Schlagwort-Archive: depressiv

schreibidee (243)

wenn ich dann gerade schon beim wetter bin: die bewölkung. sie ist so verschieden, sagt viel und verdunkelt den alltag oft enorm. es geht nicht um einzelne wolken, nein, es geht um dieses grau um grau, das gern, sollte es lang andauern, in depressive verstimmungen stürzt. und wie könnte man dies besser beschreiben als in „bewölkten texten„. einziger trost, irgendwann wird wieder die sonne scheinen.

als einstieg wählen die schreibgruppenteilnehmerInnen drei schöne begebenheiten aus ihrem leben in der letzten zeit aus. sie beschreiben sie in kurzen sätzen jeweils auf einer viertel seite. nun wird es leicht bewölkt und alle drei begebenheiten werden ein wenig eingetrübt. sie werden jeweils auf einer halben seite in kurzen sätzen beschrieben. anschließend wird es stark bewölkt, die schönen begebenheiten verblassen und verschwinden in der dunkelheit. sie werden jeweils auf einer dreiviertel seite beschrieben. diese texte werden nicht vorgetragen.

im anschluss werden die teilnehmerInnen aufgefordert sich in die stimmung eines menschen zu versetzen, bei dem immer starke bewölkung herrscht. um dies zu erreichen, schreiben sie für den menschen einen tagebucheintrag. anschließend schildern sie auf einer seite den tagesablauf unter starker ständiger bewölkung, um dann im nächsten schritt eine geschichte, ein ereignis im leben eines menschen, der unter starker bewölkung lebt, zu schreiben. diese längere geschichte wird vorgetragen und in der feedbackrunde rückgemeldet, wie gut die bewölkte stimmung eingefangen wurde.

wolken können formen annehmen, die der fantasie auftrieb geben. wolken können regen bringen, der die stimmung verändert. wolken können nebel, schnee, graupel und raureif verursachen. wolken können viel transportieren, schnell vorbeiziehen und dergleichen mehr. darum ist es zum abschluss aufgabe für die teilnehmerInnen, ihre persönliche wolke zu erfinden. was soll sie transportieren, was soll herabregnen, wie erscheint sie am himmel? es soll also ein wolkenkuckucksheim mit viel fantasie geschaffen werden. auf ungefähr einer seite wird die persönliche wolke form annehmen. dann lesen alle schreibgruppenteilnehmerInnen ihre wolkenfantasien vor.

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schreibidee (188)

das wetter ist ungemütlich, weder klirrende kälte mit schnee, noch sonne und wärme, einfach schmuddelwetter mit sturm. menschen ziehen sich in ihre vier wände zurück, machen es sich gemütlich und kommen ein wenig zur ruhe. und wie der mensch so funktioniert, wenn er die ganze zeit auf hochtouren lief, kaum kommt er mal zur ruhe bemächtigen alle liegen gebliebenen gedanken und schwierigkeiten sich seiner. der mensch wird melancholisch, traurig oder verstimmt. der richtige zeitpunkt, um „dunkle texte“ zu schreiben.

als einstieg in die schreibidee werden die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, sich an ihre letzte depressive verstimmung zu erinnern. wann ging es ihnen schlecht? alle schreiben 10 minuten freewriting zu ihrer letzten dunklen stimmung. aus diesem text suchen sie den „dunkelsten“ satz aus. diesen nehmen sie zum anlass für eine geschichte. dieser text soll kein biografischer werden, die schreibgruppe keine therapeutische. es geht um die stimmung, die in den geschichten einzufangen ist. die texte werden anschließend vorgetragen und das feedback dreht sich darum, wie „dunkel“ die geschichte wirkt.

anschließend werden am flipchart grundkonstellationen zusammengetragen, die eine dunkle stimmung verbreiten können, wie zum beispiel abschiede, ängste oder schwierigkeiten, die sich häufen. nachdem diese aspekte gesammelt wurden, wählen sich alle teilnehmerInnen jeweils drei davon aus. diese sind dann in einem text zusammenzuführen, um eine weitere „dunkle“ geschichte zu verfassen. im anschluss werden die texte vorgetragen und beim feedback wird ein identischer schwerpunkt gelegt wie oben beschrieben.

