Schlagwort-Archive: ernährung

schreibidee (379)

cool ist es dort auf alle fälle, aber nicht unbedingt gefühllos. man kann die tür öffnen und es zeigt sich ein lebensstil einer person oder von mehreren personen. man kann die tür öffnen und man weiß, ob das leben genossen wird oder eher spartanische stimmung herrscht. und schliesst man die tür wieder, dann kann man nur darüber spekulieren, was im inneren geschieht. dies ist eine schreibanregung zu „kühlschrank-geschichten“.

praktisch wäre es, wenn es in den räumen, in denen sich die schreibgruppe trifft, einen kühlschrank gibt. vor dem können sich die schreibgruppenteilnehmerInnen versammeln und als einstieg ihre gedanken notieren, wenn der kühlschrank geöffnet wird und der inhalt sichtbar wird. alternativ dazu können die teilnehmerInnen aufgefordert werden, vor dem schreibgruppentreffen die assoziationen zu ihrem eigenen kühlschrankinhalt zu notieren. noch interessanter würde es, wenn alle eine fotografie von ihrem geöffneten kühlschrank mitbringen könnten. oder man besucht freunde und bekannte und fragt sie, ob man einmal vor ihrem kühlschrank assoziieren darf. aus diesen assoziationen soll ein elfchen und ein haiku geschrieben werden. beide kurztexte werden in der schreibgruppe vorgetragen.

im nächten schritt wird systematisch vorgegangen. da nicht alle kühlschränke identisch konzipiert sind, konzentriert sich die schreibgruppe auf das minimum. als erstes wird die oberste ablagefläche genau betrachtet (was befindet sich dort? wie voll oder leer ist sie?…), gedanken und assoziationen werden notiert. anschließend wird eine kurzer text (für den es keine vorschriften gibt, er sollte nur nicht länger als zwei seiten sein) geschrieben. nun wird die zweite ablagefläche des kühlschranks in den blick genommen. abermals sollte ein text entstehen. dies kann man noch für das gemüsefach und die innenseite der tür wiederholen. die kurzen texte werden anschließend ohne feedbackrunde in der schreibgruppe vorgetragen. interessanter wird das ganze, wenn fotos gemacht werden. denn dann können die kühlschrankinhalte untereinander ausgetauscht werden und die vorlagen sind nicht so vertraut.

zum abschluss wird nun eine handlung in den kühlschrank verlegt (alternativ kann man auch den kühlschrank zum hauptprotagonisten einer geschichte machen). aber es ist sicherlich anregender, sich zu überlegen, was im kühlschrank alles passiert, wenn die tür geschlossen ist. die lebensmittel können sich unterhalten, der schimmelpilz attacken vorbereiten, das gemüse kann frieren und vieles mehr. natürlich kann man diese geschichten auch mit der nutzung des kühlschranks kombinieren. dabei treten die bewohner in kontakt mit der außenwelt. was geschieht? wie reagieren alle, wenn das licht angeht? was passiert, wenn lebensmittel voneinander getrennt werden und jemand nicht zurückkehrt? der kühlschrank als tägliches drama im kleinen 😉 die geschichten werden in der schreibgruppe vorgetragen und es findet eine ausführliche feedbackrunde statt.

hat die schreibgruppe lust auf psychospiele (dies ist immer mit vorsicht zu genießen), kann man ganz zum schluss das spiel spielen: zeig mir den inhalt deines kühlschranks und ich sage dir, wer du bist.

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wortklauberei (106)

„food-magazin“ – „ernährungspartner“

eigentlich ist der ablauf seit der erfindung des feuers identisch: erst einkaufen oder jagen, dann das gekaufte und gejagte zubereiten und danach allein oder mit anderen essen und verspeisen. im verlauf der jahrtausende hat sich aber die form der zubereitung und die form der kommunikation untereinander verändert. doch anscheinend verschwimmen langsam die grenzen, zumindest sprachlich, zwischen den feldern „kaufen – kochen – essen“.

da wird die zeitschrift „essen & trinken“ zum food-magazin (ich kann mich nicht erwehren, ich denke bei „food“ immer an „futter“) und der lebensmittelhändler „rewe“ wird zum ernährungspartner bei der fussball-em. was bedeutet das für unsere gespräch?

