Schlagwort-Archive: beziehung

schreibidee (366)

da ich gerade im blog die begriffe „stärke“ und „schwäche“ genauer unter die lupe nehme, gehört auch der blick auf zwischenmenschliche beziehungen in dieses feld. ist es stark oder schwach, in einer beziehung treu zu bleiben? ist treue ein überlebtes ideal, das kein mensch leben kann? an diesem punkt gehen die meinungen sehr auseinander. beliebigkeite vs. festlegung. beschränkung vs. erweiterung. ein guter anlass, eine schreibanregung zu „fremdgänger-geschichten“ zu verfassen.

eigentlich steckt in der benennung des schreibanlasses schon eine unlautere bewertung, da „fremdgänger(in)“ bei uns negativ besetzt ist. darum werden die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, alternative bezeichnungen für lebenslust neben einer festen beziehung zu erfinden. dies können sowohl negative als auch positive oder (falls es jemand schafft) wertneutrale bezeichnungen sein. die bezeichnungen sollen in einem kurzen text beschrieben werden.

in einem zweiten schritt sollen neben der üblichen bedeutung des „fremdgängertums“ weitere bedeutungen gefunden und erfunden werden. was kann fremdgehen noch alles sein? auch hier soll von den schreibenden eine idee in einem kurzen text genauer beschrieben werden. beide kurzen texte werden vorgestellt, um im anschluss eine längere geschichte zum thema „fremdgehen in beziehungen“ zu verfassen. dabei ist die einzige vorgabe, dass es zu einem beziehungskonflikt im laufe der geschichte kommen soll. wie dieser konflikt ausgeht, bleibt den schreibenden überlassen. anschließend werden die geschichten in der schreibgruppe vorgetragen und findet eine feedbackrunde statt.

im letzten schritt wird eine längere geschichte zum erweiterten begriff des „fremdgehens“ geschrieben. dabei bleibt es wiederum den schreibenden überlassen, was sie unter „fremd“ oder „fremde“ verstehen. hier ist die bandbreite unerschöpflich, was für jemanden fremd ist und was es dann bedeutet „fremd zu gehen“. da kann es sein, dass jemand einfach nur einmal einen anderen weg zur arbeitsstelle einschlägt und dies einen effekt auf sein leben hat. oder dass jemand seine glaubensgemeinschaft verlässt. man kann aber auch jemanden die eigene gesellschaftsschicht verlassen lassen, in fremde länder reisen lassen und vieles mehr.

die geschichten werden zum abschluss vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackrunde statt, in der vielleicht geklärt werden kann, was jeweils unter fremde verstanden wird (oder ob der begriff nicht ein überflüssiger ist).

gebündelt kann man die schreibideen in einem extra-blog finden: http://schreibideen.schreibboutique.de .

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biografisches schreiben und finden

wer sich auf die suche nach der eigenen lebensgeschichte begibt, möchte gern etwas finden. meist geht es um erinnerungen, um gefühle von damals und auch um antworten auf manche fragen, die man bisher nicht beantworten konnte. fängt man einmal an, seinen lebensweg aufzuschreiben, fallen einem immer mehr details ein. und die weitere suche kann ganz konkret werden.

da erinnert man sich an beste freundInnen von damals, an lehrerInnen, die einen stark beeinflusst haben, an arbeitskollegInnen oder an beziehungspartnerInnen, die man aus den augen verloren hat. und man begibt sich auf die suche nach manchen, da man wissen möchte, was aus ihnen geworden ist, wie es ihnen geht oder weil man sich nach einem kontakt zurücksehnt, den man als sehr angenehm empfunden hatte.

zum einen blendet man in der rückschau gern mal die gründe aus, weshalb man nicht weiter kontakt gehalten hat, zum anderen glaubt man gern daran, dass sich grundlegend etwas veränderte. das ist oft nicht der fall. am besten kann man dies bei jahrgangstreffen der schulen, die man mal besuchte feststellen. selbst in 20 oder 30 jahren verändern sich die personen und ihre haltungen meist weniger als man vermutet. es entsteht darum nicht selten schnell wieder eine recht vertraute atmosphäre.

