Schlagwort-Archive: begeisterung

wissenschaftliches schreiben und männer

das wissenschaftliche schreiben ist überspitzt formuliert, ein männliches schreiben. möglichst ohne emotionen, ohne zu viel persönliche meinung ist eine untersuchung oder ein experiment zu beschreiben, eine ausarbeitung zu erstellen. es wird kein grosses gewese darum gemacht, es bedarf keiner schmückenden und verzierenden sprache. wissenschaftliches schreiben reduziert das schreiben auf die wiedergabe von tatsachen. dies kommt dem weiterhin gelebten männlichen prinzip nahe.

klar kann man wissenschaft auch ganz anders aufbereiten (übrigens können dies auch männer), doch betrachtet man sich einmal die deutschsprachige wissenschaftslandschaft, dann ist dies nicht erwünscht. wann werden bei uns schon einmal essays oder kommentare in seminaren geschrieben? wo finden noch große diskurse statt? manchmal wünscht man sich die emotionalen und direkten 68er zurück, wenn man die heutigen hochschulen betrachtet. da gab es stundenlange diskussionen von 3000 menschen im audimax der fu mit marcuse oder anderen lehrenden zur gesellschaftlichen lage. (siehe http://web.fu-berlin.de/chronik/chronik_Home.html). hier wurde um wissenschaft und ihre ausrichtung gestritten.

dies ist alles vergangenheit. bis heute beherrschen weiter die männer die hochschulen (auch wenn es immer mehr frauen in gehobenen positionen gibt) und verfolgen das eher hierarchisch-emotionslose prinzip. ausreisser aus diesem gefüge darf es nur in den „kreativen“ fächern und hochschulen geben. schaut man genau hin, dann herrscht bei vielen wissenschaftlerInnen eine große begeisterung für das eigene forschungsgebiet und die entdeckungen, die dabei gemacht werden. leider finden sich diese begeisterungen in den wissenschaftlichen texten nicht wieder.

wenn man die freude über die wahrscheinliche entdeckung der higgs-teilchen im fernsehen gesehen hat, dann fragt man sich, weshalb sich in wissenschaftlich geschriebenem diese freude nicht zeigt. es gilt die vorstellung, dass emotionen unwissenschaftlich seien. dem widerspricht aber die persönliche begeisterung für das eigene fach, die eigene disziplin (sonst würde man sich nicht über jahrzehnte mit ein und demselben thema auseinandersetzen). hier wünscht man sich ein seminar mit forschern, um einmal selber zu erforschen, wie männer ihre begeisterung in worte fassen. und dann möchte man sie fragen, Weiterlesen

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selbstbefragung (22) – begeisterung

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „begeisterung„.

  • hier wurde schon einmal nach „leidenschaft“ gefragt, wo liegt für sie der unterschied zur „begeisterung“? erklären sie.
  • für was können sie sich begeistern, obwohl niemand aus ihrer umwelt es nachvollziehen kann?
  • für was begeisterten sie sich als erstes in ihrem leben?
  • gibt es menschen, die sie in ihrer begeisterung behindern? berichten sie.
  • welche menschen begeistern sie? nennen sie drei beispiele.
  • wie äußert sich bei ihnen begeisterung?
  • wenn ihre begeisterung für etwas enttäuscht wird, wie reagieren sie dann?
  • haben sie situationen erlebt, in denen ihre begeisterung für etwas oder jemanden auf andere übersprang? berichten sie.
  • wo liegt für sie der übergang von begeisterung zu fanatismus?
  • für was würden sie sich noch gern begeistern lassen? begründen sie.

schreibpädagogik und motivierung

in der pädagogik gibt es viele techniken, menschen, meist jugendliche, zu motivieren, sich mit dingen auseinanderzusetzen, mit denen man sich eventuell nie auseinandersetzen wollte. so herrscht im kopf von pädagogInnen eine vorstellung, was notwendiger- und sinnvollerweise gelernt werden sollte. natürlich haben dies auch schreibpädagogInnen im hinterkopf, wenn sie eine schreibgruppe oder -werkstatt vorbereiten.

bei der anleitung von gruppen gerät man dann ins schlingern, wenn die gruppe, sich den motivierungsversuchen verweigert. so gibt es zum beispiel eine schreibübung oder schreibidee, die man selber für besonders interessant und wichtig erachtet, doch die gruppe bestätigt die haltung nicht. nicht selten kann in diesen momenten erlebt werden, dass anleiterInnen von gruppen sehr bestimmend werden. teilweise signalisieren sie sogar der gruppe, dass sie sich durch die unmotiviertheit persönlich angegriffen fühlen.

jeder mensch kennt diese reaktionen sicherlich aus der schule. wenn die lehrerInnen zu einem thema kommen, dass sie selbst sehr fasziniert und die schulklasse kein interesse daran hat. ich erinnere mich an einen deutschunterricht zu bertolt brecht. wir fanden ihn recht uninteressant, aber unser lehrer war begeistert und vor allen dingen anschließend gekränkt.

schöner ist es sicherlich, wenn sich in schreibgruppen die eigene begeisterung vermitteln lässt und gemeinsam entdeckungen gemacht werden. doch sollte dies nicht der fall sein, ist es hilfreich, wenn man sich als anleiterIn zurücknehmen kann und der gruppe eine gewisse entscheidungsfreiheit gibt. es mag enttäuschend sein, dass sich begeisterung nicht motivierend einsetzen lässt, aber die gruppen basieren meist auf einer freiwilligen teilnahme und es geht nicht um die vermittlung eines grundkanons, sondern um die freude am schreiben. natürlich hat man viel energie für die vorbereitung verwendet, aber an anderer stelle kann sie sicherlich wieder geschätzt werden. es empfiehlt sich also gelassenheit und ein verzicht auf allzu viele motivationstechniken.

schreibpädagogik und begeisterung

 

wer schreibgruppen anleitet oder selber an welchen teilgenommen hat, kennt die situation, dass ab einem gewissen punkt bei vielen menschen ein „knoten platzt“ und sie feststellen, ihr schreiben entwickelt sich immer weiter. das ist ein schöner moment, da bei den teilnehmerInnen von schreibgruppen begeisterung aufkommt, die damit zu tun hat, dass „endlich“ das geschafft wird, was man schon immer machen wollte. diese begeisterung ist erst einmal kaum zu bändigen.

das führt in schreibgruppen eventuell zu einer sehr kreativen atmosphäre, kann aber auch für die anderen teilnehmerInnen erschlagend wirken. Weiterlesen