„hast du lust, gemeinsam unser food zu zu bereiten?“
„au ja, ich bin dabei. welches food wollen wir den zubereiten?“
„ich weiß noch nicht genau. ich schau noch mal schnell in mein food-magazin.“
„am besten entscheidest du dieses mal. und wenn du weisst, was wir machen, dann ruf mich noch mal an. sag mir was ich mitbringen soll. werd dann auf dem weg zu dir noch schnell bei meinem ernährungspartner und discount vorbeifahren und alles einkaufen.“
„ok, so machen wir das.“

die beiden, die da gemeinsam kochen wollen, sind eigentlich auch ernährungspartner. hier ist das partnerschaftliche noch zu verstehen. doch worin besteht die partnerschaft zwischen mir und rewe? wahrscheinlich gibt es keine – da ich für einen handel bezahlen werde. ernährungspartner könnte ein begriff sein, der nur verwendet wird, wenn nicht bezahlt werden muss. so liefert rewe die lebensmittel für die fussballnationalmannschaft wahrscheinlich für lau.

und bei „food“ muss ich dann doch immer wieder an science-fiction denken. mir geht der satz „soylent green ist menschenfleisch“ aus dem film „soylent green“ nicht aus dem sinn. hatte auch irgendetwas mit food-ernährungspartnerschaft zu tun.

wortklauberei (100)

„fettstufe“

da der wahnsinn um kohlehydrate und fettstufen erst so richtig beginnt, greife ich zurück auf altes, bekanntes und lyrik, um dem begriff „fettstufe“ ein angemessenes gewand zu geben (in anlehnung an hermann hesse):

(fett-)stufen

wie jede butterblume welkt und jede jugend
dem alter weicht, blüht jede fett´ge stufe
blüht jedes diät-reif auch und jede tugend
zu ihrer zeit und darf nicht ewig dauern.
es muss das herz bei jedem fetten rufe
bereit zum abschied sein und neubeginne,
um sich in tapferkeit und ohne trauern
in andre, neue ernährung zu geben.
und jedem anfang wohnt ein zauber inne,
der uns verdickt und der uns hilft, zu fetten.

wir sollen heiter raum um raum durchschreiten,
an keinem wie an einer pommes hängen,
der schmalzgeist will nicht fesseln uns und engen,
er will uns stuf´ um stufe heben, weiten.
kaum sind wir heimisch einer geschmacksweise
und traulich eingewohnt, so droht erschlaffen,
nur wer bereit zum nachtisch ist und reise,
mag lähmender gewöhnung sich entraffen.

es wird vielleicht auch noch die todesstunde
uns neuem essen jung entgegen senden,
des fettes ruf an uns wird niemals enden …
wohlan denn, herz, nimm abschied und infarkte!

schreibidee (339)

ohne ernährung verhungern wir. richtige ernährung scheint ein riesiges thema zu sein. aber letztendlich sollte man einfach das essen, was einem schmeckt, erst das ständige nachdenken über ernährung macht einen so unsicher beim essen. und eines unserer wichtigsten nahrungsmittel ist die milch mit ihren ganzen folgeprodukten. darum eine schreibanregung zu „milchprodukt-geschichten“.

fangen wir da an, wo die milch herkommt: von der kuh. alle schreibgruppenteilnehmerInnen mögen eine kurze geschichte (maximal drei seiten) aus dem leben einer kuh schreiben. die geschichten werden anschließend in der gruppe vorgetragen, es findet aber keine feedbackrunde statt.

nun kann die schreibgruppenleitung eine kleine auswahl an milchprodukten zur verkostung anbieten, z.b. kefir, käse, sahnejoghurt, frischkäse, sauermilch, butter (mit brot) oder kräuterquark. die auswahl scheint unbegrenzt, weshalb die gruppenteilnehmerInnen am flipchart alle milchprodukte notieren, die ihnen einfallen. nun wählen sie sich ein milchprodukt aus und schreiben auch zu diesem produkt eine kurze geschichte von maximal drei seiten. die geschichten werden ebenso ohne feedbackrunde vorgetragen.

als auflockerung wird eine kurze schreibübung eingeschoben. zu der aussage „alles käse!“ soll ein gedicht von maximal zwei mal vier zeilen geschrieben werden. die gedichte werden vorgetragen.

nun geht es daran, eine längere geschichte zu verfassen. dazu werden die schreibgruppenteilnehmerInnen aufgefordert eine 30-wort-assoziation zum begriff „quark“ durchzuführen und anschließend einen text zu schreiben. die einzige vorgabe für den text ist, dass ein milchprodukt in der geschichte eine zentrale rolle spielen sollte (es muss nicht der „quark“ sein). im anschluss werden die texte vorgetragen und es findet eine feedbackrunde statt.

zum abschluss kann gemütlich gemeinsam eine käseplatte verspeist werden.

alle schreibideen aus dem schreibschrift-blog finden sich gebündelt in einem eigenen blog: http://schreibideen.schreibboutique.de .

biografisches schreiben und essen

essen beschäftigt uns in zweierlei hinsicht. zum einen dient es dazu, unsere grundversorgung aufrecht zu erhalten, zum anderen ist essen ausdruck des genusses, unserer vorlieben oder auch unserer psychischen probleme. am essen entzünden sich viele aktuelle lebensgefühle.

so kann die betrachtung des eigenen essverhaltens beim biografischen schreiben einen einblick in die eigene seelenlandschaft geben. am eindrücklichsten in diesem zusammenhang sind natürlich die essstörungen. sie drücken etwas aus, das einem selber in diesem moment oft gar nicht bewusst ist. wer zum beispiel im laufe seiner lebensgeschichte einmal an einer essstörung gelitten hat, kann sich noch sehr genau an diese zeit erinnern, weiß, wie er sie überwunden hat und hat sich in dieser zeit sicherlich intensiv mit sich selber auseinandergesetzt.