es kann jedoch auch zu ernüchterungen kommen. in der erinnerung scheinen viele momente angenehm und lebhaft gewesen zu sein, aber wenn man sich dann wieder in dem kontext bewegt, dann stellt man fest, was einen störte, was nicht so spannend war, wie es Weiterlesen

biografisches schreiben und eifersucht

es gibt sie immer noch, die eifersuchtsdramen, die nicht gut enden. dabei haben studentInnenbewegung und sexuelle revolution versucht klar zu machen, dass das konstrukt der monogamen zweierbeziehung ein gesellschaftliches ist und wir mit allem viel lockerer umgehen sollten. doch irgendwo ist da der haken und es funktioniert oft nicht so richtig.

da gibt es diejenigen, die im hinterkopf die mahnung haben, dass eifersucht „besitzdenken“ ist und ein anderer mensch nicht besessen werden kann. also stimmen sie ihren partnerInnen zu, dass man eine offene beziehung lebt. und eine(r) von beiden leidet dabei meist wie ein hund. nur um die partnerInnen zu halten entschließt man sich zur offenheit, die nicht lebbar scheint. und da gibt es die, die von anfang nur nach der oder dem einen suchen, prinz und prinzessin, die für den rest des lebens alle bedürfnisse erfüllen. sie stürzen sich in eine fesselnde monogamie, die ihnen im laufe der zeit die luft abschnürt. aber sie würden immer nach außen vertreten, dass es keine andere zusammenlebensform geben kann. selber gehen sie inzwischen fremd, sind aber auf jede(n) eifersüchtig, die sich ihren partnerInnen nähern.

nein, natürlich gibt es noch ganz viele andere spielarten des zusammenlebens. und doch scheinen allzu große ideale jeweils zu verletzen. es geht immer wieder um vertrauen, um absprachen, um verletztes vertrauen und vor allen dingen um verlustangst. hier bietet das biografische schreiben die möglichkeit, schreibend genauer hinzuschauen. in welchen momenten war man unfair? in welchen momentan waren andere zu einem unfair? aus der distanz haben sich die dramen und inszenierungen meist ein wenig beruhigt und es fällt einem leichter, den eigenen anteil an den schwierigkeiten zu erkennen.

denn in einer eifersüchtigen situation selber, da regieren emotionen, die schwer über rationale argumentationen zu erreichen sind. hier herrscht die angst vor eine situationen oder einen menschen an andere zu verlieren. diese vorstellung ist unerträglich, sie löst den gedanken aus, „ohne“ ist das leben unvorstellbar. was für ein irrtum, Weiterlesen

liste (48) – familie

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „familie„.

meine schönsten erlebnisse mit der familie:

meine unangenehmsten erlebnisse mit der familie:

das bedeutet familie am ehesten für mich:

andere familien, die ich sehr mag:

diese menschen sind für mich wie familie:

schreibidee (253)

wer schreibt, liest meist auch viel. und wer viel liest, baut nicht selten eine besondere beziehung zu büchern auf. bücher sind gegenstände, die ähnlich den autos, für menschen eine außergewöhnliche bedeutung haben. oder warum werden sonst bücher veröffentlicht, in denen menschen sich in ihren eigenen kleinen bibliotheken ablichten lassen? darum wird diese schreibanregung, nach den „fetisch-geschichten“ der letzten schreibidee, das schreiben von „liebe-zu-büchern-texten“ vorschlagen.

einstieg ist dieses mal eine leserunde. vor dem treffen der schreibgruppe werden die teilnehmerInnen aufgefordert, eine rezension ihres lieblingsbuches, die nicht länger als eine seite sein sollte, zu verfassen. diese rezensionen werden zu beginn des gruppentreffens vorgelesen.

anschließend wird der blick auf die eigene lebensgeschichte der teilnehmerInnen gelenkt. es ist eine zweiseitiger kleiner text zu verfassen. darin soll geschildert werden, wie ein buch das eigene leben nachhaltig beeinflusst hat. es gibt keine vorgabe, welche entwicklung das buch ausgelöst haben sollte. es sollte nur eine veränderung ausgelöst werden. die texte werden ohne feedback vorgetragen.

nun ist eine längere „bücherwurm“-geschichte zu verfassen. die geschichte handelt von einem menschen, dessen leben vor allen dingen von büchern beeinflusst wird. es kann jemand sein, der in eine bibliothek einzieht, jemand, der an keinem antiquariat vorbeigehen kann, jemand der sein leben lang ein einziges buch sucht oder jemand, der ohne lesen entzugserscheinungen verspürt. den ideen sind keine grenzen gesetzt, nur eine enge bindung zu büchern muss erkennbar sein. die geschichten werden anschließend vorgetragen und in der feedbackrunde wird betrachtet, wie treffend die bindung zum buch dargestellt wurde.

