mit dem thema „störung“ bin ich hier aber sowas von im thema gruppendynamik 😉 es gibt die auffassung, dass in gruppen „störungen“ immer vorrang hätten. ich finde diese vorstellung fragwürdig in zeiten der aufgeregtheiten. manche störungen verdienen auch weniger beachtung. nur in dienstleistungslandschaften mag jede störung beachtung finden, da ihre nichtbeachtung unzufriedene kundInnen nach sich zieht. das geht nicht in zeiten der „globalzufriedenheit“ 😀 .
spaß beiseite, störungen haben eine bedeutung in gruppen, aber als gruppenleitung ist man aufgefordert die relevanz der störung abzuschätzen. fällt einem dies schwer, kann man nachfragen. aber man sollte möglichst schnell eine entscheidung treffen, ob man der störung beachtung schenkt. denn es ist nicht selten, dass eine einzige person eine ganze gruppe an ihrer tätigkeit hindert. es hat damit zu tun, das in der störungsaufmerksamen zeit, die emotionale erpressung so leicht umsetzbar wird.
die störung beginnt oft mit dem ausbreiten der eigenen befindlichkeit vor der ganzen gruppe. diese befindlichkeit besteht vor allen dingen aus schlechten gefühlen. man fühlt sich nicht wohl, fühlt sich unter druck gesetzt, es gefällt einem etwas nicht, man fühlt sich nicht aufgehoben, aufgefangen oder genug beachtet. ja, das kann vorkommen, denn es handelt sich um gruppen, also die ansammlung vieler menschen. in der einen gruppe fühlt man sich wohler, in der anderen nicht.
doch erst mit der mitteilung der befindlichkeit wird es ein thema. ab diesem moment hat man die aufmerksamkeit der gesamten gruppe und der gruppenleitung. hier macht es sinn, einmal nachzufragen, was getan werden kann, damit sich ein gruppenmitglied wohler fühlt. wenn nun der emotionalhaushalt ausgebreitet wird anstatt konkrete angaben zu machen, dann wird eine angemessene reaktion der gruppe schwierig. es kommt eher zu rechtfertigungen oder zu personalisierungen, denn zu lösungen. in diesem moment ist eine gruppenleitung gefragt, darauf zu bestehen, dass konkrete vorschläge für veränderungen gemacht werden. denn sonst erschöpft sich die gruppendynamik im gegenüberstellen von emotionen.
ganz anders verhält es sich, wenn die störungen nicht einstimmig vorgebracht werden, sondern mehrstimmig. ab diesem moment sollte von der gruppenleitung raum gegeben wird, gemeinsam nach einer verbesserung der situation zu suchen. denn in diesem moment ist die gesamte gruppenarbeit in frage gestellt und sind die bedürfnisse der gruppenmitglieder wahrscheinlich unterschiedlich. in letzter konsequenz kann es dazu führen, dass sich die gruppe aufspaltet und zwei gruppen, je nach bedürfnislage, entstehen. diese lösung für die störungen ist oft allemal besser, als den versuch zu unternehmen, alle unter einen hut zu bekommen.
dies meinte ich vorhin mit aufgeregtheiten: es ist heute oft zu erleben, dass die eigene befindlichkeit konsequent über die befindlichkeit der gruppe gestellt wird. meiner ansicht nach sind dies die konsequenzen einer gesellschaftlichen entsolidarisierung im kleinen. wer dazu gezwungen wird für alles selber die verantwortung zu tragen, der kann sich schwerlich auf gruppenkompromisse einlassen, die er oder sie selber nicht vertreten kann. hier liegt hohes konfliktpotential, das durch die berücksichtigung jeder störung noch verstärkt wird. darum ein wichtiger tipp: viele gruppen sollten sich zu beginn selber regeln geben, um ausufernde und letztendlich alle störende diskurse zu vermeiden.