„qual“ ist ein recht drastischer begriff für die situation, in die jemand aufgrund seiner schwierigkeiten mit dem schreiben geraten kann. es ist immer ein subjektives empfinden, wie groß der leidensdruck ist. „leidensdruck“ ist eigentlich der bessere begriff, da „druck“ variieren kann. das hängt mit der frage zusammen, welche strategien und ausweichhandlungen zur verfügung stehen, um die schwierigkeiten zu umgehen. dies ist zwar nicht die ideale lösung, aber es ist eine möglichkeit, den druck zu reduzieren.
und doch mag es von manchen menschen als qual empfunden werden, einen bericht oder eine text schreiben zu müssen, vor dem leeren papier oder bildschirm zu sitzen und nicht starten zu können. ein gedanke, versagensangst oder vielleicht zu hohe erwartungen an sich selbst führen zu der schwierigkeit, mit dem schreiben zu starten oder es unverkrampft weiterzuführen.
wichtig in der beratung ist es, die beschreibung des leidensdrucks, den klientInnen zu überlassen. nur sie empfinden so und beraterInnen können diesen zustand niemals vollständig nachvollziehen. da mag jemand eine situation beschreiben, die einem als beraterIn nicht dramatisch erscheint, und doch fühlt es sich für die oder den ratsuchenden so an. es ist kontraproduktiv, wenn man versucht den emotionalen zustand in der beratung zu bagatellisieren. in diesem moment fühlen sich alle klientInnen übergangen oder denken, sie seien die einzigen mit diesen schwierigkeiten, alle anderen kommen damit besser klar.
auch der hinweis, dass man ja schon viel geleistet habe, das wetter schön sei und gelassenheit weiterhelfen kann, ist für ratsuchende in diesen momenten nicht nachvollziehbar. empathische atmosphäre zu schaffen, bedeutet klientInnen in ihren anliegen ernst zu nehmen, also auch in ihren emotionalen befindlichkeiten. und ist „qual“ das was die ratsuchenenden empfinden, dann ist es die aufgabe von schreibberaterInnen, gemeinsam mit den klientInnen nach handlungsmöglichkeiten zu suchen, wie sich das gefühl von qual reduzieren lässt. was wäre notwendig, damit diese unangenehme situation abgeschwächt werden kann?
vielleicht sind es dann die kleinen erfolgserlebnisse aufgrund erster schreibübungen und -techniken, die wieder an einen schreibfluss heranführen, vielleicht ist es die analyse der lebenssituation, die dazu führt, sich freiraum für das schreiben zu schaffen, oder vielleicht ist es die planung, eine angenehme schreibatmosphäre im arbeitsraum herzustellen, die erste schritte zur reduzierung der qual sein können. auch dies können nur die klientInnen benennen.
beraterInnen können aus ihrem wissenspool schöpfend, vorschläge an handlungsmöglichkeiten offerieren. ratsuchende entscheiden daraufhin, was ihnen davon umsetzbar erscheint, probieren es möglichst aus und melden eventuell zurück, wie hilfreich die idee war. oft entwickeln ratsuchende aber auch in einem beratungsgespräch eigene ideen, wie ihren schwierigkeiten zu begegnen ist. auch hier gilt: der versuch ist es wert und ihre eigene situation können klientInnen selber am besten einschätzen. beraterInnen können durch nachfragen vieles einkreisen und offenlegen, aber nicht bestimmen, was jemandem „gut tut“.