den schriftlichen austausch. und hier liegen auch zeitweise die schwierigkeiten. denn es genügt nicht, eine eigene sprache und emoticons zu verwenden, um gegenseitiges verstehen abseits der worte zu ermöglichen. hier wird fühlen sehr schwierig und dies verführt zu deutungen, die immer wieder zu missverständnisse führen. der „tonfall“ des geschriebenen ist schnell falsch zu verstehen.

auch hier gleichen die empfängerInnen das gelesene mit bisher erfahrenem ab. und da es keine so klaren signale gibt wie bei der face-to-face-kommunikation, manch eine(r) schwierigkeiten hat, sich schriftlich klar auszudrücken, darum werden dem deuten tür und tor geöffnet. das kann zwei konsequenzen haben: zum einen vertraut man extrem seinen deutungen und laviert sich immer wieder durch die daraus folgenden konflikte, in denen sich jemand falsch verstanden fühlt. oder man hält sich im internet sehr mit emotionalen reaktionen zurück, versucht Weiterlesen

schreibidee (302)

es gibt ein „plakatives“ kabarettprogramm, das ohne gesprochenes auskommt aber keine pantomime ist, das allein mit geschriebenem wunderbar unterhält: „ohne rolf“ (siehe http://www.ohnerolf.ch/ ). ein wunderbarer versuch, dies in schreibgruppen einmal auszuprobieren. darum die anregung zu „raschelnden dialogen„.

zum einstieg werden alle schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, einen kurzen aber knackigen dialog zwischen zwei personen zu verfassen (dies empfiehlt sich bei einer fortgeschrittenen schreibgruppe, sonst wären erst einmal schreibideen zum dialoge schreiben umzusetzen (die sich auch hier im blog finden)).

wenn der dialog geschrieben ist, dann werden alle aussagen auf große zettel geschrieben, eventuell satz für satz oder auch nur einzelne wörter. wörter, die wie in der comicsprache ein gefühl oder eine nonverbale reaktion ausdrücken. anschließend werden zweiergruppen gebildet und es wird zeit gegeben, dass die beiden teilnehmerInnen gemeinsam ihren jeweiligen dialog ein wenig einstudieren können. wie dies gehen kann lohnt gemeinsam ein blick auf die homepage von „ohne rolf“, um ein gespür dafür zu bekommen.

die dialoge werden vor der schreibgruppe ohne zu sprechen vorgeführt. anschließend findet eine feedbackgruppe statt. es macht keinen sinn, ein feedback zur performance zu geben, da alle teilnehmerInnen so etwas wahrscheinlich zum ersten mal machen und die koordination erst einmal schwer fällt. aber es kann feedback zu den dialogen und ihrer wirkweise im geschriebenen vortrag geben.

nun kommt die schwerere variante: alle schreibgruppenteilnehmerInnen notieren sich mögliche antworten, fragen und äußerungen für einen smalltalk oder eine diskussionsrunde ins blaue hinein. das heisst, sie wissen nicht, was die anderen notieren und haben keine ahnung, was auf sie zukommt. die schreibgruppe wird in zwei gruppen aufgeteilt, die sich gegenübersitzen. man kann nun dazu auffordern, dass der reihe nach zettel hochgehalten werden, die einen dialog entstehen lassen (dazu sind übrigens etwas kleiner zettel notwendig). also alle wählen aus ihrem jeweiligen pool notierter beiträge einen passenden aus. oder es wird „durcheinandergeredet“, so dass jede(r) hochhalten kann, was sie gerade passend finden.

am schönsten wäre es, wenn die schreibgruppenleitung oder eine person aus der schreibgruppe, die dialoge gleichzeitig notiert. da die anderen der eigenen gruppe mit großer wahrscheinlichkeit nicht lesen können, was man gerade kommuniziert hat (man sitzt ja nebeneinander der anderen gruppe gegenüber), werden zum abschluss die dialoge und das raschelnde geplapper noch einmal vorgelesen (wenn sie notiert wurden).

