„trennen“ oder „trennung“ sind mit großer wahrscheinlichkeit die umfassendsten kapitel in vielen biografien und lebensgeschichten. ob man sich von bestimmten vorstellungen, gedanken oder menschen trennen muss, trennen will oder trennen lässt, das beschäftigt uns. denn „trennen“ geht immer mit einem verlust auf der einen oder anderen seite einher. etwas zu verlieren bedeutet nicht automatisch, dass schmerz oder trauer ins spiel kommen, aber es bedeutet, dass wir mit veränderungen einen umgang finden müssen, ob wir wollen oder nicht. wie der umgang dann aussieht, das ist wiederum von mensch zu mensch verschieden.
in „trennen“ steckt schon eine form von unfreiwilligkeit, die oft damit einhergeht. denn sonst wäre es ein verabschieden oder ein loslassen. wenn etwas getrennt wird, dann wird geschnitten, geteilt oder weggenommen. wann hat man sich in seinem leben anderen menschen entzogen oder wann haben sie sich einem selber entzogen? eine der fragen, die im biografischen schreiben großes gewicht bekommen können. vor allen dingen dann, wenn die letzte aller trennungen stattfand, wenn der tod im spiel war. hier war die trennung vielleicht keine bewusste entscheidung, sondern eine natürliche konsequenz, eine trennung, die der mensch, der so auf kontrolle bedacht ist, noch schwerer akzeptieren kann, als viele andere trennungen.
wenn sie ihre lebensgeschichten aufschreiben, dann schauen sie doch mal, welche formen der trennung sie erlebt haben. gewichten sie, welche trennung für sie am schwersten war und wovon sie sich leicht trennen konnten. und dann werfen sie einmal einen blick auf die bedeutung des „verlusts“. schnell relativieren sich manche bestürzungen über eine zerbrochene vase, ein zerbeultes auto oder einer gecrashten festplatte, wenn man einen menschen verloren hat. wenn ein anderer mensch nie mehr zu erreichen sein wird. trennungen in beziehungen erscheinen dagegen aus der distanz beinahe lächerlich, da der mensch Weiterlesen