zum abschluss wird in anlehnung zu manchen horrorszenarien in einem kurzen text eine welt ohne bücher entworfen. wie sieht diese welt aus? was ersetzt vielleicht die bücher? wie kommunizieren die menschen? die texte werden am ende des schreibgruppentreffens vorgetragen.

schreibidee (252)

neben der liebe gibt es noch ein phänomen, das schwer einzuordnen ist. der mensch ist fähig zu objekten und situationen eine enge beziehung aufzubauen. die lustbefriedigung ist ohne diese objekte oder situationen nicht vorstellbar. man braucht diese emotionale „brückentechnologie“, um lust und leidenschaft positiv erleben zu können. dies wird in der schreibanregung aufgegriffen, um „fetisch-geschichten“ zu schreiben.

alles kann zum fetisch gemacht werden. darum werden zum einstieg die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, sich einen ausgefallenen gegenstand oder ein alltägliches ereignis auszuwählen. so können zum beispiel eine zitronenpresse oder die hektik am fahrkartenautomat gewählt werden. nun sollen eine zweiseitige liebeserklärung oder ode an die gegenstände und ereignisse verfasst werden. diese werden anschließend vorgetragen.

in der folge wird eine geschichte geschrieben, in der das fetischobjekt eine zentrale rolle spielt. so kann es zum beispiel zu einer liebesgeschichte kommen, an deren rand bei jeder lustvollen begegnung der protagonistInnen die zitronenpresse dabei sein muss. vielleicht werden während der körperlichen begegnung zitronen ausgepresst oder auch nur über das objekt der begierde gestreichelt. auch hier sind der fantasie keine grenzen gesetzt. anschließend werden die geschichten vorgetragen und es gibt eine feedbackrunde.

da fetische erst einmal unproblematisch sind, aber doch für schwierigkeiten sorgen können, wenn sie zu außergewöhnlich sind, soll im anschluss noch eine kurze geschichte geschrieben werden, in der der fetisch zum stolperstein der beziehung wird. so finden sich zum beispiel seltsame rollenspielwünsche oder bekleidungswünsche wieder, die es den partnerInnen schwer machen, nähe gemeinsam zu erleben. diese geschichten werden zum abschluss vorgetragen.

„praxisbuch networking“ von andreas lutz – ein buchtipp

seit der entstehung des so genannten web 2.0 tritt eine soziale kompetenz im arbeitsleben immer stärker in den vordergrund: das „netzwerken“, wie es neudeutsch genannt wird. vor allen dingen selbstständige, aber auch angestellte sind gefordert, sich ein netzwerk aufzubauen, das in erster linie über das internet kommuniziert und sich gegenseitig hilfestellung bei der erledigung von aufgaben gibt.

doch so schlicht sollte man dies nicht formulieren. das networking erfüllt noch mehr aufgaben: zum einen sich überhaupt in ein soziales netz einzubinden, nicht allein auf der welt sein ding durchziehen zu müssen. es bietet also auch einen halt. zum anderen aber auch die verschränkung von privatem und beruflichem. etwas, das in der heutigen arbeitswelt unumgänglich scheint. es geht nicht darum, andere zum eigenen vorteil auszunutzen, es geht darum im laufe der zeit gegenseitige unterstützung und hilfsbereitschaft zu signalisieren.

andreas lutz zeigt in seinem „praxisbuch networking – einfach gute beziehungen aufbauen – von adressmanagement bis xing.com„, dass es nicht nur um die digitalen kontakte, sondern vor allen dingen auch die persönlichen, realen geht. dass networking erst einmal nur darauf basiert, seine eigenen kompetenzen, informationen und möglichkeiten anderen anzubieten, ohne den eigenen vorteil im auge zu haben. ein netzwerk wächst, es hat etwas dynamisches, das gepflegt werden muss, aber gleichzeitig auch sozial einbindet.

es gibt heutzutage viele möglichkeiten, sein eigenes netzwerk aufzubauen. im buch wird eine auswahl der möglichkeiten geschildert. es werden ganz praktische tipps gegeben, wie man am angenehmsten auf andere menschen zugeht, was man kommunizieren kann und wie man ein netzwerk pflegt. auch wenn man sich fragen kann, ob das bisherige soziale netz, in dem man gelebt hat, auch ohne einen begriff dafür zu haben, die gleichen konsequenzen hatte, so scheinen manche tipps für das berufsleben hilfreich und heutzutage notwendig. ein blick in die weite welt des networking lohnt sich.

