Schlagwort-Archive: beobachtung

kreatives schreiben und sonne

nun, zur zeit sieht der himmel anders aus. ein grobes grau zieht über das land hinweg. aber bald, bald soll die sonne hervortreten und einen vorgeschmack von sommer bringen. bis dahin, kann man sich überlegen, wie sich die sonne mit dem kreativen schreiben verbinden lässt?

der einfachste weg: man geht zum schreiben raus. wenn die sonne scheint und die temperaturen es zu lassen, dann lohnt sich ein besuch im grünen, ganz gleich ob allein oder mit einer schreibgruppe. unter den gesichtspunkten des kreativen schreibens handelt es sich dabei um einen perspektivwechsel. man kann zum beispiel erst ort vor dem haus durch das fenster beobachten und darüber schreiben. dann begibt man sich vor das haus und nimmt die veränderten eindrücke auf, bringt sie zu papier.

so lang die sonne keine drückende hitze mitbringt, entspannen sich die menschen zusätzlich. man kann als schreibender mensch stimmungen auffangen und die reaktionen auf das wetter beobachten. oder man begibt sich an typische orte für sonnige tage: strassencafes, freibäder, seen und gärten. auch aus dieser perspektive lassen sich ideen und geschichten einfangen.

es gibt viele weitere möglichkeiten, wie die sonne ins kreative schreiben eingebunden werden kann. erstaunlicherweise erhält der mond in gedichten oder geschichte, gefühlt mehr bedeutung als die sonne. machen sie doch einmal einen sonn(en)tag zum schreibthema. was ist die sonne überhaupt? welche wirkungen hat sie? (wüste, schneeschmelze, erblühen, austrocknen, verhungern, wärme …). schreiben sie ein sonnengedicht. suchen sie worte mit „sonne“ und nutzen sie diese als schreibanregung (sonnenschirm, sonnenstrahlen, sonnenbrand, sonnenuntergang, sonnenaufgang …)

folgen sie der sonne beim schreiben in ihrer bewegung. setzen sie sich zum beispiel an einen ort und notieren sie ihre eindrücke im stundentakt von Weiterlesen

Werbung

wortklauberei (93)

verfassungsschutz

„freiheitlich demokratische grundordnung“ ist das zauberwort. wer dagegen agiere und sich äußere, der oder die sei beobachtungswürdig, lassen die vertreterInnen des verfassungsschutzes verlauten. und wie vorgestern im fernsehen zu vernehmen war, sei die unterstellung man sei auf dem rechten auge blind, eine unverschämtheit. wie das mit phrasen so ist, sollten sie gefüllt werden, bevor ein urteil gefällt wird.

wir haben eine verfassung und daraus folgend eine „freiheitlich demokratische grundordnung“. doch ab welchem moment agiere ich dagegen? ab dem moment, ab dem ich mich für politisches und soziales asyl einsetze? ab dem moment, ab dem ich mich gegen so genannten „turbo-kapitalismus und globalisierung“ wehre? vor wem schützt der verfassungsschutz die verfassung?

in erster linie vor menschen, die sich für eine humanere, sozialere und solidarischere welt einsetzen. leider werden nicht die beobachtet, die in den letzten jahren immer wieder unser grundgesetz angetastet haben. auch nicht die, die vom verfassungsgericht mit brief und siegel das urteil erhalten haben, dass sie gegen unsere verfassung mit ihren gesetzgebungen und verordnungen verstoßen. es geht eben nicht um die „freiheitlich demokratische grundordnung“, es geht um den status quo, der nicht zu großen veränderungen unterworfen sein soll.

der zweite absatz des artikels 14 sagt aus: Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. nirgends im grundgesetz und unserer verfassung steht, dass ein agieren gegen die kapitalistische grundordnung gleichzeitig ein agieren gegen die freiheitlich demokratische grundordnung sei. sehr wohl steht aber im grundgesetz, dass niemand aufgrund der herkunft, der religion, der politischen anschauung oder des geschlechts benachteiligt werden darf, ja ein recht auf körperliche unversehrtheit hat.

wenn also diskutiert wird, was ein verfassungsschutz zu schützen hat, dann sollte auch diskutiert werden, was unser grundgesetz eigentlich sagt, denn nur dieses kann grundlage der „freiheitlich demokratischen grundordnung“ sein und nicht die verfasstheit politischer führung. es zeigt sich jedenfalls in der debatte, dass wortungetüme kaum mehr hinterfragt werden, sondern die definitionsmacht bei der schutzbehörde liegt. und es zeigt sich, wie weit unsere gesellschaft von der eigenen verfassung entfernt ist, ganz abgesehen von den menschenrechtskonventionen.

