Tagesarchiv: 19. Juni 2012

wund-starr-krampf (05)

tagesschau in 100 sekunden

wir leben in einer schnelllebigen zeit, wie man so schön sagt. manche sprechen von einer beschleunigung der kommunikation. dabei können wir nicht schneller sprechen als wir sprechen und wir können auch nicht schneller lesen als wir lesen. aber wir können verkürzen, komprimieren und in ein zeitfenster dadurch doppelt so viele informationen unterbringen.

die schwierigkeit bei verkürzungen besteht darin, dass gehalt und information reduziert werden auf ein minimum. nun sendet die ard seit einiger zeit neben ihrem üblichen nachrichtenangebot „die tagesschau in 100 sekunden“. ich rätsle seitdem, wer mit diesen infohäppchen irgendetwas anfangen kann. es scheint, wie wenn die ard sich den nachrichten bei „kabel eins“ oder „pro sieben“ annähert. in 100 sekunden passen maximal fünf meldungen und das wetter. die meldungen müssen jeweils in ein paar sätzen abgehandelt sein und sind einzig ein aktualitätsupdate.

in der literatur und in der werbung mag der spruch lauten: in der kürze liegt die würze. auf den nachrichtensektor lässt sich das einfach nicht übertragen. wie hier vor kurzem schon einmal angemerkt, schaffen wir uns unsere aufmerksamkeitsstörungen selber, indem wir dem zuschauer nicht mehr zutrauen, informationen, die länger als 20 sekunden sind, aufnehmen zu können. eine andere erklärung für die 100 sekunden nachrichten finde ich nicht.

warum muss sich ein öffentlich-rechtlicher sender zum vorreiter der häppchen-kultur machen? und da sind sie schon wieder: die einschaltquoten. außerdem ist es ja nur ein zusätzliches angebot zum üblichen nachrichten-angebot. dann kann man es auch weglassen und dafür lieber den filmabspann vollständig zeigen, ihn nicht verkürzen und beschleunigen. vielleicht kann man auch die täglichen plauderrunden im öffentlich-rechtliche rundfunk verkürzen und durch knackige interviews ersetzen. man wünscht sich klartext und nicht geschwindigkeit. so hatte ich bis jetzt auch den auftrag an die sendeanstalten verstanden.

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Der Grimme Online Award wird morgen verliehen

einmal im jahr werden preise für besondere homepages und webseiten vergeben. den grimme preis, bekannt als auszeichnung für funkt und fernsehen, gibt es sein beinahe zehn jahren auch für digitale auftritte. morgen steht die verleihung für 2012 an. und die preisverleihung kann auf der homepage des grimme online awards live verfolgt werden. wen aber nur interessiert, um was für online-angebote es sich bei den preisträgerInnen handelt, kann schon jetzt die nominierten betrachten und morgen schauen, wer das rennen gemacht hat.in den letzten jahren waren immer spannende und interessente internet-angebote dabei. ein blick auf die homepage lohnt sich.

Grimme Online Award | Prominente Preispaten.

kreatives schreiben und alter (2)

kreativität ist kein zeichen von jugend, auch wenn viele menschen bei sich selber davon ausgehen. es gibt eine beunruhigend beruhigende grundhaltung bei manchen älteren menschen: das leben sei gelaufen, die dinge sind erlebt und gedacht, es gibt keine anlässe mehr für unruhe und veränderung. dabei bietet uns das leben mehr möglichkeiten: neben dem gesellschaftliche hofierten „lebenslangen lernen“ kann man auch „lebenslang spass haben“ oder „lebenslang politisch sein“. also steht einer lebenslangen kreativität nichts im wege.

bei künstlerInnen wird im nachhinein gern despektierlich vom „alterswerk“ gesprochen, wie wenn ihre kreativität etwas mit dem alter zu tun hätte. einzig die gedanken werden davon vielleicht bestimmt. seltsamerweise würde man bei anderen berufsgruppen nicht von ihrem alterwerk sprechen, sie machen einfach ihren job weiter, so lange sie spass daran haben. also sollte man sich auch beim schreiben nicht von gesellschaftlichen vorstellungen bremsen lassen. so wie ältere menschen noch sexuell aktiv sein können, so können sie geistig aktiv sein. und wie beim sex geht vielleicht manches beim schreiben nicht mehr so schnell, doch dies sagt nichts über die qualität aus.

unsere aufbewahrungsstätten für ältere menschen gehen auch heute noch oft davon aus, dass die interessen ihrer bewohnerInnen sich darauf beschränken, volkslieder zu singen, bastelkurse zu besuchen und stuhlgymnastik zu machen. dabei müsste den persönlichen bedürfnissen nur genug raum gegeben werden und man könnte Weiterlesen