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realitätsflucht als alternative zur steten beschleunigung

und noch eine schöne homepage: die seite zur zeitschrift „new escapologist“ mit dem untertitel „or: googbye to all that!“. es ist also eine zeitung und eine homepage für realitätsflüchter, oder wie es in der selbstbeschreibung steht: so zu leben, wie man möchte, abseits des stress, der depression, der bürokratie, des lärms usw.. auch diese zeit lebt in dem zwiespalt, die modernen medien und ihre geschwindigkeit für die distanzierung von diesen medien zu verwenden.

doch die inhalte sind alles andere als weltfremd, sie sind eher geschmackssache oder eine haltungsfrage. stellt für einen selber die weltflucht eine alternative zu den gesellschaftlichen anforderungen dar? der wunsch dazu ist bei vielen vorhanden. also kann diese seite anregungen geben, einen austausch fördern und vielleicht die eine oder andere alternative aufzeigen.

viele links, viele ideen und auch eine zeitschrift, die sich mit alternativen möglichkeiten zur beschleunigung unseres lebens auseinandersetzt. auffallend ist es, dass der diskurs um die beschleunigung und die entwicklung von alternativkonzepten anscheinend schwerpunktmäßig in großbritannien stattfindet.

die homepage findet man unter: http://newescapologist.co.uk

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versuch einer alternative zur steten beschleunigung des lebens

tom hodgkinson hat schon vor längerer zeit ein buch über die entschleunigung und das downshifting geschrieben. („anleitung zum müssiggang“) und eines über die möglichkeiten, sein leben zu verändern, sich nicht allen anforderungen von außen auszusetzen („die kunst, frei zu sein“ – siehe diesen link).

zeitgleich mit der „anleitung zum müßiggang“ initiierte er die auseinandersetzung mit fragen der entschleunigung. er rief mit anderen menschen zusammen die homepage „the idler“ ins leben. diese zeigt vor allen dingen praktische beispiele der „anderen“ lebensweise. wie konsequent sich dies umsetzen lässt, bleibt zu diskutieren. denn wenn zeit geld ist, dann ist freie zeit luxus. aber auf der homepage lohnt ein blick auf die link-seite mit vielen anregungen und diskussionen.

da inzwischen ein geschäft aus der entschleunigung geworden ist, muss man sich auf der homepage zwischen den ganzen angeboten etwas in die tiefen begeben, um die vielen diskurse und texte, die dort veröffentlicht wurden, zu finden. aber es lohnt sich. hodgkinson selber hat anscheinend seinen pfad der entschleunigung ein wenig verlassen, um aus den ideen viel praktisches zu machen. und doch bleibt das anliegen ein berechtigtes.

der links zur homepage: http://idler.co.uk

mein computer und ich – eine umgangslehre (22)

aufmerksamkeit

nicht die technik ist das problem, sondern die propagierung des multitaskings als lösung für zeitknappheit und beständige erreichbarkeit. arbeitgeber, die verlangen, dass man ein handy bei sich führe, damit man immer erreichbar sei, fördern die unkonzentriertheit ihrer mitarbeiter. denn die aufmerksamkeit muss auf mehrere dinge gleichzeitig gerichtet sein. klingelt das handy, trifft eine mail ein oder empfängt man eine sms, werden andere tätigkeiten unterbrochen. nimmt man dann noch das großraumbüro, dann kommen zusätzliche geräusche und störungen ins spiel, die auch den arbeitsprozess beeinflussen.

gleichzeitig wird aber beklagt, dass viele menschen nur noch über eine geringe aufmerksamkeitsspanne verfügen und keine geduld mehr haben, längere texte zu lesen. dieses defizit wird am computer festgemacht, da das gerät zu viel gleichzeitig anbiete. nicht dabei bedacht wird aber, dass ich auch am computer alles störende abschalten kann, viel eher als ein großraumbüro zur ruhe zu verpflichten oder meinem chef nicht zu antworten. nicht der computer, nicht das internet erheben das multitasking zum lebenskonzept, sondern die vorstellungen vom perfekten mitarbeiter.

