Schlagwort-Archive: dienstleistung

web 2.0 und verwandlung

das web 2.0 verwandelt sich sowohl stetig selbst als auch die nutzerInnen, die wiederum einfluss auf veränderungen des web 2.0 haben. es ist wie wellenreiten, stetig tauchen neue angebote des web 2.0 auf: zur zeit ist es pinterest und vor einer weile war es google+, um nur etwas größere und von den usern angenommene angebote zu nennen. die einen user geben dafür andere angebote des web 2.0 auf, um der neuesten welle zu folgen. andere nehmen die neue welle zusätzlich in ihre sammlung an internet-angeboten, an denen sie teilnehmen, auf.

der effekt der verwandlung: die vielfalt der angebote kann zu einem tag-und-nacht-job werden. zum einen muss man ständig mitbekommen, was gerade angesagt ist und angeboten wird. zum anderen muss man diese angebote auch mit eigenem füllen, wenn man wahrgenommen werden will. und hier verwandelt das web 2.0 uns menschen. bei der teilhabe am interaktiven web sollten wir auch inhalte produzieren. und so produzieren wir stetig neue inhalte, die in immer mehr foren und an immer mehr orten ihren platz finden.

da wir aber weder über unerschöpfliche zeitkapazitäten noch über unendliche ideenressourcen verfügen, nimmt der emotionale druck auf den einzelnen menschen stetig zu. auch die zahl der internetuser und deren zeitkontingente wächst nicht mehr im gleichen ausmaß, wie noch vor ein paar jahren. es ist also in zeiten des follower-zählens und der content-vervielfältigung nicht mehr mit weiterem stetem wachstum zu rechnen. sondern es ist nur mit wanderbewegungen und einer enormen ausdifferenzierung zu rechnen. die entropie des netzes nimmt zu.

wie es sich schon in anderen lebensbereichen abzeichnet, werden viele menschen irgendwann des emotionalen und sozialen drucks eines web 2.0 überdrüssig werden und die distanz oder abstinenz propagieren. so wie es teilweise mit dem medium fernsehen geschah, das menschen aus ihrem haushalt verbannten, so werden einige dem web 2.0 abschwören. doch dieser prozess ist viel schwerer umzusetzen, da uns gleichzeitig das öffentlliche leben und Weiterlesen

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wortklauberei (111)

„spontankunde“

was ist ein „spontankunde“? die antwort ist recht einfach: jemand der zum beispiel beschließt, „jetzt gehe ich noch schnell in den supermarkt, bevor er schließt“. das ist ein spontankunde. oder wenn sie bei der bahn am schalter ihre fahrkarte ohne vorbestellung im internet kaufen, dann sind sie auch ein spontankunde. der handel und viele dienstleistungen leben von den spontankunden und der spontankunde ist die normalität des kundendaseins. warum also ein spezielles wort für kunden verwenden?

weil die behörden der weltmetropole und hauptstadt berlin ihre probleme mit spontankunden haben. denn der spontankunde kommt zu den sprechzeiten spontan vorbei (also eigentich ist der spontankunde nicht wirklich spontan, da er sich schon an sprechzeiten orientiert) und überfordert den betrieb.

darum haben die bürgerämter der bezirks mitte dem spontankunden nur noch den montag reserviert (08.00 – 15.00 uhr – wartenummernvergabe maximal bis 13.00 uhr). hier kann man schon die wandlung vom spontankunden zum plankunden erleben. wie nun dem fernsehen zu entnehmen war, verkleinert sich das zeitfenster für spontane amtsbesuch zusätzlich enorm, dadurch dass der spontankunde eigentlich vor 08.00 uhr vor ort sein muss, um noch eine der beliebten wartenummern kurz nach 08.00 uhr zu erhalten, da eine stunde später keine wartenummern mehr ausgegeben werden.

der spontankunde wird also in berlin-mitte zum plan- oder terminkunden. die restlichen termine der woche werden nicht mehr spontan vergeben, sondern müssen per internet oder telefonisch vereinbart werden. das klingt erst einmal hübsch und soll die wartezeiten verkürzen, ist aber nur ein ausdruck des personalmangels. wenn schon vorher spontan die nachfragen nicht zu bewältigen waren, dann sind sie per terminvergabe erst recht nicht zu bewältigen. es wird also einen terminstau geben, der sich stetig summiert und dazu führen wird, dass in absehbarer zeit der nächste freie termin in ein paar monaten ist.