schreibpädagogik und sport

schreibgruppen sind nicht unbedingt sportliche treffen, sondern eher eine gut sitzende angelegenheit. um dieses vorgehen einmal aufzulockern, können verschiedene versuche unternommen werden. dies sollte jedoch vorher mit der jeweiligen schreibgruppe abgesprochen werden, denn nicht jederman möchte sich zum beispiel körperlich ertüchtigen.

so kann eine schreibgruppe entscheiden, dass sie eine radtour mit schreiben verbindet. oder dass gemeinsames joggen mit anschließendem schreiben kombiniert wird. man kann auch gemeinsam in eine sportstudio gehen und zwischen den einzelnen geräten oder übungen kurze notizen machen oder längere geschichten schreiben. ein größeres projekt, eigentlich ein eigenes schreibgruppenangebot wäre es, sich gemeinsam auf die teilnahme an einem marathon vorzubereiten und darüber zu schreiben.

aber man kann es auch ruhiger angehen, und yoga-übungen mit schreibanregungen verbinden. man kann gemeinsam schwimmen gehen und auf den badetüchern liegend notizen machen, um anschließend geschichten zu verfassen. man kann kegeln gehen, schreiben und geschichten vorlesen. die vielfalt an kombinationen von bewegung und schreiben sind unerschöpflich.

diejenigen, die der körperlichen bewegung nicht viel abgewinnen können, die haben die möglichkeit, sich als schreibgruppe gemeinsam eine sportübertragung anzuschauen (hier bieten sich vor allen dingen europa- oder weltmeisterschaften im fussball an) und dann darüber zu schreiben. besonders beobachtenswert erscheint mir da das public-viewing mit weiteren menschen. die schreibgruppe kann ebenso gemeinsam zu einer sportveranstaltung gehen, sich notizen machen und Weiterlesen

„verirren“ von kathrin passig und aleks scholz – ein buchtipp

wir orten, wir können geortet werden, wir planen autos, die selber ihren weg finden, wir kontaktieren beständig den nächsten sendemasten, wir nutzen gps und umts, wir erstellen routen bei google-maps und schauen uns die reiseziele vorher schon einmal digital an. wir wähnen uns auf der sicheren seite, unseren weg zu finden und das ziel schnellstmöglich zu erreichen.

kathrin passig und aleks scholz machen uns mit ihrem buch „verirren – eine anleitung für anfänger und fortgeschrittene“ einen gehörigen strich durch die rechnung. wir irren uns, wenn wir meinen, uns nicht mehr verirren zu können. wir täuschen uns, wenn wir meinen, alles unter kontrolle zu haben. und das ist schön. die beiden autoren versuchen den vorteil des verirrens herauszuarbeiten. so wie früher das flanieren ein ausdruck des müssiggangs war, so könnte heute das verirren diese rolle einnehmen.

warum nicht einmal alle sicherheiten sausen und sich treiben lassen? die welt wird bunter, man wird aufmerksamer und man entdeckt links und rechts des weges vieles, was man sonst übersehen hätte. ob in metropolen oder landschaften, wir können uns, wenn wir wollen überall verirren. es handelt sich beim absichtlichen verirren um die mutigere aber auch realistischere variante. denn selbst mit allen schutzmechanismen vor dem verirren, geschieht es uns doch. und dann sind wir hilflos, da wir nicht damit gerechnet haben.

viele gehen davon aus, dass man sich heute nicht mehr verirren muss, dass man nur jedes hilfsmittel zu nutzen braucht, um auf der sicheren seite zu sein. sie sind nicht darauf vorbereitet, wenn sie sich einmal verirren. das lässt sie in panik geraten und hat teilweise verheerende auswirkungen. dieses belegen kathrin passig und aleks scholz mit vielen beispielen. und sie geben tipps, wie verirren bewältigt werden kann, wie man eventuell doch noch sein ziel findet, bevor man auf der strecke bleibt.

ein teilweise amüsantes aber auch hilfreiches buch in einer unüberschaulichen welt mit einer großen sicherheitsindustrie, die die angst vor dem verirren nutzt. wer auf entdeckung gehen möchte, findet das buch, wenn ich mich nicht irre bei rowohlt berlin verlag, erschienen 2010. ISBN 978-3-87134-640-8

biografisches schreiben und familienrituale

es ist die zeit der jahresendzeitfeierlichkeiten. zwei wochen vorher werden die menschen in den nahverkehrsmitteln schon genervter, gestresster und mürrisch. abseits der abendlichen alkoholisierten truppen von weihnachtsfeierteilnehmerInnen, bereiten sich viele auf „das fest der liebe“ vor. ein fest, das oft das gegenteil des titels wird. hohe erwartungen, noch höhere erwartungen und viele enttäuschungen vereinen sich mit dem vorhergehenden stress zu einem kleinen pulverfass. aber das ritual der weihnachtlichen zusammenkunft möchten die wenigsten menschen durchbrechen.

