Schlagwort-Archive: behörde

schreibidee (382)

schreibgruppen sind auch eine spielwiese für außergewöhnliches und einmaliges. sie bieten den raum, welten zu erfinden, die es nie geben wird. darum dieses mal eine art rollen- oder gedankenspiel, eine wirkliche schreibwerkstatt. denn es ist eine schreibanregung zur „erfindung des schreibamtes“.

wir haben ein finanzamt, ein arbeitsamt, ein ordnungsamt und auch ein bürgeramt. warum nicht noch ein schreibamt einrichten, das alle belange rund um das schreiben regelt und initiiert. als einstieg in das gedankenspiel wird die schreibgruppe eingeladen, ideen zu sammeln, was ein schreibamt alles erledigen kann. dazu erstellen die teilnehmerInnen ein cluster zur frage des schreibamtes. anschließend verfassen sie einen längeren text, der ihr ganz persönliches schreibamt mit allen aufgaben und strukturen beschreibt. die texte werden vorgetragen, die ideen am flipchart gesammelt und es wird feedback gegeben, wie sinnvoll und hilfreich die anderen schreibgruppenteilnehmerInnen die vorgeschlagene struktur finden.

anschließend werden gemeinsam die aufgabengebiete des schreibamtes entworfen. hat sich die schreibgruppe auf eine struktur geeinigt, werden die einzelnen abteilungen des schreibamtes auf einzelne zettel notiert. nun wird unter den teilnehmerInnen gelost. jede/r übernimmt eine abteilung und wird so zusagen zur leitung der abteilung ernannt. nun müssen aufgaben und ziele der jeweiligen abteilungen formuliert werden. alle schreibgruppenteilnehmerInnen erstellen ein kurzes konzept ihrer abteilung. anschließend werden die abteilungen in einer kleinen präsentation in der schreibgruppe vorgestellt.

danach wird eine längere geschichte geschrieben, in der das schreibamt eine rolle spielt. welche abteilung oder aufgabengebiete in der geschichte berücksichtigt werden oder ob die geschichte innerhalb des schreibamtes spielt, bleibt den schreibenden überlassen. anschließend werden die geschichten vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt.

zum abschluss des gedankenspiels soll noch ein humorvoller zeitungsartikel verfasst werden. wenn man schon ein amt gründet, dann ist die bürokratie nicht zu vernachlässigen. also wird von den teilnehmerInnen ein journalistischer bericht über die hürden oder schwierigkeiten im neuen schreibamt geschrieben und in der schreibgruppe vorgetragen.

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nabelschau (50)

verschobene verantwortung. die verantwortung für handlungen oder ereignisse zu tragen, kann anstrengend sein und zeit kosten. die verantwotung für handlungen und ereignisse zu tragen, spiegelt sich im berufsleben in der bezahlung und aufgabenstellung wieder. gibt man die verantwortung an andere ab, muss man normalerweise dafür einen dienstleister beauftragen und entsprechend der leistung die kosten dafür übernehmen.

doch es gibt seit längerer zeit eine widersprüchliche entwicklung, die das einzelne subjekt in der gesellschaft immer mehr zum spielball von politik, unternehmertum und behörden macht.

auf der einen seite wird vom einzelnen gefordert, beständig mehr verantwortung für die eigene lebenssituation zu übernehmen. die zunehmende entsolidarisierung in der gesellschaft führt dazu, für alles selbst verantwortlich zu sein und sich nicht mehr auf eine soziale eingebundenheit verlassen zu können.

auf der anderen seite ziehen sich die verantwortlichen stellen immer mehr aus der verantwortung und verschieben die notwendigen schritte zum einzelnen subjekt. zuständigkeiten für eigenes fehlverhalten oder für das fehlverhalten angestellter, für fehlerhafte produkte und für fehleinschätzungen werden allen anderen angelastet (eben meist dem einzelnen) nur nicht sich selber, und es wird keine verantwortung mehr übernommen.

von außen betrachtet, erinnert dies immer stärker an eine psychopathologische diagnose. das zusammenspiel zwischen innenwelt (eigener verantwortung) und außenwelt (gesellschaftlicher verantwortung) wird unterbrochen, letztendlich zerstört und den einzelnen anderen übertragen. alle anderen sind schuld, nur ich nicht. die menschen werden im sinn eines größeren ganzen instrumentalisiert und dadurch wird zunehmend personalisiert.

das kann man in allen lebenszusammenhängen erleben. ist ihre sendung nicht angekommen war es nicht der zulieferer, die kontaktstelle für vermisstes ist mit horrenden telefongebühren zu bezahlen, vor ort können sie kaum etwas ausrichten. reklamationen, beschwerden und beanstandungen erhalten entweder gar kein gehör oder sie zahlen im vorfeld dafür, dass später ihr anliegen auch wahrgenommen wird. das bundesverfassungsgericht hat gerade verkündet, Weiterlesen

leben neben der berliner feuerwehr (01)

seit ungefähr 15 jahren versuche ich von berliner behörden herauszufinden, wer denn nun handelt, wenn in einem wohngebiet auf dem hinterhof von beamten des landes berlin während ihrer dienstzeit auch zu ruhezeiten und an wochenend- und feiertagen privat-pkw repariert, gewaschen und rangiert werden, fleissig gegrillt wird oder einfach nur ein gemütliches beisammensein in ständigen lärm ausartet. der bezirk sieht sich nicht in der zuständigkeit, das umweltamt des bezirks kann einer übergeordneten behörde keine anweisungen geben, das ordnungsamt hat angeblich keine kapazitäten einen blick auf die feuerwache zu werfen, obwohl sie es auf der anderen hausseite bei der parkraumbewirtschaftung hervorragend schafft. die direktion west der feuerwehr versucht sich aus der affäre zu ziehen, indem sie die verantwortung an mich zurückverweist und der meinung ist, ich solle mich doch jedesmal direkt bei der feuerwache beschweren. hübsche idee, um an einem grundsätzlichen und beinahe täglichen problem nichts zu ändern. die senatsverwaltung für umweltschutz kann einer gleichgeordneten behörde keine anweisungen geben. inzwischen ist die senatsverwaltung für inneres zuständig, die aber auch beständig an die feuerwehr verweist. 

und so agiert anscheinend eine feuerwache in einem rechtsfreien raum, für den keiner die verantwortung übernimmt. dadurch muss sich der feuerwehrbeamte weder an lärmbestimmungen noch an andere regelungen halten. ärgerlich bleibt die tatsache, dass alle anwohner ihren lebensmittelpunkt in der nähe der feuerwache haben, die beamten aber all das, was sie hier veranstalten, in ihrer freizeit ebenso vor ihrem eigenen wohnort machen könnten (aber wahrscheinlich gar nicht dürften). zumindest haben sich also kleine orte des rechtsfreien raums gebildet, für die keiner zuständig ist. also werde ich hier in loser folge einfach mal auflisten, was alles in öffentlichen einrichtungen möglich ist. vielleicht handelt mal jemand der dann doch zuständigen.