Tagesarchiv: 24. November 2011

wissenschaftliches schreiben und zeitmanagement

zeitpläne sind nicht jedermanns und jederfraus sache. letztendlich scheinen sie in vielen lebenszusammenhängen auch nicht notwendig. beim wissenschaftlichen schreiben hingegen können sie sehr viel sinn machen. denn selbst nicht-aufschiebende schreibtypen geraten häufig in zeitnot am ende einer längeren wissenschaftlichen arbeit (dies richtet sich nicht gegen menschen, die aufschieben – es gibt viele schreibtypen, die am besten schreiben, wenn sie unter zeitdruck stehen).

was ist geschehen? oft werden themen für wissenschaftliche arbeiten während der recherche immer spannender und größer. fängt man einmal an, sich in die vorhandene literatur zu vertiefen, findet man mehr und mehr artikel und bücher zum zu bearbeitenden thema. bei etlichen schreibenden kommt das gefühl auf, die ganzen veröffentlichungen noch lesen zu müssen, bevor man mit dem schreiben der arbeit beginnen kann.

zum einen wird man selten ein forschungsthema vollständig erfassen können. zum wissenschaftlichen schreiben gehört auch ein gewisser mut zur lücke und ein blick für die relevanz eines textes. zum anderen ist der eigene anspruch teils zu hoch. da können plötzlich bachelor- und masterarbeiten zu doktorarbeiten mutieren, da man doch jeden kleinsten hinweis berücksichtigen möchte. auch hier geht es darum, eine auswahl zu treffen. das fällt vielen nicht leicht, da das gefühl, etwas wichtiges zu vernachlässigen im hinterkopf rumort.

wenn recherche ausufert, dann verschiebt es alle anderen tätigkeiten im zeitplan. meist reicht die zeit noch zum schreiben der wissenschaftlichen arbeit, aber die zeit zum überarbeiten am schluss, die ist kaum mehr vorhanden. dabei sollte das überarbeiten in der planung beinahe ein drittel der gesamten zeit einnehmen. oft wird unterschätzt, wie aufwendig es ist, korrektur zu lesen, zitate zu belegen, literaturlisten zu erstellen, links zu überprüfen, ganze kapitel umzustrukturieren und nach schreibfehlern zu suchen. wenn man dann noch den schreibstil ansprechend gestalten möchte, dann benötigt man auch dafür ausreichend zeit.

darum macht ein zeitplan am anfang des wissenschaftlichen schreibens sinn. denn in diesem moment hat man eine richtschnur für das eigene arbeiten erstellt. man bemerkt, wenn die recherche anfängt zu viel raum einzunehmen. es fällt leichter, sich selbst zu reglementieren, sich zu ermahnen und Weiterlesen

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schreibidee (325)

wie schon erwähnt, lese ich gerade das buch „die grosse zukunft des buches“ von umberto eco und jean-claude carrière. bei ihrer diskussion im buch, erwähnen die beiden auch literatur, die im laufe der jahrhunderte in der versenkung verschwunden ist. darunter befindet sich vieles aus dem barock. doch anscheinend war die barocke literatur ein lebhafte, anarchische und überbordende. darum eine schreibanregung zu „barocken geschichten„. es geht dabei nicht darum die barocke sprache zu imitieren, sich aber an den grundzügen zu orientieren.

zur barocken literatur zählen zum beispiel die schriften von molière oder grimmelshausen. die geschichten zeichnen moralisch-unmoralische tändeleien, komödiantisches und pralles leben aus. also ist der einstieg für diese schreibidee, dass sich die schreibgruppenteilnehmerInnen ereignisse aus ihrem alltag stichwortartig notieren, die für sie einen lebhaften und komödiantischen charakter haben. anschließend wählen sie sich ein ereignis aus, das sie auf maximal zwei seiten beschreiben. die beschreibungen werden in der gruppe ohne feedback vorgetragen.

anschließend erstellen alle schreibenden ein cluster zu dem begriff „pralles leben“. sie wählen einen strang oder einen begriff aus ihrem cluster aus und schreiben eine kurze geschichte dazu. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen, es findet keine feedbackrunde statt. nun können noch kurze auszüge aus stücken von molière oder aus dem „simplicissimus“ von grimmelshausen der gruppe vorgestellt werden.

denn danach soll eine längere geschichte zu dem persönlichen ereignis in barocker manier geschrieben werden. dazu kann die geschichte natürlich verändert und verfremdet werden, vielleicht etwas posse und erotik hinzugefügt werden, damit am schluss eine story oder ein dialog aus dem prallen leben sichtbar wird. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackgruppe statt. beim feedback wird vor allen dingen betrachtet, wie barock die geschichte wirkt.

zum abschluss können noch sonette verfasst werden, eine der wichtigen literaturformen des barock. diese werden kurz vorgetragen.

alle schreibideen aus diesem blog sind nun auch in einem extra schreibideen-blog veröffentlicht: http://schreibideen.schreibboutique.de