bei der betrachtung der eigenen lebensgeschichte könnte jedoch ein blick auf familiäre rituale die augen für das system, in dem man aufgewachsen ist, öffnen. ja, man kann eine erklärung für den nachhall mancher verhaltensweisen in sich selber finden. denn familien sind familien, da sie auf etlichen ritualen basieren.

man werfe einmal einen blick darauf, wie geburtstage in der eigenen familie begangen wurden. wie sah solch ein moment aus? was geschah dann oder was geschah auch nicht, obwohl man es gern gehabt hätte? gab es feste zeitabläufe, gab es die erfüllung von wünschen? oder man schaut sich einmal an, wie weihnachten begangen wurde. wurde dieses ritual allen familienmitgliedern gerecht? konnte man einen emotionalen bezug zu den feierlichkeiten herstellen? führt man das ritual weiter, so wie man es kennengelernt hat?

am spannendsten bei ritualen ist es, festzustellen, wer welche rolle übernommen hat. Weiterlesen

kreatives schreiben und fernsehen

abseits der fernsehsendungen mit schlichtem konzept, gibt es wunderbare fernsehspiele, die nicht versuchen, dem spielfilm gleich zu ziehen. sie bilden den alltag ab, zeichnen die verirrungen und verwirrungen der menschen nach und leben oft von sehr einfachen dialogen, die aber eine ganz andere wirkung erzeugen.

drehbuchautorInnen begeben sich nicht anders auf die suche nach themen, als manche kreativ schreibende menschen, durch verstärkte beobachtung der umwelt und des alltags. schon kleine begebenheiten auf einem platz, in einem bus oder kurze meldungen in zeitungen können die grundlage für einen plot darstellen. das fernsehen hat im gegensatz zum theater, das dafür andere mittel nutzt, die möglichkeit die realität sehr authentisch abzubilden.

im fernsehspiel muss es keine großen helden geben. gut, die geschichte sollte, wie eine kurzgeschichte, einen spannungsbogen enthalten. doch selbst fernsehspiele ohne wirklichen spannungsbogen lassen den zuschauer denken: „ja, genau so ist es. das kenne ich.“. so kann das fernsehen der gesellschaft einen spiegel vorhalten und das, was man da sieht, kann anlass für diskussionen sein. warum also mal nicht in der schreibgruppe anstatt einer kurzgeschichte, einen plot für ein fernsehspiel verfassen oder dialoge von der strasse zu einer geschichte werden lassen?

andersrum wird aber auch ein schuh draus. warum nicht einmal ein sehr gutes fernsehspiel als schreibanregung verwenden. Weiterlesen

schreibidee (171)

menschen beobachten menschen. manche menschen machen dies sogar aus beruflichen gründen. es gibt pädagogische, juristische, kriminalistische oder auch nur voyeuristische gründe. man blickt auf andere menschen. dabei kann es sein, dass die beobachtung offensichtlich, teilweise aber auch versteckt ist. es wird auf die anderen geblickt. die folgende schreibidee soll „aufsicht-geschichten“ anregen.

als einstieg wird die beschreibung des arbeitsalltags von aufseherInnen in gefängnissen aufgegriffen werden. wenn es sich umsetzen lässt, dann könnte ein besuch in einem knast, eine besichtigungstour, grundlage der schreibidee sein. jedenfalls werden die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, sich in die lage von vollzugsmitarbeiterInnen zu versetzen und auf einer seite einen arbeitsalltag beschreiben. diese aufgabe ist zweigeteilt. denn vor dem schreiben, ziehen alle teilnehmerInnen einen zettel, auf dem der name einer anderen schreibgruppenteilnehmerin steht. diese sollten sie während des schreibprozesses beobachten. nach dem text über die gefängnisaufsicht wird noch eine seite über das schreibverhalten der kollegInnen geschrieben. die texte dienen nur der vorbereitung und werden nicht vorgetragen.