fluglotsen werden zum beispiel nach nicht allzu langen zeitintervallen in eine pause geschickt. vorher mussten sie konzentriert multitasken. wenn keine pausen eingelegt werden, ist die gefahr von fehlern zu groß. da wir aber nicht alle flugzeugabstürze verursachen, sind wir oft auch nicht mehr bereit (und fähig) pausen einzulegen. auch dieses phänomen wird der verführungsmacht der neuen medien zugeschrieben. wie wenn wir geräten hilflos ausgeliefert wären und uns nicht mehr zu ihnen verhalten können.

gelinde geschrieben ist das quatsch. wir können uns auch zu anderen menschen verhalten, die uns nerven. wir können sie stehen lassen, ihnen ausweichen oder ihnen sagen, sie sollten jetzt einfach mal die klappe halten. doch anscheinend fällt uns dies leichter, als einen computer auszuschalten und das internet zu verlassen.

wer ständig in habacht-stellung lebt und arbeitet, da jederzeit eine nachricht eintreffen oder ein anruf kommen könnte, der kann irgendwann diesen zustand nur noch schwer verlassen. es fällt von mal zu mal schwerer, seine aufmerksamkeit Weiterlesen

mein computer und ich – eine umgangslehre (20)

geschwindigkeit

ja, manches läuft schneller ab mit dem computer. das macht ihn auch so attraktiv, dass man nicht mehr texte mit der schere und dem klebestift überarbeiten muss, dass man nicht mehr das fünfte mal eine matritze betippen muss, damit man fehlerfreie abzüge machen kann, dass man nicht stundenlang im fotolabor stehen muss, um ein bild zu bearbeiten.

und ja, die kommunikation über den computer und das internet verläuft oft beinahe in echtzeit. doch jede/r kennt die situation, dass mails doch nicht so schnell ankommen, wie die anbieter suggerieren oder die übertragungsrate bei skype das gesprochene sehr zerhackt. eigentlich ist das netz heute schon regelmäßig überfordert, gestört und in manchen regionen überhaupt noch nicht nutzbar. dass vieles so rund läuft, hat nur damit zu tun, dass das web 2.0 die eigentlichen datenübertragungen reduziert hat, dass die komprimierung von dateien ständig voranschreitet und deren größe bei beinahe gleicher qualität geringer ist.

der wichtigste aspekt bei der frage nach der geschwindigkeit der computer ist meiner ansicht nach der autosuggestive oder suggerierte moment. viele menschen stöhnen darüber, dass sich ihr leben beschleunigt und nennen im gleichen atemzug den technischen fortschritt. als lösung sehen sie die distanzierung von der digitalen welt an. und sie wundern sich, dass ihr leben danach auch nicht langsamer wird. also stürzen sie sich auf tipps zum zeitmanagement, zum selbstcoaching und zu mehr gelassenheit, aber irgendwie will das alles nicht so richtig klappen.

der computer ist eigentlich nur ein werkzeug. ein werkzeug, das manche arbeitsschritte vereinfacht und schneller erledigt. die eigentliche geschwindigkeit des alltags entsteht aber aus der form der nutzung des werkzeugs und die krux daran ist ein ganz anderer aspekt. angefangen hat es mit der produktionsform „just-in-time“. es wird alles vorrätig gehalten, um einen differenzierten produktionsprozess jederzeit durchführen zu können, wenn die nachfrage signalisiert wird. das heisst zum beispiel: heute ein buch bestellt und morgen wird es an der haustür ausgeliefert. diese form der logistik und vorratshaltung hat sich inzwischen längst in alle arbeitsbereiche übertragen und im privatleben verankert.

zu „just-in-time“ gehört die verfügbarkeit rund um die uhr. diese verfügbarkeit ist erst mit den modernen kommunikationsmitteln möglich geworden, mit dem computer (und dem handy, das inzwischen ein kleiner computer ist). der computer wird also während der wachphasen in unserem leben am körper getragen, um jederzeit auf anliegen, fragen und aufträge (auch im privaten) reagieren zu können. wer dem nicht folgt, der hat Weiterlesen

liste (02) – zeitfresser

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um „zeitfresser„.

