Schlagwort-Archive: beurteilung

schreibberatung und kunst

alle schreibenden würden wahrscheinlich gern große künstlerInnen werden. und das schöne an kunst ist auch, dass alle schreibenden mit glück große künstlerInnen werden können. halt rufen hier die mahner hoher kunst: da muss schon arbeit reingesteckt werden, das muss man lernen! stimmt, hinter großer schreibkunst steckt nicht selten viel arbeit. doch neben der vielen arbeit steckt oft auch viel glück dahinter: zur richtigen zeit, die richtigen leute getroffen zu haben und hilfreiche unterstützung bekommen zu haben.

kunst kann man machen, große künstlerInnen werden kann man erhoffen. das steckt den rahmen ab, den schreibberatung leisten kann auf dem weg zum erfolg. schreibberatung kann nicht mehr, als anregungen geben, wie man seinen eigenen ausdruck findet. schreibberatung kann eventuell hilfestellungen zu einem flüssigeren text geben. wiederum lektorInnen können beim gesamtkonzept und bei der struktur, können das werk rund machen helfen. alle übrigen entscheidungen liegen bei den schreibenden und bei den konsumentInnen.

was kann nun schreibberatung im detail leisten? schreibberatung kann dazu anregen, der eigenen kreativität raum zu geben, sich gegen beschränkungen von außen zu behaupten, einen weg zu finden, der sich gut für einen selber anfühlt, und verschiedene formen des schreibens auszuprobieren. schreibberatung kann den schreibfluss fördern, kann schreibtechniken vermitteln, die das entwickeln von ideen und assoziationen erleichtern. schreibberatung kann dabei helfen, eine schreibdisziplin zu entwickeln, einen zeitplan aufzustellen, ausweichhandlungen zu reduzieren und die lust am schreiben wieder zu entdecken.

was schreibberaterInnen aber nie machen werden: beurteilen, ob es sich bei dem geschriebenen um kunst oder nicht handelt. es gibt keine klare definition von kunst, die so viel gewissheit entstehen ließe, dass man ein urteil abgeben könnte. auf einem ganz anderen blatt steht aber, dass in der schreibberatung natürlich ein feedback Weiterlesen

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web 2.88 – jargs blog

seit über zwei jahren wird in diesem blog rezensiert. in erster linie sind es kinderbüchr, die „jarg“, der autor des blogs, beschreibt und bewertet. doch damit ist das angebot des blogs noch lange nicht erschöpft. es handelt sich um einen rezensions-blog für verschiedene medien.

in jargs blog kann man rezensionen zu büchern, filmen und musik finden. und man kann sie schnell finden. denn die unzähligen in der rechten spalte angezeigten kategorien erleichtern es einem, hinweise zu diverser – guter – kost zu finden. auch die länge der rezensionen ist nutzerfreundlich. erst wird ein überblick über den inhalt gegeben, um im anschluss ein resümee zu ziehen.

besonders interessant bleibt es, auch wenn jargs blog nur einen ausschnitt der neuerscheinungen aufgreifen kann, dass die auswahl des gelesenen, gesehenen und gehörten sich nicht an der bestseller-kost orientiert. hier offeriert jemand seine persönlichen interessen in großer zahl. daneben gebit es noch eine lange linkliste zu diversen literatur- und rezensionsseiten im internet. wenn man nach der lektüre „wozu lesen?“ von charles dantzig beschlossen hat, weiterhin viel zu lesen, dann sollte man sich jargs blog unbedingt anschauen: http://jargsblog.wordpress.com .

wie man den spass am schreiben abgewöhnt (02)

fieses feedback

es gibt gruppen, die sich treffen, um gegenseitig texte vorzulesen. das kann erst einmal schön sein. doch in manchen gruppen gilt der ehrgeiz möglichst viele texte in grund und boden zu stampfen, sich zu richterInnen des guten geschmacks zu machen. hier sind kritik und feedback meist nicht förderlich, sondern personalisierend und motivationshemmend. bei diesen gruppen handelt es sich schon um die fortgeschrittenen-variante des fiesen feedbacks.

