stärke bedeutet im zusammenhang mit dem internet wahrscheinlich, widerstehen zu können. nicht jede seite, die interessant sein könnte, aufrufen zu müssen, nicht jedem link folgen zu müssen, nicht alles bis ins letzte detail erkunden zu müssen, nicht in der fülle an angeboten versinken zu wollen.
in anderen lebensbereichen fällt dies den menschen leichter. am zeitungskiosk kauft man nicht jede zeitschrift, die einem gefällt, da es zu teuer würde. im fernsehen oder in der zeitung schaut man sich nicht alles an, das einen interessieren könnte, da die zeit dafür nicht da ist. doch im internet verschwindet bei vielen plötzlich die zeit als maßstab. zum einen erhöht sich die attraktivität des netzes dadurch, dass angebote meist nichts kosten und im hintergrund eine flatrate zeitlich unbegrenzt zugriff erlaubt. zum anderen wirkt das netz so schnell. das angeklickte baut sich schnell auf, der beinahe-sofort-zugriff ist ein ganz anderer, als sich hinzusetzen und eine zeitung in die hand zu nehmen, artikel auszuwählen und in ruhe zu lesen.
das internet führt zum schnellen blick, zur schnellen entscheidung und zum schnellen weiterklicken (so wie das zappen im fernsehen eine gute vorübung für das netz war). diese hohen geschwindigkeiten suggerieren, man würde nicht viel zeit mit der tätigkeit verbringen. doch das trügt. viele user stellen erst im nachhinein fest, wie viel zeit sie jetzt wieder im netz verbracht haben. sie stellen erst dann fest, wie schwer ihre beine sind, wie voll ihr kopf ist, wenn sie ein ende gefunden haben. und sie stellen vor allen dingen fest, dass sie in der verbrauchten zeit nicht viele informationen aufgenommen, sondern immer nur themen angerissen haben. das lässt sie frustriert zurück (und führt nicht selten zu einem noch höheren emotionalen druck beim surfen, da man sich vorgenommen hat, wirklich gehaltvolles zu finden).
stärke bedeutet also, seinen eigenen weg beim besuch des netzes zu gehen. die hauptverkehrsrouten zu verlassen, um dinge zu finden, die einen definitiv interessieren. auch die vorschläge der suchmaschinen nicht für bare münze zu nehmen, sondern tiefer in die themen einzusteigen, aber mit einem klaren zeitkontingent. manche haben sich schon zeitsperren für das eigene surfen eingebaut, andere bestimmte seiten gesperrt oder sich selber den internetanschluss entzogen. vielleicht macht es stärker, wenn man sich die zeitdimensionen noch klarer vor augen führt.
wie wäre es zum bespiel, wenn man sich nach einem surfgang einfach mal notiert, was man eigentlich aufgerufen hat, und vor allen dingen, was wirklich interessant war. dabei mal nicht den browser zu verwenden, der den verlauf aufzeichnen kann, sondern die eigenen erinnerungen hervorrufen. wenn man das dann in beziehung zur verbrauchten zeit setzt, zeigt sich eventuell die magere ausbeute. man kann das gleiche ja einmal mit der tageszeitung machen, wenn man sie gelesen hat. vielleicht ergibt sich auch kein unterschied und der mediale konsum erweist sich als hilfreich und sinnvoll. die wertung kann man nur für sich vornehmen.
stärke im zusammenhang mit dem web 2.0 bedeutet auch, freudvolles surfen genießen zu können, ohne gleich dem gedanken zu folgen, man verfalle der internetsucht.