welche dinge hat man in den letzten zwölf monaten verpasst, da keine zeit für sie übrig war? bitte nach abnehmender bedeutung sortieren:

welches waren die größten zeitfresser (also die dingen, denen man ungern so viel zeit zur verfügung stellen wollte) in den letzten zwölf monaten?

das frass die meiste zeit in meinem leben:

fünf strategien, die ich im laufe meines lebens den zeitfressern entgegengesetzt habe, nach effektivität aufgelistet:

schreibaufgabe (32)

wir leben in einer zeit der hochgeschwindigkeit. nicht nur unsere fortbewegung beschleunigt sich (obwohl die eisrinnen und -kanäle auf den bürgersteigen berlins und die daraus resultierenden knochenbrüche gerade eine andere sprache sprechen), sondern auch unsere kommunikation. dem möchte diese schreibaufgabe rechnung tragen. es geht nicht darum einen text schneller zu verfassen, aufzunehmen oder vorzutragen. es geht darum, dass die story, der text an sich beschleunigt ist.

so wäre eine hochgeschwindigkeitsgeschichte zu verfassen, die die leserInnen schwindelig macht. dies kann durch die aneinanderreihung von ereignissen geschehen, durch eine experimentelle sprache, durch die aufforderung bei der lektüre des textes viel mitdenken und selbst ergründen zu müssen oder vielleicht durch einen rasanten dialog geschehen. machen sie sich beim schreiben und die anderen beim lesen atemlos. vergleicht man diese schreibaufgabe mit anderen techniken, dann sollte die geschichte an filme erinnern, bei denen man anschließend aus dem kino kommt und denkt einen parforceritt durch ein ereignis gemacht zu haben. der film erreicht dies zum beispiel durch schnelle, harte schnitte oder eine folgende, unruhige kamera. versuchen sie ähnliches für das schreiben zu finden.

und wenn sie dann erschöpft vor ihrem schreibgerät sitzen, dann können sie sich überlegen, wie man einen entschleunigten text gestalten könnte oder wie hochdruck in die literatur kommen kann. vielleicht lässt sich auch ein kontrast zwischen all diesen extremen in einer geschichte herstellen. die leserInnen werden es ihnen danken 😮

web 2.39 – fourhourworkweek.com

entschleunigung, prokrastination oder müßiggang, all dies sind versuche, das leben langsamer und intensiver zu machen. es geht darum sich „zeit“ leisten zu können, die gewichtung an den eigenen bedürfnissen auszurichten und das wirklich wichtige im leben zu tun. immer wieder werden diese versuche und überlegungen kombiniert mit dem versuch, trotzdem erfolg zu haben. es stellt sich immer die frage, um was für einen erfolg es dabei geht.

tim ferriss ist einer der vertreter, der mit seinem buch „the 4-hour-week“ großen erfolg in den usa und vor allen dingen im silicon valley hat. auf ihn aufmerksam wurde ich über seinen vortrag bei http://www.ted.com . das buch „die 4-stunden-woche“ gibt es inzwischen auch in deutschland, ich habe es aber noch nicht gelesen. dagegen aber seinen blog gefunden. „the blog of tim ferriss – experiments in lifestyle design„, zu finden unter: http://www.fourhourworkweek.com/blog/ .

und es scheint interessant. denn so schlicht die botschaft scheint, die eigene furcht als antrieb zu verwenden und sich dem zuzuwenden, das einen interessiert, unkonventionell zu lernen, ein angemessenes zeitmanagement für die wirklich wichtigen dinge im leben zu finden und davon auszugehen, alles lernen zu können, ist ein experiment. ein immer wieder lohnenswertes, obwohl man nie vorhersehen kann, wo es einen hinführt. manchmal wünscht man sich etwas weniger orientierung an einem leistungsprinzip und noch mehr orientierung am spaß. denn die vorstellung, dass lernen spaß machen kann und deshalb auch nicht so schwer fällt, wie es immer vermittelt wird, orientiert sich auch stark an den subjektiven wissensbedürfnissen. geht es doch um die erweiterung der verfügung über die eigenen lebensbedingungen.

also, ein anregender blog, der zum nachdenken animiert und ideen liefern kann für die eigenen interessen.

