wie schon beim thema „schreibberatung und qual“ erwähnt, sind es oft die beruflichen texte, die schwierigkeiten bereiten können und den emotionalen druck erhöhen. beim wissenschaftlichen schreiben kommt noch ein wichtiger aspekt dazu: es geht für viele um die zukunft. angefangen bei prüfungsrelevanten texte, wie hausarbeiten oder referaten, über die abschlussarbeiten eines studiums bis zu den doktorarbeiten den habilitationen oder den veröffentlichungen im drittmittelbereich, neben der wissenschaftlichen herangehensweise spielt die bewertung von außen eine große rolle.
beim wissenschaftlichen schreiben kommt man nicht drumherum, die leserInnen immer mitzudenken. sonst ist es ja hilfreich, erst einmal nur für sich zu schreiben und später auf die reaktionen zu schauen. aber hier muss man die reaktionen der prüferInnen, der forschungsgelder-geberInnen oder der lektorate wissenschaftlicher fachzeitungen antizipieren, da man sonst, sehr drastisch formuliert, keine chance hat.
in diesen momenten ist man damit konfrontiert, dass in den wissenschaften zwar immer so getan wird, wie wenn es klare standards einer wissenschaftlichen arbeit gebe, gleichzeitig in die bewertungen einer arbeit eine menge subjektive haltungen und eigene vorstellungen, was enthalten sein sollte, mit einfließen. von der bewertung der anderen hängt jedoch nicht selten die eigene berufliche zukunft und die finanzielle absicherung in den arbeitsbereichen der wissenschaften ab. darum ist der emotionale druck teilweise so enorm, dass das schreiben des textes zur qual wird.
viele unsicherheiten und probleme lassen sich meist durch das fragen der betreuenden, zuständigen wissenschaftlerInnen klären. manchmal bekommt man auch informationen von anderen menschen, die schon einmal bei der gleichen person eine betreuung erfahren haben. und doch beschäftigt man sich über einen teilweise sehr langen zeitraum (für eine doktorarbeit mehrere jahre) mit ein und demselben thema mit der betreuung von ein und derselben person. das kann (muss aber nicht) die lust am schreiben trüben.
um nicht in qualvolle gefühlszustände zu rutschen, empfiehlt sich auf der einen seite zwar ein kontinuierliches arbeiten am forschungsgegenstand, aber auch klare auszeiten und abwechslungen. das unangenehme am wissenschaftliche arbeiten im gegensatz zu angestellten arbeitsverhältnissen besteht darin, dass man schnell im hinterkopf ein schlechtes gewissen bekommen kann, da man jetzt schreiben müsste, aber gerade etwas anderes macht. das abschalten fällt schwerer. inzwischen halten diese grundstimmungen zwar auch in angestelltenverhältnissen einzug, aber oft, kann man immer noch abschalten, wenn man seinen arbeitsplatz verlässt und am nächsten tag weitermachen.
etliche hochschulen bieten zum glück hilfestellungen beim wissenschaftlichen schreiben an, die es erleichtern sollen, aus einem qualvollen gefühl wieder herauszukommen. denn immer noch geschieht es zu oft, dass ein studiengang absolviert wird und dann der abbruch wegen der zu schreibenden abschlussarbeit stattfindet. befördert wird dies auch dadurch, dass die sprache von wissenschaftlichen arbeiten, keine persönlichen befindlichkeiten zulassen, man sich also nicht wirklich ausdrücken kann. da kann es hilfreich sein, parallel seine persönlichen befindlichkeiten in anderen texten (tagebuch, journal) abzuladen, um sie zu verarbeiten. denn dann kann der erkenntnisgewinn durch die forschung und das niederschreiben der entdeckungen eher ungetrübte freude bereiten.