Schlagwort-Archive: flucht

realitätsflucht als alternative zur steten beschleunigung

und noch eine schöne homepage: die seite zur zeitschrift „new escapologist“ mit dem untertitel „or: googbye to all that!“. es ist also eine zeitung und eine homepage für realitätsflüchter, oder wie es in der selbstbeschreibung steht: so zu leben, wie man möchte, abseits des stress, der depression, der bürokratie, des lärms usw.. auch diese zeit lebt in dem zwiespalt, die modernen medien und ihre geschwindigkeit für die distanzierung von diesen medien zu verwenden.

doch die inhalte sind alles andere als weltfremd, sie sind eher geschmackssache oder eine haltungsfrage. stellt für einen selber die weltflucht eine alternative zu den gesellschaftlichen anforderungen dar? der wunsch dazu ist bei vielen vorhanden. also kann diese seite anregungen geben, einen austausch fördern und vielleicht die eine oder andere alternative aufzeigen.

viele links, viele ideen und auch eine zeitschrift, die sich mit alternativen möglichkeiten zur beschleunigung unseres lebens auseinandersetzt. auffallend ist es, dass der diskurs um die beschleunigung und die entwicklung von alternativkonzepten anscheinend schwerpunktmäßig in großbritannien stattfindet.

die homepage findet man unter: http://newescapologist.co.uk

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schreibberatung und wohnen

neben vielen emotionalen und mentalen aspekten spielt bei der schreibberatung oft noch etwas anderes eine große rolle: das wohnen, die wohnung, der schreibtisch, um es einmal verkürzt darzustellen. und um es auf einen nenner zu bringen: es lenkt zu viel ab.

das fängt bei lebensgefährtInnen an, die immer wieder den schreibfluss unterbrechen oder beschränken, geht über kinder, die nicht verstehen, warum sie in nächster zeit leiser spielen sollten, bis zu dem standort des schreibtischs, der zu zentral platziert ist. gründe für ablenkungen kann es viele geben. hier eine kleine einteilung verschiedener faktoren mit vorschlägen zur veränderung:

  • mitmenschen: ob partnerInnen, kinder, verwandte oder bekannte – kommunizieren sie offen, wann ihre schreibzeiten sind, ab wann sie sich gestört fühlen und weshalb sie konzentriert arbeiten müssen.
  • andere lebenwesen: (haus)tiere, pflanzen, garten oder außerirdische – reduzieren sie hemmungslos ihre zuwendungen, wenn ihnen die zeit für das schreiben knapp wird. einzig beachtenswert, die tiere sollten nicht verhungern, die pflanzen nicht vertrocknen und die außerirdischen sich nicht aus dem staub machen. alles andere sei egal: ein garten darf einmal ein jahr lang voller unkraut sein und außerirdische dürfen sich langweilen 😉
  • standort: ihr schreibtisch sollte sich an einem ort befinden, an dem sie zum einen ungestört arbeiten können, zum anderen aber alles in reichweite haben, das sie auch noch benötigen. dazu gehören zum beispiel: getränk, essen, musik, notwendige literatur, computer, telefon und ähnliches.
  • lärm: lärm stresst zusätzlich. versuchen sie, möglichst viele lärmquellen auszuschließen – ob es nun nachbarn, maschinen, verkehr oder mitbewohner (s.o.) sind, versuchen sie dem lärm auszuweichen oder kommunizieren sie, dass sie sich gestört fühlen.
  • möbel: suchen sie sich sitz- und liegegelegenheiten aus, die für sie bequem sind. versuchen sie sich zwischendurch zu entspannen und begeben sie sich danach wieder in die position, die für sie angenehm ist.
  • schnickschnack: verbannen sie andere ablenkungen vom arbeitsplatz – zum beispiel computerspiele, bildbände, zeitschriften, fernseher, bastelanleitungen oder reinigungsgeräte. damit erschweren sie sich die kleinen fluchten.

