schreibpädagogik und verzeihen

schreibgruppen finden meist in sehr harmonischer, kreativer atmosphäre statt. aber wie bei allen gruppen, kann es auch in schreibgruppen zu konflikten kommen. vor allen dingen der bereich des feedback-geben ist anfällig für störungen. alle schreibenden lassen persönliche anteile in ihre texte fließen: sei es eine haltung, ein gefühl oder erlebnisse, die einmal gemacht wurden. die häufigste konfliktquelle ist die „deutung“.

es wird immer dann schwierig, wenn schreibgruppenteilnehmerInnen gegenseitig deutungen über die haltungen, gefühle und erlebnisse aussprechen. diese form des feedbacks sollte von anfang an ausgeschlossen werden. sie hilft bei der textbetrachtung und beim textverständnis nicht weiter. habe ich als leser oder zuhörer interesse an mehr informationen und hintergründe zum geschriebenen, dann kann ich nachfragen, bevor ich eine eigene interpretation liefere. diese interpretationen können sehr verletzend sein und die wahrscheinlichkeit, dass sie daneben zielen, liegt bei 50 prozent.

da es sich bei diesen auseinandersetzungen schnell um eine sehr persönliche und personalisierende handelt, kann es mit dem verzeihen des fehltritts eine zeitlang dauern. generell kann man aber davon ausgehen, dass hinter diesen ausrutschern keine absicht und keine feinschaft steckt, sondern es sich um ein versehen oder sogar um ein zu großes interesse an den anliegen der anderen person handelt. es ist zu empfehlen, dass die verletzte person das gespräch sucht, bevor sie über einen längeren zeitraum ihre wut oder ihr schlechtes gefühl mit sich herumträgt.

natürlich ist es idealer, wenn die feedback-gebende person von sich aus den fehler bemerkt und um verzeihung bittet. doch sie muss es nicht bemerken, wenn sie nicht darauf angesprochen wird. in den meisten fällen hilft eine kurze aussprache untereinander und das problem ist geklärt und verziehen. sollte dies nicht der fall sein, dann ist es an der zeit, dass die schreibgruppenleitung, wenn sie die schwierigkeiten mitbekommt, ein klärendes gespräch herbeiführt. denn ein ständig schwelender konflikt im hintergrund einer schreibgruppe, kann sehr störend und blockierend auf die gruppenprozesse wirken.

nur im äußersten notfall wird es notwendig sein, jemanden der gruppe zu verweisen oder beide unversöhnlichen aufzufordern, sich in zukunft bei gruppenprozessen aus dem weg zu gehen, ohne die anderen teilnehmerInnen in mitleidenschaft zu ziehen. aber wie schon geschrieben, zu solchen situationen kommt es sehr selten ins schreibgruppen. und meist sind menschen nach einer offenen aussprache auch bereit, sich gegenseitig zu verzeihen.

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