jemand, der seinen text oder seine abschlussarbeit nicht fertig bekommt, wirkt meist, wenn er dann in eine schreibberatung geht, recht hilfsbedürftig. doch man tut ihm keinen gefallen, wenn man versucht alle verantwortung für die situation von seiner schulter zu nehmen. auf die spitze getrieben: schreibberaterInnen schreiben für ihre klienten die nötigen texte nicht. sie sind auch nicht als pädagogen mit dem erhobenen zeigefinger unterwegs, die sagen: mach das alles mal schön selber.
es geht darum, dass es in beratungen meist gefühlte notsituationen sind, die die menschen vorbeischauen lässt. darum ist es auch nicht selten der fall, dass zeitknappheit besteht, dass die schwierigkeiten sich schon ein wenig angehäuft haben oder dass die existenz bedroht ist. natürlich löst das bei jedem menschen erst einmal den wunsch aus, schnell und mit aller kraft zu helfen. doch diese form des helfens übernimmt für einen anderen menschen so viel verantwortung, dass es schnell zu viel werden kann.
abgesehen davon, dass mit der umfassenden hilfe oft auch eine form der entmündigung des hilfesuchenden einhergehen kann, so ist das problem damit noch nicht gelöst. natürlich wird bei großen notfällen eine krisenintervention durchgeführt, auch in der schreibberatung: es wird also geschaut, wie kurzfristig eine lösung gefunden werden, die die situation ein wenig entspannt.
doch dann ist auch in der schreibung „die hilfe zur selbsthilfe“ am zug. würden nämlich schreibberaterInnen allen klientInnen alle probleme abnehmen, dann könnten schreibberaterInnen bald nicht mehr arbeiten, da sie mehrere abschlussarbeiten fertig stellen müssten und einen packen geschäftsbrief schreiben sollten. möchten die klientInnen aber in zukunft ihre bisherigen schreibblockaden verhindern, muss sich langfristig etwas an ihrem schreibverhalten ändern. und dies kann nur ein entwicklungsprozess sein, den schreibberaterInnen gern begleiten, unterstützen und fördern.
vor allen dingen besteht also helfen in der schreibberatung darin, die angst vor dem schreiben und die lust am schreiben zu fördern. gemeinsam mit den klientInnen wege zu suchen, wie eine verhaltensänderung oder das anwenden von schreibtechniken dem schreibverhalten neue perspektiven gibt. darum ist es ein ziel von schreibberatung, dem schreibprozess gegenüber eine form von entspannung herbeizuführen. dies kann man helfend für niemand anderen übernehmen. die persönliche, subjektive herangehensweise zum schreiben kann nur jeder für sich selber finden. doch ist sie man gefunden, lässt sie sich regelmäßig anwenden und nimmt eine große hürde für zukünftiges schreiben.
schreibberaterInnen sind also keine rettenden engel und zaubernden feen, die unter helfen das übernehmen aller verantwortung verstehen. sie sind anleiter und anreger für alternative handlungsmöglichkeiten. die entscheidungen treffen weiter die ratsuchenden.