Tagesarchiv: 10. Oktober 2011

wortklauberei (82)

„bundestrojaner“

ganz gleich, ob er wirklich vom bund oder nicht ins internet entlassen wurde, der begriff allein regt zu manchen bildern an, die mal wieder die eigentliche bedeutung des programms und seiner folgen verschleiern und kaschieren. auch wenn man davon ausgehen kann, dass ein großteil der web-nutzerInnen inzwischen mit dem begriff „trojaner“ etwas anfangen kann, bleibt selbst im wort die auswirkung versteckt.

alternativ müsste man von einer bundes-überwachungssoftware oder von einem bundes-fremddaten-staubsauger sprechen, um eher ein bild der funktionweise des programms hervorzurufen. die trojaner sind in erster linie bewohner von troja, in zweiter linie vermischt sich die strategie des „trojanischen pferdes“ (innen hohl und gefüllt mit kriegslist) mit den möglichkeiten der digitalen welt. und dann ergibt sich ein viel fieseres, das geltende recht ignorierendes vorgehen.

es scheint ein programm geschrieben worden zu sein, das den datenschutz umgeht, das alle funktionen des fremden computers, je nach programmzusatz, abrufen kann und das beliebig erweiterbar ist, also dinge auf festplatten fremder schleusen kann. noch skurriler wird das ganze, wenn man schaut, wo die daten hingebracht werden. sie werden um die welt geschickt, um dann wieder hier zu landen. wer also noch mitliest, das weiß niemand.

zu rechnen war auf alle fälle mit solchen programmen. zu rechnen war auch damit, dass nichts, aber auch gar nichts sicher ist, wenn man sich ins netz begibt. und zu rechnen ist ebenso damit, dass sich die strafverfolgung seit der rasterfahndung immer stärker in die richtung eines generalverdachts gegen die gesamte bevölkerung entwickelt. (ähnlich wie beim neuen personalausweis, bei dem man unterschreiben muss, wenn man nicht möchte, dass die eigenen fingerabdrücke auf dem chip gespeichert werden und nicht unterschreiben muss, wenn man damit einverstanden ist, dass die fingerabdrücke auf dem chip gespeichert werden.)

also stimmt beim „bundestrojaner“ auch der begriff „bundes“ nicht. denn der bund ist die vertretung der bevölkerung, es handelt sich aber um einzelne, die den datenklau organisieren. und sie unterwandern damit die verfügung des einzelnen über seine persönlichen daten. also ist es ein daten-entmündigungs-programm oder dergleichen mehr. aber bundestrojaner klingt, wie wenn wir dem alle zugestimmt hätten.

Werbung

schreibpädagogik und finden

ich beschreibe in diesem blog schon seit einiger zeit die notwendigkeiten, wenn man eine schreibgruppe selber gründen möchte. der grund dafür ist, dass es nicht überall die schreibgruppen gibt, die man gern haben möchte. man findet nicht die passende schreibgruppe für sich oder man findet überhaupt keine schreibgruppe in seiner umgebung.

auch wenn das gemeinsame schreiben und kreativ sein immer mehr interessentInnen findet, so ist das gesamte angebot weiterhin recht dürftig. in größeren städten finden sich etliche möglichkeiten, mit schreiben irgendetwas zu machen, da gibt es auch diverse treffpunkte, an denen man seine texte vorstellen kann. in kleineren städten wird das schon schwieriger. manchmal finden sich zumindest bei den volkshochschulen angebote zu schreibgruppen oder zu schreibkursen.

es gibt leider auch keine bundesweit zentrale datenbank, in der alle schreibgruppen, die es gibt, aufgelistet sind und man für sich wählen kann. es verschwimmt auch das angebot der selbstorganisierten schreibgruppen mit den professionell angeleiteten schreibgruppen, ebenso wie die interessen der teilnehmerInnen miteinander verschwimmen. manche gruppen haben zum ziel, sich dem literarischen schreiben zu zu wenden und sich gegenseitig dazu feedbacks zu geben, andere gruppen wollen kreative oder biografische erfahrungen machen, die einzig der freizeitgestaltung oder selbstreflexion dienen.

wie bei allen anderen dingen empfiehlt es sich, um die richtige gruppe für sich zu finden, einmal reinzuschnuppern, ob die gruppe etwas für einen ist. das ist nicht überall möglich, aber wünschenswert wäre es schon. denn es macht keinen sinn, sich an eine schreibgruppe zu binden, in der man sich nicht wohl fühlt. ähnlich wie bei beratungen und therapien, gibt man auch in schreibgruppen persönliches preis. macht man dies in seiner freizeit, dann hat man auch die wahl, wem man was preisgeben möchte.

generell ist es in gruppen meist so, dass es menschen gibt, die einem sympathischer sind, und welche, die es weniger sind. hier sollte man für sich abschätzen, wie weit Weiterlesen