das buch ist 2009 im linde verlag in wien erschienen. ISBN 978-3-7093-0200-2. und noch mehr infos finden sich unter http://www.jeder-ist-unternehmer.de .

was ist eine muse und was hat sie mit liebe zu tun?

musen sind mysterien, die schwer zu beschreiben sind und sehr subjektiv ihre wirkung entfalten. musen sind menschen, die künstlerisch tätige menschen in ihrem schaffensprozess animieren. doch wodurch sie die künstlerInnen zu ideen anregen, das ist beinahe unmöglich zu beschreiben. die verbindung zwischen künstlerInnen und ihren musen geht weiter als eine freundschaft.

in einer guten freundschaft tauscht man seine erlebnisse und stimmungen aus, man unterstützt sich gegenseitig und man gestaltet die freizeit gemeinsam. im laufe der zeit lernt man sich sehr gut kennen, weiß wie der oder die andere denkt und fühlt. mit einer muse muss einen keine freundschaft verbinden. es genügt eine schwingen auf der kreativen ebene. die muse muss anscheinend gar nicht viel tun, muss sich nicht mit der lebenssituation der kreativen auseinandersetzen. sie muss nur da sein und so sein, wie sie ist.

eine muse hat anscheinend eine ausstrahlung, die einen auf ideen bringt. natürlich transportiert sich die ausstrahlung auch über die kommunikation zwischen künstlerInnen und musen. man muss sich das vielleicht wie zwei menschen vorstellen, die einen gedanklichen faden ständig weiterspinnen, sich in den weiten der fantasie verlaufen und zum schluss an einem punkt rauskommen, den sie nicht für möglich gehalten hätten. die künstlerInnen setzen dieses erlebnis in ein werk um, die musen haben diese ambition meist nicht.

doch auch diese verallgemeinerung trifft das verhältnis zwischen musen und den künstlerInnen nicht vollständig. manchmal mag es nur der körperliche ausdruck einer person sein, der einen zu ideen anregen kann, manchmal ist es der stimmfall oder auch nur der augenaufschlag. das besondere an einer muse ist, Weiterlesen

schreibpädagogik und liebe

so, wie menschliche beziehungen in der literatur und im kreativen schreiben eine große rolle spielen, so spielen sie natürlich auch im realen leben und damit auch in schreibgruppen eine große rolle. man mag darüber streiten, ob die auseinandersetzungen um beziehungen nicht überbewertet werden, aber sie finden statt.

ganz schlicht beginnt es bei den gruppendynamiken oft mit der bildung von klein- und untergruppen. menschen, die sich sympathisch scheinen, gruppieren sich umeinander, übernehmen gern gemeinsam aufgaben und lernen sich langsam kennen. natürlich bieten schreibgruppen einen zusätzlichen zugang: wenn menschen gemeinsam texte schreiben und diese sich gegenseitig vorstellen, geben sie eine ganze menge von sich preis, meist mehr als zum beispiel in einem sportverein.

das ist weder gut noch schlecht, es macht wahrscheinlich nur spaß, sich intensiv auszutauschen. doch diese teilhabe an den gedanken der anderen kann schnell sympathie verstärken oder auch ablehnung steigern. da ist es nicht verwunderlich, dass in kreativen zusammenhängen die gruppendynamiken teils eine verstärktere form annehmen. da ist es auch nicht verwunderlich, dass liebevolle gefühle raum finden und sich teilnehmerInnen ineinander verlieben können.

wenn dann noch geschichten über beziehungen geschrieben werden, dann kommt es beinahe schon gruppenabenden gleich, an denen „therapy“ oder „wahrheit oder pflicht“ gespielt werden. auch gruppenleitungen sind nicht gefeit davor, dass sie angeschwärmt werden oder selber gefallen an teilnehmerInnen finden. Weiterlesen

schreibberatung und liebe

nein, es soll hier nicht darum gehen, dass sich ratsuchende oder klientInnen in ihre beraterInnen oder therapeutInnen verlieben können. das kann vorkommen, wie in jedem anderen job auch. es macht vieles kompliziert und widerspricht teilweise dem berufsethos, doch es kann nur persönlich geklärt werden.

es soll hier um ein anderes phänomen gehen, das oft einhergeht mit anstrengenden situationen. wer kennt es nicht, dass in prüfungszeiten oder wenn der stress am größten ist, prompt alles zusammenkommt. das heisst, plötzlich wird in diesen momenten auch die beziehung zu anderen menschen zusätzlich thema. man muss eine abschlussarbeit verfassen und die existierende beziehung fängt an zu kriseln. oder man lernt ausgerechnet in diesem moment eine person kennen, die einen verwirrt.