das wäre alles nicht so problematisch, wenn nicht gerade beim bürgeramt dinge erledigt werden müssten, die termingebunden sind (meldebehörde, verlängerung von ausweisen und dokumenten, ummelden und dergleichen mehr). doch das ist in berlin kein einzelfall. inzwischen bekommt man eigentlich von beinahe jeder behörde, wenn man mit einem antrag oder einem anliegen an sie herangetreten ist, die benachrichtigung, dass die post oder die mail eingangen sei, dass die antwort aber dauern könne. leider wird nie ein zeitfenster oder dergleichen mehr angegeben.

das bedeutet, nach der abschaffung des spontankunden wird auch der plan- oder terminkunde nicht mehr akzeptiert, sondern nur noch der wart- und verharrkunde, der sich spontan überraschen lassen kann, wann er denn nun eine antwort oder einen bescheid, eine entscheidung erhält. abgesehen von der verlorenen planungssicherheit, ist man den behördlichen abläufen vollständig ausgeliefert (und wird schon vorher darauf hingewiesen von nachfragen abzusehen). man ist also überhaupt kein kunde mehr, man ist inzwischen wieder bittsteller. berlin sollte den begriff spontankunde, der hier schnell einen bedrohlichen unterton erhält, ja subversiv über seine zeit verfügt, vollständig aus dem sortiment nehmen 😉

schreibpädagogik und zufall

wer schon öfter schreibgruppen geleitet hat, weiß, wie unterschiedlich die gruppen sein können. alle teilnehmerInnen ergeben ein neues ganzes, das mit keiner anderen gruppe vergleichbar ist. darum unterliegen auch die ergebnisse von schreibgruppen von anfang an dem zufall. denn die konstellation einer gruppe hat immer auswirkungen auf das geschriebene. noch auffälliger wird dies bei schriftlichen arbeiten zu mehreren. man kann wenige verallgemeinerungen darüber anstellen, wie schreibgruppen im allgemeinen verlaufen.

man sollte als schreibgruppenleitung immer für die zufälle offen sein. denn wenn die gruppen so unterschiedlich sind, dann sind auch die vorschläge und ideen aus der gruppe heraus, was man mal machen könnte, sehr unterschiedlich. Klammert man sich als leitung in diesen momenten an sein konzept entgehen einem selber eine menge ideen und anregungen, die man wieder in anderen zusammenhängen aufgreifen kann. schafft man es aber, die zufälligen entwicklungen und ideen in die schreibgruppe zu integrieren, wird man jedesmal eine lebhafte gruppe erleben, die garantiert ebenso vielfältige und lebhafte texte verfasst.

eigentliche ist eine schreibgruppenleitung nichts anderes als eine große klammer um ein bündel zufälle. man kann sich noch so gut auf die schreibgruppentreffen vorbereiten, versuchen Weiterlesen

nabelschau (53)

nichts dazu gelernt. schade, eigentlich sehr schade. als nicht-freund der parteien, die gerade in berlin ihre koalitionsverhandlungen platzen ließen, kann ich trotzdem nicht mehr verstehen, wie sehr man gesellschaftliche entwicklungen ausblenden kann. es mag einen teil der gesellschaft geben, die auf biegen und brechen das auto als ihr alleiniges fortbewegungsmittel akzeptieren. nicht da es praktischer und flexibler ist (in der großstadt ist dies kaum möglich), sondern als statussymbol.

seit der wiedervereinigung vom ost- und westteil der stadt wurde es versäumt, für berlin ein vernünftiges verkehrskonzept zu entwickeln. es war die große chance und sie wurde wissentlich, unter dem eindruck lobbyistischen geschreis, nicht genutzt. der ausbau des nahverkehrs ging viel zu schleppend voran. dann kamen die ganzen chaotischen zustände der s-bahn dazu und das gesamte netz ist eigentlich seit über 10 jahren eine einzige baustelle.

relativ klar bleibt: wer nicht muss oder nicht ausdrücklich will, der verlässt sich lieber nicht auf den nahverkehr. wer muss und will, der schaut lieber vorher ins internet, um seine fahrtroute rund um die ganzen pendelverkehre, umleitungen, schienenersatzverkehre und dergleichen mehr zu legen. da versucht man die piraten der lächerlichkeit preis zu geben, da sie kostenfreie nutzung des nahverkehrs fordern. und lässt eine koalitionsverhandlung wegen der stadtautobahn platzen.

