beratungen haben zwei funktionen: zum einen den status quo differenziert zu betrachten und zum anderen handlungsmöglichkeiten für veränderungen zu erarbeiten. dabei kann es passieren, dass allein die aufschlüsselung des status quo plötzlich zu neuen erkenntnissen führt. es handelt sich um keine wunder, die in diesen momenten geschehen, sondern um die veränderung der blickwinkel und die bewusstwerdung einzelner aspekte.
man wusste zum beispiel schon immer, dass man bei anstehenden schreibaufgaben gern die küche von oben bis unten putzt und aufräumt, wäsche wäscht oder liegengebliebenes in aktenordner sortiert, nur um nicht den schreibprozess zu starten. bis zur schreibberatung war einem aber nicht bewusst, welche mechanismen einen eigentlich dazu bringen, dem schreiben so sehr auszuweichen.
doch wenn man anfängt aufzulisten, welche momente zu den ausweichhandlungen führen, wenn man sich in diesen momenten notiert, was man gerade denkt und wenn man über die angst, einen text zu verfassen, selbstreflexionen schreibt, dann schlüsseln sich oft die mechanismen stück für stück auf und man kann gegensteuern. da werden einem zum beispiel negative erwartungen, die man durch schule und erziehung erfahren hat, bewusster. oder man erkennt die momente, in denen die ausweichhandlungen starten, man weiß um die ganz konkreten auslöser und kann sie das nächste mal umgehen.
für diese entwicklungen in einer beratung bedarf es also keiner besonderen tricks oder geheimnisvoller mechanismen. es bedarf nur einer neutralen person, die von außen die angemessenen und konkreten fragen stellt, um sich seiner selbst bewusster zu werden. im nachhinein wundern sich viele menschen, weshalb sie nicht selber auf diese fragen gekommen sind, warum es ihnen nicht von allein bewusst wurde, wie sie ihren ausweichhandlungen ausweichen können.
und in diesen momenten kommt wieder das verdrängen ins spiel, dass ja auch einen schutz darstellt. wir schützen uns vor der „wahrheit“ oder „realität“, da wir eine schmerzhafte reaktion erwarten. so erwarten wir eben, dass wir gnadenlos beim schreiben scheitern, wenn wir nur anfangen, worte auf papier zu bringen oder darüber zu reflektieren. also versperrt uns unser denken in diesem moment den weg, die situation aufzulösen. das machen wir nicht aus spaß, sondern wir haben diese mechanismen im laufe der zeit gelernt. wenn zum beispiel ständig an unseren ergebnissen herumkritisiert wurde, dann haben wir gelernt, dass es nie genügt, was wir schreiben, es geht immer noch besser. allein diese vorstellung kann uns vor dem schreibprozess zurückschrecken lassen.
schreibberatung leistet also nichts anderes, als manche aspekte unseres schreibens bewusster und uns dadurch handlungsfähiger zu machen. das klingt jetzt sehr locker, doch es ist nicht zu unterschätzen, wie widerspenstig wir manchmal auf veränderungen reagieren können 😉