zu erklären ist das phänomen schwer, man kann nur vermutungen darüber anstellen. so kann es damit zu tun haben, dass in sehr fordernden und konzentrierten situationen die emotionalen fühler und die persönlichen gefühle auf einem sensibleren niveau liegen. also kann es in der schreibberatung passieren, dass diese emotionalen ausnahmesituationen den schreibfluss und die schreibkrise beeinflussen.

nun kann man natürlich versuchen, die persönlichen gefühlslagen in der beratung auszuklammern, sich auf den schreibprozess zu konzentrieren. doch wenn man davon ausgeht, dass schreibschwierigkeiten beeinflusst werden von diversen lebenslagen und die schreibberatung diese einbeziehen sollte, um gemeinsam handlungsmöglichkeiten zu finden, dann müssen die beziehungskonstellationen auch thema sein dürfen.

so kann die schreibberatung, wenn das thema gefühle und liebe thematisiert wurden, schreibtechniken anbieten, die zum einen der klärung des gefühlschaoses zuträglich sein können, und die zum anderen schreiben trotz eines gefühlschaoses ermöglichen. Weiterlesen

kreatives schreiben und liebe (2)

seltsam, dass ich bis heute nicht zu diesem thema geschrieben habe, sind doch die beziehungsgeflechte grundlage vieler geschichten und texte. wahrscheinlich liegt es daran, dass die liebe meist eine sehr persönliche vorstellung ist, die schwer verallgemeinert werden kann. klar, es gibt sie, die schnulzen und romantischen schmachtfetzen, die meist wenig mit der realität vieler menschen zu tun haben, denn sie bieten oft ein happy-end. hier wird eine verheissung transportiert, die eher zur satire neigt, denn ein abbild des lebens ist.

und doch kann sich das kreative schreiben natürlich der liebe annähern. man nehme nur die riesige auswahl an kosewörtern, die grundlagen unzähliger geschichten oder gedichte sein können. ein wenig langweilig für kreatives sind die heutigen formen des kennenlernens durch internet und speed-dating geworden. verklemmtere gesellschaften bieten hier für das schreiben viel mehr spielraum. wo strenge regeln des zusammenseins gelten, werden fantasievolle wege gesucht, den spontanen gefühlen und zuneigungen ausdruck zu verleihen. auch darüber könnten unzählige geschichten verfasst werden.

und seitdem es paarberatungsstellen oder beziehungscoaching gibt, wurde auch das mysterium des dauerhaften zusammenlebens analysiert, katalogisiert und seziert. texte von der „großen liebe“, dem ewigen versprechen und der liebe auf den ersten blick wirken in diesen momenten meist kitschig und altbacken. aber das macht eigentlich nichts. seltsamerweise binden solche geschichten selbst den hatgesottendsten coolen. es gibt da beim menschen anscheinend ein gefühlsregister, das er nie so richtig im griff haben kann, wenn er auch noch so sehr versucht, kontrolle darüber zu erlangen. Weiterlesen

liste (34) – liebe

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „liebe„.

das ist vor allen dingen liebe für mich:

die drei menschen, die ich am meisten liebe:

die drei menschen, die mich am meisten lieben:

was ich sonst, außer menschen, noch sehr liebe:

meine liebe zeige ich am liebsten so:

schreibidee (251)

manchmal versucht man sich aus dem zu befreien, das einen umgibt, an das man sich gebunden fühlt. das können lebensumstände sein, es können menschen sein oder auch nur kleine gegenstände. es fühlt sich an, wie wenn diese dinge einem zu viel kraft rauben, einen festhalten. darum soll diese schreibanregung den dingen gewidmet sein, die uns in einer art und weise binden, die uns nicht gefällt. es sollen „fessel-texte“ geschrieben werden.

zuerst werden die teilnehmerInnen der schreibgruppe aufgefordert, einen gegenstand zu beschreiben, von dem sie nicht loslassen können. dieser text sollte nicht länger als eine seite sein. im zweiten schritt soll über eine lebenssituation auch eine seite geschrieben werden, aus der man sich schon lang befreien möchte. und im letzten text soll auf einer seite über eine person geschrieben werden, die man nicht loslassen kann. die texte werden nicht in der gruppe vorgetragen.

