wissenschaftliches schreiben und politik

abseits der schwierigen situation an hochschulen im rahmen der bildungspolitik, unterliegt auch das forschen und die wissenschaft nicht selten politischen bedingungen. als die damals so genannte „drittmittel“-forschung eingeführt wurde, also die hochschulen für verträge mit der privatwirtschaft geöffnet wurden, um selbstständig verträge zu forschungsaufträgen abschließen zu können, in diesem moment wurde auch ein teil der wissenschaftlichen freiheit veräußert.

denn nun konnten bei finanzierungen von forschungsaufträgen auch die veröffentlichungsbedingungen festgelegt werden. das soll heißen, der geldgeber entscheidet mit darüber wann was veröffentlicht wird. das hatte zwei effekte: der wissenschaftliche austausch wurde begrenzt. in foren, auf kongressen oder in fachblättern wurde nicht mehr alles veröffentlicht, da andere forschende ja in konkurrenz zu einem standen. verwertbare, sich auszahlende vorschungsergebnisse wurden vorenthalten. dies beeinträchtigt die gesamte wissenschaft, macht es doch die weiterentwicklung von gedanken und erkenntnissen brüchig.

daneben wurde gleichzeitig die forschung an den hochschulen verstärkt an der verwertbarkeit, auch ohne finanzierungsverträge, ausgerichtet. es ging darum, den finanziellen wert der eigenen forschung zu erhöhen, um eventuell drittmittel einwerben zu können. diese entwicklung geht logischerweise zu lasten der grundlagenforschung.

was bedeutet dies für das wissenschaftliche schreiben? es richtet sich offen oder auch nur untergründig an den geldgebern aus. forschung lebt zwar zum teil auch von einer sportlichen konkurrenz im entdecken und untersuchen, sie lebt aber auch von kooperation und austausch. dies wird den schreibenden teilweise genommen. sie dürfen mit ihren „entdeckungen“ nicht an die öffentlichkeit. es ist logisch, dass dies in der folge auch zu einem eingeschränkten schreiben führt.

es fängt mit der einfachen fragen, „für wen schreibe ich eigentlich?“ an und geht weiter bis zu dem punkt, an dem der äußere zensor zum inneren zensor wird. die schere sitzt beim schreiben im hinterkopf. was möchten der geldgeber oder in seiner vertretung die hochschullehrerInnen denn lesen und was scheint überflüssig? die freude am erkenntnisgewinn wird eingeschränkt. eigentlich wird im vorfeld schon die grundvoraussetzung, nämlich ein gemeinsames forschungsinteresse zu haben, eingeschränkt. es kann deckungsgleich sein, doch es besteht eben nicht mehr die freiheit, bei veränderter sachlage auch die forschungsrichtung zu verändern. verträge regeln die wege und freiheiten des forschens.

wissenschafltiches schreiben lebt aber auch davon, dass man selber an gehöriges interesse an der fragestellung hat. bei veränderter finanzierungslage erhält forschung noch stärker eine strategische funktion. man muss sich eben eine gewissen zeit mit einem thema auseinandersetzen, um einen abschluss zu erhalten, aber nicht mehr, da es einen interessiert. ach ja, und um noch einmal auf den titel dieses beitrags zurück zu kommen, diese entwicklung basiert auf politischen entscheidungen und mit den finanzierungen wird politik betrieben. der mensch richtet seinen erkenntnisgewinn an einem verwertungsinteresse aus und nicht mehr am interesse einer verbesserten teilhabe an den bedingungen.

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