eine empfehlung: keine angst vor chaos, ich vermute, dass sich solche spielereien beim zweiten oder dritten versuch einspielen. einzig die protokollantInnen sollten schnell notieren können, damit keine unnötigen pausen entstehen. andere formen der aufzeichnung werden sich nicht finden lassen.

kreatives schreiben und fühlen

kreativität hat viel mit fühlen und spüren zu tun. kreativität ist eng verknüpft mit der intuition, also mit dem hören auf das eigene bauchgefühl. und das eigene bauchgefühl basiert anscheinend laut diverser untersuchungen auf einem riesigen pool von unbewussten wahrnehmungen und eindrücken. ja, je mehr raum man dem fühlen und spüren gibt, um so leichter lassen sich intuitive momente nutzen.

und so bietet das kreative schreiben diverse techniken, schreibend der intuition raum zu geben, den inneren zensor in den hintergrund zu rücken und sich fröhlich im spüren und fühlen zu tummeln. allein das freewriting, das cluster oder diverse assoziationstechniken nutzen die intuition für spätere kreative schaffensphasen.

doch gleichzeitig stellt sich ein phänomen ein, das ebenso dem spüren und fühlen mehr raum gibt und das im laufe der zeit das kreative schreiben ebenso ständig mit neuen ideen füttert. die wahrnehmung verändert sich. wer einmal angefangen hat, ideen aus der umwelt zu schöpfen, dem ist sicherlich aufgefallen, dass die wahrnehmung derselben intensiver wird. man achtet verstärkt auf ereignisse, eindrücke und eben auf das bauchgefühl. es fällt schwer, diese entwicklung wieder rückgängig zu machen. eher empfiehlt es sich, immer ein büchlein oder ein blatt papier und einen stift bei sich zu führen, um die eindrücke zu notieren.

denn wenn man nicht ausschließlich auf die unbewussten wahrnehmungen hoffen möchte, die mit der intuition hervorgespült werden, dann kann man diesen prozess auch ein wenig steuern. nur einen gedanken, ein fühlen niederschreiben, kurz nachdem sie geschehen sind, das kann später sehr hilfreich sein. selten greift man das notierte eins zu eins wieder auf, aber Weiterlesen

web 2.67 – stripgenerator.com

nachdem hier schon eine ganze menge -generatoren und -meter vorgestellt wurden, noch so ein ding. klingt erst einmal wie die seltsamen handy-apps, die nachts auf den kleineren privatsendern im tv vertickt werden sollen. total nervige ansprache, das handy kann dann pupsen, nacktscannen oder stöhnen und vibrieren oder vibrieren und zum stöhnen führen. das hat hier gerade noch gefehlt.

darum bezieht sich der stripgenerator auch nicht auf das ablegen der hülle, sondern auf das anlegen von zeichnungen und dialogen, nämlich von comic-strips. es ist wieder eine seite, die eine formen des cloud-computing nutzt. man erstellt also den comicstrip nicht auf dem eigenen computer mit einem programm, sondern man erstellt ihn auf einem server, der im hintergrund die ganzen werkzeuge zur verfügung stellt.

mehr als eine hübsche spielerei ist dies sicherlich nicht, jedenfalls in den augen ernsthafter comiczeichner. aber es ist eben doch eine hübsche spielerei für lau. das ganze programm funktioniert recht intuitiv und bietet diverse sprachen zu benutzung an. inzwischen sind dort auch ungefähr eine halbe million cartoons und comicstrips abgelegt. die verwendung wird nur zum schluss ein wenig kompliziert, wenn man sein produkt konservieren möchte. da ist die auflösung nicht berauschend, wenn man zum drucken übergeht, und für eine längere haltbarmachung muss man anscheinend registriert sein.

doch erste schritte mit vorlagen und ganz possierlichen figuren kann man mit hilfe dieses generators machen. und sollte einmal langeweile eintreten, dann kann man immer noch im privaten umfeld den auftritt als strip-generator wagen 😀

zu finden ist die seite unter: http://stripgenerator.com .