der nahverkehr ist in berlin schon lange keine dienstleistung mehr, sondern ein hürdenlauf. die radwege werden nur auf den zentralen routen ansatzweise gepflegt und überhaupt erst jetzt eingerichtet. die mitte der stadt unterliegt einer dauersperrung nach der anderen, das tram-netz ist immer noch nicht in den westen berlins ausgebaut worden, … vieles ließe sich da aufzählen, wie es eine große stadt versäumt hat, die energiebilanz in ihrer fortbewegung wesentlich zu verbessern und den nahverkehr attraktiv zu machen.

wer das nicht glaubt, der schaue an einem x-beliebigen tag auf die homepage der bvg und der s-bahn und rufe die verkehrsänderungen auf. und dann frage er sich, ob sich die zeiten nicht längst überlebt haben, in denen der stau auf stadtautobahnen eine alltagsveranstaltung ist.

web 2.0 und qual

eigentlich sollen ja das internet und im besonderen das web 2.0 die nutzung der digitalen kommunikation erleichtern und beschleunigen. in vielen bereichen ist dies auch geschehen und es bieten sich möglichkeiten, die vor ein paar jahren nicht vorstellbar gewesen wären. aber einem punkt hakt die ganze kiste: an der usability.

die vernetzung und verknüpfung der produzierten daten und der veröffentlichungen, gestaltet sich alles andere als einheitlich. wer sich wirklich aktiv durch das internet bewegt, der hat in kurzer zeit mindestens ein dutzend passwörter, hunderte von festgelegten und individualisierten einstellungen, dutzende zugänge und genug inkompatible situationen.

wie bei der hardware ergibt sich bei der software eine konkurrenzsituation, die ausschließlichkeiten produzieren will. man möge nur den einen anbieter nehmen und keine anderen daneben. einzig manche dateiformate und software-produkte sind auf allen betriebssystemen ohne größere probleme nutzbar. und wer glaubte, dass das cloud-computing oder die nutzung von internetplattformen durch alle, diesen konflikt auflösen würden, sieht sich getäuscht. die deutsche finanzbehörde schafft es bis heute nicht, für mac-user einen identischen zugang zur datenübertragung zu schaffen, wie für windows-user.

das geht noch weiter: google lässt sich nicht mit facebook vernüpfen, wordpress nicht vollständig mit google und facebook, nur ein teil der funktionen können genutzt werden, und alles in allem sammelt jeder anbieter seinen eigenen datenpool. durch diese aufsplittung kann weder auf einen einzigen datenpool zugegriffen werden, noch können die pools klar beschränkt und der datenschutz verwirklicht werden.

das lässt manche versuche, die möglichkeiten des web 2.0 auszuschöpfen, wenn man sich weitestgehend schützen will, zur qual werden. der traum, mit einem klick, alles notwendig auf- oder abrufen zu können, wird sich Weiterlesen

schreibidee (304)

die welt der dienstleistungen ist eine qualvolle. untersuchungen haben ergeben, dass das ständige lächeln, das immer möglichst freundlich bleiben, zu psychischen störungen führen kann. denn wohin mit der wut, wenn dieses gute-laune-gebot über allem steht? und alle dienstleisterInnen können ein lied davon singen, mit welchen absurden, teils verrückten wünschen der kundInnen sie konfrontiert wurden. also eine schreibanregung für „service-personal-texte„.

zum einstieg erstellen alle schreibgruppenteilnehmerInnen ein cluster zum begriff „das ewige lächeln“ und schreiben anschließend eine kurze geschichte (maximal drei seiten) zu der daraus entstandenen schreibidee. die texte werden in der schreibgruppe vorgetragen. es findet keine feedbackrunde statt.

anschließend werden dienstleistungen erfunden, die es bis jetzt noch nicht gibt. die branche der dienstleistungen wächst beständig, auch befördert durch das internet. alle schreibgruppenteilnehmerInnen notieren sich jeweils drei neue dienstleistungen. anschließend greifen sie sich eine heraus und formulieren eine berufsbeschreibung von maximal einer seite. die berufsbeschreibungen werden in der schreibgruppe vorgetragen und die berufe am flipchart notiert.

