Schlagwort-Archive: dialog

schreibidee (385)

auch wenn es diesen sommer mit den sonnenstunden ganz mau aussieht, man kann glück haben, die sonne scheint, die temperaturen sind angenehm und nicht auf backofen-niveau, kein gewitter, keine stürmischen böen und kein regen. man kann es wagen, mit der schreibgruppe die räume zu verlassen, um das zu tun, was man eigentlich immer gern im sommer tut – „draußen-texte“ schreiben. über was man alles schreiben kann, dazu hier ein paar schreibanregungen:

gehen sie in den wald. es sollte ein abwechslungsreicher und möglichst wilder wald sein. die bieten mehr für das auge. wenn sie in einer monokultur aus fichten oder kiefern stehen, dann macht die einstiegsschreibanregung nicht so richtig sinn. denn alle teilnehmerInnen wählen sich einen baum aus, der ihnen gefällt. sie stellen sich unter den baum, blicken in die krone, machen sich vertraut mit dem gewächs. nun schreiben alle eine kurze charakterstudie ihres baumes. anschließend kommt die schreibgruppe an einem treffpunkt wieder zusammen. vorher sollten sich alle teilnehmerInnen merken, wo sich ihr baum befindet. die gruppe wird nämlich von ausgewähltem baum zu baum gehen und sich die texte gegenseitig vorlesen.

eine weitere möglichkeit wäre es, dass man sich in einem festgelegten areal einen baum auswählt. die bäume stehen so nah beinander, dass man sich kurze texte zurufen kann. denn nun wird gemeinsam einen unterhaltung zwischen den bäumen geschrieben. alle schreiben mit. jeder baum kann sich in das gespräch einschalten, wenn er möchte. die schreibgruppenteilnehmerInnen sind die sprachrohre für die bäume. sie rufen die nächste äußerung in den wald. und andere bäume antworten darauf.

schön ist es auch, wenn man in einem wald oder park eine ruhige lichtung findet. dort kann sich die gruppe niederlassen. auf einer lichtung lichte gedichte verfassen wäre die aufgabe für die schreibgruppe. alle teilnehmerInnen sind eingeladen, sich von der atmosphäre einer lichtung inspirieren zu lassen. das gedicht muss sich nicht reimen, wahlweise kann ein haiku erstellt werden. anschließend wird auf der lichtung die lyrik deklamiert – alle sitzen, eine/r steht.

oder man sucht sich einen kleinen bachlauf (möglichst plätschernd und gurgelnd), in dessen nähe lautgedichte oder lautmalerische texte verfasst sind, die in verbindung zu dem plätschern und gurgeln des baches stehen. solch eine schreibübung kann man nur draußen veranstalten, da sie dann am originalschauplatz vorgetragen werden können. schön wäre es, wenn die lautgedichte im zusammenspiel mit dem gewässer als audiodatei aufgezeichnet werden.

ansonsten kann draußen durch die natur und das grün gelaufen werden, eindrücke können notiert werden, einzelne besonderheit zur schreibanregung gemacht werden. ob es nun pflanzen, tiere oder landschaften sind, beinahe alles lässt sich zur grundlage eines textes machen. selbst wüsten oder einöden strahlen eine atmosphäre aus, die man thematisieren kann. einzige voraussetzung für solch eine schreib-expedition, die die üblichen wege verlässt, ist, dass die teilnehmerInnen ganz gut zu fuss sind. und ob man sich in der freien natur gegenseitig ein feedback gibt, sollte der schreibgruppe überlassen werden. denn vielleicht will die gruppe die zeit des treffens lieber den vielen schreibanregungen draußen in der natur widmen.

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schreibidee (370)

dieses mal lasse ich all meine guten vorsätze sausen, schiebe ethische und moralische bedenken beiseite und empfehle ein schreiben, das alle vorurteile erlaubt, das jegliche spekulation einlädt, sich zu offenbaren. es darf auf teufel komm raus gedeutet und spekuliert werden. vielleicht entsteht ja ein fünkchen realität oder auch nur der spaß am schubladen entwerfen und füllen. darum eine schreibanregung zu „deut-lichen ge-schicht-en“.

man nehme als erstes ein gedicht von paul celan. die garantie, sperriges, metaphorisches und teils unergründliches zu lesen, ist gegeben. somit ist den gruppenteilnehmerInnen viel spielraum gegeben, sich im deuten auszuprobieren. zu dem gedicht werden jeweils zwei kurze deutungen geschrieben: zum einen eine deutung des gedichts (maximal zwei seiten), zum anderen eine deutung des autors (maximal zwei seiten). also: was meint das gedicht? wie der autor so? – so schlicht lässt sich die übung fassen. anschließend werden die ergebnisse nacheinander vorgetragen und zum abschluss über die verschiedenen deutungen diskutiert.

kennt sich die schreibgruppe gut und sind alle damit einverstanden, können gegenseitig texte zur deutung zur verfügung gestellt werden. sollte man lieber vorsicht walten lassen, empfiehlt es sich, dass die schreibgruppenleitung einen kürzeren literarischen text auswählt, den autor und die autorin vorstellt und alle schreibgruppenteilnehmerInnen dazu auffordert, anhand des textes ausführliche deutungen über die intention des autors, der autorin zu formulieren (etwas, das in einem sinnvollen text-feedback eigentlich nichts verloren hat). es dürfen rückschlüsse auf die person gezogen werden. die deutungen werden vorgelesen, es findet keine feedbackrunde statt. die aufgabe kann noch um deutungen von fotografien, gemälden oder skulpturen erweitert werden.

zum abschluss wird eine längere geschichte oder ein dialog geschrieben, in denen die deutung einer anderen person ein wichtiger bestandteil ist. wie dies umgesetzt wird, bleibt den schreibenden überlassen. es können sich zum beispiel die autorInnen in den text einschalten, es können therapeutische sitzungen nachvollzogen werden, es kann ein psychogramm erstellt werden oder es können beziehungskonflikte, die oft in deutungen münden, notiert werden. der spielraum ist groß – er darf ausgeschöpft werden. anschließend werden die texte vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackrunde statt (möglichst ohne deutungen).

schreibidee (356)