„dinge geregelt kriegen – ohne einen funken selbstdisziplin“ – ein buchtipp

ratgeber heißen deshalb ratgeber, da einem geraten wird, sie doch einmal zu lesen. so wurde mir dieses buch von verschiedenen seiten als ein amüsantes und hilfreiches ans herz gelegt. eigentlich mag ich keine ratgeber, doch der titel machte neugierig. kurzes blättern im inhaltsverzeichnis und die namen der autorInnen: kathrin passig und sascha lobo (mitherausgeber der grimme-preis-homepage „riesenmaschine.de“), führten zum kauf des werkes.

und ich muss schreiben, es macht spaß, das buch zu lesen. es ist witzig formuliert und widmet sich der „prokastination“, dem verschieben und aufschieben von wichtigen und weniger wichtigen dingen, die zu erledigen sind. kurz zusammengefasst, das buch empfiehlt das sinnvolle aufschieben und stellt viele alltägliche selbstdisziplinierungen in frage.

zu beginn grenzen sich die autorInnen ein wenig von den büchern und lebensstilen der entschleunigung und des downshifting ab. letztendlich führen aber etliche tipps, die sie für die leserInnen bereithalten, wahrscheinlich genau dazu. in ihren überlegungen greifen sie viele praktische lebensumstände auf und mausern sich teils zu einem anti-ratgeber-buch, wenn man den markt der ganzen selbstdisziplinierungs- und zeitmanagement-werke damit vergleicht. das macht das buch so wertvoll. es soll kein durch und durch gesellschaftskritisches buch sein. eigentlich schade, denn vor allen dingen die erste hälfte kommt dem schon sehr nahe. doch dann bei den fragen der alltagsbewältigung tauchen mir persönlich zu viele tipps auf, die doch wieder zum, zwar mit geringerem aufwand, funktionieren verhelfen sollen.

aber es lohnt sich für alle menschen, die sich überfordert fühlen und immer wieder dinge aufschieben, einen blick hineinzuwerfen. und man hat viel zu lachen bei der lektüre. das buch „dinge geregelt kriegen – ohne einen funken selbstdisziplin“ ist 2008 bei rowohlt berlin erschienen. ISBN 978-3-87134-619-4. die homepage zum buch lautet: http://www.prokrastination.com

kreatives schreiben und zeitbeschränkung

 

eigentlich bin ich ein freund der entschleunigung und halte nichts von unnötigem zeitdruck im alltag. es ist sinnvoll, sich für die dinge, die einem am herzen liegen, auch entsprechend zeit zu nehmen. nun gibt es aber beim kreativen schreiben viele schreibanregungen und schreibaufgaben, die auf einer klaren zeitbeschränkung basieren und erst einmal bei den schreibenden das gefühl hinterlassen, durch die kreative phase gehetzt zu werden.

alle ehemalige teilnehmerInnen von schreibgruppen kennen wahrscheinlich das gefühl, dass sie gerade noch viele ideen auf das papier bringen wollen und schon tönt es durch den raum, dass man in der nächsten minute mit dem schreiben fertig werden solle. man schafft es nicht mehr, in der verbleibenden zeit die wichtigen gedanken unterzubringen und denkt, der text sei unvollständig. doch es gibt das gleiche auch in entgegengesetzter richtung. beim verfassen eines textes zu hause besteht alle zeit der welt, doch es will sich kein ende finden. bei jedem nochmaligen lesen erscheint der text unfertig, wird erweitert, wird immer größer und scheint einem über den kopf zu wachsen.