im anschluss wird in der schreibgruppe ein brainstorming zu der frage durchgeführt, wo in unserem alltag und leben, aufsichten durchgeführt werden. nun wählen sich alle teilnehmerInnen ihre lieblingsaufsicht aus. sie schreiben eine geschichte (eventuell nach vorherigem clustern) zu der von ihnen gewählten form der aufsicht. anschließend werden die geschichten in der schreibgruppe vorgetragen. dieses mal wird nicht das übliche feedback gegeben, sondern eine teilnehmerin wird aufgefordert, während des vorlesens die autorin zu beobachten. nach dem vortrag wird ein feedback zur geschichte und vor allen von den beobachterInnen zum vortragsstil gegeben.

woraus schöpft kreativität?

ich hab hier schon angerissen, dass das spiel an sich bei kreativen prozessen eine große rolle spielt. doch was ist spielen eigentlich? es ist ein versuch die umwelt zu erfahren und zu „begreifen“, ohne gleich mit allen konsequenzen des alltags konfrontiert zu werden. das spiel ist eine seltsame absprache, die vielen prozessen die ernsthaftigkeit nimmt. wenn man sich zum beispiel spielende tiere betrachtet, dann kann man feststellen, dass viele abläufe dem kämpfen oder jagen gleichkommen. und doch wird aus dem kämpfen und jagen erst einmal kein ernst. auch bei menschen bereitet das spiel des kindes auf später ernsthafte alltäglichkeiten vor. ob es nun der kaufmannsladen ist, das spiel mit puppen oder die egoshooter sind. all diese spiele trainieren spätere möglichkeiten.

leider wird bei uns spiel so verhandelt, dass das gespielte automatisch bedeutet sich später auch so zu verhalten. doch eigentlich ist die abmachung beim spielen, eigene grenzen ausloten zu dürfen und vor allen dingen all das im spiel erlebte auch wieder verwerfen zu können. darum führt der egoshooter auch nicht automatisch dazu sich in einen kampf zu begeben. im spiel eigne ich mir möglichkeiten der welt an. darum entstehen dort sozuschreiben varianten des lebens. kreativität ist ein ausloten der varianten des lebens, der versuch sie darzustellen. es bedeutet nicht, dass ich all das dargestellte erlebt haben muss, in seiner ernsthaftigkeit erfahren muss. die spielerische komponente besteht zusätzlich darin, dass ich dinge kombinieren kann, die ich in der realität nicht kombinieren kann.

es fällt oft schwer, kreatives stehen zu lassen. oft kommen nach kreativen prozessen sehr realistische ergebnisse zutage, die wiederum die konsumenten verwirren. man betrachte nur manche filme, die eigentlich eine erfundene geschichte wiedergeben, beim zuschauer aber das gefühl auslösen, so kann es gewesen sein. so geht kreativität einher mit der fähigkeit, sich in einem eigentlich fremde situationen und handlungen hineinversetzen zu können. das spiel ist eine gute vorbereitung dafür. aber eben nur eine.

die andere vorbereitung für kreative prozesse besteht in der beobachtung. ein waches auge für die ereignisse um einen herum zu haben. ich kann natürlich auch nur mich selber für meinen kreativen ausdruck heranziehen. doch selbst in diesem moment habe ich mich im vorfeld beobachtet, reflektiere ich erlebtes und gefühltes. einen schöner effekt von kreativem tun besteht in der wachsenden aufmerksamkeit für geschehendes. wenn man einmal anfängt vermehrt um sich zu blicken, um ideen zu sammeln oder charaktere zu finden, wird man selten diesem tun überdrüssig sondern eher neugierig.

der beobachtende blick, das emotionale radar läuft quasi nebenher. Weiterlesen

schreibidee (167)

kreatives schreiben lebt nicht nur von ideen, die einem durch den kopf geistern, sondern vor allen dingen von erlebnissen und eindrücken, die man einmal hatte und nun in einer idee zum beispiel neu kombiniert. wer einmal anfängt, sich eindrückliches zu notieren, dies später zum anlass für texte zu nehmen oder in geschichten einzubauen, wird irgendwann nicht mehr aufhören können erlebnisse und ereignisse zu sammeln. man geht immer konzentrierter und beobachtender durch die welt, man saugt das drumherum auf. in der schreibideen sollen „aufgesaugte geschichten“ geschrieben werden.