sollte das zeitfenster ihres schreibprozesses Weiterlesen

biografisches schreiben und fremde

reisetagebücher sind eigentlich notizen aus der fremde, biografische notizen. reisetagebücher beschreiben meist nicht nur die die fremden landschaften, gesellschaften und gebräuche, sondern ebenso die befindlichkeit der reisenden. oder wie man heute so schön formulieren würde: was macht die reise mit mir?

das biografische schreiben kann verschiedene hintergründe haben, sich der „fremde“ anzunähern, die angenehmste ist sicherlich das reisen. als nächstes kann der freiwillige auslandsaufenthalt entweder während der ausbildung oder aus beruflichen gründen auch noch zur angenehmen seite gezählt werden.

schwieriger wird es da schon bei der „gastarbeit“ oder den wanderarbeiterInnen. denn diese bewegung in die fremde ist selten ganz freiwillig. oft spielt die eigene schlechte finanzielle situation eine rolle, in die fremde zu ziehen. im besten fall halten sich bei der gastarbeit vor- und nachteil die waage. von vorteil ist es sicherlich, wenn eine finanzielle verbesserung mit der fremde einhergeht, von nachteil bleibt es, dass diese verbesserung nur in der fremde zu finden ist.

die weiteren gründe, in die fremde zu gehen, sind negativ zu sehen: flucht, vertreibung, verfolgung, hungersnot oder andere katastrophen vertreiben einen aus dem bekannten lebenszusammenhang. das schmerzt, macht oft hilflos und erschwert den kontakt mit der fremde. die situationen beinhaltet auch, dass es oft kein zurück mehr gibt, im gegensatz zu den reisenden und studierenden. menschen landen an orten, in die sie nie wollten.

das biografische schreiben kann sowohl im rückblick auf die eigene lebensgeschichte die konfrontation mit der „fremde“ und den „fremden“ bearbeiten als auch das arrangement, das man in den situationen trifft, abbilden. so kann die fremde eben auch zur neuen heimat werden und das neue lebensumfeld sehr positiv erlebt werden. das biografische schreiben bietet zumindest etliche techniken, die eigene haltung zu Weiterlesen

web 2.0 und flucht

das web 2.0 ist der ideale ort für die fluchten aus dem alltag. hier bietet sich dem menschen ein buntes allerlei, das rund um die uhr zur verfügung steht und beinahe alle vergnügungen bietet, die man sich vorstellen kann. gestern war in der u-bahn zu lesen, eine untersuchung habe gezeigt, die meiste zeit werde im internet bei „facebook“ und bei „google“ verbracht. es sind die virtuellen netzwerke und suchfunktionen, die einen das leben da draußen gern vergessen lassen können.

viele menschen geben sich von ihrem verhalten her ganz anders, als sie es im alltag machen würden. das kann ein segen sein, nämlich kontakte aufnehmen zu können, die man sich sonst nicht zutraut, es kann aber auch eine flucht sein, nur in der halbanonymen welt so richtig die sau raus lassen zu können. das hat zur folge, dass der besuch des web 2.0 sehr attraktiv, da freier und ungezwungener, erscheint. die sogwirkung solch einer parallelwelt ist nicht zu unterschätzen.

viele menschen berichten, dass sie sich im netz, wenn sie es aufsuchen, verlieren und am computer zu viel zeit verbringen. erst nachdem man das web 2.0 wieder verlassen hat, stellt sich ein ernüchtertes gefühl ein. da lässt sich plötzlich die scheinhaftig der virtuellen kommunikation spüren. es ist für die meisten doch etwas anderes, direkt face-to-face mit einem menschen zu kommunizieren als per mail, im chat oder bei skype. treten im lauf der zeit die virtuellen formen immer mehr in den vordergrund, dann kann dies zu einer flucht des realen sozialen kontakts werden.