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kreatives schreiben und visuelle medien

was regt die kreativität an? das können verbale oder schriftliche schreibanregungen sein. es können aber ebenso visuelle reize wie fotografien und gemälde sein. doch heute ist eine änderung im ausdruck zu verzeichnen. manche sprechen schon von einer schreibenden und redenden vergangenheit zu einer visuellen zukunft. lesen ist auch visuell, doch die audiovisuellen medien sind auf dem vormarsch.

das fernsehen existiert schon länger, doch es wird inzwischen noch ergänzt von den angeboten im internet. ob das der zuwachs bei youtube oder flickr ist, die verlagerung des fernsehens ins internet oder die ganzen flash-animationen sind, bewegte bilder mit ton sind weiter auf dem vormarsch.

eine folge ist die abnahme der werbung in den printmedien und eine verlagerung ins internet. es wird stärker mit bewegten bildern und lettern gearbeitet. das kann vom versuch, einen kreativen ausdruck zu finden nicht ganz getrennt werden. das kreative schreiben wird dadurch langsam zum gegenpol, zur gegenbewegung. es stellt die ruhige, ungeschnittene kreative alternative dar. so wie es eine bewegung zum low living, zur entschleunigung gibt, die sich nicht mehr der beständigen beschleunigung von kommunikation und information unterwerfen will, so lebt das kreative schreiben von zeiträumen, die einer einzigen tätigkeit gewidmet sind.

kreatives schreiben kann eine erholungsphase in einer welt des multitasking darstellen, die verstärkt geschätzt wird. sowohl das schreiben als auch das vortragen der texte kann nicht verbunden werden mit telefonieren am handy oder dem zwischenzeitlichen blick auf den fernseher. man ist „gezwungen“ sich auf eines zu konzentrieren. einzig musik kann noch den schreibprozess untermalen.

und doch können visuelle medien eine anregung für das kreative schreiben darstellen. was hier schon anhand von fotografien aufgezeigt wurde, lässt sich erweitern auf kleine spots, videofilme oder kurzfilme. all dies kann auch in einer schreibgruppe anregung sein, wie ein gemälde oder der alltag. die moderne literatur versucht sich teilweise auch in der kurzen sprache, ähnlich dem hiphop oder der kurz-kurz-geschichte, aber das bleiben einzelne versuche, da der intensive ausdruck doch meist den aufbau der spannung benötigt, also mehr text. vielleicht sollte sich das kreative schreiben dieser stärke vermehrt bewusst werden, einen keil in die hektik zu treiben.

kreatives lesen

es gibt manchmal einfach gute ideen, die viel zu selten vorkommen und doch viel beachtung verdienen. eine idee zur entschleunigung des lebens kommt aus graz. wie im vorigen text schon aufgezeigt, wird unglaublich viel geschrieben, aber es drängt sich die frage auf, wer dies liest. und heute drängt sich vor allen dingen die frage auf, wer hat überhaupt noch die zeit dazu, das alles zu lesen? im zeitalter der beschleunigten kommunikation, des just-in-time-lebens und der dicken terminplaner, entsteht bei vielen menschen selten eine ruhepause. doch die ist notwendig, um genußvolles lesen zu ermöglichen.

das feuilletonmagazin „schreibkraft“ aus graz hat nun ein stipendium für leserInnen ausgelobt. (siehe: http://schreibkraft.adm.at/aktuelles/ ) sonst sind es oft schreiberInnen, die über ein stipendium einen anderen ort aufsuchen und dort für eine gewissen zeit (z.b. als stadtschreiberInnen) leben dürfen. dieses mal dürfen das die konsumentInnen des geschriebenen. sie müssen im vorfeld eine liste mit 10 büchern, wovon etliche aus kleinen verlagen kommen sollten einreichen und eine person wird benannt, die einen längeren aufenthalt in graz gesponsert bekommen und aufgerufen sind, zu lesen. oh süßer traum der zeit, die einem ausschließlich für das lesen zur verfügung steht. allein die idee, sich dem alltag zu entziehen und dem lesen zu widmen scheint beinahe so schön, wie sich dem alltag zu entziehen und dem schreiben zu widmen. und sie kommt viel zu selten vor. denn der jahresurlaub soll natürlich auch für andere dinge genutzt werden. es wäre vorzuschlagen, dass jede größere buchhandlung einmal im jahr so ein lesestipendium vergibt, das nur von menschen wahrgenommen werden kann, die nicht ortsansässig sind. aber vielleicht sollte man bis dahin einfach in den terminplaner feste zeiten für das lesen reservieren, die nicht von anderen verpflichtungen eingeschränkt werden können.