um die stimmung der schreibgruppe zum schluss wieder ein wenig aufzuheitern, werden alle teilnehmerInnen aufgefordert, ihre letzte geschichte zu nehmen, auf eine seite zu verkürzen und eine amüsante wendung einzuführen. diese texte werden zum abschluss ohne feedback vorgetragen.

selbstbefragung (10) – melancholie

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich ab nun ein wenig unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um „melancholie„, die konsequente folge auf das glück vom letzten mal. lese gerade ein sehr schönes buch über die melancholie in der „grinse“-gesellschaft. demnächst mehr darüber hier.

  • können sie in glücklichen zeiten auch traurig sein?
  • wie oft haben sie depressive verstimmungen? warum so selten oder so oft?
  • was halten sie von der aussage: man muss sich einfach zusammenreissen und seine gefühle nicht so vor sich hertragen?
  • was verstehen sie unter „in gefühlen schwelgen“?
  • würden sie sich als „romantische kuh“ bezeichnen? glauben sie wirklich an die verheissungen dieser haltung?
  • welche melancholischen schriftstellerInnen mögen sie?
  • ertappen sie sich öfter dabei, dass sie das glück festhalten wollen?
  • in welchen momenten werden sie besonders traurig?
  • wie reagieren sie auf menschen, die immer gut drauf sind (weiß der geier auf was)?
  • sind für sie liebe und melancholie unzertrennlich verbunden? warum?
  • wie melancholiefreundlich ist ihre umwelt (freundInnen, partnerInnen, verwandschaft…)?

schreibidee (65)

das wetter ist eklig. es wird kälter, es regnet und die tage werden immer kürzer, winterstimmung will noch nicht so richtig aufkommen. die menschen werden schlechter gelaunt und wer sich noch nicht sein nest für den winterschlaf gebaut hat, kann leicht in depressive stimmung geraten.

da es kreatives, biografisches, szenisches und literarisches schreiben gibt, weshalb soll es nicht einmal depressives schreiben geben. eigentlich gibt es schreibgruppen für depressive, die dazu dienen sollen einen ausdruck für die eigene verfassung zu finden, um sie zu bewältigen, um in einen besseren zustand zu gelangen. warum nicht einmal den spieß umdrehen. eine gute bekannte sagte einmal, man solle nicht nur die positiven momente zelebrieren, sondern auch die traurigen und negativen.

dafür bietet der november die besten voraussetzungen. also kann man den teilnehmerInnen der schreibgruppe, um sie auf die gefühlslage einzustimmen, einen kleinen fragenkatalog aushändigen. In dem katalog stehen fragen wie: was nervt dich zur zeit am meisten? welche unerfüllte sehnsucht schlummer in dir? welche situationen kannst du nicht leiden? welche menschen gehen dir auf die nerven? nenne zehn gründe, weswegen es dir schlecht gehen könnte…

diese fragen beantworten alle teilnehmerInnen für sich persönlich und sie werden auch nicht öffentlich gemacht. ist die liste der negativen gründe und stimmungen ausgefüllt, dann kann daran gegangen werden, einen text oder eine geschichte zu verfassen, die die schlechtigkeiten der welt in der momentanen stimmung widerspiegeln. es ist kein blatt vor den mund zu nehmen, sondern sich in den sumpf der eigenen depressiven stimmung fallen zu lassen. das hat zum einen den effekt, sich beim schreiben einmal vom fantasievollen, schönen und lustigen abzuwenden und das graue abzubilden. und zum anderen kann genau dieses auch eine befreiende wirkung haben, wenn es einmal niedergeschrieben. oder auch nicht. das sollte zumindest bedacht werden, wenn man einmal das depressive schreiben durchführt, das sicherlich keine ernstzunehmende schreibrichtung werden kann, sondern auch ein spiel mit dem inneren zensor ist. also einmal alle hoffnung fahren lassen und der schlechtigkeit ausdruck verleihen. dann kann selbst dauerregen einen versöhnlichen charakter bekommen 😦