studien haben aber auch gezeigt, dass viele der nutzerInnen des web 2.0 die sozialen netzwerke für anschließende reale kontakte verwenden. dass also nicht per se gesagt werden kann, wer viel im internet ist, der hat sich Weiterlesen

kreatives schreiben und flucht

ganze romane und erzählungen berichten von fluchten, ebenso wie filme und historische bücher. die fluchten und völkerwanderungen gehören schon seit je her zu unserer geschichte. alles themen, die nicht unbedingt stoff für die oft heitere stimmung des kreativen schreibens sind. aber es geht im kreativen schreiben ja nicht um ausschließlich lässige themen.

das eigentliche fliehen ist kein sehr interessantes thema für eine geschichte. hier könnte nur beschrieben werden, wie jemand entweder zu fuss oder zum beispiel im auto unterwegs ist. interessant sind die gedanken, die gründe für die flucht und vielfältig sind die geschichten entlang des weges. was geschieht auf dem fluchtweg? wem begegnet man? wer ist bei der flucht dabei? daraus lassen sich geschichten stricken.

beinahe noch interessanter für das kreative schreiben sind nicht die realen fluchten, sondern die emotionalen fluchten. wenn ein mensch anfängt zu verdrängen, etwas nicht mitbekommen möchte, ein geheimnis mit sich herumträgt und niemand anderes weiß davon. dies sind die gewürze einer zwischenmenschlichen geschichte. da weicht der protagonist beständig aus, und sein gegenüber spürt, dass etwas nicht stimmt.

sowohl krimis als auch detektivgeschichten leben von diesen formen der flucht. besonders beliebt ist die amnesie nach einem schock oder einem unfall. die physiologische flucht der gedanken in einem verletzten körper. in beziehungsgeschichten ist es gern die flucht vor der wahrheit, vor den grausamkeiten des Weiterlesen

schreibberatung und flucht

ich möchte hier nicht darüber schreiben, weshalb jemand die schreibberatung fluchtartig verlassen könnte, auch wenn mir manche gründe dazu einfallen. nein, es geht mir um die frage, welche rollen die kleinen oder großen fluchten bei schreibkrisen und schreibblockaden spielen. es geht um die momente, in denen einem so viel anderes einfällt, während man sich eigentlich an eine schreibaufgabe setzen sollte und diese abarbeiten müsste.

da werden fenster geputzt, es wird im internet gesurft, ganz dringend muss man lebensmittel kaufen, obwohl der kühlschrank voll ist, freunde werden angerufen, da man sich so lang nicht mehr gemeldet hatte, dann kommen ein paar einladungen, die man alle gern wahrnimmt, man muss auch die alten zeitungen mal aussortieren und noch vieles mehr. wenn man diese aufgaben nicht jetzt erledigen würde, dann würde man binnen kürzester zeit im chaos versinken. so jedenfalls ist gern die argumentation in der schreibberatung.

schlicht formuliert werden halbbewusst falsche prioritäten gesetzt und dadurch der druck zu lösung der schreibaufgabe ständig erhöht. die fluchten fühlen sich aber nicht gut an. im hinterkopf kreisen die gedanken, dass man eigentlich etwas anderes, wichtigeres machen müsste. und gleich fallen einem wieder 10 ausreden ein, warum nicht gerade jetzt. der gute rat von außen, macht es meist nicht besser. da wird aufgezeigt, dass es nun mal dinge im leben gibt, die man nicht so gern macht, aber wenn man sich nur ein bisschen zusammenreisst, dann klappt das schon. da werden horrorszenarien, die man meist schon selber im kopf hat, ausgemalt und druck erhöht sich beständig.

nebenher ist der mensch auch noch so geschickt, dass er sich mit anderen vergleicht und davon ausgeht, die schaffen das alle ganz leicht, nur man selber kriegt es wieder nicht auf die reihe. außerdem, was hat man schon schriftlich mitzuteilen. die eigenen schreibprodukte zeugen doch eher von schlechter qualität, das forschungsprojekt liefert keine brauchbaren ergebnisse, man hat einen fürchterliche schriftsprache und noch vieles mehr. bei solchen gedanken kann man ja nur die flucht ergreifen und hoffen, dass sich alles von selbst regelt.

