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wund-starr-krampf (06)

finnland kann fernsehen

gut, das mag nur etwas für skandinavien-fans gewesen zu sein, aber die art und weise, wie die sendung gestaltet wurde und der raum der ihr gegeben wurde, das ist bei uns anscheinend nur am rand der sendeschienen zu machen. arte hat es mal wieder gezeigt – in zusammenarbeit im dem finnischen fernsehen.

gestern war großer feiertag in finnland – mittsommernacht. der beginn der ferien und der start des sommers – in manchen regionen finnlands geht nun für wochen die sonne nicht mehr richtig unter. wer nicht aus finnland kommt, dem ist die bedeutung der johannus- oder mittsommernacht in dem skandinavischen land wahrscheinlich unbekannt. und wer noch nie in finnland war, dem sind auch die weiten wege, die wenigen menschen und die bedeutung der eisenbahn nicht geläufig.

da die finnische staatsbahn 150 jahre wurde und finnland mitsommernacht feierte, gab es auf arte eine beinahe 10-stündige live-übertragung: mit einem zug von helsinki nach rovaniemi am polarkreis der nicht untergehenden sonne entgegen. dabei wurde gefeiert, gesungen, interviewt und an den haltestellen des zuges wurden kleine begrüssungen zelebriert. dazwischen gab es kurzreportagen über diverse bräuche in der mittsommernacht, über die geschichte der eisenbahn und über finnland an sich. die gespräche wurde simultan gedolmetscht und der zug von einem hubschrauber begleitet, der aufnahmen vom zug in wildromantischer landschaft sendete.

außer ein paar kleinen technischen aussetzern bei den interviews verlief alles recht glatt. und man lernte plötzlich ein land ganz anders kennen. das fing schon beim outfit des zuges an, führte über die außergewöhnliche sprache bis zu einer immer wieder beinahe menschenleeren landschaft. interessant, schön und vielfältig. verglich man diese sendung mit dem sonstigen angebot auf anderen kanälen, dann stellte man sich schnell die fragen, was eigentlich aufgabe des fernsehens ist. warum wird eine solche sendung nur am rande des mainstreams angeboten? können wir überhaupt noch so eine unverkrampfte art der darstellung oder würde das bei uns schon wieder vollkommen aus dem ruder laufen und in eine brüllende fanmeile an der zugstrecke verwandelt?

hier noch ein paar infos zur und aus der sendung: http://www.arte.tv/de/Reise-durch-die-Mittsommernacht—Von-Helsinki-zum-Polarkreis-/6762280.html

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web 2.89 – bbc-dimensions

vieles können wir uns nicht vorstellen. wir sehen es zwar im fernsehen und lesen es in der zeitung, aber die dimensionen der ausmaße von ereignissen sind schwer zu fassen. oder haben sie eine ahnung, was es bedeutet, wenn die fläche der jährlich zerstörten regenwälder in hektar angegeben wird? wenn ihnen jedoch jemand sagt, dass es sich dabei um eine fläche von xy fussballfeldern handelt, dann können sie ein wenig die dimension der zerstörung erfassen.

das sz-magazin hat gestern eine spannende homepage der bbc vorgestellt. es gibt bbc-dimensions, ein projekt, das zwei seiten enthält „howbigreally“ und „howmanyreally“. beide seiten zeigen an handfesten beispielen auf, wie zahlen zu verstehen sind. wie viel fläche würde zum beispiel der mond verdecken, wenn er auf die erde fällt? es ist erstaunlich wenig. ich dachte, das ding muss größer sein. oder wenn sie in einem bus sitzen – wie viele menschen in dem bus wären anteilig an pest erkrankt, wenn man die zahlen der damaligen erkrankten in london nimmt. eigentlich jeder zweite mensch. die pest raffte damals halb london dahin.

die webseiten bringen uns auf den boden der tatsachen zurück. wenn zum beipiel tschernobyl in texas gewesen wäre, über welche fläche der usa wäre die strahlenwolke hinweggezogen? über beinahe die gesamte usa. auch wenn die daten oft mit britischen regionen oder städten verglichen werden, der blickwinkel ist ein grandioser und verständlicher. bei „howmanyreally“ kann man sogar eigene maßstäbe angeben, um diese ins verhältnis zu setzen. machen sie sich einfach mal ein bild von vielem unbegreiflichen – hier: http://www.howbigreally.com und http://www.howmanyreally.com . und dann verstehen wir eventuell wirklich, was es bedeutet, wenn alle paar sekunden ein mensch auf der welt verhungert.

kreatives schreiben und weinen

beim kreativen schreiben ist die wahrscheinlichkeit größer, dass einem die freudentränen in die augen steigen, als dass man über das geschriebene so traurig wird, dass geweint wird. hier unterscheidet sich das kreative schreiben vom biografischen schreiben. aber das möchte ich nicht genauer betrachten. es stellt sich für mich eher die frage, wie lässt sich weinen in texten umsetzen.

die gefahr, protagonistInnen in der eigenen geschichte weinen zu lassen, besteht darin, dass es recht schnell kitschig und gefühlig wird. da in der deutschen sprache die worte für das weinen und die tränen fehlen, also nicht viele verschiedene varianten gewählt werden können, ist zu überlegen, ob man die große traurigkeit oder hilflosigkeit nicht in metaphorische umschreibungen packt. dabei wird das eigentliche weinen zwar in den hintergrund gedrängt, aber für die leserInnen erschließt sich die gefühlslage besser.

in dialogen lässt sich das weinen noch schwerer darstellen. es klingt nicht unbedingt gut, wenn man „huhuhu“ schreibt, um dem weinen einen klang zu geben. „schnief“ und „schneuz“ gehören eher in den comic, als in einen dialog. es müssen also verbale ausdrücke für die traurigkeit gefunden werden und vielleicht kann man dann noch die regieanweisung angeben, wann jemandem die tränen herunterlaufen. mehr kann man nicht machen.

beim weinen unterscheidet sich das schreiben sehr stark vom film oder theater, wo dieser gefühlsregung die unterschiedlichsten ausformungen gegeben werden können. aber man kann dafür die zuspitzung der traurigkeit durch lautes und niedergeschriebenes denken schriftlich umsetzen. hier ist der spielraum wiederum unendlich. wie erlebt ein mensch innerlich die sich zuspitzende krise? welche gefühlsregungen machen sich breit? ab wann erreicht jemand einen karthatischen zustand und ergibt sich Weiterlesen