„theater, theater…“ sang einmal katja ebstein (http://www.youtube.com/watch?v=aVIw5axKze8). ein lied, dass vor lauter metaphern beinahe platzt und doch so langsam auf die heutige schreibidee zuführt. es geht um das, was gespielt ist, was man sonst nicht sieht. darum eine schreibanregung zu „hinter-dem-vorhang-geschichten“.

zu anfang erstellen alle schreibgruppenteilnehmerInnen eine lange liste, wo es im alltag wichtige und weniger wichtige vorhänge gibt. sie begegnen uns sehr oft, doch man nimmt sie teilweise kaum war. mag es ein kämmerlein oder eine geisterbahn sein, beim arzt oder im zug, überall finden sich vorhänge. diese listen werden in der schreibgruppe am flipchart zusammengetragen. anschließend wählen sich alle teilnehmerInnen aus dem pool ein beispiel aus.

nun werden das ambiente und die üblichen situationen aus der sicht des vorhangs beschrieben. was erlebt der vorhang an einem tag in einem monat oder über die zeiten hinweg. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es gibt eine kurze feedbackrunde.

doch viel interessanter ist es ja, was hinter dem vorhang passiert, wenn er zu gezogen ist. dafür wird abermals ein vorhang-beispiel von den teilnehmerInnen gewählt. es soll eine kurze geschichte geschrieben werden, in der jemand einen geschlossene vorhang wahrnimmt und anfängt darüber zu spekulieren, was dahinter geschieht. so eine art schlüsselloch-geschichte, ohne wirklich zu wissen, was sache ist. die spekulation steht im vordergrund. auch diese geschichte wird in der gruppe vorgetragen und es findet eine kurze feedbackrunde statt.

die eigentliche story ist dieses mal zu anfang vorgegeben. die schreibgruppenleitung hat einen kurze text verfasst, in dem jemand an einen unbekannten ort kommt, sich durch ein labyrinth aus gängen und treppen bewegt und plötzlich vor einem vorhang steht und seltsame geräusche hört. in diesem moment bricht die vorgabe ab und alle teilnehmerInnen sollen die geschichte zu ende führen. es kann viel spaß machen zu spekulieren, wer den, die protagonistIn durch den vorhang schreiten lässt und was sich dahinter verbirgt. die geschichten werden vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackrunde statt.

zum abschluss kann noch ein kurzer dialog zwischen eine person hinter dem duschvorhang und einer davor geschrieben werden.

schreibidee (343)

früher, als es das internet noch nicht gab, also in zeiten als unser leben noch vor der haustür ablief, da war mensch eher gefragt, seinen bedenken und unsicherheiten gegenüber zu treten, sie zu überwinden und allen mut zusammen zu nehmen, wenn er sich jemandem annähern wollte. dies geschah im beruf, auf parties oder in der schule. einzig das telefon hatte man zur hilfe, doch dies auch nur, wenn man sich in seiner wohnung aufhielt und die andere person sich in ihrer wohnung aufhielt. heute geschieht dies oft auf etwas distanzierterem weg. es wird viel digital geschrieben. darum als schreibanregung das verfassen von „digitalen annäherungstexten“.

um der digitalen vielfalt auch bei den schreibanregungen raum zu geben, sollen verschiedene varianten ein und derselben situation verfasst werden. stellen sie sich vor, sie sind einem menschen im alltag begegnet, kurz ins gespräch gekommen und hin und weg. diesen menschen werden sie in absehbarer zeit nicht mehr treffen, haben aber seine oder ihre kontaktdaten und wollen sich annähern. je nach verbindungsmöglichkeiten soll von den schreibgruppenteilnehmerInnen ein versuch der kontaktaufnahme formuliert werden. zum einen per twitter oder sms (maximal 140 zeichen), dann eine erste äußerung im chat, eine mail und als kontrast die altmodische form eines briefs. die annäherungstexte, auch wenn sie kurz sind, sollten jeweils auf einem gesonderten zettel notiert werden.

nun wird die schreibidee zu zweit in der gruppe weitergeführt. ihre zettel tauschen die teilnehmerInnen. aufgabe ist es, eine positive reaktion zu allen kommunikationsformen zu verfassen. anschließend eine negative, dabei wird davon ausgegangen, dass nicht der einfachere weg der digitalen kommunikation beschritten wird, nämlich nicht zu reagieren. es werden also jeweils zwei antworten verfasst. die texte werden nicht vorgetragen, sondern den kollegInnen zurückgegeben.

im nächsten schritt wird nur noch auf die positven reaktionen geantwortet, also eine weitere annäherung versucht. wenn die texte fertig sind, werden sie wieder an die kollegin, den kollegen in der schreibgruppe gegeben und noch einmal eine positive reaktion verfasst. anschließend werden die texte gebündelt in der schreibgruppe vorgetragen. es findet eine feedbackrunde statt, in der die besonderheiten dieser form der annäherung genauer betrachtet werden.

zum abschluss können die beiden schreibgruppenteilnehmerInnen zwischen den drei varianten, twitter / sms, chat oder mail wählen, welche sie weiterführen wollen. in dieser form werden nun die schriftlichen dialoge und annäherungen weitergeführt. dabei ist nicht mehr vorgegeben, ob es zu einer negativen oder positiven reaktion kommen soll. sollte die genug zeit vorhanden sein, können diese annäherungsdialoge in der gruppe vorgetragen werden.

schreibidee (341)

um das eigene schreiben weiterzuentwickeln, empfiehlt sich der perspektivwechsel beim schreiben. das schärft den blick für ereignisse, für kleinigkeiten und für außergewöhnliche situationen. man kann abseits der üblichen zwischenmenschlichen perspektiven, auch etwas absurdere haltungen einnehmen. darum dieses mal eine schreibanregung zu „geschichten aus der perspektive eines handtuchs“.

zum beginn der schreibgruppe kann die gruppenleitung verschiedene handtücher mitbringen, um ein gespür für die vielfalt der stoffstücke zur abtrocknung zu geben. die schreibgruppenteilnehmerInnen werden dazu eingeladen, sich zu überlegen, was für ein handtuch sie gern wären (es kann sich auch um geschirrhandtücher oder handtücher in krankenhäusern und hotels handeln, selbst papierhandtücher sind eine möglichkeit). die teilnehmerInnen beschreiben sich als handtuch auf maximal zwei seiten und die texte werden in der schreibgruppe vorgetragen.

