das internet suggeriert, dass viele arbeitsabläufe einfacher und nutzerfreundlicher werden. viele würden dem heute widersprechen. es möge einzelne, kurze momente sein, in denen man das gefühl hat, dass etwas einfacher umsetzbar ist. doch wenn man viel am computer arbeitet und einen großen teil seiner kommunikation über das internet und web 2.0 laufen lässt, wird man schnell eines besseren belehrt.
das fängt schon bei den diversen passwörtern an. manch einer schwört ja immer noch auf sein einziges, umfassendes passwort, empfehlenswert ist die nicht. in kombination mit diversen nutzernamen, pins und anderem sammelt sich schon bürokratisches material an. zudem werden heute gern informationen und nachrichten zusätzlich, neben anderen informationsquellen, per mail versendet. da kein papier verbraucht wird, wachsen die berge an dateien und elektropost bei allen an.
und diverse abläufe werden inzwischen ins netz verlagert. doch leider nicht ohne hürden. ob es die finanz- oder die arbeitsverwaltung, ob bezirke oder bahnfahren, das internet wird zum digitalen büro. nur leider sind viele angebote nicht kompatibel, nicht für jeden nutzbar, das nachfragen ist kompliziert und dergleichen mehr. so schaffen es etliche berliner ämter, nur eine zentrale mailadresse zur verfügung zu stellen. dadurch erreicht man zuständige mitarbeiterInnen nur noch, wenn diese sich vorher schon einmal bei einem gemeldet habe.
im web 2.0 und internet sind wir inzwischen aufgefordert mehrgleisig zu fahren. manche menschen reduzieren die möglichkeiten der telefonischen erreichbarkeit (haben keinen ab oder keine mailbox mehr) mit der begründung, per mail seien sie ja erreichbar. doch da alle so viele mails erhalten, verzögern sich die reaktionen immer stärker. das hat den effekt, dass man heute eigentlich nicht erwarten kann, auf eine mail auch eine antwort zu erhalten. durch die vervielfältigung der kommunikationswege schwillt somit die bürokratie an.
und schnell fließt in die unbewältigbarkeit der auflaufenden kommunikation eine form der überforderung oder verweigerung. dies wiederum wird von anderen personalisiert und zur unhöflichkeit degradiert. die unklarheiten und unsicherheiten der digitalen welt lassen manche berufliche kommunikation in der beliebigkeit versinken. nur thematisiert wird es viel zu wenig. das ist schade, denn man könnte gemeinsame standards entwickeln, die auch im netz den bürokratieabbau befördern.
völlig außer acht gelassen wird dabei, dass neben all den überforderungen und der entscheidungsfülle, ein teil der gesellschaft durch die verlagerung der bürokratie ins internet und auf die smartphones, ein teil der gesellschaft von abgehängt wird. dem technischen fortschritt wird der vorrang gegeben. manche informationen sind telefonisch oder schriftlich einfach nicht mehr zu erhalten. dies verstärkt aber die ohnmacht der menschen gegenüber dem web 2.0, obwohl die teilweise sehr sinnvolle technik gar nichts dafür kann. nur die vorgabe der nutzung und ihre erscheinungsformen sind das problem.
hier wird es definitiv zeit, dass sich vor allen dingen öffentliche einrichtungen einem gewissen standard unterwerfen, denn sonst ist absehbar, dass auch expertInnen in naher zukunft der unübersichtlichkeit nicht mehr gewachsen sind. ein schönes beispiel: man schaue sich nur das chaos der webauftritte der verschiedenen berliner bezirke an. hier haben viele bezirksverwaltungen ganz verschiedene zusammensetzungen einzelner ressorts, die es bei einer übergreifenden suche unmöglich machen, alle angebote zu finden. beispiele für dieses problem gibt es genug. es sollte sich was ändern.