Tagesarchiv: 3. Januar 2012

wortklauberei (91)

„kochblockade“

man kann viel blockieren: strassen, plätze, hauseingänge, häfen, castor-transporte oder auch nur anrufe am telefon. die blockade kommt der barrikade recht nahe und war schon immer ein demonstrations- und revolutionsmittel. und man kann sich selbst blockieren. bewusstes und unbewusstes verhindern äußerungen, handlungen oder die wahrnehmung.

so kam hier schon öfter die „schreibblockade“ (von manchen eher als firlefanz betrachtet) zu sprache. dabei handelt es sich um die unmöglichkeit, einen text zu verfassen, kreative gedanken niederzuschreiben oder auch nur ein paar sätze zu papier zu bringen. neben der schreibblockade wird in diskussionen anderen noch gern die denkblockade unterstellt. doch neu hinzugekommen, dank der werbung im fernsehen, ist die kochblockade.

ein hilfloser koch steht in der küche und ruft seinen kollegen an: er habe eine kochblockade. dies eröffnet ganz neue dimensionen der blockade. hat er doch eigentlich eine kochideeblockade, denn etwas in den topf werfen wird er noch können, aber ob es aber zu etwas schmackhaftem verwandeln kann, das bleibt dann ungewiss. so kommt die kochblockade dem „burn-out“ sehr nahe: selbst die kleinsten tätigkeiten sind nicht mehr zu bewältigen. aber der kollege am telefon hat die rettende idee und die passende tiefkühlkost, um fleisch anzureichern.

ein brisanter spot, der andere berufsgruppen zu ähnlichen handlungen und reaktionen auf stress und (selbst)überforderung animieren könnte. bei der s-bahn berlin herrschen schon länger fahrblockaden. was wäre, wenn in call-centern die telefonierblockade ausbrechen würde? oder wenn postmitarbeiter unter der zustellblockade litten (auch dies scheint schon manchmal realität zu sein). das verfassungsgericht würde unter einer urteilsblockade leiden, ärzte unter einer behandlungsblockade und soldaten unter einer schießblockade.

ja, es käme wieder einer revolution gleich, würden die blockaden gemeinsam auftreten – andere wählen dafür das wort generalstreik. die fernsehwerbung greift anscheinend allgemeine entwicklungen auf: da droht ein land mit seeblockade, banken vollführen kreditblockaden und der bundespräsident stellungnahmeblockaden. es ist damit zu rechnen, dass „blockade“ das jahr des jahres 2012 wird. wie gut, dass es wenigstens tiefkühlkost gibt.

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ein netz-krimi zum mitschreiben und lesen

da gibt es ja diesen studiengang „biografisches und kreatives schreiben“ an der alice-salomon hochschule in berlin. unter anderem werden in dem studiengang die möglichkeiten des internets für das (kreative) schreiben ausgelotet.

dabei entstand ein interessantes angebot: mitschreiben an einem krimi im internet. lässt sich kollaborativ ein netzroman verfassen? sind geschichten gemeinsam entwickelbar? und wie geht es weiter beim „drachen von tarascon“? wer interesse hat mitzuschreiben, wende sich an die mailadresse drachevontarascon@gmail.com .

im vorfeld lohnt es sich, die geschichte um die kommissarin mayer-galotti zu lesen. das erste kapitel ist hier zu finden: http://drachevontarascon.blogspot.com/2011/12/1-kapitel-mord-oder-selbstmord.html . die darauf folgenden kapitel zum anfangsplot sind im blog zu finden (inzwischen bis kapitel 8): http://drachevontarascon.blogspot.com/ .

und möchte man nicht schreiben, aber lesen, wie es weitergeht, dann einfach den blog regelmäßig lesen oder sich per mail benachrichtigen lassen. so viel sei hier geschrieben: es geht um kunst, um deutsche geschichte, um vertauschte mailadressen, um beziehungen und um geld. alles voraussetzungen für mord und eine geschichte, die in berlin spielt.

viel spaß damit!