im anschluss soll der alltag dieses handtuchs, das sie sind, beschrieben werden. wie werden sie genutzt? mit was oder wem kommen sie in berührung? wie fühlt sich das an? was sehen sie als handtuch in ihrer umgebung (was erlebt zum beispiel ein sauna-handtuch?)? die schreibenden formulieren eine kleine geschichte zum alltag eines handtuchs. dabei können veschiedene situationen beschrieben werden, können gedanken und gefühle des handtuchs wiedergegeben werden oder können dialoge mit anderen gegenständen stattfinden. die bandbreite ist groß. die texte werden vorgetragen und es findet eine kurze feedbackrunde statt.

gemein wird es für handtücher, wenn sie zweckentfremdet werden. eine situation, die häufiger vorkommt, die der mensch achtlos vollzieht, die aber dem handtuch schmerzen bereiten kann, es emotional verletzt 😉 nun soll von den schreibgruppenteilnehmerInnen die zweckentfremdung in einer kleinen geschichte beschrieben werden. die geschichten werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen. sie sind aber nur die vorbereitung auf die eigentlich große geschichte.

denn im leben eines handtuchs kommt es mindestens einmal zu einem außergewöhnlichen ereignis, an das sich das handtuch sein leben lang erinnern wird. die schreibenden formulieren eine story, in der das handtuch eine wichtige oder außergewöhnliche rolle spielt. ob dies nun während des normalen handtuchdaseins oder während einer zweckentfremdung geschieht, bleibt den teilnehmerInnen überlassen. die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt, die eventuell das verständnis für die perspektiven eines handtuchs verbessern.

web 2.0 und schreiben

das internet bietet inzwischen plattformen für alle möglichen schreibvorlieben. außer handschriftlichem schreiben ist alles denkbar. angefangen bei den kurz-kurz-texten über twitter, den dialogen in foren und messenger-systemen, den nachrichten, kommentaren und kurzen texten in blogs, bis zu online-börsen für selbstgeschriebene texte, plattformen für digitale bücher (e-books) und download-portale für pdf-dateien (hier kommt wieder die handschrift ins spiel).

daneben gibt es inzwischen auch die werkzeuge online. da kann die textverarbeitung abseits des eigenen computers auf den servern von großen anbietern kostenlos vorgenommen werden. so umstritten dies sein mag und so kompliziert inzwischen der datenschutz geworden ist, das internet animiert zum schreiben je nach der eigenen persönlichen lust. man kann für sich seinen weg wählen. das einzige manko besteht darin, dass man viel zeit am computer verbringt und einen nicht zu langsamen internetzugang haben sollte.

doch dann stehen einem alle möglichkeiten offen und viele auch noch für lau, also kostenlos. so schnell war noch nie weltöffentlichkeit 😉 wer mit seiner schreibe andere erreichen möchte, dem bietet das web 2.0 viele chancen. gleichzeitig ist eine feste leserInnenschaft sehr viel schwerer zu erlangen, als man glaubt. die schnelllebigkeit des netzes bedeutet auch, dass sich menschen selten lang auf einer seite, bei einem text aufhalten. oft wird das angebot kurz überflogen und schon zieht die karawane weiter.

man kann sich im internet seine nische erschreiben und gleichzeitig zufällig das interesse anderer wecken, aber man kann dies nicht vorhersagen. zur weiteren etablierung bedarf es dann doch eines längeren atems, denn erst nach einer gewissen zeit stellt sich heraus, ob das eigene engagement Weiterlesen

kreatives schreiben und weinen

beim kreativen schreiben ist die wahrscheinlichkeit größer, dass einem die freudentränen in die augen steigen, als dass man über das geschriebene so traurig wird, dass geweint wird. hier unterscheidet sich das kreative schreiben vom biografischen schreiben. aber das möchte ich nicht genauer betrachten. es stellt sich für mich eher die frage, wie lässt sich weinen in texten umsetzen.

die gefahr, protagonistInnen in der eigenen geschichte weinen zu lassen, besteht darin, dass es recht schnell kitschig und gefühlig wird. da in der deutschen sprache die worte für das weinen und die tränen fehlen, also nicht viele verschiedene varianten gewählt werden können, ist zu überlegen, ob man die große traurigkeit oder hilflosigkeit nicht in metaphorische umschreibungen packt. dabei wird das eigentliche weinen zwar in den hintergrund gedrängt, aber für die leserInnen erschließt sich die gefühlslage besser.

in dialogen lässt sich das weinen noch schwerer darstellen. es klingt nicht unbedingt gut, wenn man „huhuhu“ schreibt, um dem weinen einen klang zu geben. „schnief“ und „schneuz“ gehören eher in den comic, als in einen dialog. es müssen also verbale ausdrücke für die traurigkeit gefunden werden und vielleicht kann man dann noch die regieanweisung angeben, wann jemandem die tränen herunterlaufen. mehr kann man nicht machen.

beim weinen unterscheidet sich das schreiben sehr stark vom film oder theater, wo dieser gefühlsregung die unterschiedlichsten ausformungen gegeben werden können. aber man kann dafür die zuspitzung der traurigkeit durch lautes und niedergeschriebenes denken schriftlich umsetzen. hier ist der spielraum wiederum unendlich. wie erlebt ein mensch innerlich die sich zuspitzende krise? welche gefühlsregungen machen sich breit? ab wann erreicht jemand einen karthatischen zustand und ergibt sich Weiterlesen

schnickschnack (102)

manchmal fehlen einem die worte. da befindet man sich in einer auseinandersetzung oder man musste sich eine frechheit anhören, doch es fällt einem gerade nichts passendes ein. kaum hat man sich von seinem kommunikationspartner verabschiedet, schon fallen einem die passenden, knackigen und treffenden antworten ein. am liebsten würde man die zeit zurückdrehen, um alles noch einmal durchzuspielen und seine antworten anzubringen.

