wissenschaftliches schreiben und coolness

wissenschaftliches schreiben ist eigentlich pure coolness. keine andere schreibform zeigt weniger emotionen im text, vielleicht noch gebrauchsanweisungen, doch selbst juristen schreiben lebhafter. aus dem wissenschaftlichen schreiben wurden emotionen verband, um eine wie auch immer geartete objektivität zu bewahren. es ist der glaube, dass eine gefühllose und subjektlose sprache die reinheit der wissenschaften bewahrt.

betrachtet man jedoch die forschungsfelder und studien, ergebnisse oder erkenntnisse genau, ist eigentlich das gegenteil der fall. in alle untersuchungen fließen auch die auffassungen der forschenden mit ein. das beginnt bei einem menschenbild, das grundlage ist für die vorstellungen, was neue erkenntnisse für uns seien. es geht weiter über das forschungssetting und die frage, welche aussagen sich aufgrund von statistischen erhebungen treffen lassen und geht bis zur frage, wie viel persönliche meinung in einen wissenschaftlichen text einfließen darf.

gerade die naturwissenschaften vermitteln, dass es möglich wäre in einem menschenungebundenen neutralen raum forschen zu können. was für ein trugschluss. und so werden alle forschenden zu einer angemessenen coolness angehalten, die ihnen gerade einmal im schlusskapitel die möglichkeit eröffnet, persönlich position zu beziehen. man kann dies auch anders und nicht weniger wissenschaftlich handhaben. wissenschaft hat einen gemeinsamen kleinsten nenner: meinungen und thesen müssen belegt oder widerlegt also begründet werden. das hat zur folge, dass die behauptung auch von anderen durch experimente, befragungen oder studien belegt und widerlegt werden kann, die begründung also wiederholt werden kann.

doch momentan haben wir eine gegenteilige entwicklung: da keine zusammenhänge mehr erfasst werden, keine emotionen mehr im spiel sind, sondern beinahe alles nur noch auf mathematikbasierte statistiken runtergebrochen wird, fehlt in vielen zusammenhängen die eigentlich begründung. coolness ist exakt der richtige ausdruck dafür. denn coole kommunikation lässt möglichst alles menschliche außen vor und führt zu handlungen, die keiner menschlichen logik mehr folgen. doch durch dauercoolness verlieren wird den kontakt zur menschlichen wahrnehmung.

wir können aber nicht mehr, als die welt durch unsere augen wahrzunehmen. und selbst die objektivste wissenschaft ist nicht frei von glauben: zum beispiel vom glauben, dass auf der basis statistischer erhebungen unsere wahrnehmung und unsere handlungen verändert werden können. dies wird immer scheitern, da wir menschen sind, die ganz persönliche, subjektive erfahrungen gemacht haben und nie aufhören werden, auch diese in unsere weltsicht einfließen zu lassen. wir sind die größte fehlerquelle unserer forschung oder auch die größte chance, je nachdem, wie man dies sehen möchte. coolness ist ein ausdruck der vorstellung, in der sozialen kommunikation eine fehlerquelle zu sein. und um dies zu verhindern, werden emotion und intuition ausgeklammert.

nur dadurch machen wir die welt für uns selbst so unwirtlich und glauben auch noch, dies sein vernünftig, aufgeklärt und logisch. wie kann es logisch sein, für sich selbst als reflektierenden menschen, die eigene welt unangenehm oder cool zu gestalten? hier fehlt die begründung! wissenschaftliches schreiben könnte so lebhaft sein!

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