nun überlegen sich die schreibenden jeweils drei absurde, schräge oder unverschämte forderungen von kundInnen an das service-personal. was für dienste könnten menschen von anderen menschen fordern? die forderungen werden in maximal fünf sätzen beschrieben und nicht in der gruppe vorgestellt. stattdessen betrachten die schreibgruppenteilnehmerInnen noch einmal ihr cluster, ihre kurze geschichte, die neuen berufe am flipchart und die absurden forderungen und entwickeln daraus eine idee für einen sevice-personal-text.

es steht zum schreiben einer längeren geschichte genug zeit zur verfügung. die geschichten müssen sich nicht um eine erfundene dienstleistung drehen oder auch nicht absurde forderungen der kundInnen enthalten. einzige vorgabe der geschichte ist es, dass das service-personal eine tragende rolle spielt. anschließend werden die geschichten in der schreibgruppe vorgelesen und es findet eine ausführliche feedbackrunde statt. in der feedbackrunde sollte unter anderem betrachtet werden, wie authentisch die schilderung der situation von service-personal getroffen wurde. vielleicht gibt es ja schreibgruppenteilnehmerInnen, die in diesem bereich tätig sind.

schreibberatung und suche

wie findet man die für sich passende schreibberatung? welche kriterien können einem bei der suche nach schreibberaterInnen helfen? und wann sollte man sich auf die suche begeben? es ist schwierig, allgemeingültige rezepte für die schreibberatung zu benennen. dafür ist das angebot zu vielfältig und sind die gründe für eine beratung zu verschieden. aber ein paar anhaltspunkte aus anderen beratungsrichtungen kann man schon benennen.

das internet ist wahrscheinlich die größte hilfe, bei der suche nach schreibberaterInnen. da dies bis heute kein ausbildungsberuf ist und auch kein verband der schreibberaterInnen existiert, also die kriterien für schreibberatungen nicht einheitlich sind, macht es sinn, sich bei mehreren anbietern zu erkundigen. selbst wenn die kriterien eindeutig wären, macht eine anfrage bei diversen anbietern sinn. denn man begibt sich in eine beratung. meist sind beratungen besonders effektiv, wenn man das gefühl hat, ich kann mit der person, die mir unterstützung gibt, ganz gut.

man soll sich mit beraterInnen nicht befreunden, aber man sollte bei beraterInnen das gefühl haben, dass die eigenen anliegen in einem fruchtbaren austausch gut aufgehoben sind. und erstaunlicherweise ist der erste eindruck oft sehr treffend. es macht nicht viel sinn, sich in eine beratung bei jemandem zu begeben, der oder die einem von anfang an unsympathisch sind. und da wir menschen sehr verschieden sind, sind auch die zu- und abneigungen absolut subjektiv. die arbeitsbeziehungen in einer beratung gestalten sich also ebenso individuell wie freundschaften und partnerschaften.

kriterien für eine gute schreibberatung zu benennen ist noch schwieriger. platt formuliert: das hängt ganz von den anliegen ab. hier kann (und sollte) man klar benennen, welches anliegen oder bedürnis man hat. daraufhin können die beraterInnen sagen, ob sie die erwartungen erfüllen können oder nicht. und sie werden dies tun. wer schon einmal beratung gemacht hat, Weiterlesen

schreibberatung und gier

vielen menschen fällt es schwer, sich hilfe zu suchen, wenn sie an einen punkt gelangen, an dem sie nicht mehr weiterkommen. sie schämen sich dafür, dass sie hürden nicht selbstständig bewältigen können und gehen leider oft genug davon aus, dass alle anderen keine schwierigkeiten haben. die ist ein trugschluss. jeder mensch kann in situationen geraten, die von ihm allein nicht bewältigbar sind. das kann man im zusammenhang mit dem schreiben nicht oft genug betonen. denn das andere extrem stellen die menschen dar, die davon ausgehen, dass die nie an einer hürde scheitern werden.

sicherlich ist es eine gute einstellung, davon auszugehen, dass man mit allem klar kommt. doch sollte man dann trotzdem nicht weiter wissen, kann die krise sehr große ausmaße annehmen. manchmal kann es hilfreich sein, scheitern schon einmal erlebt und daraus gelernt zu haben.

und es gibt eine weitere form des umgangs mit beratung und hilfe. menschen, die gelernt haben, dass es nicht schadet, sich hilfe zu suchen. die aber gleichzeitig nicht aufhören können, hilfe in anspruch zu nehmen. sie grasen alle unterstützenden stellen und einrichtungen ab, sie sind in allen beratungs- und hilfestellen bekannt, ziehen aber kaum konsequenzen aus den gesprächen. dies kann auch in der schreibberatung geschehen.