es ist eine übungssache, just-in-time reagieren zu können. die so genannte schlagfertigkeit kann man am besten dadurch erlernen, dass man viel kommuniziert und die hemmung verliert, klartext zu reden. ja, es darf dabei auch mal etwas rausrutschen, das nicht so treffend ist. aber dies ist besser, wie wenn man immer den mund hält. bestimmte formen des schlagabtauschs basieren auf keiner bösartigkeit, sondern sie sind oft arten des grenzen auslotens. manch einer kennt seine grenzen nicht.

darum ist es besser immer schön in der übung zu bleiben und vor allen dingen seine eigenen grenzen benennen zu können, ja, ein überschreiten der grenzen schnell zu registrieren und dem einhalt zu gebieten. das internet bietet da unterstützung. der rhetoriktrainer matthias pöhm hat eine große bibliothek an schlagfertigen antworten zusammengestellt. es geht nicht darum, immer witzig zu sein, sondern es geht darum, den wind aus den segeln zu nehmen und den ball zurück zu spielen. zu finden ist die „antwortbibliothek“ unter http://www.schlagfertigkeit.com/antwortbibliothek/ .

und um es auf das schreiben runterzubrechen: beim schreiben von dialogen kann diese sammlung von antworten sehr hilfreich sein. abgesehen davon, kann man schlagfertigkeit einmal zum thema einer schreibgruppe machen und weitere eigene antworten finden. die kann man dann übrigens herrn pöhm über seine homepage mitteilen und somit den pool an schlagfertigen antworten erweitern. auf dass einem nie wieder die worte fehlen 😎 .

kreatives schreiben und eifersucht

schaut man sich dramen, beziehungsfilme und liebesfilme im kino an, dann fällt auf, dass eine tragende rolle im plot immer die eifersucht spielt. sie gibt der geschichte wendungen, knackige dialoge, höhepunkte, versöhnungen und vieles mehr. meist ist es ein missverständnis, das erst ein happy-end ermöglicht. die menschen müssen sich trennen, um wieder zueinander zu finden. oder man trennt sich für immer, geht seiner wege und stellt zu einem späteren zeitpunkt fest, dass es ein fehler war (drama).

beim kreativen schreiben kann die eifersucht ebenso das salz in der suppe einer geschichte sein. beziehungskonflikte um geld oder das sorgerecht für die kinder sind erst dann richtig griffig, wenn neid und eifersucht ins spiel kommen. und es bietet sich an, die auseinandersetzungen in dialoge zu fassen. denn eine schlichte aussage wie „er / sie war eifersüchtig.“ transportiert keine geschichte. um noch einmal auf die filme zurückzugreifen: zu einer gehörigen portion eifersucht gehören auch übersteigerte reaktionen. die geschichten leben nicht davon, dass die protagonistInnen wie vernünftige menschen handeln und sich zusammensetzen, um das problem zu klären und missverständnisse aufzulösen.

um den spannungsbogen in einer geschichte zu halten, sollte die eifersucht auch nach der ersten auseinandersetzung nicht gleich mit einer versöhnung aufgelöst werden (dies entstpricht auch nicht der realität). ist das misstrauen einmal gesät, benötigt es eine gewisse zeit, bis sich wieder grundvertrauen einstellt und das entspannte aufeinander zugehen wieder möglich wird.

natürlich transportiert man damit ein beziehungskonzept, das vielleicht nicht das eigene ist. hier geht es nicht um die abbildung der realität, es geht Weiterlesen

schreibidee (302)

es gibt ein „plakatives“ kabarettprogramm, das ohne gesprochenes auskommt aber keine pantomime ist, das allein mit geschriebenem wunderbar unterhält: „ohne rolf“ (siehe http://www.ohnerolf.ch/ ). ein wunderbarer versuch, dies in schreibgruppen einmal auszuprobieren. darum die anregung zu „raschelnden dialogen„.

zum einstieg werden alle schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert, einen kurzen aber knackigen dialog zwischen zwei personen zu verfassen (dies empfiehlt sich bei einer fortgeschrittenen schreibgruppe, sonst wären erst einmal schreibideen zum dialoge schreiben umzusetzen (die sich auch hier im blog finden)).

wenn der dialog geschrieben ist, dann werden alle aussagen auf große zettel geschrieben, eventuell satz für satz oder auch nur einzelne wörter. wörter, die wie in der comicsprache ein gefühl oder eine nonverbale reaktion ausdrücken. anschließend werden zweiergruppen gebildet und es wird zeit gegeben, dass die beiden teilnehmerInnen gemeinsam ihren jeweiligen dialog ein wenig einstudieren können. wie dies gehen kann lohnt gemeinsam ein blick auf die homepage von „ohne rolf“, um ein gespür dafür zu bekommen.

die dialoge werden vor der schreibgruppe ohne zu sprechen vorgeführt. anschließend findet eine feedbackgruppe statt. es macht keinen sinn, ein feedback zur performance zu geben, da alle teilnehmerInnen so etwas wahrscheinlich zum ersten mal machen und die koordination erst einmal schwer fällt. aber es kann feedback zu den dialogen und ihrer wirkweise im geschriebenen vortrag geben.

nun kommt die schwerere variante: alle schreibgruppenteilnehmerInnen notieren sich mögliche antworten, fragen und äußerungen für einen smalltalk oder eine diskussionsrunde ins blaue hinein. das heisst, sie wissen nicht, was die anderen notieren und haben keine ahnung, was auf sie zukommt. die schreibgruppe wird in zwei gruppen aufgeteilt, die sich gegenübersitzen. man kann nun dazu auffordern, dass der reihe nach zettel hochgehalten werden, die einen dialog entstehen lassen (dazu sind übrigens etwas kleiner zettel notwendig). also alle wählen aus ihrem jeweiligen pool notierter beiträge einen passenden aus. oder es wird „durcheinandergeredet“, so dass jede(r) hochhalten kann, was sie gerade passend finden.

am schönsten wäre es, wenn die schreibgruppenleitung oder eine person aus der schreibgruppe, die dialoge gleichzeitig notiert. da die anderen der eigenen gruppe mit großer wahrscheinlichkeit nicht lesen können, was man gerade kommuniziert hat (man sitzt ja nebeneinander der anderen gruppe gegenüber), werden zum abschluss die dialoge und das raschelnde geplapper noch einmal vorgelesen (wenn sie notiert wurden).

