klischees sind meist stereotype, die nicht mit ganz so geballter wucht daherkommen, wie die klassischen vorurteile. die grenzen sind jedoch verschwimmend und uneindeutig. so gehört es zum beispiel zu den klischees, wie sich bestimmte berufsgruppen verhalten oder wie sie auftreten. es gibt klischees über die geschlechter und ihr verhalten oder über regionale bevölkerungsgruppen (die bayern, die ostfriesen, …). klischees enthalten immer bewertungen und einordnungen.
schaut man sich literatur an, dann lebt sie entweder vom aufbrechen der klischees, indem sich protagonistInnen eben nicht so verhalten, wie es das klischee vermuten lässt oder indem das klischee überzeichnet wird und daraus eine humoreske oder satire entsteht. das kreative schreiben kann diese stilmittel aufgreifen und in texte einfliessen lassen.
man kann sich einmal vornehmen, die klischees auszureizen. als lebendes beispiel macht dies zum beispiel die politische tunte. die tunte ist die reaktion schwuler männer auf das klischee, keine richtigen männer zu sein, sondern eher weiblich (in negativer bezeichnung „weibisch“). also sagten sich manche männer, „wenn schon, denn schon“ – und überzeichneten die weibliche rolle, die ihnen angehaftet wurde. dies geschieht immer mit einem augenzwinkern, wohl wissend, dass sie auch nur die klischees gegenüber frauen aufgreifen und eben ausreizen. ähnlich kann man nun beim kreativen schreiben verfahren. so kann man einmal einen echten kerl (einen macker) als protagonisten zeichnen, wie er nie im realen leben auftaucht.
oder man greift sich eine berufsgruppe (wie den „verrrückten professor“, die „dominante raumpflegerin“, den „lonesome cowboy“, die „zynische millionärin“ oder die „faulen beamtInnen“) und zeichnet sie überspitzt. dabei ist die gratwanderung zwischen witzigen texten und, ich formuliere es mal drastisch, „schwachsinnigen“ texten, schwierig. fühlt man sich unsicher in diesem bereich, dann sollte man seinen text an anderen menschen ausprobieren: funktioniert er, dann lachen die menschen herzlich über die scherze. funktioniert der text nicht, dann erntet man höchstens schenkelklopfer der untersten schublade. man kann mit den klischees spielen und sie gleichzeitig durch die überzeichnung demontieren. viele sitcoms basieren zum beispiel darauf, ebenso wie die imitationen von personen. politische satire lebt zum teil auch davon.
doch die überzeichnung darf eben nicht zu stark überzeichnen, da sie sonst ins fach der clownerie rutscht. überzeichnet sie zu wenig, dann werden die witze nicht verstanden. gerade bei den klischees zeigt sich, wie schwer geschriebener humor umsetzbar ist.
man kann aber auch auf einer anderen ebene gegen klischees anschreiben. wie oben erwähnt, kann man das exakte gegenteil darstellen (eventuell auch überzeichnet, aber das ist oft nicht notwendig). so genügen manchmal schon ein paar kleinigkeiten und eigenschaften, die klischees verschwinden lassen: die skateboard-fahrende nonne, der schwule metzger, frauen in „männerberufen“, männer in „frauenberufen“, großzügige schwaben oder bayern ohne folklore … . es handelt sich dabei letztendlich um aufklärung im besten sinne. nämlich zu zeigen, dass es in allen lebensbereichen menschen gibt, die nicht Weiterlesen