im zweiten schritt wenden sich die schreibgruppenteilnehmerInnen der frage zu, was so fesselt? was ist es, dass den gegenstand nicht beseitigen lässt, dass verhindert, die lebenssituation zu verändern, und was macht der mensch, dass man sich immer wieder binden lässt. zu jedem der drei geschriebenen texte sollen mindestens fünf stichworte notiert werden, was so fesselt.

nun wird für eine längere geschichte ein gegenstand, mensch oder umstand ausgewählt, der die grundlage bildet. die geschichte soll vor allen dingen den zwiespalt zwischen loslassen und sich immer wieder hingezogen fühlen abbilden. wie dies umgesetzt wird, bleibt allen teilnehmerInnen freigestellt. anschließend wird der text in der schreibgruppe vorgetragen und beim feedback wird darüber diskutiert wie nachvollziehbar der zwiespalt dargestellt wurde.

um dann zum abschluss einen befreiungstext zu schreiben. zur vorbereitung notieren die teilnehmerInnen zu allen drei bindenden aspekten ihres lebens, was sie bräuchten um gegenstand, mensch oder umstände loszuwerden, die fesseln zu sprengen. anschließend geht eine voraussetzung in erfüllung. es kommt eine gute fee, die einen der entfesselungswünsche erfüllt. darüber wird eine geschichte geschrieben. was passiert, wenn losgelassen wird. diese geschichten werden von den schreibgruppenteilnehmerInnen zum schluss vorgetragen.

biografisches schreiben und tiere

tiere, explizit haustiere, nehmen im leben der menschen sehr verschiedene bedeutung ein. die einen haben schon immer einen kanari namens „peterle“ gehabt. andere können sich ihr leben ohne hund nicht vorstellen und wiederum andere wollen sich überhaupt nicht an ein weiteres lebewesen binden.

wie wichtig sind haustiere im eigenen leben? welche rollen gibt man ihnen? sind sie partnerersatz, kindersatz oder einfach nur gesellschaft? wie geht man mit ihnen um, was erlebte man mit den mehrbeinigen freunden? eine frage, die für viele menschen nicht bedeutungslos ist. beim aufschreiben der eigenen lebensgeschichte sollte man sich ruhig auch diesem thema zuwenden. vielleicht ergeben sich dadurch weitere blickwinkel auf das eigene leben.

es gibt seit längerem die erkenntnis, dass haustiere auch einen gesundheitsfördernden effekt haben, vor allen dingen im alter, aber nicht nur. ein hund zum beispiel animiert einen, sich bei jedem wetter in bewegung zu setzen, einen spaziergang zu machen. katzen können die einsamkeit reduzieren, also das gefühl allein zu sein, abmildern. sowohl körperliches als auch seelisches wohlbefinden kann durch tiere gesteigert werden.

dazu kommt der aspekt der verantwortung für ein anderes lebewesen. so wie eine zeitlang das tamagochi dazu dienen sollte, kindern und jugendlichen für ein virtuelles wesen verantwortung zu übertragen, so kann ein leibhaftiges lebewesen die aufmerksamkeit und verantwortung für andere steigern. natürlich gibt es auch immer wieder übertriebene führsorge für andere wesen, hier wird es ab und zu problematisch und manches artet in tierquälerei aus. Weiterlesen

nabelschau (23)

das tägliche grauen in der post. es fällt schwer bei diesem thema ernst zu bleiben, handelt es sich doch um vorgaben eines beinahe-monopolisten. wer einmal marcel prousts „auf der suche nach der verlorenen zeit“ gelesen hat, der kann dort erfahren, dass in paris am tag mehrfach briefe zugestellt wurden und somit schriftlich beziehungen aufgebaut, vertieft und beendet werden konnten. wenn nötig sogar an einem tag. diese briefe zeichneten sich durch schöne schrift, vielleicht einen duft, ein siegel oder besondere umschläge aus. heute bietet dies zumindest teilweise die mail. nur mit dem duft, dem siegel oder einem besonderen umschlag ist es weiterhin schwierig im digitalen zeitalter.