es fängt oft im kleinen an. auch bei diesem thema kann ich nur wieder die schule heranziehen. dort machen wir alle meist die ersten erfahrungen mit ersten textkritiken. man schreibt aufsätze und die lehrerInnen suchen nicht nur schreibfehler, sondern kommentieren und benoten den geschriebenen beitrag. viele lehrerInnen sind so sensibel, die anfänge kreativer schreibprozesse förderlich zu kommentieren. doch leider kam es immer wieder vor, dass das feedback zu viel oder zu wenig potential bemängelte und somit ein urteil sprach, das einhergehend mit einer note, spuren hinterlässt.

so berichteten mir mehrere menschen, dass lehrerInnen den kindern vor allen dingen zu viel fantasie attestierten, die den rahmen eines schulaufsatzes sprengten. was heisst in diesem zusammenhang zu viel? da galoppieren die geschichten mit einem kind davon. man kann dies auch als großes potential verstehen, das im laufe der zeit in produktive bahnen gelenkt werden könnte. und so wird nicht die fantasie im keim erstickt.

oder es wird jemandem bescheinigt, dass er in den naturwissenschaftlichen fächern ja prima sei, aber die aufsätze einfach zu kurz wären. auch hier wird nicht vorgeschlagen, einmal verschiedene formen der verdichtung auszuprobieren oder mit einer schreibtechnik nachdem alles geschrieben ist, zwischen zwei sätze immer einen weiteren satz einzuflechten und mal zu schauen, was dabei herauskommt.

abseits der schule gibt es die fiesen feedbacks jedoch ebenso. wenn sich ein kind sehr für das schreiben interessiert und überlegt, eigene texte zu veröffentlichen, dann wächst die angst vieler eltern exponentiell an, das kind könne auf die idee kommen, schriftstellerIn zu werden. das muss in den augen vieler erziehungsberechtigter verhindert werden, handelt es sich doch um einen brotlosen und etwas abseitigen berufswunsch. also wird das schreiben in der textkritik strategisch madig gemacht. es wird an den kompetenzen zur veröffentlichung von texten gezweifelt.

ähnliches kann man im berufsleben erleben, wenn man einen etwas lebhaftere, blumige sprache wählt, wenn jemand gern nebenher geschichten oder romane schreibt, wenn jemand überhaupt signalisiert lust am (kreativen) schreiben zu haben. auch diese aussagen werden gern in lächerliche gezogen. die texte werden unerbittlich einer geschäftsfähigkeitsprüfung unterzogen und alle anderen bestrebungen ignoriert.

womit ich zum schluss wieder bei den textkritiken in gruppen „gleichgesinnter“ lande. auch im internet ist in den foren für schreiblustige zu lesen, wie unverhältnismäßig manche kritik daherkommt. es wird nicht die wirkung des textes auf einen selbst diskutiert, sondern es werden wieder noten mit punkten, sternchen oder ziffern erstellt. es wird ein ranking erstellt. leider wird in den seltensten fällen wirklich zum text passend argumentiert. auch hier ist das feedback einfach nicht förderlich. schade, dass dies noch nicht einmal in kreisen von menschen geschieht, die große lust am schreiben haben.

die professionelle variante des fiesen feedbacks ist häufig die literaturkritik. erstaunlich, dass schreiben und geschriebenes solche widerstände verursacht. einzige lösung: sich davon in der eigenen schreiblust nicht behindern lassen.

schreibpädagogik und urteil

bewertungen sind verhasst und beliebt. situationen, die daraufhin angelegt sind, dass man von anderen bewertet wird, gestalten sich für die meisten sehr unangenehm und man hofft, dass man gut aus dem rennen geht. dinge, die man erschaffen und geschöpft hat, möchte man gern von anderen möglichst positiv bewertet bekommen. und vor allen dingen, man möchte überhaupt eine bewertung, ein urteil erhalten. in gruppen kann es auch vorkommen, dass die teilnehmerInnen vor allen dingen von der gruppenleitung ein urteil erhalten möchten.

so verhasst vielen die schule war mit den lehrerInnen, die immer wieder bewertungen abgegeben haben, so wichtig scheint manchen später die beurteilung durch eine ihnen kompetent erscheinende person. das kann aber eine (schreib)gruppenleitung in schwierigkeiten bringen: wie soll das urteil denn ausfallen? natürlich hätte jeder mensch gern eine positive reaktion. doch wie verhält man sich, wenn das ergebnis nicht befriedigt?

