Tagesarchiv: 29. November 2011

kreatives schreiben und fremde

viele möglichkeiten bietet das nachdenken über kreatives schreiben und der/die/das fremde. ich könnte über das herstellen von fremden welten in texten und geschichten schreiben, über die kommunikation mit „fremdem“ in dialogen, über die kreative schriftliche auseinandersetzung mit dem thema „fremdenfeindlichkeit“, um reiseberichte aus der „fremde“ und vieles mehr. aber ich möchte den blick auf ein anderes thema werfen: macht es sinn im kreativen schreiben fremde textgattungen auszuprobieren, auch wenn man sie nicht sonderlich interessant findet?

das kreative schreiben lebt vom spielerischen umgang mit dem schreiben, von der freiheit, selbst zu entscheiden, zu was man schreibt. gleichzeitig lebt das kreative schreiben aber auch davon, für sich zu erleben, dass man mehr schreibkompetenz besitzt als man immer vermutet hat. das erstaunen über die leichtigkeit und freude des schreibens gehört zum kreativen schreiben dazu. den ersten schritt macht man selber: man entscheidet, dass man sich mit dem kreativen schreiben auseinandersetzen möchte.

der zweite schritt wird meist von außen angeregt, entweder durch bücher oder durch gruppe, das internet und schreibübungen: sich auf eine neue art und weise mit dem schreiben auseinanderzusetzen. eine art und weise, die man bis dahin nicht erprobt hat. die erfahrung zeigt, dass am anfang die unsicherheit bei vielen schreibenden groß ist, ob man sich diesen schritt, texte zu verfassen, anderen zur verfügung zu stellen und ein feedback zu bekommen, zutraut. da wird es als hilfreich erlebt, anregungen und anweisungen zu bekommen, was man schreiben sollte.

und natürlich haben alle kreativ schreibende ihre lieblingstextformen oder -gattungen. die einen konzentrieren sich gern auf die lyrik, andere auf die kurzgeschichte und wiederum andere auf den dialog, die szenen, das haiku, die bildergeschichte und vieles mehr. andere formen des schreibens bleiben oft weiterhin unbekannt oder werden umgangen. so gehen etliche menschen davon aus, sie könnten keine lyrik verfassen, weshalb sie sich in diesem genre auch nicht ausprobieren. manche textgattungen bleiben für immer fremd.

hier kann nur die empfehlung ausgesprochen werden, alles einmal auszuprobieren, auch wenn man nach eigenen maßstäben vermutet, dass das ergebnis „schlecht“ sein wird. denn man erinnere sich an die frühere unsicherheit, das kreative schreiben als möglichkeit für sich selber überhaupt zu sehen. diese unsicherheit wird einen auch dann ergreifen, wenn man sich einer neuen textgattung Weiterlesen

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wissenschaftliches schreiben und textauswahl

was ist ein standardwerk? diese frage stellt sich allen menschen, die eine wissenschaftliche arbeit verfassen. denn die behauptung, dass ein buch oder ein text standard sei, ist leichter gesagt als geglaubt. ganz gleich, welches wissenschaftsgebiet und welches „fach“ man betrachtet, die aussagen, was standard in diesem forschungsbereich sei, gehen meist weit auseinander.

manchmal einigt sich ein forschungsverbund oder eine bestimmte wissenschaftliche schule auf ein grundlegendes werk, auf das sich alle weiteren schritte des forschens beziehen. somit kann man dieses buch oder diesen text für die jeweilige forschungsrichtung als standardwerk betrachten. und ich garantiere ihnen, es gibt mindestens einen vertreter, eine vertreterin dieser forschungsrichtung, die den „standard“ in frage stellen. das macht zwar zum einen überhaupt wissenschaft aus, also der diskurs über die grundlagen der eigenen annahmen und untersuchungen, es verunsichert aber gleichzeitig alle wissenschaftlich schreibenden, die überlegen, auf welches standardwerk sie sich in ihren betrachtungen beziehen sollten.

ein beispiel: sigmund freud hat großen einfluss auf die heutige psychologie gehabt. er wird oft erwähnt, zitiert und es wird sich auf ihn bezogen. noch häufiger stellen seine betrachtungen die grundlage für späteres psychotherapeutisches vorgehen und psychotherapeutische theorien dar. aber in der forschungsrichtung psychologie, an den hochschulen, wird freud kaum einbezogen. er wird mal kurz betrachtet, jedoch in vielen zusammenhängen als unwissenschaftlich abgetan. so werden die vorlesungen von freud sicherlich von den meisten lehrenden nicht als standard für ihre forschung in der psychologie betrachtet. bei den praktikern außerhalb der hochschulen sieht dies aber ganz anders aus.

doch wie soll man nun damit in einer wissenschaftlichen abschlussarbeit umgehen. einziger rat, den man geben kann, klären sie dies mit den wissenschaftlerInnen, die ihre arbeit betreuen. die vorstellung von „standardwerken“ ist eine zutiefst subjektive. das fiese daran ist, die verantwortlichen, darauf angesprochen, werden mit großer wahrscheinlichkeit immer sagen, dass ihre auswahl der standardwerke objektive kriterien folge und keinesfalls subjektiv sei. denn es handle sich schließlich um den standard aller. ohne diesen standard ist in ihren augen wissenschaftlliches arbeiten unvorstellbar. noch ein tipp: glauben sie es. verhalten sie sich strategisch und gehen sie erst einmal davon aus, wenn sie keine lust auf einen langen diskurs im rahmen einer abschlussarbeit haben.

noch einen schritt weiter: welche anderen texte und bücher sind für ihr wissenschaftliches schreiben relevant? auch hier ist die auswahl enorm, irgendwann müssen sie sich begrenzen. doch auf welcher grundlage? Weiterlesen