also greift mancher von uns zwischenzeitlich doch noch zum büttenpapier, zum edlen füller, wählt einen zarten duft und vielleicht einen farbigen briefumschlag. zumindest wird die post meist noch einmal am tag zugestellt (obwohl es da auch schon engpässe gegeben haben soll) und sie wird oft auch innerhalb eines tages durchs land transportiert. doch wer seinen bedeutungsvollen brief nicht am schalter im postamt abgibt (wo war noch einmal das nächste postamt?) und länger keine farbigen briefumschläge verwendet hat, verursacht dem oder der angebeteten ärger. denn er hat seine schriftlichen zärtlichkeiten mit großer wahrscheinlichkeit falsch frankiert. ein farbiger brief kostet mehr als ein normaler brief. und dies gilt schon seit jahren. ich habe es erst durch die zeitung vor etlichen wochen erfahren, dass die post da regeln hat, die nirgends schriftlich eindeutig gefasst sind, die aber für naive lust- und liebesbrief-schreiberInnnen zum supergau werden können.

stellen wir uns einmal vor, wir haben eine tollen brief geschrieben, werfen ihn vor der leerung in den kasten und warten am nächsten tag oder am übernächsten tag sehnsüchtig auf eine reaktion (telefonisch, per mail oder brieflich). es kommt nichts. wir sind verunsichert, hat den adressaten unser gefühlvolles werk verfehlt, sind die worte falsch gewählt gewesen? nichts dergleichen. der brief hat ihn einfach nicht erreicht. er fand eine benachrichtigung des/der zustellerIn im kasten, auf dem steht, dass ein brief im service-center auf die abholung warte, aber eine nachgebühr zu entrichten sei. denn der umschlag war farbig. das steht nicht auf der benachrichtigung. aber wer seine zartheiten nicht in graue, weiße oder kackbraune umschläge packt, muss 90 cent draufkleben. begründung der post: die adresse eines briefes kann von den automatischen sortiermaschinen bei farbigen umschlägen nicht gelesen werden, es muss also von hand sortiert werden.

abgesehen davon, dass diese regel nirgends steht, ist es im hochtechnisierten zeitalter anscheinend nicht möglich lesegeräte so zu kallibrieren, dass schriften auf farbigem papier erfasst werden. nun kommt von den schreibenden wahrscheinlich niemand auf die idee mit rotem stift auf rotem papier die adresse zu notieren, sondern es wird dann schon blau oder schwarz verwendet, doch das genügt der maschine nicht. tja, die welt war einmal bunt, sie wird immer grauer. und in ein paar jahrzehnten, wenn das grauen weiter um sich gegriffen hat, dann sind farbige briefumschläge ein zeichen von widerstand gegen die sortierenden und ausliefernden roboter.
interessant wäre es, zu erfahren, ob an dieser regelung schon beziehungen gescheitert sind, da der schreiber am dritten tag ohne reaktion zur feder griff und dem ganzen ein ende machte, hatte er doch sein herz in worte gefasst und diese wurden anscheinend nicht geachtet, sie wurden in seinen augen ignoriert. dabei war es nur die post, die tristesse in sein leben brachte.
ob demnächst düfte verboten werden, wegen geruchsbelästigung?

selbstbefragung (45) – geilheit

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „geilheit„.

  • können sie den satz „ich bin so geil“ unbefangen aussprechen? warum?
  • wann sind sie denn „so“ geil?
  • wann waren sie das letzte mal so richtig geil?
  • wie gehen sie mit ihrer geilheit um? beschreiben sie.
  • hat geilheit für sie ausschließlich mit sex zu tun oder gibt es da noch mehr? beschreiben sie.
  • wer ist für sie der geilste mensch? begründen sie.
  • wer findet sie wohl geil?
  • was halten sie von selbstbefriedigung? warum?
  • glauben sie an triebe? wo kommen die ihrer ansicht nach her? sind sie sich da sicher? und wie äußern sich ihre triebe?
  • was törnt sie sehr schnell ab? beschreiben sie.

selbstbefragung (37) – bindung

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „bindung„.

  • was ist für sie eine bindung?
  • ab wann haben sie das gefühl, eine echte bindung zu einem anderen menschen aufgebaut zu haben? beschreiben sie.
  • wie wichtig sind ihnen enge bindungen zu anderen? begründen sie.
  • wann wären sie gern bindungslos?
  • was bindet sie gegen ihren willen?
  • kennen sie bindungen, die ausschließlich auf negative gefühle (wut, hass) aufgebaut sind? welche oder warum nicht?
  • was tun sie, um bindungen aufzubauen?
  • was tun sie, um bindungen zu erhalten?
  • welche bindungen haben sie schon zerstört? was geschah?
  • zu wem würden sie gern eine engere bindung aufbauen? warum?

selbstbefragung (36) – freundschaft

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „freundschaft„.