biografisches schreiben und fühlen

wie gut ist mein gespür gegenüber menschen und situationen? auf diesen nenner lassen sich wahrscheinlich gedanken zum biografischen schreiben und fühlen bringen. es soll nicht darum gehen, ob man selber emotional ist und gefühle zulassen kann. diese frage stellt sich in einzelsituationen immer wieder. aber wie sieht es mit dem fühlen an sich aus?

spürte man zum beispiel die stimmungen von mitmenschen und konnte man sie treffend einordnen? das meint nicht die vorstellung, dass man auf menschen zugeht und ihnen sagt: „ich weiß genau wie es dir geht, ich spüre das!“. das würden sich zwar viele paare in ihrer beziehung wünschen, endet aber immer in einem ungerichteten „deuten“ von stimmungen, das zu fünfzig prozent falsch sein kann.

es geht eher darum, wie man auf andere menschen zugeht. natürlich bilden sich normalerweise erste eindrücke. ob sie treffend sind, lässt sich nur durch kommunikation klären. aber schaffte man es dann auch in dem kontakt zu anderen menschen (ganz gleich, ob im beruf oder im privatleben), mit ihnen mitfühlen zu können, empathie zu entwickeln und eine angenehme ebene der kommunikation zu finden? man kann das „fühlen“ auch als einen bestandteil sozialer kompetenz betrachten.

beim biografischen schreiben kann man also einen blick darauf werfen, wie man mit anderen menschen in kontakt gekommen ist, und wie weit man sich dabei auf seine gefühle verlassen konnte. denn es ist nicht selten, dass menschen im laufe ihres lebens verlernt oder gelernt haben, ihren eigenen gefühlen zu trauen. auch in die andere richtung kann man einen blick darauf werfen: bei welchen menschen hatte man das gefühl, dass sie einen so gut kennen, dass man sich auf ihr fühlen verlassen konnte, sie einem also auch hilfreiche rückmeldungen geben konnten, wie man auf sie wirkt?

mit diesem fühlen und spüren ist ein gefühl von aufgehobenheit eng verknüpft. wann haben einem andere menschen zurückgemeldet, dass sie sich bei einem aufgehoben fühlen? und wann hat man anderen zurückgemeldet, dass man sich bei ihnen aufgehoben fühlt? das hat viel mit vertrauen zu tun, und vertrauen basiert Weiterlesen

schreibberatung und fühlen

wie bei jeder beratung, spielt auch bei der schreibberatung der vertrauensvorschuss eine große rolle. dessen sollten sich die beraterInnen bewusst sein: klientInnen oder ratsuchende bringen einem, dadurch dass sie einen mit den subjektiven problematiken aufsuchen und davon berichten, viel vertrauen entgegen. dies wird normalerweise nicht offen formuliert, hat aber einfluss auf das setting.

im gegenzug bemühen sich beraterInnen eine vertrauensfördernde und sicherheit vermittelnde atmosphäre zu schaffen. dies hängt eng mit dem versuch, sich in die situation der ratsuchenden zu versetzen, zusammen. die psychologie verwendet dafür den begriff „empathie“. empathie ist schwer in eine definition zu packen, hat aber mit der erlernten fähigkeit, sich verstärkt auf den anderen menschen einzulassen, zu tun. dies bedeutet, „mitfühlen zu können“.

dabei sollten beraterInnen sich bewusst sein, dass sie nie vollständig die beweggründe der klientInnen nachvollziehen können. selbst wenn sie beinahe identische situationen erlebt haben, bleiben die erfahrungen und das erleben doch immer ein subjektiver prozess. denn der mensch stellt seine erlebnisse in einen persönlichen kontext, der mit früheren erfahrungen in verbindung gebracht wird.

darum finden auch bei schreibberatungen aus sicht der beraterInnen zwei prozesse gleichzeitig statt: zum einen versucht man zu erspüren, wie die befindlichkeit der klientInnen im moment der beratung ist. zum anderen versucht man die emotionen durch nachfragen einzugrenzen und sich ein bild zu machen. dies ermöglicht es einem, eine angenehme und vertrauensvolle atmosphäre zu schaffen, die dem vertrauensvorschuss der klientInnen entgegenkommt.

