die schreibberatung wird normalerweise dann aufgesucht, wenn nichts mehr oder nur noch wenig geht und man sich nicht sicher ist, wie man anstehendes bewältigen soll. es handelt sich in diesem moment aus der sicht der klientInnen um eine ernste situation, die oft als existentiell empfunden wird. im hintergrund droht eine gefahr, nämlich einen wichtigen schreibprozess nicht bewältigen zu können und negative konsequenzen zu erwarten.
dementsprechend verlaufen beratungsgespräche auch erst einmal in einer ernsthaften atmosphäre, dem thema angemessen. doch zwischendurch kann es sinn machen, diese teiweise belastende bedrohung in den hintergrund zu rücken und sich der fragestellung auf eine spielerische weise anzunähern. dabei kann die erste reaktion der klientInnen sein, am vorgehen zu zweifeln, da man ihre aktuelle emotionale basis verlässt. spielerisches ist bei uns im beruflichen oder wissenschaftlichen kontext weiterhin recht negativ besetzt. platt geschrieben: „dabei kann doch nichts sinn- und gehaltvolles herauskommen.“
man sollte niemanden zum spiel zwingen, der diese vorgehensweise als weitere bedrohung erlebt. aber man kann dazu animieren, einmal einen probelauf auszuprobieren. sollte er sich als wenig hilfreich erweisen, kann man wieder zur alten vorgehensweise zurückkehren. doch sollte sich ein positiver effekt einstellen, kann noch mehr spielerisches ausprobiert werden. außerdem kann man aufzeigen, dass ein kurzes durchbrechen der belastenden gedanken, einen aufatmen lassen kann, ja, dass es kreative vorstellungen freisetzen kann.
manche sehr ernsthafte bedrohung relativiert sich aus einem anderen betrachtungswinkel. gerade beim schreiben kann das spiel mit sprache und ideen vielfältige ergebnisse liefern. das spiel bringt oft auch den spaß am thema und an der sache zurück. denn die meisten ratsuchenden befinden sich ja in einem beruflichen kontext, der ihnen eigentlich einmal spaß gemacht hat. im laufe der zeit wurde dieses gefühl von bedrohlichen und ernsthaften gedanken verdrängt. dabei verlieren viele ihr eigentliche interesse aus den augen. das spiel kann dieses interesse aber wieder vor augen führen.
nach dem motto: es gab da mal etwas, das mir viel freude machte und bei dem ich erfolgreich war. dahin zurückzukehren erleichtert oft auch die arbeit an der sache und damit auch das schreiben. zudem fördert ein spielerischer schreibstil die leselust der anderen. mögliche spiele für den beratungskontext gibt es eine menge. manche kann man sich aus den kreativbranchen der wirtschaft abschauen, andere sind explizite schreibspiele und etliche sind althergebrachte gesellschaftsspiele.
ein weiterer effekt besteht darin, dass sich das gesamte beratungssetting dadurch ein wenig entspannt. und dies kann wiederum den effekt haben, dass mehr ausgesprochen und besprochen werden kann. wichtig scheint mir nur, dass durch spielen nicht versucht wird, die tragweite des beratungsanliegens zu relativieren. das empfinden einer existentiellen bedrohung sollte nicht klein-gespielt werden sondern nur „anders-gespielt“ werden. denn die realität einer prüfungssituation oder eines arbeitsauftrags lässt sich nicht umgehen.