  • wie wichtig sind ihnen freundschaften? erklären sie.
  • wer sind ihre besten freunde? warum?
  • welche rolle spielt liebe für sie bei freundschaften? wie zeigt sich dies?
  • mit wem wären sie gern befreundet, sind es aber nicht? was bräuchte es, damit eine freundschaft entstehen könnte?
  • wann fühlen sie sich in freundschaften aufgehoben?
  • wann gehen bei ihnen freundschaften zu bruch? was muss geschehen? wo liegen für sie die grenzen der freundschaft?
  • was akzeptieren sie bei freunden, das sie bei anderen menschen nicht akzeptieren? warum?
  • kann man sich auf sie verlassen, wenn man mit ihnen befreundet ist? nennen sie beispiele.
  • verstehen sich ihre besten freundInnen mit ihren partnerInnen? beschreiben sie.
  • was tun sie zur pflege von freundschaften? was erwarten sie von ihren freundInnen?

schreibidee (145)

eine meldung der letzten tage bescheinigte den deutschen einen hohen wasserverbrauch, höher als viele andere nationen. dabei geht es nicht um die verschwendung des nass bei der körperpflege, sondern um die wassermassen bei der produktion von waren. doch bei den momentanen sommerlichen temperaturen wird sich die schreibanregung einmal um eines der wichtigen körperlichen bedürfnisse drehen, nämlich den besuch des badezimmers. es sollen „badezimmergeschichten“ geschrieben werden.

vor dem treffen der schreibgruppe werden die teilnehmerInnen aufgefordert als hausaufgabe, sich eine halbe stunde in ihr badezimmer zu setzen und zwei dinge zu erledigen. zum einen ist ein einseitiges stimmungsbild aus dem badezimmer zu verfassen, zum anderen sind assoziationen zu notieren, die man zur nutzung des raumes hat. die stimmungsbilder werden in der schreibgruppe zu beginn vorgetragen.

anschließend werden cluster erstellt, was in diesem zimmer alles passieren kann. denn das badezimmer kann sowohl ort der beziehungskonflikte (die klassische zahnpastatube, bartstoppeln im waschbecken oder haare im abfluss) sein, als auch der annäherung (sex in dusche oder wanne). es ist ein ort der nacktheit, der zuwendung zum eigenen körper (spiegel) oder auch abwendung (wieder spiegel), des waschens, der reinigung und dergleichen mehr. in diesem raum entblößt sich der mensch, macht sich schutzloser und rüstet sich für den gang in den feindlichen alltag.

nun werden ausführliche geschichten von den teilnehmerInnen zu einem ereignis im badezimmer geschrieben. was trägt sich zwischen zwei menschen dort zu? die geschichten werden anschließend vorgetragen. und zum abschluss kann noch ein zweiseitiger text zum eigenen körperempfinden oder einer körpererfahrung im bad verfasst werden. alternativ kann zum thema „körper und wasser“ geschrieben, eine besondere taktile erfahrung. diese texte bleiben bei den teilnehmerInnen und werden nicht vorgetragen. wer möchte kann sich noch einmal zuhause ins badezimmer setzen und nach der schreibgruppe einen weiteren text verfassen.

biografisches schreiben und auseinandersetzungen

wie schon die letzte schreibidee thematisierte, gehört zum zusammenleben der menschen auch das streiten. es hat meist damit zu tun, dass die bedürfnisse und erwartungen zweier aufeinandertreffender menschen verschiedene sind und sich erst einmal die gegensätze gegenüber stehen. das hat damit zu tun, dass man sich noch so gut kennen kann, jedoch nie hunderprozentig wissen kann, was die partnerInnen oder andere menschen denken und fühlen. der streit ist dabei oft eine form der annäherung, kann aber auch zur endgültigen distanzierung führen, da sich lebenskonzepte voneinander entfernt haben.

bei der betrachtung der eigenen lebensgeschichte haben solche auseinandersetzungen ein großes gewicht, auch wenn sie gern unter den teppich gekehrt werden. wer schreibt schon gern über seine beziehungskrisen oder aus streits resultierende unversöhnliche feindschaften. so ist ein blick beim verfassen der eigenen biografie auf die erlebten streitigkeiten unumgänglich. wie weit man sie dann öffentlich macht, ist eine andere frage.

aber sich selber sollte man fragen, wie weit einen diese auseinandersetzungen verändert haben oder wieweit man sich, der / die andere im vorfeld verändert hat. Weiterlesen