oder erinnern sie sich an die fresswelle in den 50er jahren, die gesellschaftliche bewegung als ausdruck der überwundenen hungerzeiten? dann das aufkommen von „exotischen“ gerichten wie spaghetti oder toast hawaii. und heute an den überbordenden luxus einer extremen auswahl an lebensmitteln, die schon dekadente züge annimmt. dazwischen noch die fastfood-ernährung, die manche von uns vor allen dingen in den jungen jahren zelebrierten.

werfen sie doch einfach mal einen blick auf den speiseplan ihres lebens Weiterlesen

wortklauberei (18)

„kinderleicht-regionen“

es ist schwer, im wahrsten sinne des wortes, sich vorzustellen, was „kinderleicht-regionen“ sein könnten. als erstes kommt man auf die idee, dass es in schulbüchern abschnitte gibt, die als kinderleicht-regionen bezeichnet werden. dann fragt man sich, ob es sich um regionen in deutschland handelt, die in der pisa-studie am besten abgeschlossen haben. nichts dergleichen ist der fall.

also schaut man sich seinen computer an und fragt sich, ob es kleine programme sind, die keine großen computerkenntnisse voraussetzen. oder es könnten die angebote des web 2.0 mit ihrer blog- und bild-verwaltungssoftware sein. doch auch der binäre code hat nichts mit kinderleicht-regionen zu tun.

also einen blick ins impressum der broschüre, die der tv-zeitung eingeheftet war, werfen. herausgeber ist das bundesministerium für ernährung, landwirtschaft und verbraucherschutz. da kommt man auf dumme gedanken, wenn man von den regionen hört. wie wäre es mit gebieten, in denen die meisten essstörungen auftreten, also magersüchtige überdurchschnittlich oft vertreten sind. oder vielleicht die möglichkeit, dass es sich um regionen handelt, in denen es kinderleicht ist, die zutaten von lebensmitteln zu entziffern, die auf den packungen stehen.

naja, und irgendwann kommt man natürlich auf die idee, dass es sich wohl um gegenden handelt, die sich bemühen, übergewichtige kinder zu verhindern (was nicht unbedingt vor essstörungen schützt). hier macht ein ministerium etwas, das eigentlich aufgabe, des gesundheitsministeriums ist. doch das nur am rande, wer diesen titel verbrochen hat, steigerte das ganze nur noch mit dem titel der homepage http://www.besseressenmehrbewegen.de . und diese wortverbrechen nur um dicke und fette kinder regional zu verhindern, ist doch „kinderleicht“ 😳

biografisches schreiben und essen

der zusammenhang zwischen der eigenen lebensgeschichte und der ernährung erscheint erst einmal seltsam. was haben die eigenen speise-vorlieben in einer biografie zu suchen?

sie bilden zum einen die eigenen möglichkeiten der versorgung ab. beinahe alle menschen, die kriegszeiten miterlebt haben, erzählen im nachhinein geschichten, welche anstrengungen zur eigenen versorgung, vor allen dingen nach dem krieg, unternommen werden mussten, um sich ernähren zu können. plötzlich tritt ein vitales bedürfnis in den vordergrund, das in unseren gesellschaften als gesichert gilt. ebenso geht es menschen, die von hartz vier oder anderen staatlichen unterstützungen leben müssen. am ende des monats fehlt das geld für eine angemessene ernährung. der mangel wird bestimmend für das eigene leben.

ebenso kann der überfluss eine immer größere rolle spielen, wenn sich in bestimmten gesellschaftlichen kreisen, die freizeit nur noch um die gestaltung der angemessenen einladung mit auf hohem niveau selbstgekochtem dreht und die abendunterhaltung sich vor allen dingen um die bezugsquellen bestimmter zutaten dreht. aber auch von bekannten persönlichkeiten interessieren die gerichte, die sie gern gegessen haben. so wissen wir von helmut kohls saumagen von gerhard schröders currywurst und in berlin wird im brechtkeller gekocht, was helene weigel auf den tisch brachte.

das essen ist meist ein abbild unserer lebenssituation und nicht zu unterschätzen beim blick auf unsere eigene lebensgeschichte. meist stellt es nur eine zierde des verfassten dar, rundet aber das bild der lebensumstände ab. außerdem spielt es eine wesentliche rolle beim aufbau sozialer kontakte, die sich im laufe des eigenen lebens ergeben. da kann es hilfreich sein, zu notieren, welches gericht das liebste war, wozu gäste eingeladen wurden oder wie traditionell weihnachten in der familie verbracht wurde. oder man notiert abseits der biografie noch in ein büchlein die rezepte, die in der familie weitergegeben wurden. denn etliches der überlieferten zubereitungen findet sich in keinem kochbuch.