biografisches schreiben und störung

neben den störungen beim schreiben, erlebt der mensch im laufe seines lebens beständig störungen. das gehört zum leben dazu. man versucht meist einen plan, ein konzept, ein ziel oder den nächsten schritt zu verfolgen. doch wie das leben so ist, es kann immer etwas dazwischen kommen. für viele menschen ist dies schwer auszuhalten. sie versuchen, kontrolle über ihre lebensbedingungen zu erhalten.

beim biografischen schreiben sind genau diese momente interessant. ein blick darauf, wann die lebensplanung in richtungen abdriftete, die man nicht wollte, die man aber im nachhinein positiv empfand, zeigt einem, wie viel man selbst bestimmen kann und was man nicht im griff hat. bei negativen erlebnissen stellt sich zusätzlich ein starkes gefühl von ohnmacht ein, das für alle menschen schwer auszuhalten ist. auch hier lohnt ein blick.

welche strategien hat man entwickelt um mit positiven oder negativen unwägbarkeiten umzugehen? kann es für andere interessant sein, darüber zu lesen. oder ist es für einen selber noch einmal eine zusätzliche form, das eigene bisher verbrachte leben aufzuschlüsseln und neue ziele zu benennen. störungen der unberechenbaren art sind also meist die extremen entwicklungspunkte in der lebenslinie eines menschen.

nehmen man nur einmal das klassische beispiel des unberechenbaren todes. eigentlich ist die vorstellung vom tod auch die motivation für viele lebensimpulse. so entsteht bei manchen menschen die vorstellung, dass man jeden tag so intensiv wie möglich verbringen sollte, da man nie weiß, wann einen der tod ereilt. andere lebenskonzepte verwirklichen die vorstellung, dass man im jetzigen leben möglichst positive handlungen verbringen sollte, um aufgrund religiöser vorgaben eine gute endposition zu erreichen. so wirkt die vorweggenommene, alles beendende störung (der tod) als richtschnur für die gegenwart.

aber auch andere störungen können das leben stark beeinflussen und beim notieren der eigenen lebensgeschichte dargestellt werden. dabei kann es sich um begegnungen mit anderen menschen handeln, die einen aus der bahn werfen. es kann sich um kriege, geburten, entlassungen, lotteriegewinne oder andere ereignisse handeln, die das leben vollständig verändern. erstaunlich dabei ist, wie flexibel der mensch bei plötzlichen veränderungen reagieren kann.

hier unterscheiden wir uns von den tieren und pflanzen: wir können unsere situation reflektieren und schnelle schlüsse daraus ziehen. wenn es darauf ankommt sind wir meist zu außergewöhnlichen verhaltensänderungen fähig. im nachhinein sind wir oft selber erstaunt. denn im alltag fallen uns verhaltensänderungen oft schwer, wenn sie nicht gar unmöglich sind. vielleicht kann man, nachdem man störungen in seinem leben genauer betrachtet hat, zu dem schluss kommen, dass sich nicht verändernder alltag etwas beruhigendes hat, aber gleichzeitig jede störung eine chance in sich birgt, andere (spannendere, interessantere, neue…) wege zu gehen.

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