beim kreativen schreiben sucht man ein thema, eine schreibidee, eine geschichte. im wahrsten sinne des wortes liegen die meist auf der strasse. einmal durch zwei strassen tagsüber gegangen, ein wenig nach links und rechts geschaut, und es bieten sich diverse geschichten an. ob es nun die zwei älteren damen sind, die sich gegenseitig unterhaken und darüber klagen, wie sehr die zu uns kommende polarluft sie zwingt, die heizung anzuschalten.
oder die zwei jungs, die sich darüber unterhalten, wie cool ihr neues digitales ballerspiel ist und auf welchem level sie sich gerade befinden. dann gibt es da den älteren mann, der jeden tag sehr hektisch zum einkaufen schreitet, um immer mit ungefähr einem kilo orangen zurück zu kommen. oder die jüngere frau, die übergewichtig zwei mini-hunde ausführt. die beiden hunde kläffen alles an, was sich bewegt. dies bedeutet tagsüber, sie kläffen eigentlich nur.
dann ist da die frau, die vor einem hauseingang steht aber nicht klingeln kann. sie ist zu früh vor der tür ihre therapeuten, der gerade noch eine andere sitzung abhält. sie kaut ihre fingernägel, ihr geht es heute nicht gut. der heizungsinstallateur, der seine mittagspause am strassenrand im auto verbringt, seine stulle ist und laut den schlagersender hört. am liebsten würde er dazu tanzen, aber das wäre nicht sehr männlich in seinen augen.
zu allen ereignissen und menschen kann man geschichten finden, kann sich ihr zuhause vorstellen, das letzte telefongespräch, das sie geführt haben, als dialog aufschreiben oder das auf der strasse mitgehörte laute telefongespräch wiedergeben. man kann die personen aufeinandertreffen lassen. was passiert, wenn sich die kleinen kläffer in den beutel mit orangen des hektischen herren verbeissen? was passiert, wenn sich die klientin umdreht und wieder geht, nachdem sie es vor die tür ihres therapeuten geschafft hatte, und dabei die beiden älteren damen umrempelt?
das finden von schreibthemen beim kreativen schreiben bedient sich auch der neukombination von erlebtem, erdachtem und beobachtetem. einzelne details hat man schon einmal gesehen, gelesen oder gehört. doch erst ihre verknüpfung erzeugt eine neue geschichte, die es so nicht gab, die aber so vorstellbar oder so gar nicht vorstellbar und trotzdem interessant wäre. wer kreativ schreibt, lernt gleichzeitig, die augen und ohren offenzuhalten, um das thema zu finden, das gerade am meisten spaß machen würde.
bei regelmäßigem schreiben fällt das finden der themen immer leichter. man muss nicht mehr lang suchen, denn es passiert eigentlich so viel um einen herum. man muss es nur wahrnehmen. manchmal wird dann eine gute, manchmal eine etwas langweilige geschichte daraus. doch was soll´s, morgen einmal durch zwei strassen laufen und das notizbuch ist schon wieder voll.