mein computer und ich – eine umgangslehre (03)

gesellschaft

der begriff „gesellschaft“ ist eine sehr unklare struktur, also ein sammelbegriff für alle anwesenden in irgendwelchen grenzen oder strukturen. man kann die strukturen national betrachten, dann lässt sich feststellen, dass 7% der schwedInnen noch nie das internet genutzt haben, bei den deutschen sind es 17%, ach ja, und in rumänien 57% (laut der zeitschrift „brand eins“ im november). also lässt sich festhalten, nur noch ein sechstel der 16- bis 74-jährigen kennt das internet nicht.

somit müssen grob fünf sechstel unserer gesellschaft einen umgang mit dem computer pflegen (eventuell sogar mehr, da man computer nutzen und nicht ins internet gehen kann). doch was ist das für ein umgang? in mir festigt sich immer stärker das bild: ein naiver umgang. denn an den wenigsten bildungsorten wird der umgang mit dem computer und dem internet diskutiert. es wird hingenommen, dass manche dinge funktionieren und andere nicht. es wird viel an computern gearbeitet, aber es wird kaum geschult und gelehrt, wie weit sich durch die digitale arbeit unser leben verändert.

unsere gesellschaft vermittelt und diskutiert nur die funktionalität der geräte aber nicht die bedeutung und die einflüsse. es ist ein sehr kleiner teil der gesellschaft, der sich mit diesen fragestellungen auseinandersetzt. der großteil der bevölkerung möchte eigentlich nur, „dass die dinger funktionieren“. doch es gibt einen horrenden unterschied zwischen einem stift, der funktioniert, wenn er schreibt, und einem computer, der verarbeitet, umwandelt und präsentiert, wenn man an ihm schreibt. diese form der verarbeitung und umwandlung erscheint im schlichten alltäglichen gebrauch wie eine schreibmaschine. im etwas erweiterten gebrauch, wie dem internet, transportiert die digitalisierung aber bestimmte denkmuster, ablagesysteme und suchstrukturen.

daneben transportiert die gesellschaft noch ein ganz bestimmtes bild einer digitalisierung: den fortschritt, die angebliche vereinfachung von prozessen und eine verfügbarkeit, nicht nur von informationen, rund um die uhr. und hier bedingen sich gerät und auffassung gegenseitig. der computer an sich spiegelt nur wieder, was man ihm einprogrammiert hat. auch seine (rechen)geschwindigkeit ist nur der (elektro)technischen konstruktion geschuldet. doch wie programmierung und konstruktion aussehen, das planen menschen. und zu dieser planung gehört zum beispiel die rund-um-die-uhr-verfügbarkeit, die vernetzung von weltmärkten, die erfassung einer jeden aktion am computer, die versendung von daten, ohne zustimmung des nutzers.

gesellschaften akzeptieren es, was konstrukteure ihnen vorsetzen. und da komme ich wieder zur naivität. computer könnten ganz anders bedienbar, anders steuerbar und mit anderen bedeutungen behaftet sein, wenn es gewünscht wäre, sich intensiver mit dem menschenbild, das im hintergrund der planungsgedanken vorherrscht, auseinanderzusetzen. und in diesem moment landet man unweigerlich bei der frage, in wessen interesse die computer so konstruiert sind, wie sie konstruiert sind. es wird zeit, dass dies unsere gesellschaft ernsthafter und umfassender diskutiert.

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