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biografisches schreiben und auto

autos haben bei uns anscheinend eine große bedeutung. auch wenn sich mir diese bedeutung bis heute nicht vollständig erschließt, möchte ich sie hier nicht in abrede stellen. für manch einen ist es schon aus beruflichen gründen ein rollendes wohnzimmer. man kann sich, auch wenn es windschutzscheiben gibt, darin zurückziehen und durch die karosserie von der umwelt distanzieren.

daneben sind autos für viele menschen statussymbole. man drückt sich über sein auto nach außen aus. es ist bei uns eher verpönt, seinen status anderen menschen zu zeigen, die einkommensverhältnisse offen zu legen. das auto ist eine der wenigen möglichkeiten, über die menschen signalisieren, dass sie wohlhabend sind (obwohl es sicherlich eine menge nobelkarosserien gibt, die über pump finanziert sind).

wenn man diese beiden aspekte in bezug auf das biografische schreiben betrachtet, dann hat zum beispiel das erste auto im leben eine wichtige funktion für die zunehmende unabhängigkeit des einzelnen. also schauen sie sich genau an: wann hatten sie ihr erste auto? was bedeutete dies für sie? wohin sind sie damit gefahren? welche reisen machten sie mit ihren autos? was haben sie in ihren autos erlebt? hätten sie diese dinge auch ohne ihr auto erlebt?

man kann noch einen schritt weiter gehen. man kann auf einer zeitlinie parallel eintragen, was sich im leben veränderte und welche autos man zu dieser zeit fuhr. denn partnerschaften, kinder oder jobs haben meist Weiterlesen

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schnickschnack (73)

es ist kein geheimnis, dass die fortbewegung in großstädten mit dem auto schnell zur qual ausarten kann. zum beispiel in berlin mitte in den letzten und nächsten wochen, wenn diverse großveranstaltungen, bauerndemonstrationen und staatsbesuche, die halbe innenstadt blockieren. um schnell von a nach b zu kommen, wird inzwischen gern auf das fahrrad zurückgegriffen.

diese erkenntnis ist schon lang in ein geschäft umgewandelt worden. die kurierdienste greifen gern auf fahrradkurriere zurück, wenn kleinere waren oder unterlagen innerhalb der stadt schnell transportiert werden müssen. die fahrradkurriere fallen durch ungebremste beweglich zwischen autos, motorrädern und touristischen radfahrern auf. manch einer hat überhaupt keine bremsen an seinem vehikel. ihre fortbewegung hat schon beinahe artistisches an sich.

da verwundert es nicht, dass es seit über zehn jahren länderübergreifende meisterschaften der fahrradkurriere gibt. an diesem wochenende in berlin (neben dem karneval der kulturen, siehe: http://www.karneval-berlin.de/de/  ) finden die europameisterschaften der fahrradkurriere statt. wer mehr infos haben oder daran teilnehmen möchte, findet dies unter: http://www.ecmc2009.com . bei der meisterschaft kann man informationen für seinen fahrrad-kurrier-roman sammeln oder anschließend beim karneval der kulturen personenstudien betreiben.

nabelschau (11)

ich will mein fahrrad abwracken. es gibt menschen in dieser gesellschaft, die ihre mobilität mit dem öpnv (öffentlicher personennahverkehr) und dem fahrrad erlangen. sie haben sich schon vor jahrzehnten überlegt, dass es in dieser gesellschaft zu viele autos gibt und dass sich der großteil der zurückzulegenden wege auch so bewerkstelligen lassen. diese menschen haben die arschkarte gezogen.

schon früher bei der pendlerpauschale konnten man sein fahrrad nicht berücksichtigen. das änderte sich zum glück vor geraumer zeit ein wenig. auch steuerlich lässt sich ein dienstfahrrad immer noch nicht geltend machen, war es doch die persönliche entscheidung auf ein auto zu verzichten. und jetzt wieder. die autoindustrie, die beständig daran gearbeitet hat, das sparsame auto nicht zu produzieren, obwohl dies technisch längst möglich ist, soll auf teufel komm raus gestützt werden.

die gesellschaft hat unsummen in den ausbau ihrer autobahnen und straßen gesteckt und behandelte den nahverkehr immer äußerst stiefmütterlich. die konsequenz: der nahverkehr erscheint für viele immer noch nicht attraktiv, da allein die anschlüsse einen gehörigen mehraufwand an zeit benötigen. ähnlich sieht es mit der bahn aus, die lieber nebenstrecken schloss, und den verkehr auf busse verlagerte, als ein attraktives angebot zu machen. dies fiel übrigens nicht vom himmel, sondern war politisch gewünscht. denn der aufsichtsrat der bahn ist von der bundespolitik getragen, wie man gerade feststellen konnte.

und so gibt es für ein neues auto geldgeschenke, also subventionen, die ich mit bezahle. doch wenn mein fahrrad durch häufigen gebrauch das zeitige segnet, dann muss ich dies vollständig selbst finanzieren. die ökobilanz des fahrrads wird nicht honoriert, die schlechte ökobilanz der einzelfahrerInnen wird noch unterstützt. skurril bei den zu erwartenden ökologischen folgen. aber versuchen sie mal, eine abwrackprämie für ihr fahrrad zu bekommen. obwohl diese industrie sicher auch unterstützung gebrauchen könnte.