um an material für geschichten zu kommen, begibt sich die schreibgruppe zu beginn ihres treffens für zum beispiel eine halbe stunde in die freie wildbahn. alle teilnehmerInnen haben notizzettel oder -blöcke bei sich und notieren sich eindrücke, die ihnen begegnen. dabei sollen vor allen dingen kurze dialoge zwischen anderen menschen oder ereignisse, die man miterlebt notiert werden. dieses mal geht es nicht darum, wie schon in einer anderen schreibidee, den ort, an dem man sich befindet, genau zu beschreiben, sondern die interaktionen zwischen den menschen. eine gute möglichkeit bietet dafür zum beispiel eine busfahrt durch die stadt, der besuch eines cafes oder der gang in ein einkaufszentrum.

mit ihren notizen kommt die gruppe wieder an den eigentlichen treffpunkt zurück. nun können die teilnehmerInnen selber wählen, was sie schreiben möchten. sie können eine beschreibung ihrer tour mit allen erlebnissen formulieren. sie können sich einzelne aufgesaugte ausschnitte vornehmen und die geschehnisse vorher und hinterher beschreiben. sie können einzelne notizen zu einer ganz neuen geschichte zusammenfügen. sie können dialoge, die sie teilweise mitbekommen haben, weiterführen. oder sie können sich in ein ereignis einschalten, das sie nur beobachtend wahrgenommen haben, also sich zum einem teil der geschichte machen.

anschließen geben alle schreibgruppenteilnehmerInnen der gruppe einen kurzen einblick (also wirklich nur kurzen) in ihre notizen. dann werden die entstandenen texte vorgelesen. in der feedbackrunde können dieses mal von allen teilnehmerInnen zu den notizen der anderen weitere ideen für texte und geschichten formuliert werden.

kreatives schreiben und freizeitvergnügen

eine der konsequenzen aus der mitbestimmung durch arbeitnehmer besteht in relativ viel freizeit im gegensatz zu den arbeitszeiten anfang des letzten jahrhunderts. diese freizeit will gefüllt sein, eine möglichkeit ist zum beispiel das kreative schreiben, und verbracht werden. manch einer gestaltet seine freizeit noch stressbehafteter als seine arbeitszeit. doch man kann diese zeit auch anders betrachten, indem man über sie schreibt.

man könnte sich vornehmen, zu jedem freizeitvergnügen, das man in nächster zeit absolviert, einen zettel und einen stift mitzunehmen und sich ein paar eindrücke und gedanken notieren. oder nach vollbrachter freizeitgestaltung, immer ein kurzes fokussiertes freewriting dazu verfassen. denn die freizeit bietet viele anhaltspunkte für zukünftige geschichten oder schreibanregungen, ist sie doch eine der kommunikativsten und emotionalsten zeit des menschen. hier kann man beobachten, mitfühlen oder auch nur teilnehmen.

wenige geschichten und romane spielen ausschließlich in der arbeitswelt. viele storys werden in der freizeit erzählt. um zum beispiel einen minigolfplatz beschreiben zu können, vielleicht als ort eines mordes mit dem minigolfschläger, sollte man zumindest schon einmal auf einem gewesen sein. da es aber nur noch wenige minigolfplätze gibt (ist bestimmt das wii-zeug dran schuld 😉 ), wäre es jetzt gut, wenn man noch notizen davon hätte, als man auf einem war.

diese kurzen notizen oder reflexionen können vor allen dingen auch die atmosphäre der jeweiligen orte und vergnügungen einfangen. Weiterlesen

kreatives schreiben und nachtleben

berlin hat einen vorteil: es gibt so gut wie keine sperrstunde. oder anders formuliert, in berlin sind die nächte für gewöhnlich lang. das hat sich zwar in den letzten jahren ein wenig verändert und so manche bezirke wirken früher verschlafen als noch vor ein paar jahren. aber wer möchte, kann sich immer noch die ganze nacht amüsierend um die ohren schlagen. wenn man dann am frühen morgen einen blick in diverse bars und kneipen wirft, dann kann man sich des eindrucks nicht erwehren, dass sich ein ganz anderes bild der menschen ergibt, als tagsüber und am späten abend.

diese momente des sonnenaufgangs und der ersten morgenstunden sind getragen von einer gelassenheit, die sonst selten in der hektischen großstadt zu finden sind. diese zeit bietet sich an, menschen in ihrem verhalten und ihren sehnsüchten zu beobachten. wer so lang unterwegs ist, sucht den schönen abschluss für den abend und muss meist nicht mehr gesitteten sozialen gepflogenheiten nachkommen. es scheint, als lösten sich die strengen regeln des zusammenlebens auf. dies nicht in einer negativ aggressiven richtung sondern eher in einer schönen wir-sind-zufrieden-atmosphäre.