eine empfehlung: keine angst vor chaos, ich vermute, dass sich solche spielereien beim zweiten oder dritten versuch einspielen. einzig die protokollantInnen sollten schnell notieren können, damit keine unnötigen pausen entstehen. andere formen der aufzeichnung werden sich nicht finden lassen.

schreibidee (296)

eine fundgrube für geschichten sind die orte, an denen viele menschen aufeinandertreffen und in kommunikation treten. dies kann an parteitagen, auf demonstrationen oder auch in grossraumwagen der züge sein. doch am reichhaltigsten sind die momente, in denen die menschen, die aufeinander treffen auch noch recht entspannt sind: bei parties. und wenn man dann gerade daran sitzt, dialoge schreiben zu wollen, dann sollte man einfach gut zuhören. hier eine schreibanregung zu „party-geplapper„.

am besten gestaltet man das schreibgruppentreffen zu einem kleinen stehempfang. wenn die teilnehmerInnen eintreffen, bekommen sie erst einmal ein gläschen sekt oder orangensaft, es stehen häppchen bereit und im hintergrund läuft unterhaltsame musik. wenn die schreibgruppe nachfragt, kann man sagen, es gäbe etwas zu feiern, man würde noch darauf zurückkommen. diese kleine stehparty kann man eine viertelstunde oder noch ein wenig länger stattfinden lassen. dann fordert man die teilnehmerInnen auf, bitte platz zu nehmen, und ohne lang zu überlegen, notizen zu machen, über was sie sich mit den anderen unterhalten haben und mit wem sie sich unterhalten haben.

erst jetzt wird eröffnet, dass es in diesem schreibgruppentreffen um den gepflegten smalltalk auf parties gehen wird. nun sollen die schreibenden versuchen, einen dialog, den sie geführt haben, niederzuschreiben. er sollte möglichst so unverkrampft klingen, wie er stattgefunden hat. vorab wird mitgeteilt, dass der dialog nicht vorzulesen ist, da es zu sehr persönlichen äußerungen gekommen sein kann. es geht eher darum den lockeren klang in schriftform zu bekommen, so dass er auch vorgelesen erkennbar wird.

im anschluss notieren sich die teilnehmerInnen drei veranstaltungen, bei denen menschen unverkrampft aufeinander stoßen. dies können partys aber auch vernissagen oder bierzelte sein. die veranstaltungen werden in der schreibgruppe kurz vorgestellt. aus allen veranstaltungen wählen sich die schreibenden jeweils eine aus – und beginnen ein gespräch (zu notieren). das gespräch muss nicht zwischen zwei personen stattfinden, es können auch mehrere beteiligt sein. alle sollten eine längeres „party-geplapper“ notieren. worum könnte es gehen, wer trifft aufeinander und was sind das für charaktere, die aufeinandertreffen? dies ergibt sich alles aus dem gespräch, das zum abschluss vorgetragen wird und es findet eine feedbackrunde statt. in dieser runde wird vor allen dingen betrachtet, wie gut der unverkrampfte tonfall getroffen wurde.

zum schluss kann die stehparty vom anfang wieder aufgenommen werden und noch ein vergnüglicher abschluss stattfinden, der vielleicht stoff für den nächsten geschriebenen dialog bietet.

kreatives schreiben und kommunikation

menschen treten über gesten, laute und blicke in verbindung. sie haben sich auf codes geeinigt, die (meist) andere die botschaften verstehen lassen, die man aussendet. oft genug klappt das nicht so gut, da man noch so viele absprachen treffen kann, es entstehen trotzdem missverständnisse, probleme und konflikte. der große vorteil, auch die schwierigkeiten kann man kommunizieren und versuchen zu entschärfen.

für das kreative schreiben bietet sich beim thema kommunikation natürlich der dialog an. dieser gestaltet sich etwas schwieriger als gedacht. unsere dialoge sind oft ungelenker und abgehackter, als sie uns scheinen. würde man sie eins zu eins notieren, würden sie gelesen mit großer wahrscheinlichkeit unglaublich langweilen oder eben den lesegenuss trüben. es bedarf ein wenig übung, um einen flüssigen dialog zu notieren. am besten liest man ihn sich laut vor, um ein gespür dafür zu bekommen, wie der rhythmus eines lesbaren dialogs klingen muss. oder man sucht sich ein publikum, das rückmeldungen gibt, wie ein dialog wirkt.

ähnlich ist es mit schriftlicher kommunikation, zum beispiel im chat oder per mail. es hat sich im laufe der zeit eine ganz eigene sprache entwickelt, die den spagat zwischen informationen und emotionalen ausdrücken versucht. denn wer möchte jedesmal einen literarisch hochwertigen text verfassen, den er dann absendet, um sich möglichst klar ausdrücken? die modernen kommunikationsmittel leben von der geschwindigkeit und lassen darum weniger raum für ausführliche situationsbeschreibungen. ein chat ist ein geschriebener dialog mit verteilten rollen. er erübrigt sich schnell, wenn das virtuelle gegenüber eine viertel stunde benötigt für eine antwort.

das kreative schreiben bietet zumindest mit seinen formen in einen schreibfluss zu kommen, metaphern zu finden und schriftlich gefühle besser ausdrücken zu können, eine grundlage für eine leichtere und teilweise „bessere“ kommunikation in den digitalen welten. außerdem gibt es die ersten romane, die ausschließlich auf mailkontakte basieren, ähnlich einem briefroman. die handlung erschließt sich über die abgedruckte kommunikation.

sehr viel schwieriger lässt sich mit kreativem schreiben die nonverbale kommunikation darstellen. Weiterlesen

schreibidee (269)

wenn wir dann gerade schon einmal bei den urlaubszeiten sind, dann gibt es natürlich auch die geschichten: „wenn einer einmal eine reise tut…“. damit ist nun nicht der eigentlich urlaub gemeint, sondern vor allen dingen die gemeinsame benutzung der verkehrsmittel. besonders spannend gestalten sich dabei meist kreuzfahrten, bustouren oder wander- und klettergruppen. denn plötzlich werden dabei sich unbekannte charaktere zusammengewürfelt, die einen umgang miteinander finden müssen. darum als schreibanregung der weg zu „gruppenreise-geschichten„.