da kann es vorkommen, dass jemand eine schriftliche arbeit verfassen muss, und der erste schritt nicht darin besteht, damit anzufangen, sondern als erstes die schreibberatung aufgesucht wird. die erwartungen an die beraterInnen sind enorm. da die schreibberatung eine form von dienstleistung ist, wird an die bezahlung die forderung gekoppelt, Weiterlesen

schreibberatung und nicht entschuldigen

wenn jemand bei uns professioneller hilfe oder beratung benötigt, dann liegt oft eine entschuldigung auf den lippen, warum dies notwendig ist. es fällt immer noch schwer, damit zu leben, dass man nicht alles im griff hat, es der hilfe durch andere bedarf.

als die gesellschaft noch solidarischer war, war es eine selbstverständigkeit, dass man sich für dinge, die man nicht selber leisten kann, unterstützung sucht. oft erhielt man die unterstützung aus dem privaten umfeld, schloss man sich zu gruppen und vereinigungen zusammen. heute ist aus hilfe und unterstützung die welt der dienstleistungen gewachsen. dienstleistungen sind auch ein zeichen einer entsolidarisierten gesellschaft.

aber es gibt die unterstützung. und auch wenn sie etwas kostet, so ist sie doch voll und ganz auf den kunden ausgerichtet. es spricht sich schnell rum, wenn eine dienstleistung schlechten service bietet. der anbieter kann sich dann nur halten, wenn er beinahe-monopol-stellungen inne hat, wie die bahn. jedenfalls kann man sich die unterstützung suchen.

doch je mehr der mensch im glauben aufwächst, er sei für all seine situationen, für seinen lebenserfolg selbstverantwortlich, um so schwerer fällt es ihm, zuzugeben, dass er unterstützung benötigt. also entschuldigt er sich. meist erst einmal bei den dienstleisterInnen, zum beispiel den schreibberaterInnen. er entschuldigt sich dafür, dass er seine texte, sein schreiben nicht allein bewältigt. er nennt diverse gründe, warum das gerade auch nicht gehen kann.

dabei verliert der/die ratsuchende aus den augen, dass jeder mensch in solch einer situation landen kann. jeder mensch kann keine lösung und keine möglichkeiten mehr für seine schwierigkeiten sehen. Weiterlesen

schreibpädagogik und kontrolle

schreibgruppen leben davon, dass die teilnehmerInnen sich am angebot beteiligen, in den austausch mit den anderen schreibenden treten und generell ähnliche interessen haben. wie es aber bei gruppen und ihren dynamiken öfter der fall ist, das muss nicht sein. was tun? oder anders formuliert: wie stark sollte man die abläufe in schreibgruppen als leitung kontrollieren und moderieren?

wie schon geschrieben, schreibe ich hier von schreibgruppen, die angeleitet werden. handelt es sich um gruppen, die sich selber konstituiert und zusammengefunden haben, dann benötigen diese meist viel raum für eine basisdemokratische organisation. handelt es sich aber um ein angebot, das eventuell bezahlt wird, also um eine dienstleistung, dann ist die leitung gefordert die interessen möglichst aller teilnehmerInnen unter einen hut zu bekommen.

um dies zu schaffen, sollte immer raum für veränderungsvorschläge und anregungen durch die teilnehmerInnen vorhanden sein. manche pädagogInnen vertreten die auffassung, dass jeder störung raum zu geben sei. darüber kann man streiten, da es auch gruppenmitglieder gibt, die die störung zu ihrem lebensziel gemacht haben (meist nicht aus bösartigen beweggründen). wenn man in diesen momenten allen störungen raum gibt, kann dies die anderen teilnehmerInnen irgendwann belasten und den eigentlichen zweck der schreibgruppe in den hintergrund drängen.