und plötzlich bekommt man ein gefühl davon, wie menschen auch zusammenleben könnten, wenn sie die möglichkeit hätten beständig ihren eigenen bedürfnissen nachgehen zu können. darum zeigen sich in den nächten die menschen von einer ganz anderen seite, einer verletzlicheren, offneren. bei der suche nach protagonisten und geschichten gibt es deshalb einen ganz neuen blickwinkel, der manche neue schreibidee produzieren kann. einzige krux, man muss durchhalten, sitzen bleiben oder den wecker am frühen morgen klingeln lassen, um eine milieustudie durchführen zu können. berlin ist um diese zeit auch fertig, man kann eine stadt in solchen momenten ganz entblöst erleben. also ab ins nachtleben.

nabelschau (17)

invasion der urmütter. kennen sie das? sie steigen in ein nahverkehrsmittel und gleich im anschluss steigt eine mutter mit ihrem einzelkind ein. gerade ist die schule aus oder das kind wurde in der kita abgeholt. beide sind auf dem weg nach hause. das kind ist ein wenig erschöpft, aber mutti sorgt sich um das wohlergehen des kleinen mit aller kraft, die ihr zur verfügung steht.

das beginnt mit „hast du hunger?“, „möchtest du was von dem brötchen?“, „willst du auch noch was zu trinken?“ und „siehst du da draußen das große auto?“. auffällig in den situationen ist, dass das kind eigentlich recht genügsam keinen wunsch äußert, noch nicht einmal ungeduldig scheint, sich einfach umschaut. nicht so die mama, sie ballert ihr liebstes stück mit fragen, angeboten und besorgtheiten zu. und dies in einer lautstärke, die alle mitfahrerInnen erfahren lässt, wie toll mama ist.

wer glaubt, dass, nachdem das kind signalisiert hat, alle bedürfnisse wie hunger, durst und unterhaltung sind gestillt, ruhe einkehrt, sieht sich getäuscht. jetzt geht die befragung los. was war in der kita los, waren alle freundInnen brav, was hat man gemacht, was hat man gelernt…? pädagogInnen nennen das lernerfolgskontrolle, mütter würden sofort von anteil am leben des kindes sprechen. denn sie vermuten, dass sich bestimmt situationen ereignet haben, gegen die man sich beim nächsten elternabend wehren muss. „war kevin böse?“.

oder kennen sie die situation, dass sie bei diesem schauerwetter an einer schule vorbei müssen, die gerade den unterricht beendet? Weiterlesen

schnickschnack (73)

es ist kein geheimnis, dass die fortbewegung in großstädten mit dem auto schnell zur qual ausarten kann. zum beispiel in berlin mitte in den letzten und nächsten wochen, wenn diverse großveranstaltungen, bauerndemonstrationen und staatsbesuche, die halbe innenstadt blockieren. um schnell von a nach b zu kommen, wird inzwischen gern auf das fahrrad zurückgegriffen.

diese erkenntnis ist schon lang in ein geschäft umgewandelt worden. die kurierdienste greifen gern auf fahrradkurriere zurück, wenn kleinere waren oder unterlagen innerhalb der stadt schnell transportiert werden müssen. die fahrradkurriere fallen durch ungebremste beweglich zwischen autos, motorrädern und touristischen radfahrern auf. manch einer hat überhaupt keine bremsen an seinem vehikel. ihre fortbewegung hat schon beinahe artistisches an sich.

da verwundert es nicht, dass es seit über zehn jahren länderübergreifende meisterschaften der fahrradkurriere gibt. an diesem wochenende in berlin (neben dem karneval der kulturen, siehe: http://www.karneval-berlin.de/de/  ) finden die europameisterschaften der fahrradkurriere statt. wer mehr infos haben oder daran teilnehmen möchte, findet dies unter: http://www.ecmc2009.com . bei der meisterschaft kann man informationen für seinen fahrrad-kurrier-roman sammeln oder anschließend beim karneval der kulturen personenstudien betreiben.

kreatives schreiben und großveranstaltungen

die outdoor-saison fürs essen und trinken, für lockere unterhaltungen und den auftrieb vieler menschen ist eröffnet. in allen regionen finden nun diverse sommerfeste, paraden oder budenmeilen statt. diese veranstaltungen sind ein paradies für kreativ schreibende. wenn sie protagonisten für ihre geschichten und stories suchen, dann begeben sie sich doch einfach einmal dort hin.