alle schreibgruppenteilnehmer erfinden zehn verschiedene charaktere, die sich gemeinsam bei einer gruppenreise treffen. die personen werden in fünf zeilen, stichwortartig ein wenig umschrieben. sie können natürlich teilweise miteinander verwandt sein, sollten sich aber nicht alle kennen. die kleinen charakteristiken werden nicht in der schreibgruppe vorgetragen. denn anschließend werden noch drei kurze beschreibungen (maximal eine halbe seite) der verschiedenen gruppenreisemöglichkeiten geschrieben (gestern kam zum beispiel eine doku über eine wandergruppe auf den kilimandscharo).

nun wählt man erst die form der gruppenreise aus, die einen am spannendsten erscheint. dann besteht die schwierigkeit darin, eine geschichte, gespräche oder ein szenario zu schaffen, in denen alle charaktere in der einen oder anderen weise aufeinandertreffen und miteinander verknüpft werden. für diese schreibphase ist relativ viel zeit zu veranschlagen, da sich alle personen nicht nur begrüßen sollen. und natürlich sollen die eigenheiten der einzelnen charaktere bei dieser geschichte zum tragen kommen. die entstandenen texte werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen und in der feedbackrunde wird unter anderem rückgemeldet, wie gut die atmosphäre einer gruppenreise getroffen wurde.

sollte noch zeit für einen abschluss bestehen, dann sollte noch ein kurzer text über eine einsame reise eines menschen verfasst werden (gestern tauchte in einer doku zum beispiel ein einsamer wanderer in den gerölligen tadschikischen bergen auf). diese texte werden kurz vorgelesen.

schreibidee (261)

beim thema sucht gibt es einen effekt, der in den letzten posts schon angerissen und angedeutet wurde, aber noch nicht direkt thematisiert wurde. er tritt meist nur dann zu tage, wenn es zum entzug kommt und betrifft nicht die süchtigen. es geht um die co-abhängigkeit, in die nicht selten nahestehende menschen geraten. diese schreibidee soll zu „co-abhängigen texten“ anregen.

was passiert, wenn jemand co-abhängig ist? letztendlich kann sich die nahestehende person der bedürftigkeit des süchtigen menschen schwer entziehen, zieht sogar einen persönlichen positiven effekt daraus. dahinter steckt keine bösartigkeit, sondern meist handelt es sich um entstandene strukturen, die die sucht stützen. darum soll am anfang von den schreibgruppenteilnehmerInnen ein schon etwas längerer text verfasst werden, in dem ein hauptprotagonist, eine hauptprotagonistin große bedürftigkeit signalisiert. wie dies geschieht bleibt der fantasie überlassen, es muss sich auch nicht um süchtige protagonistInnen handeln, co-abhängigkeit kann auch in anderen zusammenhängen entstehen. die texte werden anschließend in der schreibgruppe vorgetragen.

danach werden die texte in der schreibgruppe ausgetauscht. nun ist von allen teilnehmerInnen eine nahestehende person zu wählen, deren gedanken notiert werden. was denkt jemand, der co-abhängig ist? welchen vorteil zieht jemand für sich daraus, dass es einem nahestenden menschen nicht gut geht und hilflosigkeit im raum steht? die teilnehmerInnen sollten sich möglichst in die lage der betroffenen versetzen. anschließend werden die texte in der schreibgruppe vorgetragen und beim feedback besteht raum, über die nachvollziehbarkeit der gedanken zu diskutieren. es sollte ausnahmsweise bei diesem thema in schreibgruppen auch raum bestehen, ausführlich zu diskutieren. zum einen handelt es sich um ein phänomen, dass sich als hoch emotionale handlung gut in geschichten einfügen lässt, aber auch eine hohe soziale brisanz für viele menschen besitzt.

zum abschluss kann dann die geschicht weitergeführt oder eine neue verfasst werden. die co-abhängigkeit wird durchbrochen, dadurch dass die süchtigen protagonistInnen ihre sucht in den griff bekommen, sich nicht mehr über hilflosigkeit und bedürftigkeit definieren. was geschieht in der zwischenmenschlichen beziehung dann? diese ereignisse können als geschichte geschildert werden oder vielleicht in einem dialog. sie werden zum ende der schreibgruppe ohne feedback vorgetragen.

kreatives schreiben und kritik (2)

wie in den vorherigen posts zu lesen war, ist kritik nicht per se negativ, aber es ist immer wieder eine frage, wie sie formuliert wird. das kreative schreiben ist eigentlich die perfekte möglichkeit, kritik in klare und ansprechende worte zu verpacken. es geht nicht darum, durch schöne worte, die eigentliche kritik zu verschleiern, es geht darum die „richtigen“ worte zu finden.

zum einen ist es natürlich notwendig, die adressaten für die kritik zu kennen, um die „richtigen“ worte wählen zu können. ich möchte ja auch, dass meine kritik gehört wird und nicht im raum verpufft. also versuche ich mich auf mein gegenüber einzustellen. der anderen person kann ich mich zum beispiel, wenn ich sie nicht sowieso gut kenne, durch ein paar schreibübungen annähern, indem ich versuche sie mit verschiedenen worten zu charakterisieren. oder ich spiele schriftlich den dialog um die kritik durch. ich kann so zu sagen durchspielen, die reaktion oder auch verschiedene reaktionen vorwegzunehmen. wie möchte ich mich in diesen momenten verhalten, wie möchte ich reagieren?

man muss nur aufpassen, dass man dann nicht davon ausgeht, dass alles exakt so geschehen wird, wie man es antizipiert hat. es geht eher um spielerische kommunikation, die raum für verschiedenes offen lässt. denn keine kommunikation endet verheerender als eine, die darauf basiert, dem anderen zu signalisieren, man wisse wie er ist. natürlich darf man seinen ahnungen ausdruck verleihen, kann nachfragen, darf spekulieren. man sollte es nur klar benennen, denn dies gibt dem kritisierten den raum, zu zu stimmen oder abzulehnen.