die fähigkeit, empathie zu entwickeln, wird oft als begabung beschrieben. ich bin der meinung, dass es ein lernprozess ist, den jede(r) nachvollziehen kann. letztendlich geht es darum zu lernen, die ratsuchenden nicht zu deuten, Weiterlesen

schreibpädagogik und politik

ein heikles gebiet für schreibgruppen. man sollte sich gut überlegen, ob man eine schreibidee oder eine schreibanregung mit politischer themenstellung in schreibgruppen durchführt. denn mit der politik verhält es sich ähnlich wie mit dem geschmack, nur ein teil basiert auf logischen überlegungen. oft finden sich viele emotionen in politischen kontexten. eine kritik daran oder eine gegenposition führen bei manchen menschen dazu, dass sie sich in ihrer person so stark angegriffen fühlen, dass sie nur schwer vom diskurs abstrahieren können.

dies bedeutet, dass bei schreibanregungen zu politischen inhalten, ein paar regeln zu beachten sind:
vor der schreibanregung sollten die vorgehensweisen klar sein und in regeln gefasst werden. also zum beispiel, dass alle vorgetragenen texte nicht diskutiert werden. oder dass der politische diskurs zu den geschichten oder texten wiederum nach klaren regeln stattfindet. es gibt ja etliche vorstellungen, wie diskussionen durchgeführt werden können. angefangen bei der vorgegebenen redezeit bis zu der grundregel, andere ausreden zu lassen.
während der schreibanregung und beim vorlesen der texte sollte vermieden werden, andere persönlich anzugreifen. und zudem kann man darauf achten, ob die geäußerten gedanken menschenverachtend sind. denn das kreative schreiben ist erst einmal ein tabuloses vorgehen und doch gibt es gesellschaftliche grundregeln, die nicht hinter der kreativität versteckt werden sollten.
auch das feedback sollte klar strukturiert sein. die trennung zwischen der kritik am stil und der umsetzung und der kritik an der politischen position muss eindeutig sein.

für die einhaltung dieser grundlagen ist die schreibgruppenleitung zuständig. es ist schon im eigenen interesse, eine gewisse struktur vorzugeben, da einem politische diskurse schnell gruppendynamisch über den kopf wachsen können. es ist etwas anderes mit einzelnen menschen angeregte politische diskussionen zu führen, als Weiterlesen

liste (63) – fühlen

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um das „fühlen„.

in diesen situationen fühle ich mich am wohlsten:

in diesen situationen kann ich verdammt gut mitfühlen:

dabei fühle ich mich extrem schlecht:

in diesen bereichen habe ich ein untrügliches gespür:

in meinem leben haben diese menschen am ehesten gespürt, wie es mir geht:

wissenschaftliches schreiben und politik

abseits der schwierigen situation an hochschulen im rahmen der bildungspolitik, unterliegt auch das forschen und die wissenschaft nicht selten politischen bedingungen. als die damals so genannte „drittmittel“-forschung eingeführt wurde, also die hochschulen für verträge mit der privatwirtschaft geöffnet wurden, um selbstständig verträge zu forschungsaufträgen abschließen zu können, in diesem moment wurde auch ein teil der wissenschaftlichen freiheit veräußert.

denn nun konnten bei finanzierungen von forschungsaufträgen auch die veröffentlichungsbedingungen festgelegt werden. das soll heißen, der geldgeber entscheidet mit darüber wann was veröffentlicht wird. das hatte zwei effekte: der wissenschaftliche austausch wurde begrenzt. in foren, auf kongressen oder in fachblättern wurde nicht mehr alles veröffentlicht, da andere forschende ja in konkurrenz zu einem standen. verwertbare, sich auszahlende vorschungsergebnisse wurden vorenthalten. dies beeinträchtigt die gesamte wissenschaft, macht es doch die weiterentwicklung von gedanken und erkenntnissen brüchig.

