mein computer und ich – eine umgangslehre (17)

fehler

wir sind sowieso eine gesellschaft, die sich mit fehlern schwer tut. tolerant formulieren wir, dass es zum lernen und leben gehört, fehler zu machen. doch geschehen fehler, wird schnell die kompetenz in frage gestellt. also bemühen wir uns, stets fehlerfrei zu agieren. in der zusammenarbeit mit dem computer ist das aber schier unmöglich. je komplexer die systeme werden, um so leichter ist es, einen fehler zu machen.

sogar wenn die bedienungsoberfläche des betriebssystems oder der software unseren gewohnheiten angepasst ist, ist es natürlich möglich fehler zu machen. dazu gehört auch, dass selten die zeit vorhanden ist, sich wirklich in die rechenprozesse einzuarbeiten und zumindest einen teil der abläufe im computer zu verstehen. die meisten menschen lesen nicht die bedienungsanleitungen von software durch und schauen sich auch nicht die lehrfilmchen im internet an. sie nutzen ihren computer auf die learning-by-doing-weise. einfach ausprobieren und machen, daraus ergeben sich die bedienungsmöglichkeiten.

bei diesem vorgehen sind die fehlerquoten natürlich hoch. doch ungern wird darüber gesprochen. es kostet teilweise viele nerven, in dieser weise ein programm zu nutzen. das schon gestaltete, geschriebene oder bearbeitete verschwindet plötzlich und scheint nicht mehr auffindbar. es nimmt formen an, die nicht rückgängig gemacht werden können. eigentlich müsste mal gemessen werden, wie viele tätigkeiten an computern doppelt und dreifach gemacht werden. würde dies veröffentlicht, verflüchtigte sich die illusion sehr schnell, dass computer alles beschleunigen.

bei dieser vorgehensweise taucht ein zusätzliches problem auf: da man sich dem digitalen nicht unbedingt professionell annähert, werden die meisten funktionellen fehler der programme meist erst einmal als eigene fehler angenommen, als persönliches versagen verbucht. und dies geschieht nicht nur durch die nutzerInnen der programme, sondern oft genug auch durch die expertInnen, die erklären, das könne gar nicht sein, dass das nicht funktioniere. da müsse man einen fehler gemacht haben. bis wirklich überprüft wird, ob ein programm fehlerhaft ist, muss man sich eine dicke haut zulegen und am besten jeden schritt benennen können, den man vorgenommen hat.

digitales degradiert den menschen zu einer fehlerquelle (wie man es zum beispiel aus den argumentationen um die sicherheit von atomkraftwerken kennt). das programm wird erst einmal als fehlerlos angenommen. das ist ein gigantischer trugschluss, der ständig sehr viel geld und manchmal auch menschenleben kostet. in der technikhörigkeit, die meint alle fehler ausschließen zu können, ist nur der mensch ein störfaktor. dass aber zum beispiel die meisten programme inzwischen unvollständig und wenig erprobt ausgeliefert werden, dass die käuferInnen bewusst zu versuchspersonen erklärt werden, ist nicht neu.

doch es ändert sich nichts. die hersteller von hard- und software agieren weiterhin in dieser form, da es preiswerter ist. es wird aber auch kaum ein emanzipationsdiskurs gegenüber der technikgläubigkeit angestossen. wer stellt denn schon beim kauf in frage, weshalb die bedienung des festplattenrekorders so verschachtelt und umständlich sein muss, oder warum denn bitteschön als erstes ein update über das netz abgerufen werden muss.

es ist an der zeit, dass wir verbraucherInnen die gleichen kriterien bei digitalen geräten einfordern, wie wir es bei jeder küchenmaschine oder jedem lebensmittel tun. die schwierigkeit besteht darin, dass wir uns zu wenig auskennen und die techniken teils so abgeschottet sind, dass fehlerquellen gar nicht gefunden werden können. auch darum sind viele open-source-projekte entstanden. ich finde, nach über 20 jahren nutzung, könnte sich der mensch mehr emanzipieren und fehlerhaftes zurückgeben!

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