schreibberatung und trinken

der mensch verdurstet schneller, als dass er verhungert. also, sollten sie schreibberatung durchführen, stellen sie ihren klientInnen immer ein getränk zur verfügung 😉

nein, spaß beiseite, es geht mir um eine der größten schwierigkeiten in unseren gesellschaften, den alkoholkonsum. im zusammenspiel mit dem schreiben spielt alkohol eine zwiespältige rolle: es gibt wie in jeder berufsgruppe unter den schreibenden ebenso suchtkranke, wie unter anderen gruppen. und doch schreibt es sich für manchen erst einmal flüssiger und unverkrampfter, wenn man etwas alkohol konsumiert hat.

das wird erst dann ein problem, wenn man nur noch mit hilfe des alkohols schreiben kann. in diesem moment wird ein teufelskreis beschritten, der schwer zu durchbrechen ist. die schreibberatung kann das alkoholproblem nicht lösen, das ist eine therapeutische aufgabe. aber die schreibberatung kann kein blatt vor den mund nehmen. eine der größten schwierigkeiten von alkoholikerInnen besteht darin, dass ihr persönliches umfeld zu lang die augen vor den tatsachen verschließt und nicht offen kommuniziert.

aber stellen sie sich mal vor, sie haben jemand ratsuchenden vor sich sitzen, der unter großem beruflichen druck steht und sie aufsucht, da er oder sie in ihrem beruf mit dem schreiben nicht gut klarkommt. nun kristallisiert sich im laufe der selbstreflexionen über den eigenen schreibprozess heraus, dass das schreiben mit alkohol besser klappt als ohne. dann fragen sie nach, ob das immer so sei.

bieten sie alternativ ein paar schreibtechniken an, um in den schreibfluss zu kommen. lassen sie die ratsuchenden die techniken ausprobieren und fragen sie nach, ob nun das schreiben ohne alkohol nicht auch möglich sei. erklärt jemand, nein, das würde so nicht klappen, dann wäre die direkte frage, ob der alkohol in anderen stressigen oder angst verursachenden situationen auch eine lösung biete, hilfreich. und fragen sie nach der frequenz. es macht sinn, direkt zu formulieren, dass man glaube, es liege ein alkoholproblem vor und nur empfehlen könne, sich an anderem ort dazu beraten zu lassen.

denn mit sehr großer wahrscheinlichkeit werden sich die schreibschwierigkeiten so lang nicht lösen lassen, so lange das alkoholproblem nicht gelöst ist. das problematische am alkohol ist, dass er erst ängste nimmt, um sie bei regelmäßigem konsum zu verstärken. die dosis, die benötigt wird, um ängste zu umgehen, nimmt beständig zu.

übrigens ist es nicht so selten, dass auch der besuch in einer (schreib)beratung mit angst und scham besetzt ist. so ist es nicht verwunderlich, wenn manche menschen unter alkoholeinfluss die beratungstermine aufsuchen. nun ist es an ihnen, wenn sie bemerken, dass jemand alkoholisiert ist, ob sie die beratung abbrechen oder nicht. sie tun mit großer wahrscheinlichkeit sich und dem süchtigen keinen gefallen, wenn sie diese tatsache überspielen und ignorieren. sie können die schreibberatung abbrechen und einen alternativen termin anbieten, der nur in nüchternem zustand wahrgenommen werden kann. und wie schon beschrieben, zeigen sie alternative beratungsstellen auf, wenn eine alkoholfreie beratung nicht möglich ist.

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