in den letzten tagen habe ich einen interessanten gedanken gelesen: woher wissen wir eigentlich, wie die vergangenheit wirklich war, wenn wir noch nicht einmal wissen, was alles damals (in grauer vorzeit) geschrieben und gedacht wurde, da vieles verschwunden ist und nie wieder aufgetaucht ist? viele unserer vorstellungen basieren auf fragmenten. diese fragmente werden schnell für bare münze genommen (obwohl vielleicht der großteil der damaligen menschen was ganz anderes gedacht hat). darum soll der hang zur gewissheit mit dieser schreibanregung ein wenig verstört werden, es sollen „absurde theorien“ geschrieben werden.
seit jahrhunderten werden über das geschriebene und dann auch gedruckte oder inzwischen digitalisierte wort gewissheiten geschaffen. schreiben wir doch einmal um. als einstieg erhalten die teilnehmerInnen eines der naturgesetze (gern etwas physikalisches oder so) als kopie ausgeteilt. das gesetz soll umgeschrieben werden. dabei gibt es keine beschränkungen. so kann die erdanziehung zum beispiel mit unsichtbaren wesen erklärt werden, die alles in der luft mit einem lasso einfangen und versuchen auf die erde zu ziehen. anschließend werden die theorien in der schreibgruppe ohne feedback kurz vorgestellt.
nun werden in der gruppe die großen fragen der menschheit aufgeworfen, die noch nicht zufriedenstellend beantwortet wurden. entweder machen sich alle notizen zu drei bis fünf stichpunkten oder es werden gleich fragen, zu denen die passenden theorien fehlen am flipchart gewählt. zum beispiel die frage, weshalb sich der pfau mit seinem unhandlichen federkleid, das ihn zur leichten beute macht, in der evolution durchsetzen konnte? es dürfen aber auch fragestellungen gewählt werden, die schon längst beantwortet sind.
im anschluss geht es darum, dass die teilnehmerInnen zu einer jeweils ausgesuchten frage eine theorie entwickeln. dazu kann entweder das freewriting, ein cluster oder eine 30-wort-assoziation genutzt werden. anschließend ist eine kleine wissenschaftliche oder philosophische abhandlung zu schreiben. also es geht darum, zu „schreiben wie …“. es muss eine these aufgeführt werden, es müssen beweise benannt werden, sollten forschungen angeregt werden und schlussfolgerungen dürfen angestellt werden. danach werden die „absurden theorien“ in der schreibgruppe vorgestellt und es gibt eine kurze feedbackrunde.
nun werden die niedergeschriebenen theorien unter den schreibgruppenteilnehmerInnen ausgetauscht. zum abschluss wird eine geschichte geschrieben, wie sich die welt wohl entwickelt, wenn alle menschen der neuen theorie, die man in händen hält, folgen und sie glauben. wie sieht dann unsere zukunft auf? die zukunftsszenarien werden anschließend vorgelesen.