Tagesarchiv: 18. April 2012

kiez on the blog – ein online-projekt

der begriff „kiez“ ist laut der brüder grimm „ein merkwürdiges altes wort des nordöstlichen deutschlands“. er umreisst meist ein wohngebiet, eine strasse, einen platz. die berlinerInnen (auch die hinzugezogenen) schwören irgendwann auf ihren kiez. die wahl des wohnortes bekommt eine große bedeutung, obwohl der nahverkehr einen an jeden ort bringen kann. und wie es für eine metropole üblich ist, unterscheiden sich die wohngebiete teils stark.

man kann in berlin, aber auch in potsdam mit dem nahverkehr vom villenviertel in trabantenstädte reisen und sich ein andermal plötzlich auf einem dorfplatz mit der kirche in der mitte wiederfinden. man kann beinahe alle sprachen der welt hören und sich kulinarisch in beinahe jede region des planeten entführen. man kann tag und nacht orte aufsuchen, an denen sich menschen treffen. man hat eigentlich nie alle winkel der städte gesehen. immer entsteht etwas neues, passiert etwas oder erlebt man skurriles.

darüber soll in dem neuen blog „kiez on the blog“ geschrieben werden. der blog der hoffbauer berufsakademie in potsdam greift die geschichten des kiezes auf. studierende teilen etwas über ihren kiez mit und alle leserInnen sind eingeladen, sich daran zu beteiligen. das projekt will das eigene lebensumfeld ein wenig näher bringen. es will den blick für das nahe und nächste schärfen. und es bietet eine plattform, sich darüber auszutauschen. und das vorhaben bietet den studierenden die möglichkeit, sich dem kreativen schreiben auf einem anderen weg anzunähern.

das projekt startet dieser tage und verspricht einen spannenden blick auf berlin und potsdam zu offenbaren. die webseite findet man unter http://www.kiez-on-the-blog.de . wer lust hat, kann bilder, texte, musik oder filme auf die seite stellen. auf dass der blick auf das nächste auch die vielfalt der städte widerspiegelt.

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biografisches schreiben und haltung

was würden sie als ihre grundhaltungen in ihrem leben bezeichnen? diese frage kann zum (schreib)anlass beim biografischen schreiben genommen werden, um einmal zu schauen, mit welchen positionen man sein leben meistert. es gibt keinen menschen, der keine meinung hat. auch wenn viele auf nachfragen sagen, „ich habe dazu keine meinung.“, wissen sie doch genau, dass dies nicht stimmt.

man hat eine meinung, nimmt eine haltung ein, will sie aber nicht offen legen. das ist das schöne am biografischen schreiben: wenn man es nicht offenlegt, kann man einmal alles aufschreiben, was man anderen noch nie sagen wollte. wie sieht es also in ihrem inneren aus? wie stehen sie zu fragen der ethik und moral? welche politik finden sie gut? wen haben sie das letzte mal gewählt? bei welchen themen fällt es ihnen extrem schwer, eine klare haltung einzunehmen?

und die spannendste frage, warum behalten sie manche haltungen für sich. abseits des gedankens, man müsse ja nicht jedem menschen alles erzählen, bleibt es doch ein interessantes detail, dass man zu manchen themen auch den besten freundInnen nichts mitteilt. spüren sie einmal in sich hinein, was sie denken und fühlen zu den heiklen themen unserer welt.

wenn man sich seiner haltung schriftlich annähert, wenn man also seine vergangenheit betrachtet und sich überlegt, auf welche seite man sich geschlagen hat, bei welchem thema man nach außen trat und seine haltung mitteilte, dann offenbaren sich manchmal aspekte, die man von sich selber bis dahin nicht genau kannte. das schreiben fördert das erschließen von gründen für das eigene verhalten und die eigene haltung. man kann also ein wenig nabelschau betreiben und das unterfüttern, was das biografische schreiben ausmacht: man kann die gründe für seine eigenen handlungen klarer benennen.

das bedeutet nicht, dass man sich rechtfertigen muss, es bedeutet nur, mir werden meine handlungen noch ein wenig bewusster (aber nur, wenn mir vorher nicht so ganz klar war, weshalb ich was getan habe). daneben bekommt das schriftliche nachdenken über die eigene haltung beinahe philosophische dimensionen: der urschleim unserer sozialen aktivitäten basiert auf haltungen. und unsere haltungen entstehen aus erlebtem, also erfahrenem, aus vermitteltem, also Weiterlesen