schreibgruppen leiten bedeutet auch, sich auf die diskussionen, die in der gruppe entstehen, einzulassen. in jeder gruppe gibt es früher oder später diskussionen über die vorgehensweise, über den inhalt oder über die beziehungen untereinander. dies lässt gruppen zusammenwachsen und sich weiterentwickeln.
oft werden aber diskurse als bedrohung empfunden, sowohl von der leitung als auch von manchen teilnehmerInnen. es ist hilfreich, wenn man von anfang an signalisiert, dass man bereit, diskurse zu führen. eigentlich kann diesen diskussionen manchmal nur eines im wege stehen, die zeitknappheit. doch man sollte in solchen momenten signalisieren, dass man die gespräche an einem geeigneteren zeitpunkt weiterführt. manchmal können diskurse auch ins internet verlagert und zum beispiel zwischen zwei gruppentreffen per mail weitergeführt werden.
gleichzeitig sollte man als schreibgruppenleitung die quadratur des kreises vollführen. möglichst vielen bedürfnissen der teilnehmerInnen gerecht werden, das eigene konzept nicht vollständig aus den augen verlieren, persönliche betroffenheiten oder zwistigkeiten in eine fruchtbare diskussion überführen, damit sie nach einer gewissen zeit abgeschlossen werden können, und unberechtigte kritiken erkennen und zurückweisen.
um dies zu schaffen, entwickelt man einer gruppe gegenüber eine form der empathie, wie man sie sonst zum beispiel in beratungsgesprächen, einer einzigen ratsuchenden person gegenüber entwickelt. eigentlich kann man viele der massgaben für beratungen auch auf gruppendiskurse übertragen: die menschen ausreden lassen, sie in ihren anliegen ernst nehmen und nicht die gruppe zum problem machen, sondern eher die bedingungen, in denen eventuell konflikte entstehen.
aber es soll hier nicht nur um konflikte gehen. diskurse bedeuten ja auch eine sinnvolle auseinandersetzung, über das weitere vorgehen oder über inhalte, die bei schreibübungen und -anregungen angerissen werden. manchmal ergeben sich politische diskurse in schreibgruppen, manchmal fachlich-theoretische. wichtig scheint mir hier nur, dass nicht personalisierend diskutiert wird (ähnlich wie beim feedback geben).
außerdem ist für einen selber die bereitschaft, auch von teilnehmerInnen einer gruppe, die man anleitet, lernen zu können, eine sehr fruchtbare sache. denn das wissen, das in gruppen aufeinenander trifft, ist oft sehr vielfältig und weit gefächert. so können in schreibgruppen durch diskurse ganz eigene dynamiken und neue schreibideen oder inhalte der geschriebenen texte entstehen. allein dies ist es wert, diskursen nicht auszuweichen, sondern sie als „normales arbeitsmittel“ zu integrieren.