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nabelschau (32)

der online-schnäppchenmarkt. als verbraucher muss man sich schon eine ganze menge gefallen lassen. anbieter von dienstleistungen vor allen dinge, aber inzwischen auch der einzelhandel, möchten einen gern in das internet zwingen. es wird immer ärgerlicher, dass angebote nur dann preiswerter sind, wenn man sie online bucht oder kauft oder nutzt. es handelt sich dabei aber um das gleiche angebot, wie man es auch an den verkaufsstellen ersteht und nutzt. in der qualität des gekauften besteht kein unterschied.

aber man ist gezwungen, seine geldgeschäfte in diesem moment online abzuwickeln, möchte man an dem rabatt teilhaben. doch man kann auch heute nicht davon ausgehen, dass die verbindungen im internet wirklich sichere sind. man kann auch nicht davon ausgehen, dass die konto- oder kreditkartendaten wirklich sicher sind auf den rechnern der anbieter. und man stellt sehr viel mehr daten von sich als kunde zur verfügung als im realen verkaufsgespräch.

außerdem ist es keine kürzere oder weniger aufwendige aktion, an einer verkaufsstelle vorbeizugehen, genau zu wissen was man möchte, keine beratung in anspruch zu nehmen und ein produkt zu erwerben als ins internet zu gehen und das produkt dort zu erwerben. man schließt auch nicht den zwischenhändler aus. also hat der rabatt nur einen einzigen sinn, den verbraucher zu erziehen, um personal sparen zu können. ich werde dafür bezahlt, dass ich einen teil der tätigkeiten des anbieters übernehme. das ist keine dienstleistung!

es ist vor allen dingen eine frechheit, die sich meist nur beinahe-monopolisten leisten können. es verhält sich damit ähnlich, wie mit den daueraufträgen, die einen der verfügung über das eigene geld entheben, aber vor allen dingen von wichtigen anbietern bevorzugt werden. da gibt es verlosungen, wenn man sich für den dauerauftrag entscheidet. da zahlt man sowieso schon oft im voraus, bevor überhaupt die leistung erbracht wurde. ja, man wurde per vertrag oder verpflichtung gebunden.

hier geht es nicht mehr, um ein klares geschäft. hier geht es einzig um die steuerung des kunden im eigenen interesse. die größte frechheit leistet sich in diesem zusammenhang die deutsche bahn, die inzwischen für das verkaufsgespräch einen zuschlag verlangt (also lieber kunde, sie wissen noch nicht so genau, welche fahrtmöglichkeiten sie haben und welches angebot sie von uns nutzen wollen, dann zahlen sie erst einmal dafür, damit wir ihnen sagen, was wir im angebot haben). hier bezahlt man für eine selbstverständlichkeit, es stört aber niemanden. ach so, und dann begrenzt man auch noch die geöffneten schalter, damit schon ein bisschen wartezeit entsteht. sagte doch vor zwei tagen die eine verkäuferin zur anderen, nachdem ich ein viertel stunde warten musste: wo sind denn nun die vielen kunden, die warten? hätte ich es nicht eilig gehabt, ich hätte diskutiert!!!

schreibidee (177)

verkehrte welt. in der gesellschaft der dienstleistungen werden gerade monopolisten und große konzerne, sowie öffentliche verwaltungen kommunikativ unerreichbar. oder haben sie schon einmal bei der post versucht, sich über ein verschwundenes paket beim verteilerzentrum zu informieren. sie werden an eine hotline, die horrendes geld kostet, irgendwo in deutschland verwiesen. oft gibt es weder durchwahlen noch persönliche mailadressen. da bleibt einem nur eine übrig: der traditionelle, getippte oder handgeschriebene „beschwerdebrief„. darum dieses mal eine kleine unterstützung in den schreibideen, eine beschwerde an den adressaten zu bringen.

als einstieg in die beschwerde, sollten sich die gruppenteilnehmerInnen der schreibgruppe bewusst werden, bei wem sie sich überhaupt beschweren wollen. in unserem immer komplizierteren alltag findet sich garantiert ein beschwerdegrund. so ist als erstes ein cluster zu erstellen, das mittig die aussage enthält „was mich schon immer aufregt“. aus dem cluster wird dann die aufregung ausgewählt, bei der eine beschwerde aussicht auf erfolg hat. es kann sich dabei um die geringe anzahl der roten gummibärchen, die am besten schmecken, in der tüte handel, aber auch um die zeitverzögerung beim amt oder eben das verschwundene paket.

nun wird eine tabelle angelegt. in die linke spalte werden die knallharten fakten eingetragen, die zu der beschwerde führen. in die rechte spalte sind dann sätze einzutragen, die knallharte fakten in treffsichere beschwerden verwandeln. denn die schreibgruppe geht ja davon aus, dass ihre beschwerde berechtigt ist und hat somit keinen grund, sich erst mit vielen belegen zu rechtfertigen. hier darf schon die lage der fakten ausgereizt werden. die fakten (maximal fünf) und die entsprechenden sätze werden sich in kleingruppen gegenseitig vorgestellt. die anderen gruppenteilnehmerInnen bewerten wie treffend die sätze sind und bieten eventuell alternative formulierungen an.