nehmen sie einen klappstuhl oder setzen sie sich auf eine der vielen bierbänke und beobachten sie. stichwortartige notizen über einzelne vorbeilaufende charaktere sollten festgehalten werden. dabei kann man sich entweder notizen über das äußere erscheinungsbild machen oder notieren mit was die einzelnen menschen beschäftigt sind. denn in der geschwindigkeit, in der menschen an ihnen vorbeiziehen, ermöglichen kaum mehr beobachtungen, höchstens sie notieren etwas über menschen, die neben ihnen sitzen. doch das unangenehm werden, wenn die menschen mitbekommen, dass sie beobachtet werden.

zwischendurch sollten sie eine pause einlegen und kurze porträts zu den menschen verfassen, die sie beobachtet haben, sonst entfällt ihnen wieder, was sie bei der notiz gedacht haben. Weiterlesen

kreatives schreiben und körperteile

das klingt jetzt nach einer schreibgruppe in der pathologie. sicher auch eine möglichkeit, aber eher zum post „außergewöhnliche orte“ passend. hier soll es um die anregung gehen, sich einmal ausführlich dem eigenen körper zu widmen. nicht, dass dies im fitness- und wellnesssektor exzessiv stattfindet. doch genau diese art sich seinem körper zu widmen definiert sich beständig aus einem mangel: es soll etwas besser werden, deshalb „tut man sich gutes“.

eine anregung kann es aber auch sein, sich einmal zeit zu nehmen und den eigenen körper genau zu betrachten. man nehme zum beispiel einen spiegel, setze sich damit an den schreibtisch und beschreibe zum beispiel ausführlich seine nase. wie sieht sie aus, wie wirkt sie auf einen, welche besonderen details fallen einem auf und wie lässt sie sich metaphorisch beschreiben. dann kann man sich seiner hand, seinem mund, den eigenen augen, den haaren, den ohren oder den anderen ausbuchtungen.

beim schreiben kann man einmal darauf achten, ob man ständig fehler bei sich sucht oder es schafft in einer anerkennenden sprache von den natürlichen gegebenheiten zu schreiben, vielleicht sogar gefallen am eigenen zu finden. das entfernt einen von den beständigen versuchen, sich nach gesellschaftlichen moden zuzurichten. außerdem übt man in diesem moment die metaphorische ausdrucksweise, wenn man ein einziges detail aus verschiedenen blickwinkeln beschreibt. und nachdem der eigene körper das erste objekt der betrachtung war, fällt es eventuell leichter, bei anderen personen, mehr details wahrzunehmen. dies kann hilfreich sein, wenn man protagonisten einer geschichte genauer beschreiben möchte und nach anhaltspunkten sucht. betrachten sie die nase oder die ohren von guten freunden einmal genauer. werfen sie einen sezierenden blick auf ihre umwelt. notieren sie doch auch einmal, was ihnen gefällt. manchen mag dabei auffallen, dass es gar nicht das ebenmäßige ist, was sie anzieht, sondern die individuellen besonderheiten am körper anderer.

kreatives schreiben und nahverkehr

wer nicht zum eigenen auto greift, um sich fortzubewegen, zur arbeit zu fahren oder besorgungen zu erledigen, der hat den vorteil, viele menschen ganz aus der nähe zu beobachten. diese beobachtungen bieten geschichten und charaktere ohne ende. es geht dabei nicht darum, andere zu be- oder verurteilen. es geht darum den alltag zu erfassen, um ihn schriftlich bei geschichten wiedergeben zu können.

und es geht natürlich um schreibanregungen. wie sieht das leben hinter den kulissen aus. wenn mensch sich in die öffentlichkeit begibt, möchte er oft, dass andere menschen einen bestimmten eindruck von ihm erhalten. doch diese form der selbstdarstellung verrutscht gern und es offenbart sich eventuell der ganze schmerz, der sich momentan durch das eigene leben zieht. so etwas trägt man eigentlich nicht nach außen (obwohl bisher unklar ist, weshalb eigentlich nicht), und versucht ein zuversichtliches bild aufrechtzuerhalten.

und dann passiert eine kleinigkeit, meist an orten, an denen menschen eng aufeinander sitzen und nicht ausweichen können, und das fass läuft über. deshalb ist der nahverkehr ein ganz gutes spiegelbild unserer gesellschaft. er zeigt zwar auch nur ausschnitte, aber andere, als sie sonst sichtbar sind. zug-, u-bahn- oder busfahrten bieten viele einblicke. ob es der coole typ ist, der einen schlechtgelaunten eindruck macht und sich dann die ganze fahrt lang in stellenanzeigen vertieft oder die gepflegte frau, die sich als erstes ins zug-bistro stürzt und beinahe ihren ausstieg verpasst, da sie schon nach halber strecke betrunken ist.