und dann kann man natürlich mit dem kreativen schreiben, die richtigen worte finden. das ist oft das schwierigste. mal will nichts schön reden, man möchte aber auch nicht verletzen, sondern raum für reaktionen und veränderungen lassen. Weiterlesen

schreibidee (256)

freude ist eine emotion. emotionen hängen eng mit handlungen und ereignissen zusammen. doch manchmal lässt sich die emotion freude auch nur mit körperlichen anstrengungen und aktivitäten verbinden. daran schuld sind die so genannten glückshormone, die in diversen situationen ausgeschüttet werden. einer der beliebtesten ausschüttungsgründe ist der sex. vielleicht kommt daher auch der begriff, der grundlage dieser schreibanregung ist: es sollen „freudenhaus-texte“ geschrieben werden.

auch wenn „sex sells“ ist der einstieg in die schreibanregung erst einmal ein anderer: alle schreibgruppenteilnehmerInnen notieren für sich ihr ganz persönliches freudenhaus. wie würde das aussehen? was müsste in diesem haus geboten werden, damit sie beinahe nur noch freude nach dem betreten empfinden. natürlich darf auch sex im spiel sein. da es sich um einen sehr persönlichen text handelt, wird er anschließend in der schreibgruppe nicht vorgetragen.

freudenhäuser sind auch heute meist immer noch männern vorbehalten. darum ist die nächste schreibanregung an die schreibgruppenteilnehmerInnen, doch einmal ein freuden haus für frauen zu entwerfen. die beschreibung des hauses soll nicht länger als zwei seiten sein. anschließend werden die texte in der schreibgruppe vorgetragen.

ein ganz andere aspekt der freudenhäuser hat eher mit leid zu tun. menschen verkaufen ihren körper. sie wenden die klassischen techniken des verkaufsgesprächs an, um ihre ware an den mann oder die frau zu bringen und tun alles, um eine kundenbindung herzustellen. vieles beim käuflichen sex läuft über den dialog. darum besteht die nächste schreibanregung darin, einen längeren dialog während des besuchs im freudenhaus zu formulieren. das gespräch kann an der klassischen bar beginnen oder mit einem dialog auf der strasse, am telefon. die dialoge werden anschließend mit verteilten rollen vorgetragen. zum schluss wird ein feedback gegeben, auch zur frage, wie gut sich die verkaufssituation offenbart.

schreibidee (238)

da war es schon in der letzten schreibidee, das grobschlächtige, das ungeschmirgelte, alles andere als glatt. es kommt ungeschminkt daher, direkt und unverblümt. und der alltag ist oft so. egal ob bei der arbeit oder in freizeit, gegenseitig hat der mensch (vor allen dingen in metropolen) keine hemmungen sich zu zeigen, was er denkt. nur wenn hierarchien eine rolle spielen, dann landet man schnell beim „untertan“. ansonsten ist der ton die grundlage für diese schreibanregung zu „rauen geschichten„.

da der raue ton in den besten familien vorkommt, nur mit anderen worten, sollen sich die teilnehmerInnen die zwei „un“wörter „bildungsfern“ und „bildungsnah“ zu nutze machen. es werden zwei kurze raue dialoge (ungefähr eine seite jeweils) im „bildungsfernen“ und „bildungsnahen“ milieu geschrieben. hier darf es zur sache gehen, es wird klartext geredet und nicht immer fair. die dialoge werden kurz vorgetragen.

anschließend gehen alle in die raue welt. drei plots für geschichten (in maximal fünf sätzen) über grobe lebenssituationen werden notiert und in der schreibgruppe kurz vorgestellt. anschließend wählen alle jeweils einen plot (es muss nicht ein eigener sein) aus, um eine längere geschichte zu schreiben. auch wenn es in der kurzen zeit nicht „berlin alexanderplatz“ oder „wir kinder vom bahnhof zoo“ werden kann, die grundbilder dürfen ähnlich „krass“ und verzweifelt sein. das leben ist ja kein kindergeburtstag, warum also nicht die raue wirklichkeit schildern.

übrigens fesseln bücher und texte meist erst in der übertreibung so richtig. obwohl die leserInnen sehr wohl wissen, dass so viel gehäuftes elend kaum sein kann und schwer zu ertragen scheint, zweifelt niemand an der story. darum einmal alle schutzvorrichtungen fahren lassen und in die vollen gehen. da landet das geprügelte kind wegen des geringen selbstwertgefühls in der straßengang, raubt und mordet irgendwann. da gerät ein psychotischer mensch an den therapeuten, der klienten braucht, um sein ego zu polieren, egal ob seine kunden dabei auf der strecke bleiben. da kommt ein jugendlicher in ein heim, um seinem alkoholiker-elternhaus zu entfliehen und lernt in der schutzeinrichtung erst so richtig kennen, was es heisst geprügelt zu werden … die rauen geschichten werden in der schreibgruppe vorgelesen und es gibt eine feedbackrunde.

zum abschluss dann noch die raue wirklichkeit im berufsleben. auf zwei seiten wird abseits jeglicher sozialromantik die ausbeutung und selbstausbeutung im berufsleben mit aller dramatik geschildert. wenn erkrankungen in kauf genommen werden, nur um nicht entlassen zu werden, wenn die jüngeren konkurrentInnen die älteren kollegInnen demontieren, wenn die kontrolle der arbeitenden allumfassend ist. das raue arbeitsleben wird anschließend vorgelesen und vielleicht gleich darauf eine gewerkschaft gegründet 😉

schreibidee (235)

was lässt menschen in ihren begegnungen zu anderen menschen hart werden? ein panzer, den sie sich zugelegt haben, um niemanden zu nah an sich rankommen zu lassen, zum beispiel. dabei zeigt sich, dass oft erfahrene verletzungen diese härte haben entstehen lassen. und somit gibt es sie, die gestrengen, unerbittlichen und knallharten protagonisten in büchern und filmen, die meist sich selbst noch mehr verletzen als ihr gegenüber. daran orientiert sich diese schreibanregung, denn es sollen „harte geschichten“ erzählt werden.