der teufelskreis besteht darin, dass das prokrastinieren keinen spaß mehr macht. so lang es einem gut damit geht, spricht nichts gegen „aufschieberitis“. aber sobald man nur noch mit schlechtem gewissen und bauchgrimmen die flucht antritt, lohnt ein blick auf die eigenen denkmuster. die erste frage lautet: wie realistisch ist die eigene einschätzung? flüchtende schreiberInnen haben meist Weiterlesen

liste (73) – flucht

wer lust hat, kann sich diese seite ausdrucken und ausfüllen. ich schlage listen vor, die einem vielleicht einen überblick zu verschiedenen themen der eigenen lebensgeschichte geben können. dieses mal geht es um die „flucht„.

die größten oder weitesten fluchten in meinem leben:

meine schönsten zufluchten:

dinge, die mich flüchten lassen:

situationen, in denen ich jemanden in die flucht geschlagen habe:

wie ich am liebsten vor der realität fliehe:

biografisches schreiben und flucht

auf der welt fliehen tag für tag millionen menschen. sie fliehen vor kriegen, vor bränden, vor umweltverschmutzung, vor armut, vor dem verhungern oder vor unwettern und ihren folgen. das bedeutet oft, alles hinter sich zu lassen, das bis dahin halt gegeben oder vertrautheit hervorgerufen hat. viele menschen versuchen dann noch einmal ganz von vorne anzufangen. mal klappt es, mal nicht.

abgesehen fliehen wahrscheinlich mindestens so viele menschen in ihrem alltag vor der realität. sie fliehen psychisch. sie verdrängen, ignorieren und übersehen das was sich vor ihnen auftut. das kann daran liegen, dass die realtität als bedrohung, als zu schön um wahr zu sein oder als emotional unerträglich erscheint. diese fluchten sind oft nicht sichtbar, die umwelt hat keine ahnung davon. aber die menschen, die der realität entfliehen spüren oft, dass sie dies tun. und doch finden sie keinen anderen weg.

das biografische schreiben bietet die möglichkeit, beide aspekte zu betrachten und für sich selber zu formulieren. die literatur bietet viele beispiel für die körperlichen und geistigen fluchten. es kann etwas beruhigendes und befreiendes haben, seine erlebte, durchlebte oder gerade stattfindende flucht zu beschreiben. war es eine bewusste entscheidung zu fliehen? wurde man vertrieben? kündigte die flucht sich schleichend an? und wie empfand man die situationen, in denen man einen wichtigen halt verlor? wo fand man in solchen momenten halt?

und wenn selbst die körperliche und geistige flucht keine abhilfe schafft, dann begehen manche menschen sogar eine letzte flucht. sie nehmen sich das leben. auch dies kommt häufiger vor, als von vielen vermutet wird. etliche von ihnen hinterlassen noch geschriebene worte, ein letztes biografisches zeugnis, um anderen zu erklären, warum sie diesen schritt getan haben. in diesen momenten offenbart sich am deutlichsten, dass subjektive gründe von anderen nicht immer nachvollziehbar sind, selbst wenn sie beschrieben und erklärt werden.

flucht ist also eine möglichkeit, der ohnmacht über situationen herr zu werden. oft wird sehr spät geflohen, da es eine seltsame vorstellung davon gibt, situationen standhalten zu müssen, sie ertragen Weiterlesen

selbstbefragung (126) – flucht

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die „flucht„.