daneben wurde gleichzeitig die forschung an den hochschulen verstärkt an der verwertbarkeit, auch ohne finanzierungsverträge, ausgerichtet. es ging darum, den finanziellen wert der eigenen forschung zu erhöhen, um eventuell drittmittel einwerben zu können. diese entwicklung geht logischerweise zu lasten der grundlagenforschung.

was bedeutet dies für das wissenschaftliche schreiben? es richtet sich offen oder auch nur untergründig an den geldgebern aus. forschung lebt zwar zum teil auch von einer sportlichen konkurrenz im entdecken und untersuchen, sie lebt aber auch von kooperation und austausch. dies wird den schreibenden teilweise genommen. Weiterlesen

schreibidee (301)

greife ich doch noch einmal die idee des letzten beitrags hier im blog auf und übertrage es auf die textarbeit. warum nicht auch einmal texte aufräumen. das ist zwar ohne computer nicht ganz leicht, doch es lässt sich sogar handschriftliche machen, um am schluss zu „aufgeräumten geschichten“ zu kommen.

der einstieg kann über die weltliteratur stattfinden. die schreibgruppenleitung bringt einen ausschnitt aus einem berühmten buch, von einem bekannten schriftsteller als kopie mit. dabei kann es sich um eine seite oder einen längeren auszug handeln. und kann man verschiedene „aufräum“-kriterien festlegen und auf die schreibgruppe verteilen. die einen sortieren die sätze auf dem auszug nach der zahl der wörter und falls es doppelungen gibt, alphabetisch die satzänfange. andere sortieren generell die satzanfänge alphabetisch. wieder andere können die einzelnen wörter alphabetisch sortieren (dies scheint die aufwendigste form zu sein. bei längeren abschnitten lassen sich auch die abschnitte im text nach länge oder anfangswörtern sortieren.

aus allen aufräumaktionen entstehen neue texte. sie können sinnlos ausfallen aber auch einen neuen unerwarteten sinn ergeben. sie werden in der schreibgruppe vorgetragen und dienen als schreibanregung. während des vorlesens werden stichworte und assoziationen notiert und danach eine eigene freie geschichte ohne vorgaben geschrieben. die entstandenen geschichten kann man nun einer weiteren sortierung und aufräumaktion unterziehen, um aus den vorhandenen geschichten neue entstehen zu lassen. und auch diese können wieder anregung zu einer weiteren geschichte sein.

man kann aber auch die sortierten wörter aufgreifen, nur die nomen betrachten oder die verben, und zum schreiben einer geschichte unter verwendung der vorhandenen wörter auffordern. auch dies bietet viel spielraum für anschließende schreibanregungen oder -ideen. ebenso kann man sich oft wiederholende wörter (die sich zum beispiel durch suchfunktionen aufspüren lassen) ersetzen durch andere und so stück für stück den text umgestalten. man kann sätze streichen, in denen sich wiederholende wörter stehen. man kann absätze nach der zeichenzahl sortieren, sie alle auf die gleiche länge bringen, also dementsprechend aus dem text streichen. man kann auch aufstocken, um auf die gleiche zeichenzahl zu kommen, und so weiter.

hier bietet sich die möglichkeit, die schreibgruppe ideen beisteuern zu lassen, um die texte weiter zu bearbeiten. am schluss werden die unterschiedlichen texte noch einmal zusammengetragen und vielleicht abermals sortiert, in selbstgeschriebene, fremdverfasste und neu entstandene, dann in kürzere und längere … 😀

schnickschnack (98)

die welt ist bunt, chaotisch und gern mal unstrukturiert. manchen unter zwängen leidenden menschen, aber auch nur strukturierte und ordentliche geister kann dies zur verzweiflung bringen. schon seit längerer zeit steuert der schweizer ursus wehrli dem entgegen.