kreatives schreiben und stress

 

eine der häufigsten begründungen, weshalb menschen keine texte und geschichten schreiben, obwohl sie lust dazu hätten, ist, dass sie nie genug zur ruhe gekommen seien, um sich hinzusetzen und zu schreiben. stress ist eine oft gebrauchte ausrede dafür, nicht das gemacht zu haben, das einem gefällt. es wäre eher zu fragen, weshalb so viele menschen dinge machen, die gar nicht ihren bedürfnissen entsprechen? aber das ist eine eher psychologisch-gesellschaftstheoretische frage.

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entschleunigung, slowdown und downshifting

die welt ist komplex. die zeit ist knapp. zeit ist geld und die kommunikation wird immer komplexer. wir menschen fühlen uns gestresst und überfordert. auch das privatleben wird inzwischen zu einer einzigen batterie an zeitmanagement-strategien. seit etlichen jahren gibt es eine gegenbewegung.

es gibt den versuch, sich die bewusste verfügung über die eigene zeit wieder anzueignen. man möchte sich, wie in „momo“ von michael ende, die zeit nicht mehr von den grauen herren stehlen lassen. man möchte wieder herr und frau der lage sein. es gibt inzwischen zeitphilosophische überlegungen und „simplify your live“-gruppen, die versuchen dem druck der beschleunigung standzuhalten. denn rasen ist eine geforderte verhaltensweise. widerstand bedeutet schon, nicht jederzeit ans telefon zu gehen oder nicht auf jede mail innerhalb von zehn minuten zu reagieren.

aber das ist leichter gesagt als getan. dabei ist der takt unseres lebens und unserer maschinen unser eigenes produkt. der natürliche rhythmus ist ein langwieriger, in unseren augen schon beinahe langsamer. wir haben in diesen rhythmus unsere tagesabläufe oder jahresplanungen gepackt und versuchen sie abzuhaken. würde uns wirklich etwas passieren, würden wir bestraft werden, wenn wir einen schritt langsamer gehen und einen termin weniger wahrnehmen?

kommt auf die lebensumstände und den job an. zeit ist inzwischen zu luxus geworden. wer geld hat, kann sich auch auszeiten leisten. wer es nicht hat, muss nach akkorden folgen.

die gegenbewegung macht sich inzwischen auch im internet bemerkbar. hier nur eine zeitphilosophische linksammlung: http://www.philosophers-today.com/whats-going-on/fachgebiet/zeit.html , wovon der interessanteste, der der „vereins zur verzögerung der zeit“ leider momentan nicht funktioniert. es ist nicht herauszufinden, woran das liegt. und ein ableger der simplify-bewegung hier: http://www.simpleliving.de/ . noch nicht ganz geklärt ist die frage, inwieweit entschleunigung und vereinfachung mit askese einhergehen müssen. warum nicht auch in saus und braus die zeit verschwenden?

biografisches schreiben und entschleunigung

 

nach dem schreibwochenende im letzten post bietet sich jetzt noch die biografie-klausur an. wer sich seiner lebensgeschichte stellen möchte, kommt gar nicht darum herum, dies häppchenweise zu machen. denn hier ist meist recherche vonnöten. muss doch erst einmal geschaut werden, was man noch an zeitzeugnissen finden kann. oder vielleicht noch einmal seine heimat besuchen, um ein gefühl für die vergangenheit zu bekommen.

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kreatives schreiben und entschleunigung

 

es ist hektisch, überall ist es hektisch. menschen haben termine, sind an den wochenenden schon voll „ausgebucht“ und auch in den nächsten wochen wird es nicht besser. was da alles unter einen hut zu bringen ist, das glaubt keiner. selbst die kleinen laufen schon mit einem terminkalender durch die gegend um die verpflichtungen koordiniert zu bekommen. auch die freizeit scheint inzwischen gut terminiert.

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