nach der kleingruppenarbeit werden nun die fünf wichtigsten sätze des beschwerdebriefs aufgefüllt. dazu dürfen ruhig blumig oder sarkastisch die folgen der versäumnisse des adressaten beschrieben werden. Weiterlesen

wortklauberei (48)

„dienstleistungsbereitschaft“

oft genug wurde beschrieben und beschrieen, dass die deutschen lande eine dienstleistungswüste seien, das müsse sich ändern. so bemühen sich alle ein eingefrorenes lächeln aufzusetzen, sei der wunsch noch so abstrus oder das verhalten der kunden noch so unverschämt. es wird auf teufel komm raus gelächelt. das kann dann auch anstrengend werden. kaum steht man in einem laden oder sitzt im zug, schon wird man nach den wünschen gefragt, bespielt und unterhalten. das geht so weit, dass man glaubt, sich nur noch in einer welt voller animateurInnen zu bewegen, und man habe sich in einen großen club mediterranee verlaufen.

doch den unternehmensberaterInnen und wirtschaftsankurblerInnen ist dies lang noch nicht genug. so veranstaltete eine kleine provinzzeitung den wettbewerb zur „dienstleistungsbereitschaft“ des örtlichen einzelhandels. dazu konnten die leserInnen abstimmen, ob sie sich gut beraten und bedient fühlten. sind sie also bereit dienst am kunden zu leisten? was eine verkleisterung der eigentlichen interessen. die einen wollen verkaufen und die anderen kaufen. dazu bedarf es eigentlich keines grinsens und lächelns, sondern einfach nur eine angebots und einer umfassenden klaren kommunikation. doch so geht das heute nicht mehr. anscheinend nähern wir uns einem mix aus japanischen und us-amerikanischen handelsgepflogenheiten an. da ist zum einen das dienen, dass sich in einer tiefen verbeugung oder auch in einer form der unterwürfigkeit gegenüber den kaufwilligen äußert. und da ist zum anderen dieses klebrige wir-sind-so-gut-drauf- und eine-große-familie-gehabe, dass den eindruck einer verbrüderung hinterlässt, obwohl man nur sein geld in ware tauschen möchte.

und auf diesem mist wächst die kategorie der „dienstleistungsbereitschaft“, die den dienenden alles abverlangt (nicht ohne grund sind die psychosomatischen erkrankungen bei ewig grinsenden berufen stark verbreitet) und die kunden zu kleinkindern degradiert, die auch noch unterhalten werden müssen. doch es gefällt anscheinend und wird begrüsst. dann scheint das wort doch treffend. lasst uns alle snoozelen 😛

was könnte am schreibschrift-blog besser werden?

einjahrblog

 

es ist klar, etliche würden sagen, endlich groß- und kleinschreibung zu beachten. das hab ich hier schon viel diskutiert und stelle es nicht zur abstimmung. aber viele andere möglichkeiten der erweiterung oder veränderung möchte ich hier bewerten lassen. was sich dann wie umsetzen lässt kann ich nicht sagen, aber der versuch ein wenig dienstleistung mit einem blog zum kreativen schreiben und zur schreibpädagogik zu verbinden, scheint mir sinnvoll. je mehr dazu eine meinung abgeben, um so gewisser ist es für mich, den wertungen zu folgen. also, es sind alle herzlich eingeladen in die folgende liste zu klicken. das ergebnis lässt sich dann demnächst an den posts ablesen. Mehrfachantworten sind möglich.

 

wortklauberei (9)

 

„dienstleistungsgesellschaft“

oh wie klingt es in den ohren, wenn in den letzten jahren immer wieder betont wird, dass der wandel der arbeit aus unserer industriegesellschaft eine dienstleistungsgesellschaft macht. so trete der dienst am kunden stärker in den vordergrund. und dann begibt man sich auf die suche, wer wem welchen dienst erweist.

man muss nicht lang stöbern und stellt fest, die orte, an denen der gewöhnliche mensch eine dienstleistung benötigt, sind orte, wo der verbraucher dienste zu erbringen hat und nicht unbedingt die dienstleister. Weiterlesen