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web 2.77 – versquelle.de

das internet sprudelt unaufhörlich mit neuen gedanken und ideen. es verwertet vorhandenes immer und immer wieder und es gruppiert dieses um, kombiniert neu. die digitalen rechner im hintergrund werden stetig schneller und effizienter und so spannt sich inzwischen ein netz über die ganze welt, das die quelle unversiegbar erscheinen lässt.

ich habe hier schon einmal einen gedichtgenerator vorgestellt, eine homepage über die ein computer lyrik produziert. dort war es möglich einzelne begriffe einzugeben, die in das gedicht eingebunden wurden. die „versquelle“ wiederum greift auf einen großen pool an gedichten zurück, erkennt reime, beachtet stimmungen und bemüht sich, die verslänge einzuhalten.

natürlich ist die versquelle kein wesen, sondern es ist ein rechner, der im hintergrund die zusammenstellung neuer gedichte vornimmt. dabei kann skurriles aber auch recht ansprechendes entstehen, ähnlich wie „flarf“. die homepage der versquelle bietet zudem noch zwei weitere kleine hilfen: die ecke, in der man das generierte gedicht weiter bearbeiten kann und ein digitales reim-lexikon, das wörter vorschlägt, die sich auf das eingegebene reimen.

zum schluss kann man das generierte und anschließend ein wenig nachbearbeitete gedicht auf der homepage veröffentlichen. ein plagiat ist es auf keinen falle, es ist etwas neues. es lässt sich nicht mehr ausmachen, was daran nun der eigenanteil und was der computer ist, denn die vorauswahl hat man ja nach gutdünken getroffen. eine spannende und spielerische form, die dem „un-creative writing“ schon sehr nahe kommt. zu finden ist die versquelle unter http://www.versquelle.de/ .

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schreibidee (291)

man kann gedichte bauen. neben dem freien fluss der gedanken und den kreativen einfällen, lassen sich gedicht schrittweise konstruieren, verändern und entwickeln. am besten gelingt dies, wenn man nicht allein für vor sich her dichtet, sondern die gruppendynamik nutzt. und dann können interessante lange gedichte entstehen. eine schreibanregung zur „200-zeilen-lyrik„.

zu beginn des treffens der schreibgruppe werden kleingruppen gebildet. es sollten drei bis vier teilnehmerInnen der schreibgruppe sein, die sich zusammenfinden. denn sie müssen sich später gegenseitig feedbacks geben, um die entwicklung des langen gedichts zu begleiten. da ständige feedbackrunden im rahmen der ganzen schreibgruppe zu lang dauern würden, ist die kleingruppenbildung sinnvoll.

dann findet der einstieg über elfchen, schneebälle und haikus statt. die themen können frei gewählt werden. diese kurzen texte werden noch in der großen schreibgruppenrunde vorgetragen, aber es findet kein feedback statt. anschließend erstellen alle schreibgruppenteilnehmerInnen ein cluster, um ein thema für ihr langes gedicht zu finden. hier gibt es ebenfalls keine vorgaben. dieses cluster dient dem verfassen der ersten vier zeilen eines gedichts. wenn die geschrieben sind, werden sie in der kleingruppe vorgestellt und die schreibkollegInnen geben ein kurzes feedback zum geschriebenen. es ist wichtig, dass sich alle kurz fassen, da sonst der zeitrahmen des schreibgruppentreffens gesprengt wird.

wie weit die rückmeldungen in das weitere gedicht einfließen, bleibt einem selbstverständlich selbst überlassen. aber meist erhält man dabei interessante anregungen, die auswirkungen auf den weiteren text haben. anschließend geht es nun in aufbauenden 4er-schritten weiter. dies bedeutet. als nächstes werden 8 zeilen verfasst, dann 12, dann 16, bis zu 36 zeilen. zum abschluss werden noch einmal 20 zeilen geschrieben. dazwischen finden immer feedbackrunden statt. in den runden werden nur die neuen zeilen vorgetragen, auch dies aus zeitgründen. ist die 200-zeilen-lyrik beendet, werden alle gedichte in einer abschlussrunde in der schreibgruppe vorgetragen. es findet keine feedbackrunde mehr statt.