web 2.0 und lust

es ist lust, ob es einem gefällt oder nicht, wenn im internet die seiten mit pornografie boomen und vielfach gesucht und angeklickt werden. das auge lüstelt mit (anscheinend eher bei männer, denn bei frauen (obwohl mir auch frauen bekannt sind, die sagen, das wäre eine mär)). jedenfalls macht das netz in bezug auf die lust ein reichhaltiges angebot.

erheiternd daran ist, dass keiner da gewesen sein will, also anscheinend niemand diese seiten angesurft haben will, viele nur aus versehen durch den falschen klick mit der maus dort gelandet sind und wiederum andere dachten, bei dem homepage-titel würde züchtiges gezeigt werden. ende der 70er und in den 80er Jahren des letzten jahrhunderts gab es solche selbsterweckungs-artikel wie „ja, ich habe …“.

manchmal wünschte ich mir, dies würde es zu der aussage: „ja, ich habe pornoseiten im netz angesurft!“ geben. das würde die ganze doppelzüngige debatte über den kinder- und jugendschutz im netz, über die gelebten sexualitäten entspannen und auf ein realistisches niveau bringen. doch dem ist leider nicht so. ich finde es immer wieder erstaunlich, dass es gesellschaftliche diskurse schaffen, auf der einen seite die vermarktung der sexualität zu verteufeln und gleichzeitig werbung, internet und köpfe pornografisch zu besetzen.

dagegen spräche nichts, würde es nicht so verschämt gehandhabt. es geht anscheinend um lust. könnte der diskurs darüber offen geführt werden, wäre sie nicht gar so schambesetzt und vor allen dingen dann wäre sie auch nicht so erniedrigend. warum nicht im größten kommunikationsmedium lust kommunizieren? die muss nicht sauber und brav sein, lust hat immer auch einen „versauten“ und gierigen moment. aber die lust sollte menschlich sein.

bestes beispiel: die idealisierung der potenz, der körperlichen verfasstheit. die abgebildeten ideale im lust- und pornografie-zusammenhang sollten erkannt werden, dann würden sich menschen auch nicht beständig gegenseitig und einseitig sich selber verurteilen, beurteilen, verletzen und zurichten. sie könnten auf einer ebene kommunizieren, die der realität entspricht. doch glaubt man dem internet, dann ist man nur noch von hengsten und supermodelln umgeben, alle sind jünger als sie scheinen und alle können immer und jederzeit.

das web 2.0 lässt die lust zu einer drohung anwachsen, dem alltag nicht mehr zu genügen, und die scham der doppelmoral lässt alle allein mit der drohung und fordert sie auf, sich selbst schön zu schreiben. dabei könnten erwachsene menschen so entspannt sein, wenn es um die eigene lust geht. und dem internet wäre es egal, die zugriffszahlen auf die lust sind heute schon spitzenreiter in den suchmaschinen.

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2 Antworten zu “web 2.0 und lust

  1. sehr interessanter artikel, ich glaube heutzutage versuchen viele nur noch idealen zu entsprechen, was auf dauer einfach kaputt macht.

    werde deine anderen beiträge in zukunft gerne verfolgen 🙂

  2. *bei dem homepage-titel würde züchtiges gezeigt werden*
    Wenn man bedenkt das bei der Konkurrenz sowohl Beschreibung und Titel sowie auch alles andere auf der Seite zu 100% auf unzüchtig optimiert sein muss um dann auch gefunden werden zu können.
    Das war auf alle Fälle mal ein ganz anderer Beitrag zum Web 2.0

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