der herbst ist eine jahreszeit, in der der gedanke an das ende des lebens näher ist als während anderer jahreszeiten. denn der folgende winter sorgt dafür, dass es ruhig wird in der natur, dass alles verharrt und so manches zum nächsten frühling nicht mehr auftaucht. zudem leben wir in einer gesellschaft, die mit dem tod ihre schwierigkeiten hat. sie hat rituale geschaffen, die vielen nur im ansatz bei ihrer trauer helfen, und sie lässt wenig spielraum für eigene vorstellungen. darum eine schreibanregung zu „trauerreden„.
als einstieg ist es eine frage an alle schreibgruppenteilnehmerInnen, ob sie im laufe ihres lebens schon einmal mit dem tod in berührung gekommen sind. bei uns findet dieser häufig hinter verschlossenen türen statt, obwohl er wie vieles, eine ganz natürliche sache ist. nur dadurch kann der tod auch zu einem so großen und teilweise bedrohlichen thema werden. also, gab es kontakte zu diesem thema? es sollen stichwortartig erinnerungen gesammelt werden. und dann schreiben alle maximal zwei seiten über ihr eindrücklichstes erlebnis mit dem tod. diejenigen, die noch nie in berührung damit gekommen sind, können die seiten mit überlegungen zum tod füllen.
die geschichten werden vorgelesen, natürlich immer auf freiwilliger basis, wie jedesmal wenn texte vorgelesen werden. dies kann ein trauriger moment in der schreibgruppe werden, aber ein ganz menschlicher. anschließend entwerfen alle ein szenario, wie ihre beerdigung von statten gehen soll. dazu kann ein kleiner fragebogen in form einer selbstbefragung im vorfeld ausgeteilt werden. die fragen können die schreibgruppenleitungen selber entwickeln. wie möchte man denn beerdigt werden, was soll stattfinden, wer soll dabei sein …? hierzu sollte eine kurze beschreibung von maximal einer seite verfasst werden, die in der schreibgruppe vorgestellt wird.
auch wenn man testamentarisch verfügt, dass es keine trauerfeierlichkeiten geben soll, werden meist doch welche durchgeführt. wenn man selber einfluss auf diese bewältigung des verlusts nehmen möchte, dann sollte man im vorfeld eine eigene trauerrede verfassen. die schreibgruppenteilnehmerInnen werden aufgefordert, ihre eigene rede zu schreiben. was möchten sie der nachwelt noch mitteilen, was wollten sie schon immer sagen, haben es aber ein leben lang nicht geschafft? es sollte genug zeit für die erstellung des textes zur verfügung stehen. und es gibt keine vorgaben. die trauerrede darf alles sein, was einem selber auf der eigenen beerdigung gefallen würde.
zum abschluss tragen die schreibgruppenteilnehmerInnen ihre trauerreden vor. mit dem feedback ist es ein wenig schwierig bei dieser schreibanregung. die rede wird etwas sehr persönliches sein, dazu kann kein feedback gegeben werden. und da es auch keine vorgaben für die vorgehensweise gibt, kann höchsten bezug auf einzelne formulierungen oder inhalte genommen werden, die einem gefallen. verbesserungsvorschläge scheinen bei eigenen trauerreden fehl am platz. doch wer einmal seine eigene rede geschrieben hat, dem fällt es vielleicht auch leider, andere trauerreden zu verfassen, wenn es notwendig ist.