mein computer und ich – eine umgangslehre (08)

schreiben

in erster linie diente der computer einmal dem rechnen und dem schreiben, also den grundformen der lebensbewältigung in modernen zeiten. inzwischen leisten pc und konsorten noch ganz andere dinge. sie entziffern gesagtes, gleichen musik mit datenbanken ab, fotografieren, filmen, malen und dergleichen mehr, je nachdem, was die userInnen wünschen. das kann spaß machen, doch eigentlich soll er erst einmal nur schreiben. es ist auch egal, ob es sich dabei um post (mails), geschichten (textverarbeitung) oder programmierungen (texteditor) handelt. ich gebe etwas ein und das ding bildet es ab, um es dann zu drucken, zu versenden oder zu speichern.

aber so einfach ist das heute nicht mehr. gern ist von vornherein die autokorrektur bei manchen geräten eingeschaltet. dies bedeutet, dass das ding nervtötend alle satzanfänge „groß“ schreiben möchte, dass es die anführungszeichen nach seinen regeln oben oder unten platziert, dass es fehler unterstreicht, dass es aus zeichenkombinationen neue zeichen generiert und dass es eine schrift und ein format vorgibt. möchte ich das nicht, dann muss ich erst einmal in die tiefen der einstellungen klettern, um die vorgaben zu verändern.

bei manchen textverarbeitungsprogrammen sind die tiefen inzwischen so tief, dass man gut und gerne stunden damit verbringen kann, alles abzuschalten, das man nicht möchte. natürlich, man kann auch eine neue vorlage (für das layout und schriftbild) wählen und erhält dadurch ein ganzes bündel an veränderungen. einfach drauflosschreiben is nich! selbst wenn man sich so weit durch seinen rechner gekämpft hat, etwas geschrieben hat, dann kann man nicht davon aussehen, dass es bei anderen auf dem computer ebenso aussieht. haben sie nicht das identische betriebssystem und die selben einstellungen, dann kann mein text zu einem datenungeheuer anwachsen, das nicht mehr zu entziffern ist.

bis heute ist es nicht gelungen, dass sich die länder mit den gleichen schriftzeichen auf eine standardvorlage für das erstellen von texten, also für das schreiben einigen und dies von computerherstellern verlangen. also sind wir ein gutteil unserer schreibzeit mit dem konvertieren, korrigieren und zeilenumbrüche aufheben beschäftigt. da kann ich gleich das getippte mit der post schicken, um sicher zu gehen, dass es bei den anderen auch so aussieht, wie ich es versendet habe.

unsere computer haben das einfache schreiben inzwischen verlernt. und nicht, da wir uns dies gewünscht hätten, der mensch möge sich bitte melden, sondern da sich eine firma gegen die andere abgrenzen möchte. wer sich darüber empört, dass er bei der digitalisierung des tv gezwungen wird, neue geräte anzuschaffen, der sollte sich vor allen dingen darüber empören, dass neue betriebssysteme alte texte und dateien nicht mehr lesen können. und wer meint, alles als pdf-datei zu speichern und damit die texte beständig lesbar zu machen, der verzichtet erst einmal darauf, sie weiter bearbeiten zu können.

dabei kann drauflosschreiben so viel spaß machen, aber wohl nicht mehr mit dem computer 😦

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s