eine empfehlung: nachfragen! fragen sie die person, zu was sie denn ein feedback haben möchte, und vor allen dingen, was für ein feedback. man hüte sich vor der aussage „das gefällt mir“, „das gefällt mir nicht“. ein subjektives urteil sollte mindestens als solches gekennzeichnet sein. aber am besten lässt man dies weg. denn man befindet sich in der leitenden rolle einer gruppe. wer glaubt, dass eine einforderung des urteils durch „leitungen“ doch kaum vorkomme, sieht sich schnell getäuscht, wenn er gruppen egal welcher altersgruppe anleitet.

und doch kann man voraussetzen, dass man, wenn man schreibgruppen für erwachsene anbietet, es auch mit erwachsenen zu tun hat, also auch einmal ein „urteil“ über einen text gesprochen werden darf. dieses urteil sollte angemessen und ausgewogen sein, Weiterlesen

es kommt nicht auf die grösse an

und dann noch ein frisches statement zur frage der länge von texten. wiederholungen zu den zwei vorhergehenden sind nicht ausgeschlossen, aber es das thema bewegt anscheinend die welt 😉

gepostet am 07.03.2010

diese aussage wird gern bei nutznießerInnen und trägerInnen des kleinen und kurzen gewählt. es formuliert entweder die bescheidenheit, die zurückhaltung oder das erstaunen (auch über etwas sehr großes, langes). beim schreiben und explizit kreativen schreiben lässt sich dieser satz auch anwenden. aber vielen fällt es schwer, gelassenheit ob der länge oder kürze zu wahren. das zeigt sich zumindest an der großen nachfrage nach den posts „kurze vs. lange texte„.

es lässt sich vermuten, dass die leserInnen gern eine regel, einen hinweis auf die richtigkeit ihrer vermutung, ihrer position hätten, was denn nun besser sei: ein kurzer oder ein langer text. ich bleibe dabei: es kommt nicht auf die größe an. es kommt auf den gehalt und mein interesse an. gibt es ein thema, das mich sehr interessiert, das mir viel spaß macht, dann finde ich es prima, wenn es dazu einen langen, ausführlichen, großen text gibt. ebenso kann mich aber auch ein kurzer, knapper, jedoch sehr prägnanter text erfreuen.

klar schreiben lässt sich: interessiert ein thema nicht so, langweilt es gar, dann können lange texte zur quälerei werden. ebenso in dem moment, in dem die wortwahl der schreibenden nicht nachvollzogen werden kann, etwas unverständlich ist.

die gesellschaft sendet uneindeutige signale. auf der einen seite beschleunigt sie ihre kommunikation, wird immer unruhiger und aufgeregter, streut ihre sozialen kontakte wie rollsplitt um sich. auf der anderen seite, erscheinen regelrechte wälzer auf dem buchmarkt, entstehen lange spielfilme und wird so viel gelesen, geschrieben und gehört wie selten zuvor.

und doch, ein trend lässt sich ausmachen: bei langen texten wird häufiger angemerkt, dass sie ja so lang seien, im gegensatz zu kurzen texten. nun kann es sein, dass die ungeduldigen sich schneller zu wort melden, statistisch lässt sich das nicht erfassen. es kann auch sein, dass die langtextler einfach nicht ans twittern machen und dort niemand vermerkt, dass dies doch alles nicht sehr aussagekräftig sei, da maximal ein gedanke in 140 zeichen passt. wahrscheinlich lässt sich der konflikt zwischen langen und kurzen texten nicht lösen.

einzig eines lässt sich vermerken: überflüssige füllwörter und umschreibungen können vermieden werden (wenn ich auch aus eigener erfahrung zugeben muss, es fällt sehr schwer, kann doch alles so blumig sein 😉 ). über den rest sollte man sich nicht so viele gedanken machen, sondern der eigenen lust folgen, denn die signalisiert: subjektiv kommt es auf die größe an, es ist nur nicht entschieden ob groß oder klein. 😀