am anfang ist der erfindungsreichtum gefragt. die schreibgruppenteilnehmerInnen werden aufgefordert drei protagonistInnen zu erfinden, die „harte“ verhaltensweisen an den tag legen oder eine harte ausstrahlung haben. sie sollen ein kurze (viertelseitiges und stichwortartiges) psychogramm erstellen. darin sollen vor allen dingen auch die gründe benannt werden, die die person so hart werden ließen. diese personen werden in der schreibgruppe kurz vorgestellt.

alle teilnehmerInnen wählen sich eine person aus (dies kann auch eine person der anderen teilnehmerInnen sein). sie schreiben eine geschichte, in der die härte und vor allen dingen die selbstverletzung durch die harte haltung sichtbar werden. mehr vorgaben gibt es nicht. es sollte genug zeitraum zum schreiben der geschichte gewährt werden. anschließend werden die geschichten vorgetragen und es wird in der feedbackrunde rückgemeldet, wie stark die härte der person wirkt.

dieses mal soll diese härte zum abschluss weder reduziert noch aufgeweicht werden. denn nun werden zwei charaktere ausgewählt. man kann auf die eben schon dargestellte person zurückgreifen aber auch zwei vollständig neue protagonistInnen aus dem vorher erstellten pool verwenden. diese zwei personen begegnen sich und führen einen erbarmungslosen dialog. die schreibgruppenteilnehmerInnen schreiben den dialog nieder. anschließend werden die dialoge zu zweit vorgetragen und es wird abermals feedback gegeben. dabei sollte betrachtet werden, durch welche wortwahl die härte erreicht wurde.

erst danach dürfen die schreibgruppenteilnehmerInnen sich wieder versöhnlich geben 😉

schreibidee (210)

in den science fiction spielt die technik eine große rolle. es werden raumschiffe erfunden, neue technische möglichkeiten oder roboter mit herz. in anderen romanen und geschichten hat die technik selten einen herausragende rolle. gut, vielleicht das telefon oder das auto, das liegen bleibt, die mikrowelle, um das essen warm zu machen. aber so eine echte hauptrolle, davon träumen die geräte um uns herum. darum mögen die ergebnisse dieser schreibanregung „technik-geschichten“ sein.

als einstieg schreiben alle schreibgruppenteilnehmerInnen eine einseitige liebeserklärung an ihr bevorzugtes technisches gerät zuhause. um was es sich dabei handelt, spielt keine rolle. die texte werden vorgetragen und die geräte am flipchart gesammelt. anschließend werden noch mehr geräte am flipchart aufgelistet, die im eigenen lebensumfeld zu finden sind.

alle teilnehmerInnen wählen sich ein gerät aus, um sich danach vorzustellen, dieses gerät hätte ein herz und könnte denken oder wäre ein ganzer kosmos von kleinen helfern, die in dem gerät wirken. es wird ein cluster zu dem lebewesen neben einem erstellt. und es wird eine längere geschichte über die abläufe innerhalb des gerätes erstellt. wenn zum beispiel die sklaven, die im pürrierstab die zahnräder drehen müssen in streik treten und dann durch einen kurzschluss stromschläge bekommen, um ihre arbeit weiter zu verrichten, dabei aber sterben und das gerät nicht mehr funktioniert. es ist unglaublich, welche dramen neben uns in der wohnung stattfinden 😉 die geschichten werden vorgetragen und somit ein kosmos im haushalt eröffnet. anschließend wird ein feedback von der schreibgruppe gegeben.

als abschluss wählen sich die teilnehmerInnen der schreibgruppe ein weiteres gerät aus, das sie beleben wollen. die zwei geräte, die sie nun für sich ausgesucht haben, lernen sich kennen. der dialog zwischen den beiden, wie sie in kontakt miteinander kommen, sollte aufgeschrieben und anschließend mit verteilten rollen in der schreibgruppe vorgetragen werden. denn die technik lebt!

schreibidee (203)

nun ging es hier die ganze zeit im blog um das neue jahr, die vorsätze, den umgang mit vorsätzen und deren sinn. es ist an der zeit, das jahr einfach beginnen zu lassen und zu schauen, was es bietet. darum widmet sich die folgend schreibanregung auch nicht mehr dem zukünftigen, sondern dem vergangenen. es sollen „nachsatz-geschichten“ geschrieben werden.

schon vom begriff her ist der einstieg zu finden: es ist von den schreibgruppenteilnehmern eine einseitiger text zu der frage zu verfassen, „wem würde ich gern nachsetzen?“ dieser text wird nicht in der runde vorgetragen, sondern verbleibt bei den autorInnen. denn es ist eine zweit seite zu der frage, „warum würde ich diesen personen gern nachsetzen?“, zu verfassen. auch dieser text wird nicht vorgetragen.

ist dieser bereich erledigt, steht der folgenden anregung nichts mehr im wege. jeweils zwei teilnehmerInnen verfassen gemeinsam einen dialog. dabei geht es darum, dass die schreibenden jeweils ihren protagonisten in dem dialog vertreten. es wird eine verbale auseinandersetzung geschrieben, das thema ist nicht vorgegeben, bei der beide nicht klein beigeben können und immer zum schon gesagten noch einmal etwas nachschieben müssen. es wird also ein dialog geschrieben, in dem beide das letzte wort haben wollen. die dialoge werden dann mit verteilten rollen vorgetragen und es wird ein feedback gegeben.

als letzte schreibanregung wird eine längere geschichte ohne vorgaben verfasst, wahlweise können auch ältere geschichten mitgebracht werden. es spielt keine rolle, worum die geschichte handelt. die autorInnen reichen diese geschichten an andere schreibgruppenteilnehmerInnen weiter. die sind nun beauftragt, nach jedem absatz im text einen nachsatz vom allwissenden autor zu verfassen. da kann die hauptperson der geschichte kritisiert werden, es kann das geschehen kommentiert werden, es kann sich über geschehenes lustig gemacht werden und vieles mehr. wichtigster aspekt, es wird dem geschehenen noch etwas angefügt, das nicht die geschichte verändert, sie aber eventuell in einem anderen licht erscheinen lässt. zum abschluss werden die geschichten mit den nachsätzen vorgetragen und ein feedback gegeben.