  • vor was sind sie in ihrem leben geflohen?
  • vor wem sind sie in ihrem leben geflohen?
  • was mussten sie bei ihren fluchten zurücklassen?
  • wann ist für sie flucht sinnvoll? beschreiben sie.
  • wann sind sie in ihrem leben zu spät geflohen?
  • wen oder was haben sie in die flucht geschlagen?
  • wen oder was würden sie in zukunft gern in die flucht schlagen?
  • was denken sie über die flüchtlingspolitik ihres landes?
  • wem oder was würden sie gern länger standhalten?
  • wohin flüchten sie gern?

selbstbefragung (97) – angst

die fragebögen zur selbstbefragung versuche ich unter rubriken zu bündeln. dieses mal geht es um die „angst„.

  • wovor haben sie eigentlich angst? was ist das schlimmste, was passieren könnte?
  • wie oft wurde ihnen früher als erziehungsmittel angst gemacht?
  • welche angst tragen sie heute noch mit sich rum?
  • können sie sich selbst ihre angst nehmen? wie?
  • können sie anderen die angst nehmen? wie?
  • wovor sollten sie wirklich angst haben, haben sie aber bis heute nicht?
  • welche menschen machen ihnen am meisten angst? warum?
  • welche ereignisse machen ihnen am meisten angst? warum?
  • in welchen momenten finden sie ihre angst hilfreich und sinnvoll? warum?
  • wann ergreifen sie die flucht? beschreiben sie.

nabelschau (36)

fremdschämen. eigentlich denkt man, irgendwann hat man sich daran gewöhnt. das muss doch mal klappen, dass man diese sendungen im fernsehen sehen kann, ohne recht schnell umschalten zu müssen. doch das geht nicht. nein, es wird eher schlimmer. von mal zu mal denkt man sich, wie können menschen sich so zum affen machen. man möchte ihnen nicht zusehen, wie sie all ihre selbstachtung über den haufen werfen und sich von jemandem öffentlich beschimpfen oder vorführen lassen.

casting, dschungel, kampfschlösser oder einsame inseln, ja sogar container bieten genug platz für fremdschäm-reize. wie sagte einer der moderatoren und richter in der eigenen werbung? „euern träumen und tränen werde ich ein zuhause geben.“ aua, auuuuaaaa, das hält man doch nicht aus. ein zuhause beschützt und behütet mich, es ist der rückzugsort gegenüber all den anmutungen von außen. doch das hier propagierte zuhause ist kein schutzraum. genau das gegenteil ist der fall.

beim fremdschämen mag es immer der fall sein, dass die personen, die die scham bei einem auslösen, alles gar nicht so tragisch sehen. aber von außen betrachtet möchte man es einfach nicht betrachten. der vorteil vom fernseher: man kann umschalten. im alltag wird das schon schwerer. da merkt man, wie jemand vollständig aus der rolle fällt. da möchte man dazwischen springen und „stopp!“ rufen. doch keine chance, es geht weiter.

in diesen momenten hat man einzig die möglichkeit, den raum oder ort zu verlassen, sich der situation nicht mehr auszusetzen. doch das ist leichter geschrieben als getan. man kann ja menschen nicht einfach stehen lassen. doch man kann schon. Weiterlesen

biografisches schreiben und vorsätze

jeder kann an einen punkt geraten, an dem er sich eigestehen muss, dass es so nicht weitergehen kann. das kommt meist nicht nur einmal im leben vor, sondern wiederholt sich in regelmäßigen abständen. gründe gibt es viele dafür: man möchte vertrauen, glauben, nicht immer der miesmacher sein, gut zu allen sein … . also begibt man sich in situationen, macht etwas, das sich später als ein fehler herausstellt. man findet sich nach einem fiasko im chaos wieder.

dies ist die zeit der guten vorsätze. man möchte von grundauf vieles ändern. dies ist die fähigkeit, die den menschen vom tier unterscheidet: situationen reflektieren zu können und sein handeln daraufhin ändern zu können. auch die änderungen im verhalten bleiben oft genug ergebnisoffen, da man nicht abschätzen kann, wie sich etwas entwickelt. aber änderungen erscheinen sinnvoller, als den status quo beizubehalten.