erst hat er mal die kunst aufgeräumt, denn man kann auch in gemälde oder skulpturen ordnung bringen. eine hübsche idee, kubistische oder abstrakte gemälde zu ordnen. bildbestandteile wurden nach form, farbe und größe sortiert. es verschwand zwar der ausdruck des kunstwerks, aber es herrschte ordnung in der kunstwelt 😉

und jetzt hat sich wehrli den alltag zur brust genommen. warum parken auf parkdecks die autos nicht nach farben sortiert? oder wieso werden die pommes nicht aufgereiht in die pappschale gelegt. alles chaotische momente im leben. und so kann man einen blick auf die ideen der wirklich aufgeräumten welt auf dieser homepage werfen: http://www.kunstaufraeumen.ch/ . das ist definitiv ausbaufähig 😛

nabelschau (49)

wer entscheidet da was? ja, es gibt eine demokratische legitimation auf vier oder manchmal mehr jahre für staatsregierung nach wahlen. die regierungen dürfen dann im auftrag der bevölkerungen handeln. die legitimation ist bis zur nächsten wahl zeitlich befristet und gewichtige entscheidungen (wie verfassungsänderungen) müssen bei uns mit großen mehrheiten (meist auch mit stimmen der opposition, beschlossen werden. das macht sinn, um vor machtmissbrauch zu schützen.

ebenso wählen wir, wie alle anderen eu-mitglieder auch, ein europäisches parlament, das wiederum zeitlich befristet, entscheidungen auf eu-ebene fällen kann, die auch auswirkungen auf die einzelnen staaten haben können. doch von anfang an, gab es eine parallelwelt, die immer neben dem europäischen parlament agierte, die treffen der staatsführungen und fachminister. das bleibt ein äußerst fragwürdiges konstrukt, da wir bei der bundestagswahl eigentlich zu bundesangelegenheiten entscheiden und bei der eu-wahl zu eu-angelegenheiten.

nun wurde in den letzten monaten immer häufiger auf höchster ebene entschieden, wer wie viel geld für klamme länder zur verfügung stellt. dagegen spricht erst einmal nichts, so lang man nachvollziehen kann, dass die konzepte sinn machen, aber es bleibt das „gschmäckle“, dass das eu-parlament umgangen wird. es gibt eigentlich vom eu-parlament benannte eu-kommissare, die die „regierung“ der eu bilden. doch frau merkel und herr sarkozy haben nun die idee, ein ministerium auf eu-ebene einzurichten, dass an allen demokratischen entscheidungswegen vorbeiführt.

man kann auch so schon das gefühl haben, dass alle vier bis fünf jahre wählen nicht unbedingt demokratische mitsprache ist. deutschland hat nie über die eu-mitgliedschaft abgestimmt im gegensatz zu anderen ländern. es geht mir nicht darum, nationalismen zu verteidigen, eher das gegenteil ist der fall. aber ich möchte, auch als bürger der eu, mitbestimmen können. und möchte einfluss nehmen können, auf die zusammensetzung des eu-parlaments, dass dann gern einen wirtschaftsminister benennen kann. ich möchte jedoch nicht, dass die, die einen großteil der verschuldungen verursacht haben, dass die bestimmen, wer ihr minister wird.

hier wird es ungefähr so, wie wenn ein konzern oder ein verein, seine externen kontrollgremien selbst benennt, und dies am besten auch nur durch die führungsriege der für eine gewisse zeit, beschlussrechte übertragen wurden. nein, das irritiert schon gewaltig. es hieß einmal, dass politikverdrossenheit auch daher rühre, dass zu wenig transparenz herrsche. ja, es sollte mehr transparenz geschaffen werden. und dazu würde mitbestimmung der bevölkerung in solch einem fall gehören und ebenso die offenlegung der tatsächlichen wirtschaftlichen situationen der einzelnen länder. denn bürger kann das schon verstehen, bekommt aber überhaupt nicht mehr die informationen.

interessant, wer da eigentlich was entscheidet. da scheint abnehmendes demokratieverständnis zu herrschen und eine andere politikverdrossenheit.