ob es die mutter ist, die eigentlich nicht zeigen darf, wie sehr sie ihre kinder zwischendurch nerven, und der irgendwann der kragen platzt oder der einsame herr, der einzig seine sozialen kontakte über seinen hund aufbauen kann, den er mit sich führt. bilder über bilder lassen sich einfangen und später in geschichten aufnehmen. man muss sie nur notieren.

schreibidee (40)

endlich wieder ein wetter, in ruhe auf dem balkon zu sitzen. also soweit man das ruhe nennen kann, wenn man neben einer verbeamteten feuerwehrwache lebt, die vor allen dingen mit ihren freizeitvergnügungen zwischen den einsätzen einen konstanten lärmpegel verursacht (sonntags!!! 😮 ). doch dazu demnächst mehr hier.

also auf dem balkon sitzen und die natur um einen herum wuseln lassen. das kann ein anregendes schauspiel sein. nicht um der romantik zu einem comeback zu verhelfen, sondern um neben der beobachtung von menschen und ereignissen noch einen anderen blick auf die welt zu berücksichtigen. es passiert in der natur viel.

so kann man sich, sollte es in der nähe die möglichkeit geben, mit einer schreibgruppe an einen ruhigen ort (also nicht neben einer berliner feuerwache 😉 ) mitten in der natur begeben. das kann eine blühende wiese oder ein sonniges fleckchen im wald oder an einem seeufer sein. dort lässt man sich nieder und schweigt. ungefähr eine halbe stunde lang wird kein wort gewechselt. es wird nur beobachtet und alle teilnehmerInnen haben die aufgabe zu notieren, was ihnen so durch den kopf geht oder was sie beobachten. oft hängt ja auch beides zusammen.

um dies durchführen zu können, sollte man möglichst einen störungsfreien ort aussuchen. nach der halben stunde schauen sich alle ihre notizen noch einmal an und werden dann aufgefordert einen text innerhalb einer weiteren halben stunde zu verfassen. dabei können hinzukommende beobachtungen oder gedanken einbezogen werden. und anschließend findet eine lesung in der natur statt, wenn das wetter mitspielt.

kreativen schreiben und großstädte

in den großen städten sammeln sich auf der ganzen welt immer mehr menschen. viele verlassen das land, da sie ihre chancen nur noch in der großstadt vermuten. das ist oft genug ein trugschluss, und doch, die wanderung in die metropolen ist kaum zu stoppen.

dadurch leben, auch schon vor den wanderungen, menschen aller couleur in den citys. und die möglichkeiten der beobachtung sind vielfältig. allein eine fahrt mit einem nahrverkehrsmittel durch eine größere stadt kann einem die ganze bandbreite der bewohner nahebringen. man kommt in kontakt mit personen, die man, wenn man sich mit dem eigenen auto fortbewegt nicht sehen würde. zum beispiel berlin, 30 grad im schatten, viele sind in die sommerferien gefahren. man fährt mit der s-bahn.

umsteigen und man betritt einen wagon, in dem jemand steht, der ein beinahe vollständiges outfit in lack trägt. selber kurz vor dem hitzschlag fragt man sich, wie sich in dieser auch noch schwarzen montur überleben lässt. aber er macht einen lebhaften eindruck und erweckt nicht den anschein, dass er gleich umfallen könnte. dann auf dem weg zum tierpark ein vater mit seinem kleinen sohn. vati ist recht spät zu einem kind gekommen. und für heute ist ein ausflug in den tierpark geplant. der kleine junge ist aufgedreht und erzählt und fragt die ganze zeit. vati ist verschwitzt, hat keine lust mehr zu antworten und scheitert gerade an seiner rolle, die er wahrscheinlich nur in den ferien übernimmt. er weiß nicht mehr, wie er seinem aufgeweckten kind herr werden kann und läuft, kaum hält die u-bahn, beim aussteigen vorneweg, um ein wenig abstand zwischen sich und seinem weiterhin fragenden kind zu bringen. sein sohn will kontakt und fragt noch mehr und noch lauter.

so lassen sich bei einer fahrt dutzenden von geschichten finden. und manche gesichtsausdrücke oder gesten kann man fröhlich deuten. was mag ihr heute geschehen sein, dass sie so traurig aussieht? ob die zwei gerade streit miteinander hatten? in berlin empfiehlt es sich, sich einfach einmal in den s-bahnring zu setzen und eine stunde im kreis zu fahren. dann kennt man zwar noch nicht die stadt, man hat aber einen pool von geschichten, die nur auf ihre erzählung warten.