beim biographischen schreiben sind gerade die umbrüche, die selbstbestimmten veränderungen die interessanten. wie hat ein mensch es geschafft aus einer verfahrenen situation wieder rauszukommen? wie konnte jemand seine sucht los werden? wie konnte jemand die tretmühlen so leicht verlassen?

schauen sie doch einmal bei sich selbst, welche gewichtigen vorsätze sie sich in ihrem leben vorgenommen haben und was aus den folgenden handlungen wurde. würden sie sich als konsequenten menschen bezeichnen? haben sie sich damit gutes getan oder eigentlich nur tiefer in den sumpf begeben? auf welchen reflexionen basierten ihre vorsätze? und vor allen dingen, wie selbstbestimmt waren ihre entscheidungen wirklich?

denn bei genauerer betrachtung kann man oft feststellen, dass nicht reflexionen grundlage der vorsätze und entscheidungen waren, sondern die angst. menschen unterschätzen regelmäßig ihre angst vor der welt da draußen. Weiterlesen

„als hitler das rosa kaninchen stahl“ von judith kerr – ein buchtipp

es gibt jugendbücher und jugendbücher. durch die einen huschen vampire und zauberer, die anderen basieren auf realen ereignissen, arbeiten historie auf und haben einen biografischen charakter. schon 1974 wurde der deutsche jugendbuchpreis an judith kerr für ihr buch „als hitler das rosa kaninchen stahl“ ausgezeichnet. es ist teil einer trilogie, die judith kerr als romane für jugendliche über die flucht mit ihren eltern vor den nazis verfasste.

das buch führe ich als gelungenes beispiel für die verankerung von „erinnerungsgegenständen“ in geschichten oder eben autobiografischen romanen hier an. das rosa kaninchen spielt nicht die hauptrolle in dem roman, aber es ist ein symbol für die kinder, die mit ihren eltern in die schweiz fliehen mussten. ein symbol für die flucht, das zurücklassen der vertrauten welt und der gegenstand hat eine enorme bedeutung, eventuell auch für die autorin, obwohl es sich um einen roman handelt, also auch ein fantasieprodukt.

interessant ist das buch aber noch aus einem anderen grund: hier wird die flucht einer jüdischen familie vor den nazis aus der sicht von kindern geschildert. dabei werden die ereignisse erst stück für stück von den kindern verstanden. das buch zeigt ganz gut, wie schwer die welt der erwachsenen zu verstehen ist, dass kinder eine flucht, eine politische verfolgung ganz anders erleben und sich die welt ihrer eltern erst stück für stück erschließen. doch dass etwas dramatisches geschehen ist, ist ihnen von anfang an bewusst. dies kristallisiert sich auch an dem zurückgelassenen kaninchen heraus. das kaninchen symbolisiert den überstürzten aufbruch.

ein buch, das man auch heute noch jugendlichen empfehlen kann, wenn sie einen einblick in die lebenrealität von verfolgten juden aus kindersicht erhalten möchten. es ist beim ravensburger verlag als taschenbuch erschienen. ISBN 978-3-473-58003-3

was kann kreatives schreiben nicht leisten?

nachdem ich hier die hymne auf das kreative schreiben verfasst hatte, ist es an der zeit einen kritischeren blick auf die möglichkeiten zu werfen. denn kreativität ist eine form des ausdrucks, es ist aber auch eine form, die immer die deutungshoheit den anderen überlässt. kreatives schreiben kann nicht nur positive effekte haben. hier seien ein paar fragwürdigkeiten aufgelistet:

