es geht nicht darum, ob es in schreibgruppen eifersüchteleien geben mag und wie damit umzugehen ist, wenn man die gruppe anleitet. an allen orten, an denen menschen aufeinandertreffen kann es zu kleinen konkurrenzen kommen, da unterscheiden sich die formen und wege wenig. nein es scheint mir wichtiger, einen blick auf eine recht spezielle form der eifersucht bei kreativen tätigkeiten zu werfen.
teilnehmerInnen von schreibgruppen berichten öfter davon, dass ihre freunde, bekannte oder lebensabschnittsgefährtInnen sich darüber lustig machen, was sie denn für ein hobby gewählt haben oder welchen seltsamen interessen sie folgen. meist beginnen die äußerungen mit einer abwertung der tätigkeit. es wird gern formuliert, dass es sich ja um so ein volkshochschul-ding handle (was überhaupt nicht gegen volkshochschulen spricht) und eher hausfrauen vorbehalten sei (was auch überhaupt nicht gegen die arbeit im haushalt spricht). in den bewertungen der sender dieser botschaften sind volkshochschulen und hausfrauen negativ besetzt. allein dies wirft etliche fragen auf.
aber man befindet sich in diesem moment an dem punkt, ob man überhaupt auf die äußerungen eingehen will. denn wenn man versucht sich zu rechtfertigen wertet man im gleichen atemzug auch die volkshochschulen und hausfrauen ab. gleichzeitig scheint es aber sinnvoll zu vermitteln, was schreibgruppen oder kreatives und biografisches schreiben so interessant und anregend macht. die eifersucht speist sich meist aus dem erleben, dass die schreibenden mit großer begeisterung von den dynamiken der neuen tätigkeit berichten. da hat jemand etwas für sich gefunden, da findet jemand einen neuen ausdruck seiner oder ihrer selbst.
als teilnehmerInnen von schreibgruppen führt man seinem umfeld vor, dass schreiben eine wirkung auf die eigene person hat. man verändert sich, man kommt sich näher und findet schriftlich worte für das eigene befinden. dabei kann es zu entwicklungen kommen, die der umgebung bedrohlich erscheinen. meist handelt es sich in diesen momenten um ein größeres selbstbewusstsein und eindeutigere formulierungen der eigenen bedürfnisse. dies ist eigentlich eine schöne und lohnenswerte entwicklung, löst aber gern misstrauen und eben eifersucht aus. es macht neidisch, dass jemand etwas für sich gefunden hat, wo man selber doch immer noch für sich die ideale herausforderung sucht.
dazu kommt die vorstellung, dass bei den gruppentreffen über dinge geschrieben wird, über die die schreibenden sonst mit niemandem sprechen, auch nicht mit ihren partnerInnen. ja, das kann passieren. und ja, das macht auch angehörigen von personen, die sich in therapien befinden teilweise sorge. da entsteht parallel zu den sonstigen sozialen kontakten eine weitere vertrauensbasis die das umfeld ein wenig ausschließt.
einzige lösung des problems: da umfeld kann sich für die schreibenden freuen, dass sie für sich eine anregende beschäftigung gefunden haben, dass sie etwas gefunden haben, das ihrer entwicklung gut tut. und das umfeld kann interesse an den ergebnissen haben, kann es schön finden, ganz neue aspekte an der person, die sie kennen, zu entdecken. eine rechtfertigung ist dafür nicht notwendig.