  • das schreiben in metaphern, die umschreibung von situationen und gefühlen, eine schöne sache, in der sich andere wiederfinden können. doch manches bleibt in der uneindeutigkeit hängen. kreatives schreiben ist kein klartext. es gibt aber sehr wohl situationen im leben, in denen klartext notwendig ist.
  • kreatives schreiben kann deshalb auch als fluchthilfe dienen. wenn die angst zu groß ist, eindeutigkeit zu formulieren, lässt sich vieles hübsch verpacken. gleichzeitig lässt es aber die leserInnen im unklaren und übergibt ihnen die aufgabe, das geschriebene zu entschlüsseln. unversehens wurde in diesem moment ein machtverhältnis aufgebaut.
  • ich äußere mich, äußere mich aber nicht wirklich. die aufforderung lautet: strengt euch an, mich zu verstehen. zumindest wenn die texte direkt an bekannte personen gerichtet sind. das kann ein schönes, intimes spiel sein. es kann aber auch ein aufmerksamkeit erheischendes ritual werden. ab diesem moment ist die furcht vor sanktionen zu vermuten. würde ich schreiben, was ich wirklich denke und fühle, muss ich damit rechnen, dass die anderen mich bestrafen.
  • für einen selber kann kreatives schreiben auch der versuch sein, nicht genau hinzuschauen. wenn ich nahegehende erlebnisse in schöne märchen verpacke, dann kann dies eine brücke zu meinem selbst sein, ebenso aber auch ein minenfeld. verdrängung fällt leichter, so lang ich selber nicht offen ausspreche, was mich eigentlich bewegt. auch diese medaille hat wieder zwei seiten. ohne verdrängung könnten menschen gar nicht existieren, selbstschutz ist notwendig, zu viel beiseite geschoben, entfremdet einen aber von den eigenen bedürfnissen.
  • so kann kreatives schreiben auch zu beschwichtigenden „sucht“ werden, wie beinahe alles andere im leben auch. auch das ist erst einmal nicht „schlimm“, da es in diesen momenten notwendig scheint. und doch scheint es sinnvoll, darauf zu achten, wann man nur noch in metaphern kommuniziert und vergisst, dass man eigentlich auch direkt sprechen kann. dies wird einem spätestens dann bewusst, wenn andere signalisieren, dass sie einen nicht mehr verstehen oder wenn die interpretationen der anderen vollständig an dem vorbeigehen, was ich ausdrücken wollte.
  • kreatives schreiben ist erst einmal „nur“ ein ausdruck, es beseitigt nicht die eigentlichen ängste. die ansprüche hat das schreiben auch nicht, wird aber gern so verwendet. um ängste abzubauen, muss ich nicht nur gründe benennen, sondern handlungsmöglichkeiten gedanklich durchspielen und vor allen dingen dann handeln. Weiterlesen

schreibidee (128)

auch wenn heute viele länder gemeinsam ein parlament wählen, zeigt sich bei dem zusammenschluss doch, dass jede region ihre eigenheiten zu bieten hat. diese form der verschiedenheit, die einen zusammenschluss nicht behindert, sondern eher eine große vielfalt bietet, soll dieses mal der schreibanregung dienen. es werden „ländergeschichten“ geschrieben.

der einstieg in dieses thema sollte auf der regionalen ebene beginnen. wenn alle teilnehmerInnen der schreibgruppe aus deutschland kommen sollten, dann sind am anfang erinnerungen an die regionalen eigenheiten zu notieren. was war zum beispiel für die region typisch, welche festivitäten, sehenswürdigkeiten und kulinarischen genüsse bietet die region, in der man aufgewachsen ist? was gefiel oder gefällt einem daran und was mag man nicht? anschließend ist ein text möglichst in mundart über eine regionale begebenheit zu schreiben, an die man sich noch gut erinnert. die geschichten werden sich gegenseitig vorgelesen. sollte jemand aus anderen sprachregionen kommen wird dieser einstieg schwieriger, da geklärt werden müsste, ob andere den text verstehen oder ob er ins deutsche übersetzt werden muss.

anschließend verlässt man das eigene land, in dem man aufgewachsen ist. jetzt ist zu notieren, welche andere land einem am besten gefällt. entweder hat man dort gelebt, lebt dort oder war einmal im urlaub dort. Weiterlesen